Dāntián: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Techniken werden von dem unteren ''dāntián'' (''xià dāntián'') aus koordiniert, von dem die Kampfkraft ausgeht. Über bestimmte Schlüssel1punkte an Händen und Füßen kann das ''qì'' in die Technik übertragen werden und diese in ihrer Wirkung vielfach verstärken. Durch Konzentration und Gedankenführung wird es an jede beliebige Stelle des Körpers bewegt und verstärkt dort die Handlung. Um dies zu ermöglichen, geht die Aufmerksamkeit (''[[chūi]]'') immer der Technik voraus. So wird das ''dāntián'' auch mit Autosuggestion und Vorstellungskraft gestärkt und mit zunehmender Übung deutlich als Mittelpunkt des Menschen empfunden. Dadurch, dass der Schwerpunkt aus dem Kopf nach unten verlagert wird, stellt sich automatisch eine Veränderung in der geistigen und körperlichen Haltung, Spannung und Atmung des Menschen ein.
 
Die Techniken werden von dem unteren ''dāntián'' (''xià dāntián'') aus koordiniert, von dem die Kampfkraft ausgeht. Über bestimmte Schlüssel1punkte an Händen und Füßen kann das ''qì'' in die Technik übertragen werden und diese in ihrer Wirkung vielfach verstärken. Durch Konzentration und Gedankenführung wird es an jede beliebige Stelle des Körpers bewegt und verstärkt dort die Handlung. Um dies zu ermöglichen, geht die Aufmerksamkeit (''[[chūi]]'') immer der Technik voraus. So wird das ''dāntián'' auch mit Autosuggestion und Vorstellungskraft gestärkt und mit zunehmender Übung deutlich als Mittelpunkt des Menschen empfunden. Dadurch, dass der Schwerpunkt aus dem Kopf nach unten verlagert wird, stellt sich automatisch eine Veränderung in der geistigen und körperlichen Haltung, Spannung und Atmung des Menschen ein.
 
In den Kampfkünsten wird das untere ''dāntián'' nicht als Punkt, sondern als Feld verstanden. Dieses Feld befindet sich in der Tiefe der Bauchhöhle. Es umfasst die Punkte ''guanyuan'' (''rènmài 4''), ''qihai'' (''rènmài  6''), ''shimen'' (''rènmài 5'') und ''zhongji'' (''rènmài  3''). Über sein Zentrum, den Punkt ''[[qìhăi]]'' (气海 (氣海) - „Meer der Energie“, jap.: ''[[kikai]]''), kann man das ''dāntián'' beeinflussen. Das ''dāntián'' im engeren Sinn ist der Bereich um den Punkt ''guanyuan'' und mit einer Beuteltasche zu vergleichen. Sammelt der Übende kein ''qì'', bleibt sie leer, nur durch die richtige Übung kann sie mit ''qì'' gefüllt werden und stellt dann ein Reservoir an Energie dar, die jederzeit abgerufen werden kann.
 
In den Kampfkünsten wird das untere ''dāntián'' nicht als Punkt, sondern als Feld verstanden. Dieses Feld befindet sich in der Tiefe der Bauchhöhle. Es umfasst die Punkte ''guanyuan'' (''rènmài 4''), ''qihai'' (''rènmài  6''), ''shimen'' (''rènmài 5'') und ''zhongji'' (''rènmài  3''). Über sein Zentrum, den Punkt ''[[qìhăi]]'' (气海 (氣海) - „Meer der Energie“, jap.: ''[[kikai]]''), kann man das ''dāntián'' beeinflussen. Das ''dāntián'' im engeren Sinn ist der Bereich um den Punkt ''guanyuan'' und mit einer Beuteltasche zu vergleichen. Sammelt der Übende kein ''qì'', bleibt sie leer, nur durch die richtige Übung kann sie mit ''qì'' gefüllt werden und stellt dann ein Reservoir an Energie dar, die jederzeit abgerufen werden kann.
 
