Dōjōkun

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste


Dōjōkun 道場訓 - Dōjō-Regeln, praktische Anleitungen zur Übung der rechten Haltung (shisei) in allen karateähnlichen Künsten. Die dōjōkun schafft die Verbindung zwischen der Philosophie des Weges () und der formalen Technik (shosa) und gewährleistet, dass die Erkenntnisse über den Weg nicht im Intellekt verhaftet bleiben, sondern in der Haltung Inhalt gewinnen. Die dōjōkun ist der vom Budo-Geist geforderte Auftrag, den Weg nicht nur zu verstehen, sondern zu leben und das persönliche Verhalten an seiner übergeordneten Wirklichkeit zu messen. Sie ist das Zentrum der geistigen Wegübungen, und überall dort, wo sie fehlt, wird Budo zur Form.

Die Leitsätze (kaisetsu) der dōjōkun werden dann, wenn sie in der Selbstübung verwendet werden, zum Maßstab für den Fortschritt auf dem Weg. Fortgeschrittene erreichen durch diese Übung einen reifen Geist (shin) und verbinden erkenntnisfähiges Denken mit persönlichem Verhalten (rei). Übende, die in der dōjōkun nur das theoretische Verständnis statt einer Verhaltensübung (saho) sehen, können keine Fortschritte machen.

Der Ursprung der dōjōkun führt bis zu den Anfängen der Kampfkunst zurück (bubishi). Man sagt, die erste dōjōkun stamme von dem indischen Mönch Bodhidharma aus dem Shaolin Kloster. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich aufgrund von Erfahrungen der Meister viele Leitsätze gebildet, durch deren Hilfe ein Übender in der Lage ist, eigene innere Hindernisse (bonno) auf seinem Weg zu überwinden.

Karate dōjōkun

Die karate dōjōkun wurde von dem okinawanischen Meister Sakugawa gegründet und danach in alle Stilrichtungen des karate übernommen. Die Essenz der ursprünglichen dōjōkun ist auch heute in allen Stilen erhalten geblieben. Sie besteht aus fünf Leitsätzen, die die gesamte geistige Entwicklung eines Übenden auf seinem Weg bestimmen: 1. sein Verhältnis zu sich selbst; 2. sein Verhältnis zur Welt; 3. Wege des rechten Strebens; 4. Verhaltensetikette und 5. gewaltloses Handeln. Im folgenden werden diese Leitsätze näher erläutert:

1. Suche nach der Perfektion deines Charakters

Diese Regel bezieht sich auf das ausgewogene innere Verhältnis des Menschen zu sich selbst. Sie macht deutlich, dass die Übung des budō nicht nur das Körperliche meint, sondern daß der Übende sich in allen alltäglichen Situationen selbstkritisch betrachten soll, um festzustellen, welches die inneren Probleme sind, die der Perfektion seines Selbst im Wege stehen. Durch diese Regel wird der Übende aufgerufen, seinen inneren Unebenheiten mit derselben Kraft zu begegnen, wie er es im körperlichen Training lernt, äußere Schwierigkeiten zu überwinden.

2. Verteidige die Wege der Wahrheit

Diese Regel bezieht sich auf die Haltung des Menschen gegenüber dem Leben und auf die die Bereitschaft zum richtigen Verhältnis zwischen Selbst und Gegenüber. Sie macht darauf aufmerksam, dass auf dem Weg zu einem Ziel eine harmonischen Beziehung zwischen dem Selbst und den existierenden Umständen nötig ist, da kein Ziel im selbstsüchtigen Wollen, sondern nur im rechten Verhältnis zu den Gegebenheiten erreicht werden kann.

3. Pflege den Geist des Strebens

Diese Regel bezieht sich auf die Verwirklichung des Menschen in seinen persönlichen Lebenszielen. Sie hängt eng mit dem ersten und zweiten Leitsatz zusammen, da jedes angestrebte Ziel einer reifen Grundhaltung bedarf, wenn es abwegige und uneinschätzbare Wirkungen vermeiden will. Wie Menschen im persönlichen Umfeld ihre Ziele setzen, bestimmt in einer übergeordneten Dimension den Frieden in der Welt. Deshalb ist Strebsamkeit allein nicht die vermeintlich positive Kraft, sondern wird es erst durch die Verbindung mit einer reifen inneren Haltung. Streben ist gebunden an Sinn, an Maß und an Erkenntnis. Die Philosophie des budō lehrt, daß Streben ohne Verantwortung auf die eine oder andere Weise immer dem Leben entgegensteht.

4. Ehre die Prinzipien der Etikette

Diese Regel bezieht sich auf die richtigen Formen der Verhaltensetikette, die ein Mensch beachten muß, wenn er von anderen verstanden und angenommen werden will. Menschen mit einer schlechten Verhaltensetikette werden selbst im Wohlgemeinten mißverstanden, denn sie widerlegen ihre Absichten und Aussagen durch unentsprechendes Verhalten. Die rechte Etikette macht einen Menschen glaubwürdig, offen und unkompliziert. Sie bewirkt eine verständliche Kommunikation mit anderen und hilft die Harmonie in den zwischenmenschlichen Beziehungen zu erhalten.

5. Verzichte auf Gewalt

Diese Regel bezieht sich sowohl auf die notwendige innere Haltung, die menschliches Zusammenleben ermöglicht, als auch auf die Formung eines menschenwürdigen Charakters. Bei den Tieren sind die Verhaltensmuster zur Erhaltung ihrer Art in ihren natürlichen Anlagen vorhanden und werden von der Natur gelenkt. Der Mensch kann sie durch seine Verselbständigung mit egoistischen Interessen ersetzen und braucht daher eine durch Erkenntnis verinnerlichte Instanz, die auf das Maß seiner Handlungen achtet. Diese Instanz ist dem Menschen nicht mitgegeben, er muß sie sich erarbeiten. Deshalb mahnt diese Regel zum Verzicht auf körperliche Gewalt und bezeichnet gleichzeitig alle Formen der Gewaltanwendung als menschenunwürdig.

Studien Informationen

Siehe auch: Oshi | Kaisetsu | Kairitsu |

Literatur

  • Werner Lind - Budo. Der geistige Weg der Kampfkünste. Bern, München, Wien 1992 (S.51 ff)
  • Werner Lind - Klassisches Karate do, Sportverlag Berlin 1997
  • Richard Kim - The Classical Man, Masters Publication 1986
  • Nakamura Tadashi - Karate, Technique and Spirit, Shufunotomo 1986
  • Peter Urban - The Karate Sensei
  • Gichin Funakoshi - Karate do Kyohan, Kodansha 1973
  • Werner Lind - Das Lexikon der Kampfkünste, Sportverlag 1999.

Weblinks