Dāntián: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Budopedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Zeile 1: Zeile 1:
 
{{Vorlage: Überarbeiten}}
 
{{Vorlage: Überarbeiten}}
'''Artikel von:''' [[Werner Lind]]<br.>'''Nachbearbeitet von:'''
+
'''Artikel von:''' [[Gabi Fischer-Lind]] / [[Werner Lind]]<br.>'''Nachbearbeitet von:'''
  
Der chinesische Begriff '''dāntián''' (丹田), [[W.-G.]] ''tan t´ein'' (jap. ''[[tanden]]'') kommt aus den verschiedenen Schulen der Energie-, Meditations-Lehren und  Spirituellen Schulen, die heute oft mit dem Begriff "Qigong" zusammen gefasst werden. ER bedeutet wörtlich „Zinnoberfeld". Zinnober war ein wichtiger Bestandteil der alchimistischen Praktiken in China. Es galt als sehr wertvoll und als unentbehrlich im hochwertigen alchimistischen Prozess. Im übertragenen Sinne steht er hier für die wertvolle Zutat, die benötigt wird, den inneren Prozess der Läuterung und des Wachstums hin zur Erleuchtung erreichen zu können. Der Begriff "tián" (田)das Feld zeigt zwei interessante Bilder: Zum einen zeigt schon das Schriftzeichen vier aneinandergrenzende Felder/Äcker, die sich in der Mitte einen Brunnen teilen. Er ist die Mitte des zentralen Kreuzes und deutet auf eine wichtige Quelle hin, ohne die alle Arbeit auf dem Feld sinnlos wäre. Zusätzlich steht das Feld für die Arbeit des Bauer. Er bereitet das Feld vor, säht die Samen, pflegt und hegt das Wachstum seiner Pflanzen, um nach einem langen mühsamen Prozess, die Ernte einzuholen.
+
Der chinesische Begriff '''dāntián''' (丹田), [[W.-G.]] ''tan t´ein'' (jap. ''[[tanden]]'') kommt aus den verschiedenen Schulen der Energie-, Meditations-Lehren und  Spirituellen Schulen, die heute oft mit dem Begriff "''[[qìgōng]]''" zusammen gefasst werden. ''Dāntián'' bedeutet wörtlich „Zinnoberfeld". Zinnober war ein wichtiger Bestandteil der alchimistischen Praktiken in China. Es galt als sehr wertvoll und als unentbehrlich im hochwertigen alchimistischen Prozess. Im übertragenen Sinne steht er hier für die wertvolle Zutat, die benötigt wird, den inneren Prozess der Läuterung und des Wachstums hin zur Erleuchtung erreichen zu können.<br.>Die Bezeichnung ''dāntián'' meint die besonderen Bereiche im Körper, in denen man das ''[[qì]]'' in besonderer Qualität und Intensität zu diesem Zweck speichern kann. Stark beeinflusst wurde diese Theorie von der indischen Chakren-Lehre.
Gemeinsam weist die Symbolik hinter dem Begriff '''dāntián'''  darauf hin, dass nur eine geduldige, beständige und langwierige Pflege bzw. Übung den erwünschten inneren Prozess der energetischen und seelisch-geistigen Transformation erwirken kann.
 
Die Bezeichnung Dāntián meint die besonderen Bereiche im Körper, in denen man das ''[[qì]]'' in besonderer Qualität und Intensität zu diesem Zweck speichern kann. Stark beeinflusst wurde diese Theorie von der indischen Chakren-Lehre.
 
  
 +
==Etymologie==
 +
Der Begriff "''tián''" (田) das Feld, zeigt zwei interessante Bilder: Zum einen zeigt schon das Schriftzeichen vier aneinandergrenzende Felder/Äcker, die sich in der Mitte einen Brunnen teilen. Er ist die Mitte des zentralen Kreuzes und deutet auf eine wichtige Quelle hin, ohne die alle Arbeit auf dem Feld sinnlos wäre. Zusätzlich steht das Feld für die Arbeit des Bauer. Er bereitet das Feld vor, säht die Samen, pflegt und hegt das Wachstum seiner Pflanzen, um nach einem langen mühsamen Prozess, die Ernte einzuholen.<br.>Gemeinsam weist die Symbolik hinter dem Begriff ''dāntián'' darauf hin, dass nur eine geduldige, beständige und langwierige Pflege bzw. Übung den erwünschten inneren Prozess der energetischen und seelisch-geistigen Transformation erwirken kann.
  
