Gesellschaft in der Frühmoderne

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Die Japanische Gesellschaft in der Frühmoderne (kinsei 近世) des edo jidai (1603-1868) änderte sich mit der Machtübernahme des shōgun Tokugawa Ieyasu (1543-1616). Nach der Schlacht von Sekigahara (1600) wurde das Militärzentrum (bakufu) nach Edo verlegt und die japanische Bevölkerung einer straffen militärischen Diktatur unterworfen. Die Gesellschaft im edo jidai bestand aus vier Ständen (shinōkōshō), in der in hierarchischer Reihenfolge die Stände shi (Krieger), (Bauern), (Handwerker) und shō (Händler) organisiert waren.

Gesellschaft in der Frühmoderne (1603-1868)

Hauptartikel: Japanische Gesellschaft

Die Japanische Frühmoderne begann im Jahre 1603, nachdem Tokugawa Ieyasu den Sohn und Nachfolger von Toyotomi Hideyoshi (Toyotomi Hideori) und dessen Verbündete (Satsuma) in der Schlacht von Sekigahara (sekigahara no kassen) besiegte und den Titel des shōgun erwarb. In diesem Amt errichtete er einen neuen zentralistischen Militärstaat. Damit begann die japanische Frühmoderne (kinsei) und gleichzeitig das Zeitalter edo jidai (auch tokugawa jidai).<br.>Tokugawas Gesellschaftsbild entsprach alten konfuzianischen Vorstellungen, die das "Oben" und "Unten" in der Gesellschaft definieren sollten. So erhob er den Stand der Krieger (shi) zur absoluten Führungselite im Land und ließ diesem das gemeine Volk der Bürger (heimin) folgen. Die bürgerlichen Stände bestand aus den Dorfbewohnern (domin), zu denen vor allem die Bauern (nōmin / hyakushō) gehörten, die in den verschiedenen Zweigen der Landwirtschft () arbeiteten und aus den Stadtbewohnern (chōnin), die sich in handwerkliche Berufe () und in kaufmännische Berufe (shō) unterteilten.<br.>Doch das System der "Vier Stände" (shinōkōshō) hatte erhebliche Lücken, denn zur Gesellschaft gehörten auch weitere wichtige Gruppen, die aus ideologischen Gründen außer Acht gelassen wurden. Man bezeichnete sie als Randgruppen oder als Ausgestoßene (buraku). Da dieses System nicht die Realität der japanischen Gesellschaft widergab aber von den Tokugawa-Shōgunen als endgültig etabliert wurde, gab es Unzufriedenheit und Aufruhr in der japanischen Gesellschaft. Um diesem Umstand zu begegnen wurden vom bakufu (Militärzentrum) die Gesetze der 倹約令 ken’yakurei erlassen, die allen Ständen der shinōkōshō ein Regelwerk auferlegten, nach dem sie leben und gelten durften.

GESELLSCHAFT in der Frühmoderne

Shinōkōshō - vier Stände

1. Shi (shizoku / buke / bushi - Krieger
2. (nōmin / hyakushō) - Bauern
3. (shokunin) - Handwerker
4. Shō (shōnin) - Kaufleute

Randgesellschaft

- Kuge - kaiserlicher Hofadel
- Rōnin - herrenlose samurai
- / Bōzu - Priester
- Wakō - Piraten des Pazifiks
- Ninja - Geheimagenten

Buraku - Ausgestoßene (Paria)

- Eta - Unreine
- Hinin - Nichtmenschen

Shinōkōshō - vier Gesellschaftsgruppen

Hauptartikel: Shinōkōshō

Mit shinōkōshō (士農工商) bezeichnet man die offizielle Klassifizierung des japanischen Gesellschaftssystems der "Vier Stände" im edo jidai (1603-1868) der Japanischen Frühmoderne. Ihre Einteilung erfolgte durch eine Verordnung aus dem bukufu (Militärzentrum) und erfasste die Gesellschaftsgruppen shi 士 (Kriegertum), 農 (Landwirtschaft), 工 (Handwerk) und shō 商 (Handel). Mit dem Beginn des edo jidai (1603) galt die Gesellschaftseinteilung der shinōkōshō. Auf die adeligen Familien (buke / shizoku) der Krieger (shi / samurai) folgte das Volk der Bürger (heimin oder ryōmin), das aus der Landbevölkerung (domin) und aus der Stadtbevölkerung (chōnin) bestand. Die domin bezeichneten das Landvolk der Bauern (nōmin / hyakushō), die chōnin bezeichneten das Stadtvolk der Handwerker (shokunin) und der Kaufleute (shōnin).

