Chihō

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Chihō (地方) bedeutet Gegend, Umgebung, Gebiet, Region, Land (chi - Erde, Grund, Land, Lage; - Richtung, Seite). Chihō ist die Bezeichnung für die ursprünglichen acht (1+7) geographischen Regionen Japans, die im Altertum (古代 kodai, ca. 300-1192) das Land-Verwaltungssystem (gokishichidō) nach der ersten Gesetzgebung (ritsuryō) Japans organisierten. Die alten chihō bestanden zunächst aus einer Hauptstadtregion (kinai, 畿内) und sieben Fernregionen (shichidō, 七道) innerhalb derer sich die Provinzen (kuni) befanden. Im Mittelalter (中世 chūsei, 1192-1603) veränderten sich die Grenzen der Regionen (chihō) und der Provinzen (kuni) andauernd, im meiji jidai (ab 1868) wurde das Konzept von dem neuen Verwaltungssystem der 47 Präfekturen (todōfuken) abgelöst. Offiziell wurden die Regionen nicht abgeschafft sondern bezeichnen noch heute ethnische, geographische und kulturell zusammenhängende Gebiete.

Altertum

Das alte Verwaltungssystem der Regionen (chihō) wurde bereits im asuka jidai (538-710) durch die erste Gesetzgebung (ritsuryō) gegründet und damals gokishichidō genannt. Das System überdauerte das gesamte japanische Altertum (kodai, ca. 300-1192) und bezeichnete in der Kaiserzeit (teisei) die kaiserliche Verwaltung des Landes, mit den Regionen (chihō) als höchste Verwaltungseinheiten, in denen sich untergeordnet die Provinzen (kuni) und deren Verwaltungsbezirke (gun) organisierten.<br.>Der Begriff gokishichidō bezeichnet in der Gesetzgebung des 7. Jahrhunderts (ritsuryō) zunächst die fünf inneren Provinzen der Hauptstadtregion (kinai) und zusätzlich weitere sieben Fernstraßen, die die äußeren Regionen (chihō) des Reiches mit der Hauptstadt verbanden. Das umliegende Gebiet dieser Verbindungswege zur Hauptstadt wurde zunehmend mehr zu regionalen Territorien erklärt in denen sich im heian jidai zunächst 68 Provinzen (kuni) gruppierten.

Innere Region

  • Kinai (畿内) - die Hauptstadtregion ist das ursprüngliche Kernland Japans und umfasste im Altertum die sogenannten inneren fünf Provinzen:
Kinai - Hauptstadtregionen

die fünf „inneren“ Provinzen der Hauptstadt

  • Yamato (大和国) - Kernland des jap. Kaiserreiches
  • Yamashiro (山城国) - erweitertes Kernland Japans
  • Settsu (摂津国)- Ländereien von Ōsaka
  • Kawachi (河内国)- unter dem Einfluss von Settsu
  • Izumi (和泉国)- unter dem Einfluss von Settsu
  • Kinki (近畿) - später erweiterte sich der Begriff auf die umliegenden Hauptstadtgebiete kinki (nahe der Hauptstadt) und fasst die heutige Kulturregion Kansai um die Städte Kyōto, Ōsaka und Kobe zusammen.

Äußere Regionen

  • Shichidō (七道) - „sieben Wege“ nannte man ürsprünglich die sieben Verbindungsstraßen des Hauptstadtgebietes (kinai) zu den äußeren Regionen des Reiches. Ausgangspunkt zu den äußeren Regionen war stets das Gebiet der Hauptstadt (kinai). Die shichidō bezeichneten im japanischen Altertum nicht nur die Straßen selbst, sondern gleichzeitig auch die geographischen Regionen zu denen die Straßen hinführten. Die dort existierenden ländlichen Regionen (chihō) bestanden aus Provinzen (kuni), die man nach der Dichte ihrer Bevölkerung entsprechend der Größe ihrer gun einteilte. Im frühen Mittelalter (chūdai) kam die achte Region Hokkaidō hinzu.<br.>Sieben Fernwege (shichidō) verbanden das Hauptstadtgebiet mit den entlegenen gleichnamigen Provinzen. Nach dem gokishichidō (Landaufteilung Japans zwischen, 604-1192) wurden sie wie folgt organisiert:
Shichidō - sieben Fernstraßen