 
==Einteilung==
 
==Einteilung==
Im Qigong werden meist 3 ''dāntián''unterschieden:
+
Im ''qìgōng'' werden meist 3 ''dāntián''unterschieden:
  
 
* '''[[Shàng dāntián]]''': das obere ''dāntián'' befindet sich innerhalb das Schädels, hinter dem "dritten Auge", dem Breich zwischen den Augenbrauen.
 
* '''[[Shàng dāntián]]''': das obere ''dāntián'' befindet sich innerhalb das Schädels, hinter dem "dritten Auge", dem Breich zwischen den Augenbrauen.
Zeile 16: Zeile 16:
 
* '''[[Hòu dāntián]]''': das hintere ''dāntián'' wird manchmal zusätzlich genannt. Es bezeichnet aber vor allem den Zugang zum unteren Dantian vom unteren Rücken aus.
 
* '''[[Hòu dāntián]]''': das hintere ''dāntián'' wird manchmal zusätzlich genannt. Es bezeichnet aber vor allem den Zugang zum unteren Dantian vom unteren Rücken aus.
  
In unterschiedlichen Schulen des Qigong werden unterschiedliche Lokalisationen und Bezeichnungen gebraucht. Daher kommt es manchmal zur Verwirrung. Die Zentren existieren aber für alle Übenden gleichermaßen. Der Unterschied liegt eher im Schwerpunkt der Übungen, den Zielen in der Wirkung oder besonderen Akzenten. So kann gibt es z.B. auch Schulen, die das mittlere Dantian hinter dem Solarplexus und das obere im Brustkorb lokalisieren.  
+
In unterschiedlichen Schulen des ''qìgōng'' werden unterschiedliche Lokalisationen und Bezeichnungen gebraucht. Daher kommt es manchmal zur Verwirrung. Die Zentren existieren aber für alle Übenden gleichermaßen. Der Unterschied liegt eher im Schwerpunkt der Übungen, den Zielen in der Wirkung oder besonderen Akzenten. So kann gibt es z.B. auch Schulen, die das mittlere ''dāntián'' hinter dem Solarplexus und das obere im Brustkorb lokalisieren.  
  
 
==Bedeutung==
 
==Bedeutung==
Die ''dāntián'' als besondere Knotenpunkte des Qi mit dem Potenzial, Qi zu speichern und zu transformieren (auf eine höhere Stufe zu bringen)sind im Qigong von zentraler Bedeutung. Alle Übung, die über die rein körperliche Ebene hinausgeht, setzt bei der Arbeit mit den Dantian an. Wenn es auch viele Übungen gibt, das Qi durch den Körper zu bewegen, oder auch über den Körper hinaus Qi zu sammeln oder zu zerstreuen, beginnt und endet jede Übung in den Dantian. Daher sollen die verschiedenen Lagen des Dantian ausführlicher besprochen werden:
+
Die ''dāntián'' als besondere Knotenpunkte des ''qì'' mit dem Potenzial, ''qì'' zu speichern und zu transformieren (auf eine höhere Stufe zu bringen) sind im ''qìgōng'' von zentraler Bedeutung. Alle Übung, die über die rein körperliche Ebene hinausgeht, setzt bei der Arbeit mit den ''dāntián'' an. Wenn es auch viele Übungen gibt, das ''qì'' durch den Körper zu bewegen, oder auch über den Körper hinaus ''qì'' zu sammeln oder zu zerstreuen, beginnt und endet jede Übung in den ''dāntián''. Daher sollen die verschiedenen Lagen des ''dāntián'' ausführlicher besprochen werden:
  
  

Version vom 22. August 2014, 00:13 Uhr

120px-Qsicon Ueberarbeiten.svg.png Der Inhalt dieser Seite ist nicht vollständig und muss überarbeitet werden.

Artikel von: Gabi Fischer-Lind / Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Der chinesische Begriff dāntián (丹田), W.-G. tan t´ein (jap. tanden) kommt aus den verschiedenen Schulen der Energie-, Meditations-Lehren und Spirituellen Schulen, die heute oft mit dem Begriff "qìgōng" zusammen gefasst werden. Dāntián bedeutet wörtlich „Zinnoberfeld". Zinnober war ein wichtiger Bestandteil der alchimistischen Praktiken in China. Es galt als sehr wertvoll und als unentbehrlich im hochwertigen alchimistischen Prozess. Im übertragenen Sinne steht er hier für die wertvolle Zutat, die benötigt wird, den inneren Prozess der Läuterung und des Wachstums hin zur Erleuchtung erreichen zu können.<br.>Die Bezeichnung dāntián meint die besonderen Bereiche im Körper, in denen man das in besonderer Qualität und Intensität zu diesem Zweck speichern kann. Stark beeinflusst wurde diese Theorie von der indischen Chakren-Lehre.

