Emishi

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Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Der Begriff emishi (蝦夷) ist eine alternative Bezeichnung für die ainu (アイヌ), einer prähistorischen Bevölkerungsgruppe ezo (蝦夷), die ursprünglich im Osten und Norden Japans siedelte. Die Bezeichnung emishi stammt vermutlich aus der Ainu-Sprache und steht dort für „Mensch“. Die Japaner übernahmen den Begriff und verwendeten ihn im Sinne von „Barbar“.

Geschichte

Im nihonshoki werden die emishi (ainu, ezo) zum ersten Mal in japanischen Chronologien erwähnt. Dort werden sie als „Einwohner im Osten“ bezeichnet, die sich mit der Regierung des Reiches Yamato (yamato chōtei oder yamato ōken) zunehmend verfeindeten. Die sich im südlichen Bereich von Honshū etablierenden Yamato-Japaner betrachteten sie als Untermenschen. Die Geschichte der emishi spielt sich in drei Etappen ab:

Altertum

Im frühen Altertum (kodai) trieben die emishi noch einen gleichberechtigten Handel mit den Bewohnern von Yamato. Ihre Exportgüter waren Riementang, Pferde, Pelze und Federn. Im Gegenzug erhielten sie aus dem höher entwickelten Yamato-Reich, im Süden ihrer Stammesgebiete, Reis, Tuch und Eisen. Doch die Yamato-Japaner wollten keine gleichberechigten Handelsbeziehungen, sondern die Kontrolle über die Ländereien der emishi.<br.>Im 7. Jahrhundert begann die Eroberung der Ainu-Gebiete durch die Yamato. In jener Zeit siedelten die emishi in den japanischen Nordgebieten, ausgehend von etwa der Mitte der heutigen Präfekturen Miyagi und Yamagata (Gebiet Tōhoku) und auf Hokkaidō. Zwischen 658-660 starteten die Yamato unter dem Kommando von Abe no Hirafu einen ersten Feldzug gegen die nördlichen Ainu-Gebiete. Das Ziel war zunächst die reichen Fischgründe und die Wachstumsgebiete einer besonderen Algenart (konbu) zu erobern, die auch heute in jeder japanischen Küche verwendet werden.<br.> Später (749) wurde den Yamato bekannt, dass in manchen Gebieten der emishi (speziell in Mutsu) Gold zu finden ist. Dies veranlasste den Yamato-Kaiser Kanmu-Tennō (reg. 781-806), einen Feldzug (794-806) zur Landeroberung der nördlichen Ainu-Gebiete unter dem General Saka no Ue Tamuramaro (坂上田村麻呂) zu befehlen. Seinen Angriffen konnten die ainu nicht standhalten und zogen sich weiter in den Norden zurück, wo sie weiter für ihre Unabhängigkeit kämpften. Manche emishi kapitulierten jedoch nach dem verlorenen Krieg, arrangierten sich mit der japanischen Besatzung und versuchten als fushū unter der japanischen Herrschaft zu überleben.<br.>Dem siegreichen Feldherrn der Yamato wurde vom Kaiser der Titel sei i tai shōgun verliehen. Dieser sollte im japanischen Mittelalter die Herrschaft der Militärdiktatur (shōgun) etablieren.

Mittelalter

Zunehmend siedelten sich die emishi im Norden von Honshū und auf Hokkaidō an und kämpften weiter für ihre Unabhängigkeit. Im Laufe des 12. Jahrhunderts jedoch wurden auch sie unterworfen. Die Feldzüge gegen die ainu setzten sich in den nächsten Jahrhunderten fort.

Moderne

Beamte der Yamato-Regierung und verbliebene Stammeshäupter der fushū arrangierten sich untereinander und vereinigten sich zu dem Reich der Yamato.

Etymologie

Heute gehen die etymologischen Theorien über die emishi auseinander und es entstanden hauptsächlich zwei Theorien über ihre Herkunft:

  1. Emishi-Ainu (emishi ainu setsu) - dieser Theorie zufolge sind die emishi identisch mit den ainu. Besonders in der älteren japanischen Literatur wurde diese Theorie propagiert. Deshalb ist diese Annahme auch heute weit verbreitet aber wissenschaftlich umstritten.
  2. Emishi-Yamato (emishi henmin setsu) - diese Theorie bezeichnet die emishi als ein in entlegenen Gegenden wohnendes Volk (ezo), das sich der Yamato-Regierung nicht unterwerfen wollte und in nördliche, unbewohnte Gebiete (ezogashima, heute hokkaidō) floh. Entsprechend begann man die emishi ab dem 13. Jhr. als ezo zu bezeichnen.

Studien Informationen

Siehe auch: Ainu | Ezo | Japanische Volksgruppen

Literatur

  • Nakanishi Susumu: Emishi to wa nanika? Japanische Anthropologie, 1993.
  • Bruno Lewin: Die japanischen Beziehungen zu den Emishi um das Jahr 800. Oriens, Band 18, S. 304-326

Weblinks

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