1. Shi - Kriegertum

Hauptartikel: Samurai | Buke | Bushi | Shizoku

Der Begriff shi (士) bezeichnet allgemein das japanische Krieger- und Gelehrtentum. Die shi (samurai 士 oder 侍) entstanden bereits früh durch die Wach- und Schutzfunktionen der altertümlichen Krieger (kondei), die entsprechende Aufgaben im Dienst des Kaisers (tennō) zu erfüllen hatten. Sie waren Bedienstete am Hof (samu - dienen) und hatten im Altertum (kodai) noch keine besondere Stellung in der Gesellschaft. Mit Beginn des kamakura jidai (1192) übernahmen sie die politische und kulturelle Macht und etablierten in Japan eine Militärdiktatur, die bis zum Anfang des meiji jidai (1868) bestehen sollte.<br.>Innerhalb der Krieger gab es verschiedene Hierarchien. An der Spitze stand der Militärdiktator (shōgun), der über die mächtigen Landesfürsten (daimyō) wachte, die stets darauf bedacht waren, selbst das Amt des shōgun zu erobern. Der Kaiser (tennō) war in der Politik der Kriegerfürsten lediglich eine Marionette.<br.>Unter der Herrschaft der Tokugawa wurde zunächst die Macht der Kriegerfürsten (daimyō) eingeschränkt, die seit Jahrhunderten Kriege untereinander und um das Amt des shōgun führten. Tokugawa Ieyasu erließ mit seiner Machtübernahme per Gesetz die sofortige Kontrolle über ihre Einkommen. Sie sollten keine Armeen unterhalten, sondern Straßen und Schulen bauen. Ihre Herrschaftsgebiete wurden in han aufgeteilt, sie selbst wurden in Treue-Gruppen klassifiziert: shinpan daimyō (Verwandte der Tokugawa), fudai daimyō (Verbündete der Tokugawa) und tozama daimyō (Kriegsgegner der Tokugawa). Um eine noch bessere Kontrolle zu erreichen, wurden die daimyō gezwungen, abwechselnd ein Jahr im bakufu und ein Jahr auf ihren Lehen zu leben (sankin kōtai). In manchen Fällen wurden ihre Töchter und Söhne als Geiseln im bakufu verhaftet.<br.>Auf Grund dieser Verordnungen mussten die daimyō die Mehrzahl ihrer bediensteten Krieger in die Arbeitslosigkeit entlassen. Die meisten wurden zu rōnin, die ohne Einkommem zwangsläufig zu Räubern, Wegelagern und Pründerern wurden. Manche schlossen sich den Pazifikpiraten (wakō) an, nur wenige von ihnen waren entsprechend qualifiziert, um private Ausbildungsschulen in den japanischen Kampfsystemen zu eröffnen. Eine Minderheit verwarf die ethischen Gesetze der samurai und betätigte sich als Kleinhändler.<br.>Unabhängig von ihrem Beschäftigungsverhältniss waren alle Krieger per Dekret gezwungen, den Anti-Luxus-Gesetzen (ken’yakurei) zu entsprechen. Diese verpflichteten sie dazu ihrem gehobenen Gesellschaftstand zu entsprechen und in den städtischen Burgzentren ihrer han oder in der Residenzstadt des bakufu (Edo) angepasst zu leben.<br.> Doch eigenes Land (Garantie ihres Einkommens) wurde nur der kriegerischen Elite (shizoku / buke) zugesprochen, die einfachen samurai waren auf nach wie vor auf Sold angewiesen. In der japanischen Zeitgeschichte etablierten sich mehrere Begriffe für die Krieger:

  • Samurai (侍 oder 士) - im altertümlichen heian jidai (ca. 794-1192) noch saburai (shi) wird der Begriff mit dem kanji 侍 (Krieger) oder 士 (Gelehrter) geschrieben. Aus saburai (samu - aufwarten; bedienen), entstand später im kamakura jidai (ca. 1192-1333), Ashikaga-Muromachi jidai (ca. 1333-1568, Azuchi-Momoyama jidai (ca. 1568-1603) und edo jidai) die Bezeichnung samurai (Diener eines Herrn). Letztere Bezeichnung steht wörtlich für die japanischen Krieger (später bushi), aus denen sich nachfolgend die Stände der adeligen Krieger (buke) etablierte. Zusammen bildeten die samurai ca. 6% der japanischen Gesamtbevölkerung.
  • Bushi (武士) - der Begriff bezeichnet einen Gefolgsmann (士 shi), der dem japanischen Militär (武 bu) des Mittelalters (chudai) zugehörig ist. Die Bezeichnung kann parellel zu samurai verwendet werden. Im Altertum kodai) waren die bushi die militärischen Gesandten (jitō und shugo) des shōgun, die im Gegensatz zu den kaiserlichen Beamten (kokusho) die entlegenen Provinzen (shoen) politisch und gesellschaftlich kontrollierten sollten.
  • Buke (武家) - der Begriff bezeichnet eine "militärische Familie" (bu 武 - Militär, ke 家 - Familie), die dem Kriegerstand der bushi (bu 武 - Militär, shi 士 - Krieger) angehört. Schwert- und Militäradel Japans der sich im heian jidai aus den professionellen Kriegern (rōtō) herauszubilden begann, im Gegensatz zu den am Kaiserhof (kōzoku) lebenden adeligen Staatsbeamten (kuge).
  • Shizoku (士族) - wörtlich Kriegerfamilien, Bezeichnung für Familien und Mitglieder des ehemaligen Kriegerstandes (shi), aus denen in der Meiji-Zeit (ab 1868) die gleichnamige aristokratische Gesellschaftklasse der alten Kriegerabstammungen hervorging.
Krieger - militärische Einteilung
  • Grundadel - Fürsten und Regenten
1. Shōgun - oberster Militärdiktator
2. Daimyō - Landesfürst
  • Schwertadel - Lehensträger und Vasallen
3. Bakushin - Kriegeradel aus dem bakufu
- Hatamoto - direkte Vasallen des shōgun
- Gokenin - direkte Vasallen des shōgun
  • Kleinadel (Krieger, Söldner)
4. Samurai - untere Kriegerklasse
- Baishin - Vasallen eines daimyō
- Hanshi - samurai unter einem daimyō

Die mit dem edo jidai (1603-1868) beginnende Friedenszeit und die vom bakufu erlassenen Anti-Luxus-Gesetze (ken’yakurei) brachte den Stand der Krieger in erhebliche wirtschaftliche Notlagen. Die Krieger standen nach wie vor an der Spitze der Gesellschaft, doch tatsächlich bildeten sie eine weit gestreute Klasse im japanischen Gesellschaftswesen, das von reich und mächtig bis zu bettelarm reichte. Diese begann mit dem allmächtigen shōgun und endete mit den rōnin. Beide waren Teil der shi (Kriegerklasse) und hatten das Privileg persönliche Familiennamen und ein Schwertpaar (daishō) tragen zu dürfen. Doch die veränderte Gesellschaft zwang die meisten von ihnen bei den emporstrebenden Kaufleuten (shōnin) Kredite aufzunehmen, wodurch sie sich hoffnungslos verschuldeten. Am Ende führte dies 1868 zum Untergang des japanischen Kriegertums.

Domin - die Landbevölkerung

Den Begriff domin (土民) übersetzt man mit "Volk der Scholle". Die Bezeichnung meint die Landbevölkerung (das kanji do 土 steht für "Boden"; "Erde") und bezieht sich auf die Bauern (nōmin und hyakushō). Das übergeordnete kanji (農) umfasst auch weitere Gruppen der Landbevölkerung. Die Bauern lebten in Dörfer (mura) und bestanden aus einer Ober- und Unterschicht. Zur Oberschicht gehörten die reichen Dorfvorsteher, die für Steuerabgaben und Frondienste verantwortlich waren, zur Unterschicht gehörten die Kleinbauern, Pächter und Landarbeiter, die weitgehend entrechtet am untersten Limit der Gesellschaft lebten. Es gab Bauern- und Fischerdöfer, die voneinander getrennt waren aber gemeinsam besteuert wurden.

