Bāguàquán: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Philosophie des ''[[bāguà]]'' wurzelt im [[Daoismus]], unterscheidet sich jedoch von der des ''[[xingyi]]''. Bāguà bedeutet „acht Trigramme“, und dieser Name bezieht sich auf die acht Trigramme des ''yìjīng''. Die Hexagramme des ''yìjīng'' beruhen auf einer Anordnung der fünf kosmologischen Prinzipien (''[[wǔxíng]]''): Feuer, Wasser, Holz, Erde und Metall. Diese sind auch die Grundlagen des ''xingyi''. Erst zu einem späteren Zeitpunkt jedoch entdeckten die Chinesen, dass diese Elemente auch in einem Kreis angeordnet werden konnten (wahrscheinlich zur Zeit der Sun-Dynastie, 960-1279), wodurch die Grundlage für das ''bāguà'' gegründet war. In dieser Kampfkunst beschreiben die Übenden ständig einen Kreis. Hiermit wird symbolisiert, dass alle Dinge der Natur einem ewigen und ununterbrochenen Wandel unterliegen, eine daoistische Philosophie, die die Grundlage für das ''bāguà'' bildet.
 
Die Philosophie des ''[[bāguà]]'' wurzelt im [[Daoismus]], unterscheidet sich jedoch von der des ''[[xingyi]]''. Bāguà bedeutet „acht Trigramme“, und dieser Name bezieht sich auf die acht Trigramme des ''yìjīng''. Die Hexagramme des ''yìjīng'' beruhen auf einer Anordnung der fünf kosmologischen Prinzipien (''[[wǔxíng]]''): Feuer, Wasser, Holz, Erde und Metall. Diese sind auch die Grundlagen des ''xingyi''. Erst zu einem späteren Zeitpunkt jedoch entdeckten die Chinesen, dass diese Elemente auch in einem Kreis angeordnet werden konnten (wahrscheinlich zur Zeit der Sun-Dynastie, 960-1279), wodurch die Grundlage für das ''bāguà'' gegründet war. In dieser Kampfkunst beschreiben die Übenden ständig einen Kreis. Hiermit wird symbolisiert, dass alle Dinge der Natur einem ewigen und ununterbrochenen Wandel unterliegen, eine daoistische Philosophie, die die Grundlage für das ''bāguà'' bildet.
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Das angestrebte Ziel beim ''bāguà'' ist die Überwindung der Form, obwohl sie beim Lernenden im Mittelpunkt steht. Die kämpferische Philosophie des ''bāguà'' besagt, dass ein Mensch, der festgelegte Bewegungen ausführt, durch einen Gegner gefährdet werden kann, der diese Bewegungen kennt. Deshalb lernt der Schüler die Formen, während der Meister dieselben Formen spontan und zufällig ausführt. Sein Handeln ist immer unberechenbar, denn er passt sich der ewig verändernden Situation an. Auf diese Weise wird es auch möglich, die ewigen Wandlungen der Natur im eigenen Selbst zu verstehen.
 
Das angestrebte Ziel beim ''bāguà'' ist die Überwindung der Form, obwohl sie beim Lernenden im Mittelpunkt steht. Die kämpferische Philosophie des ''bāguà'' besagt, dass ein Mensch, der festgelegte Bewegungen ausführt, durch einen Gegner gefährdet werden kann, der diese Bewegungen kennt. Deshalb lernt der Schüler die Formen, während der Meister dieselben Formen spontan und zufällig ausführt. Sein Handeln ist immer unberechenbar, denn er passt sich der ewig verändernden Situation an. Auf diese Weise wird es auch möglich, die ewigen Wandlungen der Natur im eigenen Selbst zu verstehen.
  
