Dàojiào

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Stephanie Kaiser

Dàojiào (chin.: 道教) auch tao chiao, ist die „Schule/Lehre (jiā - 家) des Weges (dào - 道)“ und die chinesische Bezeichnung für den religiösen, volkstümlichen Daoismus.

Die volkstümliche Variante des Daoismus entwickelte sich ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. und hat mit dem ursprünglichen philosophischen Konzept (dàojiā) nur noch wenig zu tun. Ein bedeutender Inhalt ist der Glaube an viele Götter und an den zum Gott erhobenen Láozī, Magie, Zauber und Riten sind feste Bestandteile. Man benutzte früher auch die Praktiken des wàidān (外 丹 – „äußerer Zinnober, äußeres Elixier“) und versuchte übernatürliche Kräfte zu entwickeln.

Zum volkstümlichen Daoismus werden alle Schulen und Richtungen gezählt, die die Erlangung der Unsterblichkeit (changshengbusi) zum Ziel haben. Die frühen Daoisten suchten die Harmonie und Einheit mit der Natur durch ähnliche Praktiken wie das chán (es wird vermutet, dass das chán erst durch die Kombination zwischen Buddhismus und Daoismus entstand). Da das Verhalten und die Lebensweise dieser Menschen dem einfachen Volk unbegreiflich war, entstanden immer mehr Legenden über die „geheimen Praktiken“. Diese Legenden wurden mit Naturgottheiten vermischt, und so entstand der volkstümliche Daoismus.

Die wichtigsten volkstümlich daoistischen Schulen sind: Innere Gottheiten Hygiene-Schule, Fünf Scheffel Reis Daoismus, Weg des höchsten Friedens (taipingdao), Schule des Magischen Juwels, Weg der Rechten Einheit und Verwirklichung der Wahrheit. Die Übungen, die zur Erlangung der Unsterblichkeit angesetzt wurden, nennt man yángxíng („das Lebensprinzip nähren“). Sie erstrecken sich über Methoden der Meditation, inneres und äußeres Elixier (nèidān und wàidān), Atemübungen (taixi), Gymnastik (dǎoyǐn und qìgōng), sexuelle Praktiken (fangzhongshu) und Enthaltsamkeit von Körnerfrüchten (bigu). Viele reichhaltige Erfahrungen dieser Übungen findet man im qìgōng wieder, Teil dessen auch die Kampfkünste sind.

Die volkstümliche Richtung, die ihre Wurzeln zum großen Teil im alten Volkskult hat, entwickelte sich aus der Philosophie des Láozī und des Zhuāngzǐ. Aus der bereits damals bekannten Hygiene-Schule stammen die Atem- und Gymnastikübungen. Dazu kamen verschiedene magische Praktiken (z.B. die Lehre über die fünf Elemente (wǔxíng - 五行), die die Suche nach der Unsterblichkeit anregte). Besonders wichtig in der Entstehung des volkstümlichen Daoismus war die Suche nach der Insel im Osten, wo der Pilz der Unsterblichkeit wachsen sollte. Die mystische Insel im Ostchinesischen Meer, pénglái (蓬莱 - in der chinesischen Mythologie der Inbegriff von Glückseligkeit), auf der nach Auffassung der Daoisten die Unsterblichen (xiān - 仙) wohnen sollten, wurde bereits in vorchristlicher Zeit von vielen Expeditionen gesucht. Die erste, die den „Pilz der Unsterblichkeit“ suchen sollte, zog im 4. Jahrhundert v.Chr. in die Meere und kam, wie viele andere Expeditionen danach, nicht mehr zurück. Heute gilt als erwiesen, dass einige dieser Expeditionen nach Okinawa (Ursprungsland des karate) kamen, wo sie danach blieben und die Kultur des Landes reichhaltig beeinflussten.