Heimin - gemeines Volk
2. - Landwirtschaft
- Hyakushō - freie Bauern
- Nōmin - Bauern
3. - Handwerk
- Shokunin - Handwerker
4. Shō - Händlertum
- Shōnin - Kaufleute

2. Nō - Landwirtschaft

Das kanji (農) bezieht sich auf die Landwirtschft (nōgyō). Ihre Mitglieder domin (Landvolk, ca. 80% der Gesamtbevölkerung) bildeten die erste Gruppe der japanischen Normal-Bürger (heimin - Volk). Zur Landbevölkerung gehörten vor allem die Bauern (nōmin/hyakushō), die für die Produktion von Landgütern (Reis, Hirse, Rüben, u.a.) verantwortlich waren, aber auch weitere Stände, die sich mit Fischfang/Fischverarbeitung, Ausbeutung von Bodenschätzen, Gewinnung von Seetang, Herstellung von Holzkohle, Produktion von Garnen und Stoffen, Herstellung von Haushaltsgegenständen, u.s.w. beschäftigten. Alle Stände der Landbevölkerung waren unterhalb der Krieger (shi) klassifiziert und bildeten zusammen mit der Stadtbevölkerung (chōnin) das Volk der einfachen Bürger (heimin):

  • Nōmin (農民) - der Begriff bezeichnet im System der vier Stände (shinōkōshō) des edo jidai einen japanischen Bauer. Die Bauern hatten den Auftrag, die Gesellschaft mit Nahrung zu versorgen und standen in der Hierarchie der shinōkōshō an zweiter Stelle nach den Kriegern. Trotzdem litt ihr Stand am meisten unter den Anti-Luxus-Gesetzen (ken’yakurei). Jeglicher Luxus war ihnen verboten. Sie durften z.B. nur zu besonderen Gelegenheiten (Totenfest und Neujahr) Reis essen und mussten sich sonst von Gerste, Hirse, Blattgemüse und Rüben ernähren. Die ihnen vorgeschriebene Kleidung war einfach, nur der Dorfälteste durfte einen kimono aus grober Seide tragen. Der Zugang zu jeder Art von Bildung blieb ihnen verwehrt, sie durften keine Bücher besitzen und keine öffentlichen Veranstaltungen (Ringkämpfe oder Theater) besuchen. Sie wurden sogar angehalten, sich von ihren Frauen zu trennen, wenn diese faul waren oder sie zu übermäßigem Luxus verführten.<br.>In Notzeiten wurde ihnen auch der Konsum von sake und tofu verboten. Die Bauern sollten sich lediglich auf ihre Feldarbeit konzentrieren.
  • Hyakushō (百姓) - bis zum 14. Jahrhundert wurde der Begriff für alle freie Menschen in der japanischen Gesellschaft gebraucht. Im edo jidai bezeichnete man damit die freien Bauern.

Chōnin - die Stadtbevölkerung

Die bürgerliche Stadtbevölkerung (町人, chōnin) bestand im edo jidai aus Handwerker (shokunin) und Kaufleuten (shōnin). In ihren Gilden herrschte zwischen Meister und Lehrling ein strenges hierarchisches System, das die Gesellen gegenüber dem Meister zu Treue, Gehorsam und Geheimhaltung ihrer Kunst verpflichtete. Verstöße wurden oft mit Todesstrafen belegt.<br.>Nicht immer unterschied man das Handwerk und den Handel in zwei verschiedene Gesellschaftklassen. Oft bezeichnete man sie zusammen als "Stadtbevölkerung von Nicht-Samurai", denn sie hatten in der Gesellschaft des edo jidai einen gleichwärtigen Status: sie hatten keine Familiennamen (Japanische Namen), durften keine Waffen tragen und kein Land besitzen und wurden von den Beamten der militärische Burgfürsten (shōgun oder daimyō) beaufsichtigt und streng kontrolliert. Zu Anfang der Edo-Zeit (1603) spielten sie in der Gesellschaft noch eine untergeordnete Rolle, stiegen aber bald zu den Herren der Gesellschaft auf. In der Neuzeit bestimmen sie die kapitalistische japanische Gesellschaft.

