Dāntián

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Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Der chinesische Begriff dāntián (丹田), W.-G. tan t´ein (jap. tanden) bedeutet wörtlich „Zinnoberfeld“ und lokalisiert mehrere energetische Hauptzentren im Menschen. Ein Dāntián-Feld bezeichnet einen Körperbereich, in dem das in besonderer Qualität und Intensität gespeichert werden kann.

Einteilung

Ursprünglich gab es drei Referenzzonen des dāntián, im qìgōng wird noch ein weiteres dāntián klassifiziert:

  • Shàng dāntián: das obere dāntián befindet sich über der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen und entspricht dem Akupunkturpunkt yintang.
  • Zhōng dāntián: das mittlere dāntián wird meist zwischen den Brustwarzen auf dem Brustbein lokalisiert und entspricht dem Akupunkturpunkt tanzhong.
  • Xià dāntián: das untere dāntián befindet sich etwa drei Fingerbreit unter dem Bauchnabel und entspricht dem Akupunkturpunkt qìhăi. Manchmal wird das untere dāntián auch direkt auf dem Bauchnabel lokalisiert. In den Kampfkünsten ist nur das untere dāntián von Bedeutung und bezeichnet das energetische Zentrum des Menschen zur Speicherung seiner vitalen Kraft () in der Mitte (chin.: zhōng, jap.: naka) in der Bauchgegend (jap.:hara).
  • Hòu dāntián: das hintere dāntián gehört nicht zu den drei klassischen dāntián, ist aber für viele Übungen des qìgong von Bedeutung. Er befindet sich unter dem zweiten Lendenwirbel auf dem Akupunkturpunkt mingmen.

Bedeutung

Die dāntián sind Batterien der menschlichen Lebensenergie, manchmal werden sie mit einer Beuteltasche verglichen. Sammelt der Mensch darin kein , bleibt die Tasche leer. Durch wohlverstandene Qìgong- und Quánfǎ-Übungen kann ein Mensch sein dāntián mit füllen und alle Organe mit vitaler Energie versorgen.<br.>Die durch Übung erworbenen entsprechenden Fähigkeiten dienen einerseits der präventiven Gesunderhaltung (qìgong) und andererseits der Fähigkeit, die Wirkung nach außen zu erhöhen (quánfǎ).

Qìgōng - Präventive Heilgymnastik

Die dāntián liegen in der Tiefe des Körpers. Im qìgōng arbeitet man direkt mit ihnen. Leitbahnen (jīngluò) und Punkte (xuè) sind Eingänge, die ihren Zustand beeinflussen können.<br.>Für Fortgeschrittene des qìgōng und quánfǎ sind gut gefüllte dāntián dringend nötig, denn nur aus ihnen ist die Energiearbeit mit möglich. Sind die dāntián zu schwach, gibt es keine Qì-Bewegung und die Übung ist unnütz oder kann sogar schädlich sein. Daher strebt jeder Meister des qìgōng und quánfǎ danach, seine Qì-Konzentration in den dāntián groß zu halten.<br.>Im dāntián wird das (dāntián qì, (chin.: 丹田氣) gesammelt und verfeinert. Bei Bedarf fließt es von hier in alle Körperteile. Ein Meister des qìgōng und quánfǎ strebt danach, seine Qì-Konzentration im dāntián groß zu halten. Alle Bewegungen und alle Kampfkraft geht von hier aus. Wesentlich für die Verbreitung des aus dem dāntián sind die beiden Energiekreisläufe (dàzhōutiān und xiǎozhōutiān).