Ungefähr zwischen 220 und 120 v.Chr. vermischten sich die Lehren der einzelnen Strömungen. Dies ging von der Entstehung der Magier (fangshi, daoshi) aus, durch die das philosophische Prinzip des dào im Volksglauben allmählich als persönliche Gottheit aufgefasst wurde. Zu Anfang der Zeitrechnung wurde die erste daoistische Kirche gegründet, die „Innere Gottheiten Hygiene-Schule“. Láozī wurde darin in Verschmelzung mit dem mystischen „Gelben Kaiser“ (Huáng Dì) in der späteren Han-Dynastie (165 n.Chr) zum Gott. Daraufhin wurde von Zhāng Dàolíng eine organisierte daoistische Sekte („Fünf Scheffel Reis Daoismus“, wudaonian) gegründet, die den eigentlichen Volkskult auszumachen begann und deren Priestertradition sich bis heute weitervererbt hat. Danach entstand die „Schule des Weges des höchsten Friedens“ unter Zhāng Jué. Die Mitglieder, die „Gelben Turbane“, rebellierten gegen die Regierung. Beide Schulen beinhalteten magische Praktiken, durch die sie im Volk Krankheiten zu heilen versuchten, was sie zu einer großen Popularität brachte.

In den folgenden Jahrhunderten gab es in den daoistischen Richtungen sowohl Tendenzen der Vereinigung als auch der Reformation. Es entstand ein Vielzahl von wertvollen Schriften, besonders über Alchimie, Medizin und Magie. Erst im Jahre 444 n.Chr. wird bei der nördlichen Wei unter dem Einfluss von Kou Qianzhi der Daoismus offiziell anerkannt und gefördert. Es wurde die Schule „Südlicher Weg der himmlischen Meister“ gegründet, während die andere Schule „Nördlicher Weg der himmlischen Meister“ benannt wurde. Als Religion aber ist der Daoismus keineswegs zu verstehen gewesen. Je nach Geschmack des Herrschers wurde eine Philosophie gefördert oder verboten.

Dies war der Zeitpunkt, an dem Bodhidharma im Shǎolín-Kloster (shǎolínsì - 少林寺) eintraf. Beide Lehren begannen sich gegenseitig zu bereichern, denn beide hatten ein großes Potenzial an Praktiken und Übungen der Selbsterfahrung (qìgōng, quánfǎ). Teile der chinesischen daoistischen Lehre wurden zusammen mit ihren Übungen in das sich heranbildende chán des Shǎolín-Klosters übernommen und dort weiterentwickelt. Das Chan begann sich im Shǎolín-Kloster zu formen und sich als eigenständige Richtung zu entwickeln. Die verschiedenen Übungen, die es enthielt, ähnelten sehr dem daoistischen qìgōng.

Die südliche und die nördliche Schule des Daoismus begannen gegen Ende der Sung-Dynastie miteinander zu verschmelzen. Daraufhin entstanden viele kleine Strömungen mit verschiedenen (hauptsächlich daoistischen und buddhistischen) Einflüssen. Sie enthielten sehr verschiedene praktische Übungen (Yangxing), wie Meditation, Atmung, Bewegung, Massage, sexuelle Praktiken, Askese u.a. Das tàijíquán (太极拳 / 太極拳) ist eng mit ihnen verbunden. Alle wurzelten sie in der Vorstellung des dào und des yīn und yáng. Die inneren Schulen der Kampfkünste (nèijiā - 内家) schöpften ihr spirituelles Wissen aus diesen Richtungen, während die Weiterentwicklung der Shǎolín-Linie (äußere Schulen: wàijiā - 外家) sich intensiver an den chán -buddhistischen Inhalten orientierten.

Wichtige Elemente der daoistischen Praktiken sind Wunderheilungen, physische und geistige Alchimie und Diät, Meditation, Atemübungen, Gymnastik usw. Verlängerung des Lebens suchte man auch im Unsterblichkeitselixier. Meditation, Atemübungen und Askese stellten den Kontakt mit übernatürlichen Wesen her. Durch den Kontakt mit dem Buddhismus entwickelte sich auch im Daoismus das Mönchstum (auch Nonnen). Die Praktiken fanden weite Verbreitung im Volk, da aufwendige Zeremonien durchgeführt wurden: Fastenfeste, kollektive Beichten und Rituale zur Verehrung von Gottheiten usw.

Studien-Informationen

Siehe auch: Daoismus | Dàojiā |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.