Buraku

Aus Budopedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Als buraku (部落) wurden im japanischen edo jidai (1603-1868) von der Gesellschaft abgegrenzte Wohngebiete bezeichnet, in denen Angehörige einer als minderwärtig eingestuften Bevölkerungsgruppe (burakumin 部落民) lebten. Die burakumin waren eine von der ofiziellen Edo-Gesellschaft (shinōkōshō) ausgeschlossene Volksgruppe (Paria) und lebten in gesellschaftlich isollierten Gebieten.

Burakumin - die Ausgestoßenen

Die burakumin bezeichnen Ausgestoßene (Paria) aus der japanischen Gesellschaft. Ihre Entstehung ist frühgeschichtlich bedingt und begann bereits im japanischen Altertum (kodai, 250-1192) mit den Einwanderungswellen aus Korea und durch die japanischen Eroberung der „Barbaren im Norden“ ainu. Die Volksgruppen der Koreaner und der Ainu werden von den Japanern bis heute nicht in die Gesellschaft integriert und zählen zu den Minderheiten. Da sie nie am japanischen Leben teilnehmen durften, übten sie oft jene Berufe aus, die in der Kategorie der buraku klassifiziert werden.<br.>Aber auch Japaner konnten den buraku angehören vor allem wenn sie „unreine“ Buraku-Berufe ausübten, die mit der „rituellen Reinheit“ der buddhistischen und shintōistischen Ansichten der Japaner nicht vereinbar waren. Dies bezog sich vor allem auf Berufe, die mit dem Tod zu tun hatten (Henker, Leichenwäscher, Totengräber, Schlächter, Gerber, Metzger aber auch verwandte Berufe wie Trommelhersteller oder Strohsandalenhersteller). Alle Handwerker, die tierische Produkte verarbeiteten, fielen in diese Kategorie.

Entwicklung im Edo jidai

Der erste shōgun des edo jidai (1603-1868), Tokugawa Ieyasu, organisierte die japanische Gesellschaft in vier hauptsächliche Stände (shinōkōshō), die das Gerüst der Gesellschaft bildeten. Darauf folgten mehrere Unterstände (Japanische Randgruppen), wie kuge - Höflinge, rōnin - herrenlose Krieger, - Priester, u.a.<br.>Die buraku (burakumin) erhielten jedoch keinen gesellschaftlichen Status und wurden vom Tokugawa-Shōgun als Volksgruppe nicht anerkannt. Obwohl die Gesellschaft definitiv von ihren Dienstleistungen abhängig war, galten sie als Ausgestoßene (Paria) und wurden im edo jidai als solche gesetzlich festgeschrieben.<br.>Hauptsächlich ihre Berufe führten schließlich zur gesellschaftlichen Diskriminierung ihres Standes. Man unterteilte sie in die Stufen eta (Unreine) und hinin (Nichtmenschen):

  • Eta (穢多) - wörtlich „viel Schmutz“,
  • Hinin (非人) - wörtlich „Nicht-Mensch“,

Die Biographie der burakumin und ihrer Nachfahren ist bis heute nachvollziehbar. Insbesondere deshalb, weil in Japan die Berufe erblich waren und es bereits seit dem Mittelalter Melderegister (koseki) für Berufe gibt, in denen der Einzelne zum Zweck seiner weiteren Berufsbestimmung vorprogrammiert wurde. Dadurch können die burakumin auch heute jederzeit identifiziert werden. Das verfestigte die Diskriminierung, die sich auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens erstreckte: Die Menschen mussten in bestimmten Ortschaften (Buraku) leben, ihre Kinder durften keine normale Schule besuchen, es gab besondere Tempel zur Ausübung ihrer Religion, sie durften die Häuser von „Normalbürgern“ nicht betreten, kein Essen annehmen und nicht im Gemeindewald Holz sammeln. Außerdem wurde ihnen nur das ärmlichste Land zum Anbau zur Verfügung gestellt.

Weitere Entwicklung

Die burakumin und ihre Nachfahren werden als Ausgestoßene (Paria) bis heute weitgehend diskiminiert.<br.>Insbesondere deshalb, weil in Japan die Berufe erblich waren und es bereits seit dem Mittelalter Melderegister (koseki) für Berufe gibt, in denen der Einzelne zum Zweck seiner weiteren Bestimmung vorprogrammiert wurde. Dadurch können die burakumin auch heute jederzeit identifiziert werden. Das verfestigte die Diskriminierung, die sich auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens erstreckte: Die Menschen mussten in bestimmten Ortschaften (Buraku) leben, ihre Kinder durften keine normale Schule besuchen, es gab besondere Tempel zur Ausübung ihrer Religion, sie durften die Häuser von „Normalbürgern“ nicht betreten, kein Essen annehmen und nicht im Gemeindewald Holz sammeln. Außerdem wurde ihnen nur das ärmlichste Land zum Anbau zur Verfügung gestellt.