Etymologie

Der Begriff "tián" (田) das Feld, zeigt zwei interessante Bilder: Zum einen zeigt schon das Schriftzeichen vier aneinandergrenzende Felder/Äcker, die sich in der Mitte einen Brunnen teilen. Er ist die Mitte des zentralen Kreuzes und deutet auf eine wichtige Quelle hin, ohne die alle Arbeit auf dem Feld sinnlos wäre. Zusätzlich steht das Feld für die Arbeit des Bauer. Er bereitet das Feld vor, säht die Samen, pflegt und hegt das Wachstum seiner Pflanzen, um nach einem langen mühsamen Prozess, die Ernte einzuholen.<br.>Gemeinsam weist die Symbolik hinter dem Begriff dāntián darauf hin, dass nur eine geduldige, beständige und langwierige Pflege bzw. Übung den erwünschten inneren Prozess der energetischen und seelisch-geistigen Transformation erwirken kann.

Einteilung

Im qìgōng werden meist 3 dāntiánunterschieden:

  • Shàng dāntián: das obere dāntián befindet sich innerhalb das Schädels, hinter dem "dritten Auge", dem Breich zwischen den Augenbrauen.
  • Zhōng dāntián: das mittlere dāntián liegt hinter dem Brustbein in der Mitte des Brustkorbs.
  • Xià dāntián: das untere dāntián befindet sich in der Mitte des Unterbauchs, etwas unterhalb des Bauchnabels.
  • Hòu dāntián: das hintere dāntián wird manchmal zusätzlich genannt. Es bezeichnet aber vor allem den Zugang zum unteren Dantian vom unteren Rücken aus.

In unterschiedlichen Schulen des qìgōng werden unterschiedliche Lokalisationen und Bezeichnungen gebraucht. Daher kommt es manchmal zur Verwirrung. Die Zentren existieren aber für alle Übenden gleichermaßen. Der Unterschied liegt eher im Schwerpunkt der Übungen, den Zielen in der Wirkung oder besonderen Akzenten. So kann gibt es z.B. auch Schulen, die das mittlere dāntián hinter dem Solarplexus und das obere im Brustkorb lokalisieren.

Bedeutung

Die dāntián als besondere Knotenpunkte des mit dem Potenzial, zu speichern und zu transformieren (auf eine höhere Stufe zu bringen) sind im qìgōng von zentraler Bedeutung. Alle Übung, die über die rein körperliche Ebene hinausgeht, setzt bei der Arbeit mit den dāntián an. Wenn es auch viele Übungen gibt, das durch den Körper zu bewegen, oder auch über den Körper hinaus zu sammeln oder zu zerstreuen, beginnt und endet jede Übung in den dāntián. Daher sollen die verschiedenen Lagen des dāntián ausführlicher besprochen werden:


Qìgōng - Präventive Heilgymnastik

Die dāntián liegen in der Tiefe des Körpers. Im qìgōng arbeitet man direkt mit ihnen. Leitbahnen (jīngluò) und Punkte (xuè) sind Eingänge, die ihren Zustand beeinflussen können.<br.>Für Fortgeschrittene des qìgōng und quánfǎ sind gut gefüllte dāntián dringend nötig, denn nur aus ihnen ist die Energiearbeit mit möglich. Sind die dāntián zu schwach, gibt es keine Qì-Bewegung und die Übung ist unnütz oder kann sogar schädlich sein. Daher strebt jeder Meister des qìgōng und quánfǎ danach, seine Qì-Konzentration in den dāntián groß zu halten.<br.>Im dāntián wird das (dāntián qì, (chin.: 丹田氣) gesammelt und verfeinert. Bei Bedarf fließt es von hier in alle Körperteile. Ein Meister des qìgōng und quánfǎ strebt danach, seine Qì-Konzentration im dāntián groß zu halten. Alle Bewegungen und alle Kampfkraft geht von hier aus. Wesentlich für die Verbreitung des aus dem dāntián sind die beiden Energiekreisläufe (dàzhōutiān und xiǎozhōutiān).