die sieben „äußeren“ Fernstraßen-Regionen

später hinzu kam

Mittelalter

Im frühen Mittelalter (chūsei, 1192-1603) wurde die Nordinsel Hokkaidō erschlossen, doch die Regionen (chihō) verloren unter dem shōgun zunehmend ihre Bedeutung als Verwaltungseinheiten, da die Provinzen (kuni), durch die zunehmende Verselbständigung ihrer Lehnesfürsten (daimyō) immer mehr an Macht gewannen. Der Grund dafür war die Machtübernahme (1192) durch die Militärregierung des shōgun, mit dem Beginn des kamakura jidai.<br.>Die Verschiebung der Machtverhältnisse vom tennō (Kaiser) zum shōgun (Militärdiktator) veränderte vor allem auch die verwaltungsmäßige Aufteilung des japanischen Landes. Im Laufe der mittelalterlichen Shōgun-Herrschaft wurden die Regionen (chihō) als übergeordnete Verwaltungseinheiten abgeschafft und weitgehend durch die Kompetenz der Provinzen (kuni) ersetzt.<br.>Im sengoku jidai (1467-1568) war die dominante Herrschaft der Lehensfürsten (daimyō) in den Provinzen nicht mehr zu ignorieren und schließlich wurden die Provinzen (kuni) im Momoyama-Azuchi jidai (1568-1600) von dem amtierenden Militärdiktator Hideyoshi Toyotomi als han (Lehen der daimyō) etabliert. In der Frühmoderne (kinsei, 1573-1867) wurden von den Tokugawa-Shōgunen die han als han baku beibehalten. Die Regionen (chihō) hatten keine administrative Bedeutung mehr und bezeichneten lediglich Landesgebiete.

Chihō - heutige Regionen

die acht heutigen Regionen

  • Hokkaidō (北海道) - nördliche Insel Japans
  • Tōhoku (東北) - im Norden von Honshū
  • Kantō (関東) - im Osten von Honshū
  • Chūbu (中部)- Zentral-Honshū
- Hokuriku (北陸) - Nordwesten von Honshū
- Kōshinetsu (甲信越) - Nordosten von Honshū)
- Shinetsu (信越) - Kōshinetsu ohne Yamanashi
- Chūō-kochi (中央高地) - Zentral-Chūbo
- Tōkai (東海) - Süd-Chūbo
  • Kinki (近畿) - West-Zentral-Honshū
  • Chūgoku (中国) - West-Honshū
  • Shikoku (四国) - südöstliche Insel
  • Kyūshū (九州) - südwestliche Insel

Moderne (Kindai)

Beginnend mit dem meiji jidai (1868) wurde das Verwaltungssystem der han durch die 47 Präfekturen (todōfuken) abgelöst. Das geographische Territorium des japanischen Inselstaates erhielt sich im Gedächtnis der Japanern und besteht auch heute noch aus acht Regionen (chihō). Mehrfach wurden ihre Grenzen verändert und neue Einteilungen vorgenommen, doch kehrte manimmer wieder zu dem alten System des gokishichidō zurück. In diese „gefühlte“ Gebietseinteilung Japans fügen sich die politischen Verwaltungszentren der modernen 47 Präfekturen wie folgt:

8 Regionen und 47 Präfekturen
  • Hokkaidō (北海道) - Nord-Insel Japans
- Präfektur Hokkaidō
  • Tōhoku (東北) - im Norden von Honshū
- Präfektur Aomori
- Präfektur Iwata
- Präfektur Miyagi
- Präfektur Akita
- Präfektur Yamagata
- Präfektur Fukushima
  • Kantō (関東)- im Osten von Honshū
- Präfektur Ibaraki
- Präfektur Tochigi
- Präfektur Gunma
- Präfektur Saitama
- Präfektur Chiba
- Präfektur Tōkyo
- Präfektur Kanagawa
  • Chūbu (中部) - Zentral-Honshū
- Präfektur Niigata
- Präfektur Toyama
- Präfektur Ishikawa
- Präfektur Fukui
- Präfektur Yamanashi
- Präfektur Nagano
- Präfektur Gifu
- Präfektur Shizuoka
- Präfektur Aichi
  • Kinki (近畿) - im Westen von Honshū
- Präfektur Mie
- Präfektur Shiga
- Präfektur Kyōto
- Präfektur Ōsaka
- Präfektur Hyōgo
- Präfektur Nara
- Präfektur Wakayama
  • Chūgoku (中国) - in der Mitte von Honshū
- Präfektur Tottōri
- Präfektur Shimane
- Präfektur Okayama
- Präfektur Hiroshima
- Präfektur Yamaguchi
  • Shikoku (四国) - Insel im Südosten Japans
- Präfektur Tokushima
- Präfektur Kagawa
- Präfektur Ehime
- Präfektur Kochi
  • Kyūshū (九州) - Insel im Süden Japans
- Präfektur Fukuoka
- Präfektur Saga
- Präfektur Nagasaki
- Präfektur Kumamoto
- Präfektur Ōita
- Präfektur Miyazaki
- Präfektur Kagoshima
- Präfektur Okinawa

Studien Informationen

Siehe auch: Ritsuryō | Kinki | Kinai | Kuni | Liste der japanischen Regionen

Literatur

Weblinks

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