Das ''bāguà'' ergänzt sich sehr gut mit dem ''xingyi'' und dem ''tàijíquán'', weswegen es in vielen chinesischen Schulen zusammen mit ihnen gelehrt wird. Xingyi wirkt direkt und linear, ''bāguà'' indirekt und kreisförmig, ''tàijíquán'' in alle Richtungen.
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Das ''bāguà'' ergänzt sich sehr gut mit dem ''xingyi'' und dem ''[[tàijíquán]]'', weswegen es in vielen chinesischen Schulen zusammen mit ihnen gelehrt wird. Xingyi wirkt direkt und linear, ''bāguà'' indirekt und kreisförmig, ''tàijíquán'' in alle Richtungen.
  
 
== Technik ==
 
== Technik ==
Wie bei allen inneren Stilen des chinesischen Kampfkünste (Neijia, Quánfǎ) lernt man auch Bāguàquán als ein hochwirksames Selbstver-teidigungssystem sehr langsam. LU SHUI TIEN ließ seinen Meisterschüler PARK BOK NAM täglich über Stunden den Kreis laufen. Die Vermittlung der Acht Hände dauerte 24 Monate. Die Bewegungen im Bāguàquán sind nicht ganz so weich wie im Taijiquán, aber auch nicht so hart wie im Xingyiquán. Alle Übungssysteme setzen den Hauptakzent im Kultivieren von innerem Qì. Demnach bauen folgende Inhalte auf: Mit der Vermittlung der philosophischen Wurzeln und den moralischen Tugenden im Hinblick auf die Kampfkunst als Weg der Persönlichkeitsentwicklung beginnt der Schüler mit den umfangreichen Schrittechniken, für die das Bāguà berühmt ist. Bevor begonnen wird, im Kreis zu laufen, werden alle Grundschritte (Einwärtsschritt, Auswärtsschritt, Drehschritt, Sprungschritt, sowie vielfältige Kombinationen) in gerader Linie geübt. Körper- und Haltungstechniken werden dann in die Schritte eingefügt. Es folgen Ellbogentechniken, qìgōng (bāguà qìgōng) und Meditation. Erst nach gründlicher Kenntnis dieser Basis beginnt man mit Partnerübungen, wie man sie ähnlich im Taijiquán kennt, Qìnna sowie Kampfstrategie. Alle Techniken werden konsequent links- und rechtsseitig geübt, weswegen das Bāguà zur Schulung der Koordination hervorragend geeignet ist. Die Kampfstrategie betont hauptsächlich, im Sinne des Stils, Kreisbewegungen. Angriff und Abwehr sind im Bāguà gleich wichtig, wobei runde Defensivbewegungen, ähnlich dem Aikido, gewöhnlich zuerst eigesetzt werden, gefolgt von runden Angriffsbewegungen, um den Gegner zu entwurzeln und zu Fall zu bringen. Bāguà eignet sich deshalb für alle Distanzen. Man vermeidet, mit Ausnahme im YĪN FU STIL, hohe Tritte. Statt dessen setzt man auf die umfangreiche und schnelle Schrittechnik, um eine Öffnung beim Gegner zu bewirken oder zu finden. Man bevorzugt die offene Hand gegenüber der Faust. Man kennt Acht Handpositionen (Lao bazhang), die je nach Schule unterschiedlich interpretiert werden.
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Nach dem völligen Beherrschen der Handformen werden Waffen unterrichtet. Alle Waffen gelten als Verlängerung der Hände und Arme. Entsprechend dem System der Bāguà baut man die stilübergreifenden Waffentechniken in einem Bezug zu den Acht Trigrammen (Bāguà) und unterteilt die Formen nochmals in acht Segmente. Die Formen werden zunehmend komplexer, bis die Stufe erreicht ist, wo nicht mehr der Schüler dem Kreis folgt, sondern umgekehrt, der Kreis folgt jetzt dem Schüler. Die acht wichtigsten Waffen des Bāguà sind: Nadel, Halbmondschwert, Messer, Säbel, Stock, Speer, Schwert und Hellebarde.