===TCM - Traditionelle Chinesische Medizin===
 
 
  
 
==Geschichte==
 
==Geschichte==
  
 
Der chinesische Arzt [[Huá Tuó]] lehrte bereits 5.000 v.Chr., dass die irdischen Gesetze des „Werdens und Vergehens“ nach wie vor auch für den zum Bewusstsein befähigten Menschen gelten. Er plädierte dafür, die Handlungsweise der Natur im persönlichen Leben nachzuvollziehen, um durch die Konformität mit den natürlichen Wandlungsgesetzen eine größere vitale Kraft (''qì'') zu erreichen.<br.>Dazu studierte er die Verhaltensweise verschiedener Tiere (''[[wǔqínxì]]''), da er bei diesen einen weit höheren Wirkungsgrad in ihren Handlungen feststellen konnte als beim Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass der sich seiner selbst bewusst gewordene Mensch zwar Städte erbauen und Technologien erfinden konnte, dass ihn aber eben dasselbe Bewusstsein (das Wissen um seine Vergänglichkeit) in seinem Handeln beeinträchtigte. Dadurch reifte seine Idee und Lehre, den Menschen in den Ursprung seines natürlichen Seins zurückzuführen, wodurch er sein Leben mit Vitalität füllen und unbeschwert wirken kann.<br.>Als körperlichen Ausdruck seiner Philosophie gründete er das „Spiel der fünf Tiere“ (''wǔqínxì''), eine Übung zur Nachahmung des Affen, des Tigers, des Hirschs, des Bären und des Kranichs. Die Tierstile waren jedoch nicht nur körperliche Übungen, sondern ein Versuch, das entsprechende Tier in seinem Wesen zu verstehen und seine gesamte Art und innere Handlungweise nachzuahmen. Nicht nur die Bewegung wurde nachgeahmt - der Übende sollte das „Wie“ und „Warum“ im Wirken der Tiere ergründen.<br.>Diese ersten psycho-physischen Übungen legten den Grundstein für eine spätere ganzheitliche Übungsmethode für Körper und Geist (''qìgōng''), die bis heute die gesamte Kultur Chinas durchzieht und sechs Jahrtausende später zur Entstehung der ersten shaolinischen Bewegungsform (''[[tàolù]]'') führte. Auch wenn die ''wǔqínxì'' anfangs keinerlei kämpferische Inhalte hatten, sind sie doch als die ersten Formen im Sinne des japanischen Begriffs ''kata'' zu betrachten. Erst im Shaolin-Kloster wurden sie in ein kampforientiertes Körpertraining (''[[wǔqínquán]]'') umgewandelt, behielten aber nach wie vor ihre philosophischen Bewegungsmerkmale bei. Man kann sagen, dass die chinesisch-daoistische Gymnastik die den Energiefluss fördernde Bewegungsgrundlage in allen kämpferischen Stilen des ''quánfǎ'' bildet und lediglich hinsichtlich der technischen und taktischen Konzepte des Kämpfens ergänzt wurde. Erst durch das ganzheitliche Studium von Philosophie, Technik, Kampftaktik und Energiefluss kann eine ''kata'' verstanden werden.
 