3. Kō - Handwerk

Mit (工) bezeichnete man im edo jidai das in den Städten ausgeübte Handwerk. Daraus resultieren die Begriffe kōjin (Handwerker, Arbeiter), shokunin (職人, Handwerker, Arbeiter, Geselle) und shokunin gei (職人芸, Handwerkskunst). Obwohl auch die Landbevölkerung (domin) Handwerker hatte, die aber lediglich getöpferte, holzgeschnitzte und lackierte Haushaltsgegenstände herstellten, wurde das städtische Handwerk als Kunst (gei, 芸) bezeichnet, das höhere Ansprüche bediente.<br.>Entsprechend den überlieferten Wertvorstellungen des Konfuzianismus hatten die japanischen Handwerker () einen höheren Status als die Händler (shō), waren aber unter der Landwirtschaft () eingestuft, in deren Auftrag die Ernährung des gesamten Volkes lag. Man unteschied die städtischen Handwerker in ishoku (居職, Handwerker mit einer eigenen Produktionsstätte) und in deshoku (出職, Handwerker, die außerhalb arbeiteten). Zu den ersten zählten die Hersteller von Waffen und Rüstungen, zu den zweiten die sogenannten "Umherziehenden" (渡り, watari), wie Architekten, Zimmerleute und Maurer. Anfangs gehörten auch die Ärzte zu diesem Stand, erst im 18. Jahrhundert wurden sie zu einem wissenschaftlichen Studiengang (医学館, igakukan) verpflichtet und bildeten später eine eigene Zunft.

  • Shokunin (職人) - der Begriff bezeichnet einen Handwerker (Meister/Arbeiter/Geselle) in den Stadtbezirken des edo jidai. Die vielfältige städtische Handwerkskunst dieses Zeitalters stand meist unter einem abhängigen Dienstverhältnis zum shōgun oder zu einem daimyō und erledigte Arbeiten ausschließlich in deren Auftrag. Geregelt wurde das Verhältnis durch so genannte oyabun. Diese waren für die Lieferung von Arbeitskräften für private, aber auch für öffentliche Arbeiten zuständig.<br.>Jede Handwerkskunst wurde grundsätzlich vom Vater auf den Sohn vererbt. Jeder Nachfolger brauchte eine offizielle Bestätigungsurkunde vom Meister, durch die er entweder zum Erben der Hauptfamilie oder zum Oberhaupt einer Zweigfamilie ernannt wurde.

4. Shō - Handel

In Japan bezeichnet der Begriff shō (商) im Allgemeinen den Handel. Die Händler (shōnin) des edo jidai wurden als unterste Schicht der Gesellschaft shinōkōshō klassifiziert. Sie widersprachen dem etablierten Kriegerprinzip von Ehre und Würde und verfolgten individuelle Ziele zur Anhäufung von Reichtum und Macht. Dies war den Kriegern verboten.<br.>Doch die Rolle der Händler in der japanischen Gesellschaft wurde vom bakufu des edo jidai unterschätzt. Obwohl auch die Händler den Vorschriften und Verordnungen der ken’yakurei unterlagen, konzentrierte sich die Gesetzgebung kaum auf diesen als "unwürdig" angesehenen Gesellschaftsstand. So hatten sie viele unbeobachtete Freiheiten, die sie zum Erreichen von Einfluss, Wohlstand und Macht zu nutzen wussten.

  • Shōnin (商人) - mit diesem Begriff bezeichnet man einen Händler oder einen Kaufmann. Dasselbe kanji wird auch als akindo (Händler; akinau - Handel treiben) ausgesprochen. Die Händler bildeten im edo jidai (1603-1868) den untersten Stand (shō 商) der vier Gesellschaftsgruppen (shinōkōshō) und gehörten zusammen mit den shokunin 職人 (Handwerker) der Stadtbevölkerung (chōnin 町人) an. Auch sie unterlagen den Anti-Luxus-Gesetzen (ken’yakurei) des edo bakufu. Sie hatten keine gesellschaftlichen Rechte, mussten getrennt von den samurai in eigenen Stadtvierteln leben, ihre Häuser durften nur ein Obergeschoss haben und der Besitz von wertvollen Haushaltsgeräten war ihnen verboten. Doch sie nutzten ihre Chance, gründeten Manufakturen und Banken und wurden schließlich zu den wichtigsten Geldgeber (zaibatsu) der langsam entstehenden japanischen Wirtschaft. Im folgenden meiji jidai (ab 1868) entstanden aus ihnen die ersten Kapitalisten Japans.
  • Akindo (商人) - der Begriff bezeichnet ebenfalls einen Händler (shōnin). Im japanischen Mittelalter (chūdai) waren die akindo eine beliebte Verkleidung der ninja innerhalb der shichihōde (sieben Verkleidungsformen der ninja, Erläuterungens siehe unter hensōjutsu).
Organiasation der Staatsmacht
1. Metsuke - Polizei im Mittelalter
2. Keisatsu - Polizei der Neuzeit
Bu - Militär