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Wie bei allen inneren Stilen der [[Chinesische Kampfkunst|chinesischen Kampfkünste]] (''[[nèijiā]]'', ''[[quánfǎ]]'') lernt man auch ''bāguàquán'' als ein hochwirksames Selbstverteidigungssystem sehr langsam. Lu Shui Tien ließ seinen Meisterschüler Park Bok Nam täglich über Stunden den Kreis laufen. Die Vermittlung der Acht Hände dauerte 24 Monate. Die Bewegungen im ''bāguàquán'' sind nicht ganz so weich wie im ''tàijíquán'', aber auch nicht so hart wie im ''[[xíngyìquán]]''. Alle Übungssysteme setzen den Hauptakzent im Kultivieren von innerem ''[[qì]]''.
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Demnach bauen folgende Inhalte auf: Mit der Vermittlung der philosophischen Wurzeln und den moralischen Tugenden im Hinblick auf die Kampfkunst als Weg der Persönlichkeitsentwicklung beginnt der Schüler mit den umfangreichen Schrittechniken, für die das ''bāguà'' berühmt ist. Bevor begonnen wird, im Kreis zu laufen, werden alle Grundschritte (Einwärtsschritt, Auswärtsschritt, Drehschritt, Sprungschritt, sowie vielfältige Kombinationen) in gerader Linie geübt. Körper- und Haltungstechniken werden dann in die Schritte eingefügt. Es folgen Ellbogentechniken, ''[[qìgōng]]'' (''[[bāguà qìgōng]]'') und Meditation. Erst nach gründlicher Kenntnis dieser Basis beginnt man mit Partnerübungen, wie man sie ähnlich im ''tàijíquán'' kennt, ''[[qìnna]]'' sowie Kampfstrategie. Alle Techniken werden konsequent links- und rechtsseitig geübt, weswegen das ''bāguà'' zur Schulung der Koordination hervorragend geeignet ist. Die Kampfstrategie betont hauptsächlich, im Sinne des Stils, Kreisbewegungen. Angriff und Abwehr sind im ''bāguà'' gleich wichtig, wobei runde Defensivbewegungen, ähnlich dem ''[[aikidō]]'', gewöhnlich zuerst eingesetzt werden, gefolgt von runden Angriffsbewegungen, um den Gegner zu entwurzeln und zu Fall zu bringen. Bāguà eignet sich deshalb für alle Distanzen. Man vermeidet, mit Ausnahme im YĪN FU STIL, hohe Tritte. Statt dessen setzt man auf die umfangreiche und schnelle Schrittechnik, um eine Öffnung beim Gegner zu bewirken oder zu finden. Man bevorzugt die offene Hand gegenüber der Faust. Man kennt Acht Handpositionen (Lao bazhang), die je nach Schule unterschiedlich interpretiert werden.
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Nach dem völligen Beherrschen der Handformen werden Waffen unterrichtet. Alle Waffen gelten als Verlängerung der Hände und Arme. Entsprechend dem System der ''bāguà'' baut man die stilübergreifenden Waffentechniken in einem Bezug zu den Acht Trigrammen (''bāguà'') und unterteilt die Formen nochmals in acht Segmente. Die Formen werden zunehmend komplexer, bis die Stufe erreicht ist, wo nicht mehr der Schüler dem Kreis folgt, sondern umgekehrt, der Kreis folgt jetzt dem Schüler.
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Die acht wichtigsten Waffen des ''bāguà'' sind: Nadel, Halbmondschwert, Messer, Säbel, Stock, Speer, Schwert und Hellebarde.
  