Der chinesische Arzt [[Huá Tuó]] lehrte bereits 5.000 v.Chr., dass die irdischen Gesetze des „Werdens und Vergehens“ nach wie vor auch für den zum Bewusstsein befähigten Menschen gelten. Er plädierte dafür, die Handlungsweise der Natur im persönlichen Leben nachzuvollziehen, um durch die Konformität mit den natürlichen Wandlungsgesetzen eine größere vitale Kraft (''qì'') zu erreichen.<br.>Dazu studierte er die Verhaltensweise verschiedener Tiere (''[[wǔqínxì]]''), da er bei diesen einen weit höheren Wirkungsgrad in ihren Handlungen feststellen konnte als beim Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass der sich seiner selbst bewusst gewordene Mensch zwar Städte erbauen und Technologien erfinden konnte, dass ihn aber eben dasselbe Bewusstsein (das Wissen um seine Vergänglichkeit) in seinem Handeln beeinträchtigte. Dadurch reifte seine Idee und Lehre, den Menschen in den Ursprung seines natürlichen Seins zurückzuführen, wodurch er sein Leben mit Vitalität füllen und unbeschwert wirken kann.<br.>Als körperlichen Ausdruck seiner Philosophie gründete er das „Spiel der fünf Tiere“ (''wǔqínxì''), eine Übung zur Nachahmung des Affen, des Tigers, des Hirschs, des Bären und des Kranichs. Die Tierstile waren jedoch nicht nur körperliche Übungen, sondern ein Versuch, das entsprechende Tier in seinem Wesen zu verstehen und seine gesamte Art und innere Handlungweise nachzuahmen. Nicht nur die Bewegung wurde nachgeahmt - der Übende sollte das „Wie“ und „Warum“ im Wirken der Tiere ergründen.<br.>Diese ersten psycho-physischen Übungen legten den Grundstein für eine spätere ganzheitliche Übungsmethode für Körper und Geist (''qìgōng''), die bis heute die gesamte Kultur Chinas durchzieht und sechs Jahrtausende später zur Entstehung der ersten shaolinischen Bewegungsform (''[[tàolù]]'') führte. Auch wenn die ''wǔqínxì'' anfangs keinerlei kämpferische Inhalte hatten, sind sie doch als die ersten Formen im Sinne des japanischen Begriffs ''kata'' zu betrachten. Erst im Shaolin-Kloster wurden sie in ein kampforientiertes Körpertraining (''[[wǔqínquán]]'') umgewandelt, behielten aber nach wie vor ihre philosophischen Bewegungsmerkmale bei. Man kann sagen, dass die chinesisch-daoistische Gymnastik die den Energiefluss fördernde Bewegungsgrundlage in allen kämpferischen Stilen des ''quánfǎ'' bildet und lediglich hinsichtlich der technischen und taktischen Konzepte des Kämpfens ergänzt wurde. Erst durch das ganzheitliche Studium von Philosophie, Technik, Kampftaktik und Energiefluss kann eine ''kata'' verstanden werden.
 
==Philosophie==
 
Wegen seiner besonderen Intelligenz ist der Mensch das einzige Wesen, das sich willentlich und wissentlich von seinem naturbestimmten Lebensweg entfernen kann. Doch wenn er es tut, verliert er seine Fähigkeit „aus dem Bauch heraus“ zu handeln, also seinem von der Natur gegebenen ursprünglichen Instinkt oder seiner Intuition zu folgen. Durch die hinzu gewonnene Kraft seines Intellektes ist er in der Lage, sein Leben durch die Erfindung vieler schönen und praktischen Dinge zu erleichtern, doch von seiner natürlichen Bestimmung entfernt er sich dadurch immer mehr. Er verliert seine Instinkte und seine Intuition, durch die er erkennen könnte, was in seinen Handlungen wichtig und richtig ist, und ersetzt sie mit rationalem Denken.<br.>Diese Lebenshaltung, die ihn in seiner individuellen Selbstverwirklichung erhöht, aber zugleich von seinem natürlichen Ursprung entfernt, löst Seelennöte in ihm aus und war seit jeher der Antrieb für alle Religionen und Philosophien, die die Ganzwerdung des Menschen in Harmonie mit allen ihn bestimmenden Mächten beabsichtigen. In seiner seelischen Not begibt er sich auf die Suche nach dem „Jenseits“, d.h. nach der „jenseits all seiner rationalen Erkenntnisse“ empfundenen universellen Wahrheit, die er nie intellektuell begreifen, aber auch nicht verleugnen kann, ohne sich selbst zu verlieren.<br.>Trotz seines Intellektes sucht jeder Mensch instinktiv den Weg zur Harmonie mit seiner Bestimmung, doch dies misslingt stets dort, wo er von seinem Ego beherrscht wird. Überheblichkeit, Selbstdarstellung, Habgier usw. verhindern seine Integration in das Gleichgewicht des Lebens und zugleich das Reifen seiner Persönlichkeit. In einer solchen Haltung misstraut er seinem Urgrund und zieht sich physisch und psychisch in die Regionen seines Ego zurück. In diesem Fall entspricht sein Bild dem Menschen mit hochgezogenem Schwerpunkt, mit Spannungen im Brust-, Hals- und Nackenbereich und mit oberflächlicher Atmung. In einer solchen Haltung entstehen Lebensängste und Seelennöte.<br.>Der in Not geratene Mensch sucht immer nach Wegen, sein verlorenes Gleichgewicht wieder herzustellen, denn seine Lebensqualität hängt ausschließlich davon ab. Zu diesem Zweck kann er viele Wege gehen.
 