Quánfǎ - Kampfkunst

Die Techniken werden von dem unteren dāntián (xià dāntián) aus koordiniert, von dem die Kampfkraft ausgeht. Über bestimmte Schlüssel1punkte an Händen und Füßen kann das in die Technik übertragen werden und diese in ihrer Wirkung vielfach verstärken. Durch Konzentration und Gedankenführung wird es an jede beliebige Stelle des Körpers bewegt und verstärkt dort die Handlung. Um dies zu ermöglichen, geht die Aufmerksamkeit (chūi) immer der Technik voraus. So wird das dāntián auch mit Autosuggestion und Vorstellungskraft gestärkt und mit zunehmender Übung deutlich als Mittelpunkt des Menschen empfunden. Dadurch, dass der Schwerpunkt aus dem Kopf nach unten verlagert wird, stellt sich automatisch eine Veränderung in der geistigen und körperlichen Haltung, Spannung und Atmung des Menschen ein. In den Kampfkünsten wird das untere dāntián nicht als Punkt, sondern als Feld verstanden. Dieses Feld befindet sich in der Tiefe der Bauchhöhle. Es umfasst die Punkte guanyuan (rènmài 4), qihai (rènmài 6), shimen (rènmài 5) und zhongji (rènmài 3). Über sein Zentrum, den Punkt qìhăi (气海 (氣海) - „Meer der Energie“, jap.: kikai), kann man das dāntián beeinflussen. Das dāntián im engeren Sinn ist der Bereich um den Punkt guanyuan und mit einer Beuteltasche zu vergleichen. Sammelt der Übende kein , bleibt sie leer. Nur durch die richtige Übung kann sie mit gefüllt werden und stellt dann ein Reservoir an Energie dar, die jederzeit abgerufen werden kann.

Geschichte

Der chinesische Arzt Huá Tuó lehrte bereits 5.000 v.Chr., dass die irdischen Gesetze des „Werdens und Vergehens“ nach wie vor auch für den zum Bewusstsein befähigten Menschen gelten. Er plädierte dafür, die Handlungsweise der Natur im persönlichen Leben nachzuvollziehen, um durch die Konformität mit den natürlichen Wandlungsgesetzen eine größere vitale Kraft () zu erreichen.<br.>Dazu studierte er die Verhaltensweise verschiedener Tiere (wǔqínxì), da er bei diesen einen weit höheren Wirkungsgrad in ihren Handlungen feststellen konnte als beim Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass der sich seiner selbst bewusst gewordene Mensch zwar Städte erbauen und Technologien erfinden konnte, dass ihn aber eben dasselbe Bewusstsein (das Wissen um seine Vergänglichkeit) in seinem Handeln beeinträchtigte. Dadurch reifte seine Idee und Lehre, den Menschen in den Ursprung seines natürlichen Seins zurückzuführen, wodurch er sein Leben mit Vitalität füllen und unbeschwert wirken kann.<br.>Als körperlichen Ausdruck seiner Philosophie gründete er das „Spiel der fünf Tiere“ (wǔqínxì), eine Übung zur Nachahmung des Affen, des Tigers, des Hirschs, des Bären und des Kranichs. Die Tierstile waren jedoch nicht nur körperliche Übungen, sondern ein Versuch, das entsprechende Tier in seinem Wesen zu verstehen und seine gesamte Art und innere Handlungweise nachzuahmen. Nicht nur die Bewegung wurde nachgeahmt - der Übende sollte das „Wie“ und „Warum“ im Wirken der Tiere ergründen.<br.>Diese ersten psycho-physischen Übungen legten den Grundstein für eine spätere ganzheitliche Übungsmethode für Körper und Geist (qìgōng), die bis heute die gesamte Kultur Chinas durchzieht und sechs Jahrtausende später zur Entstehung der ersten shaolinischen Bewegungsform (tàolù) führte. Auch wenn die wǔqínxì anfangs keinerlei kämpferische Inhalte hatten, sind sie doch als die ersten Formen im Sinne des japanischen Begriffs kata zu betrachten. Erst im Shaolin-Kloster wurden sie in ein kampforientiertes Körpertraining (wǔqínquán) umgewandelt, behielten aber nach wie vor ihre philosophischen Bewegungsmerkmale bei. Man kann sagen, dass die chinesisch-daoistische Gymnastik die den Energiefluss fördernde Bewegungsgrundlage in allen kämpferischen Stilen des quánfǎ bildet und lediglich hinsichtlich der technischen und taktischen Konzepte des Kämpfens ergänzt wurde. Erst durch das ganzheitliche Studium von Philosophie, Technik, Kampftaktik und Energiefluss kann eine kata verstanden werden.

Studien Informationen

Siehe auch: Chin.: Zhōng | Qìgōng Quanfa | | Dāntián qì<br.>Jap: Hara | Tanden | Kikai | Naka |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Gabi Fischer-Lind: Qigong für alle Kampfkünste. Sportverlag Berlin .
  • Werner Lind: Budo - der geistige Weg der Kampfkünste. Scherz 1991.
  • Werner Lind: Karate Kihon. BSK 2007.
  • Werner Lind: Karate Kata. BSK 2011.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2014.

Weblinks