Staatliche Exekutive

Nicht als Gesellschaftsgruppe kalssifiziert aber als Exekutive der Staatsmacht, unterhielt das Militärregime des shōgun im edo jidai sowohl eine gut organisierte japanische Polizei als auch ein entsprechendes japanisches Militär.

Kei - Polizei

Hauptartikel: Metsuke | Japanische Polizei

Eine Japanische Polizei gab es in allen Zeitaltern der japanischen Geschichte. Allerdings veränderte sich ihre Struktur und Funktion entsprechend der Gesellschaftspolitik unter den jeweiligen Herrschern. Im edo jidai (1603-1868) wurde der vorausgegangene Polizeiapparat kaum verändert, allerdings aber unter die Kontrolle eines vom bakufu gegründeten Geheimdienstes (metsuke) gestellt, der die Polizeistationen in den Ländereien der Landesfürsten (daimyō) streng kontrollierte.<br.>Der Begriff metsuke (目付) bedeutet wörtlich "Auge" und bezeichnet die im Geheimdienst tätigen Polizeiinspektoren des shōgun. Sie waren einzig dem shōgun verpflichtet, kontrollierten inkognito die Situation der lokalen Polizeistationen und erstatteten im bakufu Bericht. Die metsuke waren im edo jidai die unbestritten höchste Instanz der landesweit aggierenden japanischen Polizei.

Bu - Militär

Hauptartikel: Japanisches Militär

Das Japanische Militär hatte im Verlauf der japanischen Geschichte vielfältige Kompetenzen. Im edo jidai (1603-1868) sollte es die Militärdiktatur des bakufu sichern, doch der shōgun konnte nicht verhindern, dass seine Lehensfürsten (daimyō) eigene Armeen aufbauten und gegen seine diktatorische Allmacht revoltierten.


Randgruppen und Paria in der Frühmoderne
  • Randgesellschaft
- Kuge - kaiserliche Hofbeamte
- Rōnin - herrenlose samurai
- / Bōzu - Priester
- Wakō - Piraten des Pazifiks
- Ninja - Geheimagenten
  • Ausgestoßene (Paria)
- Eta - Unreine
- Hinin - Nichtmenschen

Japanische Randgruppen

Wie bereits erwähnt erfassten die shinōkōshō (vier Stände) des edo jidai (1603-1868) nicht die gesamte Breite der japanischen Gesellschaft und klassifizierten nur jene Stände, die in der militärischen Diktatur der shōgun von Bedeutung waren. Entsprechend wurden mehrere wichtige Gesellschaftsgruppen außer acht gelassen. Manche dieser Gruppen gehörten vergangenen Gesellschaftsmodellen an (z.B. kuge - kaiserlicher Adel), andere (z.B. Priester und Ärzte) existierten seit altersher in Japan über der Gesellschaft. Nicht klassifiziert wurde auch die breite Schicht der Angestellten in den städtischen Haushalten. Hinzu kamen die Tagelöhner (Wanderarbeiter, Schau- und Unterhaltungskünstler), die "Unehrlichen" (Kurtisanen, Schauspieler, Tänzerinen der Bordellviertel in den großen Städten) und die "Unreinen" (eta), die ca. 2% der japanischen Bevölkerung ausmachten.<br.>Außer Acht gelassen wurden auch die vielen aus dem Dienst entlassenen Krieger (bushi), die sich mehrzählig als Verbrecher durchs Leben schlagen mussten, weil sie keine andere Chance zum Überleben hatten. Sie wurden zu Räubern im Land (rōnin) oder zu Piraten auf dem Meer (wakō). Ebenfalls unerwähnt blieb auch die Gruppe der Agenten (ninja), die im edo jidai Hochkonjunktur hatte.