 
== Die heutige Situation ==
 
== Die heutige Situation ==

Version vom 21. August 2014, 18:08 Uhr

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste und Karate Kumite<br.>Nachbearbeitet von: Stephanie Kaiser

Bāguàquán (chin.: 八卦拳) bezeichnet daoistisches chinesisches Boxen, das als Folge von Beeinflussungen aus dem älteren xíngyìquán entstanden. Der Stil begründet seine esoterischen Wurzeln auf dem Prinzip der bāguà aus dem yìjīng. Sein kämpferisches Konzept ist vom tàijíquán abgeleitet. Bāguàquán wurde erst um 1790 entwickelt. Es enthält sehr schnelle Kreis- und Drehbewegungen und ebenso schnelle Fußtechniken. Bevorzugt wird jedoch die offene Hand. Bāguàquán zählt zusammen mit tàijíquán und xíngyìquán zu den Systemen der nèijiā („Innere Schulen des quánfǎ“).

Geschichte

Die Daoisten praktizierten schon in alter Zeit rituelle Kreistänze in ihren Klöstern, von denen einige Choreographien erhalten sind. Es ist wahrscheinlich, dass Dong Hai Quán, der mutmaßliche Gründer des bāguàquán (bāguàzhang), diese Praktiken der Daoisten kannte und während des Aufbaus seiner Kunst vom rituellen Kreis ausging, um die einzelnen Techniken einzufügen. Dasselbe ist von den Handformen (laobazhang) zu sagen, die auf altüberlieferte Mudras zurückgehen könnten. Alle seine Schüler hatten bereits vielfältige Erfahrungen in den Kampfkünsten, keiner fing als Anfänger mit bāguàquán an. Da Dong Hai Quán kein System unterrichtete, sondern immer von den jeweiligen Fähigkeiten seiner Schüler ausging, ist es nicht verwunderlich, dass es heute eine unübersehbare Vielfalt an Stilen und Formen gibt. Die Meisterschüler entwickelten das Wissen des Meisters weiter und verschmolzen es mit den Techniken der Stile ihrer Herkunft, ganz im Sinne des yìjīng (auch: I Ging - „Buch der Wandlungen“), wonach einzig die Wandlung es ist, die sich nicht wandelt.

In der Legende heißt es, dass der berühmte Xingyi-Meister Guo Yun Shen den Bāguà-Begründer, Dong Hai Quán, gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu einem Zweikampf herausforderte. Nach einem dreitägigen Kampf wurde Guo besiegt. Danach wurden sie Freunde fürs Leben und unterrichteten ihre Kunst gemeinsam.

Die wichtigsten Stile und ihre Begründer:

Unter bāguàquán sind vier wichtige Stile gegliedert, die nochmals eigene Unterstile enthalten. Der bekannteste und größte von ihnen wird als bāguàzhang bezeichnet und stammt direkt von Dong Hai Quán aus der Provinz Héběi, der ihn im 19. Jahrhudert gründete. Bereits zu seinen Lebzeiten entwickelten sich daraus fünf Unterstile, die von seinen 72 Schülern weitergeführt wurden:

  • Yīn-Stil - Yīn Fu (1842-1911)
  • Cheng-Stil - Chen Ting Hua (1900)
  • Ma-Stil - Ma Wei Chi
  • Song-Stil - Song Chang Rong
  • Liu-Stil - Liu Feng Chun (1853-1922)

Die drei anderen Stile des bāguàquán sind außerhalb Chinas unbekannt. Der erste YīnYáng Bapanzhang, wurde von LI CHENG QÌNG (1830-1900) aus Héběi gegründet und hat wahrscheinlich den gleichen Ursprung wie der Stil von Dong Hai Quán. Der nächste Stil heißt YīnYáng Bāguàzhang und wurde bis zur heutigen Zeit in der Familie Tian aufbewahrt. Er wurde von Tian Ru Hong (16. Jahrhundert) aus Héběi gegründet, der von den Kampfkünsten aus Sichuan (Sichuan Wushu) beeinflusst wurde. Der letzte Stil wurde von Liu Yu Long, ebenfalls aus Héběi, gegründet der von den Stilen aus Shandong (Shandong Wushu) beeinflusst wurde.