 
===Die Lehre über Dāntián===
 
 
''Dāntián'' ist ein Sinnbild der Stabilität und verwurzelten Kraft im eigenen Selbst. Seine Stärke drückt sich darin aus, dass der Mensch „mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht“. Die Bereitschaftshaltung ''[[yōi]]'' ist ein Abbild dafür. In Asien gilt ein fülliger oder gar dicker Bauch als Zeichen eines starken dāntián und damit als äußerliches Merkmal von starker Erdverbundenheit (肚 - altes kanji für ''hara''). Es wird gleichzeitig auch als Voraussetzung für seelische und körperliche Gesundheit und Stabilität verstanden. Buddha, Konfuzius, Laozi und viele andere asiatische Weise werden meist mit dickem Bauch dargestellt, um so ihre besondere innere Stabilität und Ruhe, Vitalität, Ausgeglichenheit und Harmonie zu zeigen. Der gerundete Unterbauch ist ein Zeichen für geistig und körperlich hoch entwickelte Menschen, die zu großen Taten fähig sind. Ihre Lebensenergie wurzelt in einer Wegübung, über die sie ihr ''dāntián'' lenken und beherrschen lernen.<br.>Die Vorstellung, die persönliche „Mitte“ durch eine Übung des ''dāntián'' zu finden, bezeichnet den Kernpunkt aller ostasiatischen Weglehren (''dō''). Ausdrücklich wird in diesem Konzept jedoch immer wieder erwähnt, dass die alleinige intellektuelle Auseinandersetzung mit der „Philosophie der Mitte“ stets zu Fehlinterpretationen führt. Als einzige Möglichkeit zum Fortschritt gilt die Kombination aus philosophischem Studium und Erfahrung in der Praxis - unter der Anleitung eines Lehrers.<br.>Wie gesehen, gibt es dazu viele Methoden. Die Methode des ''budō'' ist es, durch die Kontemplation in der Bewegung den Geist-Körper (''[[shintai]]'') zu schaffen. Wird die technische Bewegung (''waza'') jedoch nicht als Mittel zu diesem Zweck, sondern als Selbstzweck verwendet und nur als Leistungsprinzip aufgebaut, sprechen die Meister von der „leeren Technik“. Unabhängig von ihrem Aussehen, ihrer Wirkung und ihrer Virtuosität bleibt eine solche Technik leer und hat keinerlei Wirkung auf die Ganz-Werdung des Menschen.     
 
  
 
== Studien Informationen ==
 
== Studien Informationen ==

Version vom 19. August 2014, 02:07 Uhr

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Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Der chinesische Begriff dāntián (丹田), W.-G. tan t´ein (jap. tanden) bedeutet wörtlich „Zinnoberfeld“ und lokalisiert mehrere energetische Hauptzentren im Menschen. Ein Dāntián-Feld bezeichnet einen Körperbereich, in dem das in besonderer Qualität und Intensität gespeichert werden kann.