Kuge - Hofadelige

Hauptartikel: Kuge

Als kuge (公家) oder kugyō (公卿) bezeichnet man die Klans des frühen japanischen Hofadels, Staats- und Regierungsbeamte des tennō, die am Kaiserhof lebten, diesen unterstützten, Regierungsaufgaben übernahmen und bis zum kamakura jidai manchmal auch als kanpaku (siehe Fujiwara) anstatt dem Kaiser regierten. Sie entstammten der frühen aristokratischen Bevölkerungschicht aus dem ersten japanischen Reich (Yamato) und begannen sich ab ca. 415 in straff organisierte Sippenverbände (uji) zu organisieren. Die Oberschicht dieser Klans war mit dem tennō entweder blutsverwandt oder mächtig genug, um nicht ignoriert werden zu können.<br.>Im 7. Jahrhundert wandelten sie sich zu einer am kaiserlichen Hof einflussreichen Adelsgesellschaft und beeinflusste über Ämter und Verwandtschaftsbeziehungen bis zum 12. Jahrhundert die gesamte Politik des Reiches. Bis zum Erstarken des Schwertadels (buke), waren die kuge die einzige aristokratische Gesellschaft Japans. Doch nach anhaltenden Machtkämpfen mit den Familien der buke (Krieger) verloren die kuge im 11. Jahrhundert allmählich die politische Macht an die buke (siehe dazu in Folge kamakura jidai, Ashikaga-Muromachi jidai und Azuchi-Momoyama jidai).<br.>Im folgenden edo jidai (1603-1868) hatten sie keinen politischen Einfluss mehr und erfüllten nur noch zeremonielle Funktionen. Da ihre Familien aber mit dem "göttlichen" tennō durch Blutsverwandtschaft oder durch traditionelle Loyalität verbunden waren, konnte auch das Militärregime des shōgun ihren Stand nicht ignorieren. Je nach Rang und Namen zahlte das edo bakufu daher ihren Unterhalt.<br.>In den Gesellschaftsgruppen (shinōkōshō) des edo jidai wurden sie jedoch nicht aufgenommen, man klassifizierte sie als "über der Gesellschaft Stehende" - als Randgruppe. Gleichzeitig aber wurde ihr Leben und Wirken von Tokugawa Ieyasu durch strenge Verordnungen (kuge shohatto - Gesetzestexte für Hofbeamten) geregelt, das zusammen mit dem buke shohatto (Vorschriften für die Kriegersippen) und dem buke hyakkajō (hundert Regeln für die Krieger), von Tokugawa Ieyasu zu Anfang des edo jidai (1615) in Kraft gesetzt wurde.
.Die adeligen Familien der kuge überlebten über viele Jahrhunderte die Militärdiktatur der shōgun. Im Jahr 1850 gab es im Umfeld des kaiserlichen Palastes von Kyōto immer noch 137 Sippen ihrer Familien. 1869 wurden die kuge (adelige Hofbeamte) und die buke (adelige Krieger) in einen einzigen aristokratische Adelstand vereinigt (kazoku).

Sō - Mönche

Hauptartikel:

Das japanische Priestertum (僧) hat eine große Vielfalt und unterscheidet sich vor allem in die existierenden Glaubensrichtungen des Buddhismus und Shintōismus.

  • Sōhei (僧兵) - Kriegermönch
  • Komusō (虚無僧) - "Mönch der Leere", Bettelmönch, Angehöriger des Ordens der Fuke-Schule.