Philosophie

die bāguà(八卦)

Die Philosophie des bāguà wurzelt im Daoismus, unterscheidet sich jedoch von der des xingyi. Bāguà bedeutet „acht Trigramme“, und dieser Name bezieht sich auf die acht Trigramme des yìjīng. Die Hexagramme des yìjīng beruhen auf einer Anordnung der fünf kosmologischen Prinzipien (wǔxíng): Feuer, Wasser, Holz, Erde und Metall. Diese sind auch die Grundlagen des xingyi. Erst zu einem späteren Zeitpunkt jedoch entdeckten die Chinesen, dass diese Elemente auch in einem Kreis angeordnet werden konnten (wahrscheinlich zur Zeit der Sun-Dynastie, 960-1279), wodurch die Grundlage für das bāguà gegründet war. In dieser Kampfkunst beschreiben die Übenden ständig einen Kreis. Hiermit wird symbolisiert, dass alle Dinge der Natur einem ewigen und ununterbrochenen Wandel unterliegen, eine daoistische Philosophie, die die Grundlage für das bāguà bildet.

Im bāguà liegt der Schwerpunkt auf den Ausweichaktionen und der Ausnutzung der gegnerischen Kraft zum eigenen Vorteil. Das Kampfkunstelement ist im bāguà jedoch nicht offensichtlich und bleibt stets im Hintergrund verborgen. Der philosophische Inhalt des Stils beruht auf der Philosophie des Yīn/Yáng und der ewigen Veränderung. Am Beispiel des Daseins selbst lernt der Schüler des bāguà, sich im ewigen Fluss der Veränderung zu bewegen und mit dem Strom der Dinge mitzugehen (Dao).

Das angestrebte Ziel beim bāguà ist die Überwindung der Form, obwohl sie beim Lernenden im Mittelpunkt steht. Die kämpferische Philosophie des bāguà besagt, dass ein Mensch, der festgelegte Bewegungen ausführt, durch einen Gegner gefährdet werden kann, der diese Bewegungen kennt. Deshalb lernt der Schüler die Formen, während der Meister dieselben Formen spontan und zufällig ausführt. Sein Handeln ist immer unberechenbar, denn er passt sich der ewig verändernden Situation an. Auf diese Weise wird es auch möglich, die ewigen Wandlungen der Natur im eigenen Selbst zu verstehen.

Das bāguà ergänzt sich sehr gut mit dem xingyi und dem tàijíquán, weswegen es in vielen chinesischen Schulen zusammen mit ihnen gelehrt wird. Xingyi wirkt direkt und linear, bāguà indirekt und kreisförmig, tàijíquán in alle Richtungen.

Technik

Bagua1.png

Wie bei allen inneren Stilen der chinesischen Kampfkünste (nèijiā, quánfǎ) lernt man auch bāguàquán als ein hochwirksames Selbstverteidigungssystem sehr langsam. Lu Shui Tien ließ seinen Meisterschüler Park Bok Nam täglich über Stunden den Kreis laufen. Die Vermittlung der Acht Hände dauerte 24 Monate. Die Bewegungen im bāguàquán sind nicht ganz so weich wie im tàijíquán, aber auch nicht so hart wie im xíngyìquán. Alle Übungssysteme setzen den Hauptakzent im Kultivieren von innerem .

Demnach bauen folgende Inhalte auf: Mit der Vermittlung der philosophischen Wurzeln und den moralischen Tugenden im Hinblick auf die Kampfkunst als Weg der Persönlichkeitsentwicklung beginnt der Schüler mit den umfangreichen Schrittechniken, für die das bāguà berühmt ist. Bevor begonnen wird, im Kreis zu laufen, werden alle Grundschritte (Einwärtsschritt, Auswärtsschritt, Drehschritt, Sprungschritt, sowie vielfältige Kombinationen) in gerader Linie geübt. Körper- und Haltungstechniken werden dann in die Schritte eingefügt. Es folgen Ellbogentechniken, qìgōng (bāguà qìgōng) und Meditation. Erst nach gründlicher Kenntnis dieser Basis beginnt man mit Partnerübungen, wie man sie ähnlich im tàijíquán kennt, qìnna sowie Kampfstrategie. Alle Techniken werden konsequent links- und rechtsseitig geübt, weswegen das bāguà zur Schulung der Koordination hervorragend geeignet ist. Die Kampfstrategie betont hauptsächlich, im Sinne des Stils, Kreisbewegungen. Angriff und Abwehr sind im bāguà gleich wichtig, wobei runde Defensivbewegungen, ähnlich dem aikidō, gewöhnlich zuerst eingesetzt werden, gefolgt von runden Angriffsbewegungen, um den Gegner zu entwurzeln und zu Fall zu bringen. Bāguà eignet sich deshalb für alle Distanzen. Man vermeidet, mit Ausnahme im YĪN FU STIL, hohe Tritte. Statt dessen setzt man auf die umfangreiche und schnelle Schrittechnik, um eine Öffnung beim Gegner zu bewirken oder zu finden. Man bevorzugt die offene Hand gegenüber der Faust. Man kennt Acht Handpositionen (Lao bazhang), die je nach Schule unterschiedlich interpretiert werden.