Einteilung

Ursprünglich gab es drei Referenzzonen des dāntián, im qìgōng wird noch ein weiteresdāntián klassifiziert:

  • Shàng dāntián: das obere dāntián befindet sich über der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen und entspricht dem Akupunkturpunkt yintang.
  • Zhōng dāntián: das mittlere dāntián wird meist zwischen den Brustwarzen auf dem Brustbein lokalisiert und entspricht dem Akupunkturpunkt tanzhong.
  • Xià dāntián: das untere dāntián befindet sich etwa drei Fingerbreit unter dem Bauchnabel und entspricht dem Akupunkturpunkt qìhăi. Manchmal wird das untere dāntián auch direkt auf dem Bauchnabel lokalisiert. In den Kampfkünsten ist nur das untere dāntián von Bedeutung und bezeichnet das energetische Zentrum des Menschen zur Speicherung seiner vitalen Kraft () in der Mitte (chin.: zhōng, jap.: naka) in der Bauchgegend (jap.:hara).
  • Hòu dāntián: das hintere dāntián gehört nicht zu den drei klassischen dāntián, ist aber für viele Übungen des qìgong von Bedeutung. Er befindet sich unter dem zweiten Lendenwirbel auf dem Akupunkturpunkt mingmen.

Bedeutung

Die dāntián sind Batterien der menschlichen Lebensenergie, manchmal werden sie mit einer Beuteltasche verglichen. Sammelt der Mensch darin kein , bleibt die Tasche leer. Durch wohlverstandene Qìgong- und Quánfǎ-Übungen kann ein Mensch sein dāntián mit füllen, und alle Organe mit vitaler Energie versorgen.<br.>Die durch Übung erworbenen entsprechenden Fähigkeiten dienen einerseits der präventiven Gesunderhaltung (qìgong) und andererseits der Fähigkeit, die Wirkung nach außen zu erhöhten (quánfǎ).

Qìgōng - Präventive Heilgymnastik

Die dāntián liegen in der Tiefe des Körpers. Im qìgōng arbeitet man direkt mit ihnen. Leitbahnen (jīngluò) und Punkte (xuè) sind Eingänge, die ihren Zustand beeinflussen können.<br.>Für Fortgeschrittene des qìgōng und quánfǎ sind gut gefüllte dāntián dringend nötig, denn nur aus ihnen ist die Energiearbeit mit möglich. Sind die dāntián zu schwach, gibt es keine Qì-Bewegung und die Übung ist unnütz oder kann sogar schädlich sein. Daher strebt jeder Meister des qìgōng und quánfǎ danach, seine Qì-Konzentration in den dāntián groß zu halten.<br.>Im dāntián wird das (dāntián qì, (chin.: 丹田氣) gesammelt und verfeinert. Bei Bedarf fließt es von hier in alle Körperteile. Ein Meister des qìgōng und quánfǎ strebt danach, seine Qì-Konzentration im dāntián groß zu halten. Alle Bewegungen und alle Kampfkraft geht von hier aus. Wesentlich für die Verbreitung des aus dem dāntián sind die beiden Energiekreisläufe (dàzhōutiān und xiǎozhōutiān).

Quánfǎ - Kampfkunst

Die Techniken werden von dem unteren dāntián (xià dāntián) aus koordiniert, von dem die Kampfkraft ausgeht. Über bestimmte Schlüssel1punkte an Händen und Füßen kann das in die Technik übertragen werden und diese in ihrer Wirkung vielfach verstärken. Durch Konzentration und Gedankenführung wird es an jede beliebige Stelle des Körpers bewegt und verstärkt dort die Handlung. Um dies zu ermöglichen, geht die Aufmerksamkeit (chūi) immer der Technik voraus. So wird das dāntián auch mit Autosuggestion und Vorstellungskraft gestärkt und mit zunehmender Übung deutlich als Mittelpunkt des Menschen empfunden. Dadurch, dass der Schwerpunkt aus dem Kopf nach unten verlagert wird, stellt sich automatisch eine Veränderung in der geistigen und körperlichen Haltung, Spannung und Atmung des Menschen ein. In den Kampfkünsten wird das untere dāntián nicht als Punkt, sondern als Feld verstanden. Dieses Feld befindet sich in der Tiefe der Bauchhöhle. Es umfasst die Punkte guanyuan (rènmài 4), qihai (rènmài 6), shimen (rènmài 5) und zhongji (rènmài 3). Über sein Zentrum, den Punkt qìhăi (气海 (氣海) - „Meer der Energie“, jap.: kikai), kann man das dāntián beeinflussen. Das dāntián im engeren Sinn ist der Bereich um den Punkt guanyuan und mit einer Beuteltasche zu vergleichen. Sammelt der Übende kein , bleibt sie leer, nur durch die richtige Übung kann sie mit gefüllt werden und stellt dann ein Reservoir an Energie dar, die jederzeit abgerufen werden kann.