Quánfǎ - Kampfkunst

Die Techniken werden von dem unteren dāntián (xià dāntián) aus koordiniert, von dem die Kampfkraft ausgeht. Über bestimmte Schlüssel1punkte an Händen und Füßen kann das in die Technik übertragen werden und diese in ihrer Wirkung vielfach verstärken. Durch Konzentration und Gedankenführung wird es an jede beliebige Stelle des Körpers bewegt und verstärkt dort die Handlung. Um dies zu ermöglichen, geht die Aufmerksamkeit (chūi) immer der Technik voraus. So wird das dāntián auch mit Autosuggestion und Vorstellungskraft gestärkt und mit zunehmender Übung deutlich als Mittelpunkt des Menschen empfunden. Dadurch, dass der Schwerpunkt aus dem Kopf nach unten verlagert wird, stellt sich automatisch eine Veränderung in der geistigen und körperlichen Haltung, Spannung und Atmung des Menschen ein. In den Kampfkünsten wird das untere dāntián nicht als Punkt, sondern als Feld verstanden. Dieses Feld befindet sich in der Tiefe der Bauchhöhle. Es umfasst die Punkte guanyuan (rènmài 4), qihai (rènmài 6), shimen (rènmài 5) und zhongji (rènmài 3). Über sein Zentrum, den Punkt qìhăi (气海 (氣海) - „Meer der Energie“, jap.: kikai), kann man das dāntián beeinflussen. Das dāntián im engeren Sinn ist der Bereich um den Punkt guanyuan und mit einer Beuteltasche zu vergleichen. Sammelt der Übende kein , bleibt sie leer. Nur durch die richtige Übung kann sie mit gefüllt werden und stellt dann ein Reservoir an Energie dar, die jederzeit abgerufen werden kann.

Geschichte

Der chinesische Arzt Huá Tuó lehrte bereits 5.000 v.Chr., dass die irdischen Gesetze des „Werdens und Vergehens“ nach wie vor auch für den zum Bewusstsein befähigten Menschen gelten. Er plädierte dafür, die Handlungsweise der Natur im persönlichen Leben nachzuvollziehen, um durch die Konformität mit den natürlichen Wandlungsgesetzen eine größere vitale Kraft () zu erreichen.<br.>Dazu studierte er die Verhaltensweise verschiedener Tiere, da er bei diesen einen weit höheren Wirkungsgrad in ihren Handlungen feststellen konnte als beim Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass der sich seiner selbst bewusst gewordene Mensch zwar Städte erbauen und Technologien erfinden konnte, dass ihn aber eben dasselbe Bewusstsein (das Wissen um seine Vergänglichkeit) in seinem Handeln beeinträchtigte. Dadurch reifte seine Idee und Lehre, den Menschen in den Ursprung seines natürlichen Seins zurückzuführen, wodurch er sein Leben mit Vitalität füllen und unbeschwert wirken kann.<br.>Als körperlichen Ausdruck seiner Philosophie gründete er das „Spiel der fünf Tiere“ (wǔqínxì), eine Übung zur Nachahmung des Affen (hóu), des Tigers (), des Hirschs (), des Bären (xióng) und des Vogels (niăo). Die Tierstile waren jedoch nicht nur körperliche Übungen, sondern ein Versuch, das entsprechende Tier in seinem Wesen zu verstehen und seine gesamte Art und innere Handlungweise nachzuahmen. Nicht nur die Bewegung wurde nachgeahmt - der Übende sollte das „Wie“ und „Warum“ im Wirken der Tiere ergründen.<br.>Diese ersten psycho-physischen Übungen legten den Grundstein für eine spätere ganzheitliche Übungsmethode für Körper und Geist (qìgōng), die bis heute die gesamte Kultur Chinas durchzieht und sechs Jahrtausende später zur Entstehung der ersten shǎolínischen Bewegungsform (tàolù) führte. Auch wenn die wǔqínxì anfangs keinerlei kämpferische Inhalte hatten, sind sie doch als die ersten Formen im Sinne des japanischen Begriffs kata zu betrachten. Erst im Shǎolín-Kloster wurden sie in ein kampforientiertes Körpertraining (wǔqínquán - „Fünf Tierfäuste“) umgewandelt, behielten aber nach wie vor ihre philosophischen Bewegungsmerkmale bei. Man kann sagen, dass die chinesisch-daoistische Gymnastik die den Energiefluss fördernde Bewegungsgrundlage in allen kämpferischen Stilen des quánfǎ bildet und lediglich hinsichtlich der technischen und taktischen Konzepte des Kämpfens ergänzt wurde. Erst durch das ganzheitliche Studium von Philosophie, Technik, Kampftaktik und Energiefluss kann eine kata verstanden werden.

Studien Informationen

Siehe auch:<br.> Chin.: Zhōng | Qìgōng Quanfa | | Dāntián qì<br.>Jap: Hara | Tanden | Kikai | Naka |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Gabi Fischer-Lind: Qigong für alle Kampfkünste. Sportverlag Berlin.
  • Werner Lind: Budo - der geistige Weg der Kampfkünste. Scherz 1991.
  • Werner Lind: Karate Kihon. BSK 2007.
  • Werner Lind: Karate Kata. BSK 2011.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2014.