Nach dem völligen Beherrschen der Handformen werden Waffen unterrichtet. Alle Waffen gelten als Verlängerung der Hände und Arme. Entsprechend dem System der bāguà baut man die stilübergreifenden Waffentechniken in einem Bezug zu den Acht Trigrammen (bāguà) und unterteilt die Formen nochmals in acht Segmente. Die Formen werden zunehmend komplexer, bis die Stufe erreicht ist, wo nicht mehr der Schüler dem Kreis folgt, sondern umgekehrt, der Kreis folgt jetzt dem Schüler.

Die acht wichtigsten Waffen des bāguà sind: Nadel, Halbmondschwert, Messer, Säbel, Stock, Speer, Schwert und Hellebarde.

Die heutige Situation

Viele der einzelnen Stile und überlieferten Formen haben sich in China und vor allem in Taiwan erhalten. Über LU SHUI TIEN kam das Bāguà nach Korea, über WANG SHU CHIN nach Japan. Die Situation im westlichen Ausland ist schwierig einzuschätzen. Während es hervorragende Lehrer in Nordamerika gibt und dort bereits 1972 ein erstes Lehrbuch über Bāguà von ROBERT W. SMITH erschien, ist die Situation im deutsch-sprachigen Raum ungleich ungünstiger. Es fehlen nicht nur die Lehrer, die über viele Jahre im Bāguà geschult sind und die höheren Stufen der Qì-Entwicklung verwirklicht haben, es fehlen auch die grundlegenden Übersetzungen der theoretisch-philosophischen Überlieferungen, wie sie in englischer Sprache bereits seit Jahren vorliegen. Es besteht bislang nur ein kleiner Kreis an Bāguà-Schülern in Deutschland, der einem riesigen Kreis von Taijiquán-Interessierten gegenübersteht. Die Situation im fremdsprachigen europäischen Ausland ist noch unsicherer, weil nur spärliche Kontakte untereinander vorhanden sind. Dies ist unverständlich, da Bāguà zu den ästhetisch reizvollsten chinesischen Kampfkunstsystemen gehört, ohne die kampfrelevanten Substanzen verloren zu haben. Bleibt zu hoffen, dass Bāguà, wenn auch langsam, den Weg nach Europa finden wird.

Studien Informationen

Siehe auch: Quánfǎ | Shǎolín quánfǎ | Nèijiā

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2014.

JOHNSON JERRY ALLAN & CRANDALL JOSEPH - Classical Pa Kua Chang Fighting Systems and Weapons, Johnson/Crandall 1990, LEE YĪNG ARNG - Pa Kua Chang for Self-Defense, Unicorn Press 1972, LIANG SHOU YU & YÁNG JWING MING & WU WEN CHING - Bāguàzhang (Emei Bāguàz-hang), YMAA 1994, LUO DE XIU - The Principles of Ba Gua Zhang Fighting, High View Publication 1993, SMITH ROBERT & PITTMAN ALLEN - Pa Kua Eight-Trigram Boxing, Tuttle Company 1990, SMITH ROBERT - Pa Kua Chinese Boxing und Self Defense, Kodansha 1967, PARK BOK NAM & MILLER DAN - The Fundamentals of Pa Kua Chang, High View Publications 1993.