Geschichte

Der chinesische Arzt Huá Tuó lehrte bereits 5.000 v.Chr., dass die irdischen Gesetze des „Werdens und Vergehens“ nach wie vor auch für den zum Bewusstsein befähigten Menschen gelten. Er plädierte dafür, die Handlungsweise der Natur im persönlichen Leben nachzuvollziehen, um durch die Konformität mit den natürlichen Wandlungsgesetzen eine größere vitale Kraft () zu erreichen.<br.>Dazu studierte er die Verhaltensweise verschiedener Tiere (wǔqínxì), da er bei diesen einen weit höheren Wirkungsgrad in ihren Handlungen feststellen konnte als beim Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass der sich seiner selbst bewusst gewordene Mensch zwar Städte erbauen und Technologien erfinden konnte, dass ihn aber eben dasselbe Bewusstsein (das Wissen um seine Vergänglichkeit) in seinem Handeln beeinträchtigte. Dadurch reifte seine Idee und Lehre, den Menschen in den Ursprung seines natürlichen Seins zurückzuführen, wodurch er sein Leben mit Vitalität füllen und unbeschwert wirken kann.<br.>Als körperlichen Ausdruck seiner Philosophie gründete er das „Spiel der fünf Tiere“ (wǔqínxì), eine Übung zur Nachahmung des Affen, des Tigers, des Hirschs, des Bären und des Kranichs. Die Tierstile waren jedoch nicht nur körperliche Übungen, sondern ein Versuch, das entsprechende Tier in seinem Wesen zu verstehen und seine gesamte Art und innere Handlungweise nachzuahmen. Nicht nur die Bewegung wurde nachgeahmt - der Übende sollte das „Wie“ und „Warum“ im Wirken der Tiere ergründen.<br.>Diese ersten psycho-physischen Übungen legten den Grundstein für eine spätere ganzheitliche Übungsmethode für Körper und Geist (qìgōng), die bis heute die gesamte Kultur Chinas durchzieht und sechs Jahrtausende später zur Entstehung der ersten shaolinischen Bewegungsform (tàolù) führte. Auch wenn die wǔqínxì anfangs keinerlei kämpferische Inhalte hatten, sind sie doch als die ersten Formen im Sinne des japanischen Begriffs kata zu betrachten. Erst im Shaolin-Kloster wurden sie in ein kampforientiertes Körpertraining (wǔqínquán) umgewandelt, behielten aber nach wie vor ihre philosophischen Bewegungsmerkmale bei. Man kann sagen, dass die chinesisch-daoistische Gymnastik die den Energiefluss fördernde Bewegungsgrundlage in allen kämpferischen Stilen des quánfǎ bildet und lediglich hinsichtlich der technischen und taktischen Konzepte des Kämpfens ergänzt wurde. Erst durch das ganzheitliche Studium von Philosophie, Technik, Kampftaktik und Energiefluss kann eine kata verstanden werden.

Studien Informationen

Siehe auch: Chin.: Zhōng | Qìgōng Quanfa | | Dāntián qì Jap: Hara | Tanden | Kikai | Naka |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Gabi Fischer-Lind: Qigong für alle Kampfkünste. Sportverlag Berlin .
  • Werner Lind: Budo - der geistige Weg der Kampfkünste. Scherz 1991.
  • Werner Lind: Karate Kihon. BSK 2007.
  • Werner Lind: Karate Kata. BSK 2011.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2014.

Weblinks