Obwohl 1871 ein so genannter „Befreiungserlass“ die burakumin offiziell mit den Normalbürgern (平民 heimin) gleichstellte, gingen die Diskriminierungen weiter. Zum Beispiel bürgerte sich für sie die Bezeichnung shin-heimin (新平民, Neubürger) ein, die in ähnlicher Weise wie burakumin abwertet.

Gegenwärtig wird die Zahl von Burakumin-Nachfahren auf etwa zwei bis drei Millionen und die Zahl ehemaliger Buraku-Gebiete auf 5.000 bis 6.000 geschätzt.

Im Deutschen wird für Burakumin oft nur Buraku verwendet.

Im Jahr 1922 gründeten etwa 2.000 Burakumin-Abgeordnete im Okazaki-Park von Kyōto die heute noch aktive Zenkoku-Suiheisha-Bewegung, eine nationale Bewegung zur Emanzipation der Burakumin.

Situation in der Gegenwart

Die Nachfahren der Burakumin haben auch heute noch Schwierigkeiten im gesellschaftlichen Leben Japans, zum großen Teil wegen der noch bestehenden Register, die bis 1976 öffentlich einsehbar waren und über Generationen die Familiennamen und die Herkunft enthalten.

Im Jahr 1947 verbot das japanische Gesundheits- und Wohlfahrtsministerium den Arbeitgebern, von Stellenbewerbern einen Registerauszug zu verlangen. Personalabteilungen größerer Unternehmen führen jedoch auch heute noch illegale Listen, die auf den offiziellen Melderegistern beruhen und die ehemals den Burakumin vorbehaltenen Siedlungen und Wohngegenden aufzeigen. Bewerber können daher leicht aufgrund ihres Geburtsortes als Burakumin identifiziert werden. Auch bei ehelichen Verbindungen kommt es immer noch zu Diskriminierungen. Nach Angaben der Buraku Liberation League (BLL; Vorlage:Lang, buraku kaihō dōmei) bilden sie in einigen Gemeinden sogar die Mehrheit, z. B. mehr als 70 % in Yoshikawa (heute Kōnan) in der Präfektur Kōchi und mehr als 60 % in Ōtō in der Präfektur Fukuoka (jeweils Stand: 1993).


Zusetsu.

Da auch der Familienname Auskunft über die Herkunft geben kann, ist es den Nachfahren der Burakumin seit einigen Jahren erlaubt, ihren Namen zu ändern.

Die BLL erzielte bereits große Erfolge im Kampf gegen die Diskriminierung, sieht sich aber auch wegen ihrer rigiden Methoden wie dem kyūdan tōsō (Vorlage:Lang), einer Art Schauprozess, in der Kritik.

Im Jahr 2008 nahm der Online-Dienst Google Maps historische Karten japanischer Städte in sein Angebot auf. Da auf einigen dieser Karten ehemalige Buraku-Gebiete gekennzeichnet waren, deren frühere Lage ohne großen Aufwand und ohne historische Erläuterung auf heutige Stadtgebiete projiziert werden konnte, führte dies in Japan zu Protesten wegen möglicher Diskriminierung. Über diese Proteste wurde zwar im Internet und in der ausländischen Presse berichtet, nicht jedoch in den japanischen Medien. Google Maps entfernte bald darauf die beanstandeten Kennzeichnungen aus den betroffenen Karten.

Studien Informationen

Siehe auch: Japanische Gesellschaft | Japanische Volksgruppen | Japanische Randgruppen | Japanische Minderheiten | Paria

Literatur

  • Hubertus Kanus: Unter dem Joch der Tradition. Merian (11) 1980.
  • Human Rights Research Institute: Kyō no Buraku Sabetsu, Kakuchi no Jittai Chōsa Kekka yori. Buraku Liberation and Human Rights Research Institute, 1997.

Weblinks

120px-Qsicon Ueberarbeiten.svg.png Der Inhalt dieser Seite ist nicht vollständig und muss überarbeitet werden.