Rōnin - herrenlose Samurai

Hauptartikel: Rōnin

Mit rōnin (浪人) bezeichnet man in Japan einen "vagabundierenden Menschen". Der Begriff (wörtlich "Wellenmänner") wurde schon im nara jidai und heian jidai verwendet und damals für Leibeigene gebraucht, die ihrem Herrn entflohen waren oder von ihm vertrieben wurden. Beginnend mit dem sengoku jidai (1482-1568) bezeichnete man damit einen samurai ohne Dienstverhältnis zu einem Herrn. In diese Situation konnte er geraten, indem er entweder seinen Lehensherrn durch dessen Tod verlor, diesen freiwillig verließ oder von diesem wegen eines Vergehens entlassen wurde.<br.>Durch den sich anbahnenden Konflikt (ab 1599) zwischen Tokugawa Ieyasu und dem Erben Hideyoshis, der 1603 in der Schlacht von Sekigahara unterlag, hatten die rōnin im sengoku jidai zunächst Hochkonjunktur, denn die daimyō fühlten sich bedroht und nahmen die Krieger in ihren Dienst auf. Nachdem jedoch Tokugawa den Frieden wieder hergestellt hatte, wurden die samurai aus dem Dienst ihrer Fürsten entlassen und wurden erneut zu rōnin.<br.>Die von Tokugawa innerhalb der shinōkōshō 1657 erlassenen Verordnungen (ken’yakurei) zwangen alle samurai, dem Status ihres adeligen Standes (shi) zu entsprechen, unabhängig von ihrem Einkommen. Zusätzlich verwehrte man ihnen ihr bisher gültiges Recht, ohne die Erlaubnis ihrer Herren in andere Dienste zu treten, andere Berufe anzunehmen oder ihren gesellschaftlichen Status durch Heirat zu verändern. Es gab nur wenige arbeitslose samurai (rōnin), die mit ihrem zugedachten Adelstitel aber in völliger Mittelosigkeit zurecht kamen. Die meisten schlossen sich zu Räuberbanden zusammen und kontrollierten die Unterwelt der großen Städte, plünderten und raubten, verdingten sich als Handlanger und Mörder in den geheimen Fehden der Fürsten und machten nachts die Straßen für jeden Bürger unsicher. Andere wurden zu Seepiraten (wakō). Durch ihre Gewalttaten bereiteten sie den Polizeibehörden (metsuke) des edo bakufu ernsthafte Schwierigkeiten.

Wakō - Piraten des Pazifik

Hauptartikel: Wakō

Mit wakō (倭寇,倭冦,和寇 oder 和冦) werden japanische Seepiraten bezeichnet, die fast über die gesamte Geschichte Japans eine ernsthafte Bedrohung für die Staatsmacht darstellten. Bereits seit 862 kontrollierten sie den Schiffsverkehr im japanischen Binnenmeer und erreichten gegen Ende des heian jidai (zwischen 931 und 937) große Macht. Fujiwara Sumitomo wurde von der Kaiserregierung zu ihrer Bekämpfung ausgeschickt, doch er verband sich mit den Räubern und wurde ihr Führer. Mit 1500 Schiffen beherrsche er das japanische Binnenmeer, bis ihm 939 Ono Yoshifuru die erste Niederlage bereitete.<br.>Doch die Piraterie war damit nicht beendet. Auf massive Beschwerden der Chinesen schickte der shōgun Ashikaga Yoshimitsu im Jahre 1402 eine Flotte gegen die wakō und versenkte einen Großteil ihrer Schiffe. Im sengoku jidai (1482-1568) verbündeten sich die wakō mit manchen japanischen daimyō und plünderten durch Streifzüge (bis zu 200 km ins Landesinnere) die gesamte chinesische Küstenregion. China reagierte darauf mit einem Handelsverbot gegen Japan, doch dadurch verarmten ihre eigenen Küstenbewohner und wurden selbst zu Piraten. Daraufhin nahm sich die chinesischen Ming-Regierung selbst des Problems an und schickte eine große Flotte gegen die japanischen Piraten. Dieser nicht gewachsen, wichen die japanischen Seeräuber kurtzfristig (1553-1560) in die Malakka-Straße des südlichen Pazifiks aus und überfielen die Philippinen, Siam, Aman und Jawa. Dort erlangten sie einen dermaßen großen Einfluss, dass sie sogar den König bestimmten.<br.>Im 16. Jahrhundert wurde erneut ein Klan Ōuchi vom bakufu mit der Vernichtung der wakō beauftragt, doch auch die Ōuchi verbündeten sich mit den wakō denn die Eroberungszüge der Seeräuber warfen beträchtliche Gewinne ab. Überhaupt waren die meisten daimyō aus dem südlichen Japan (südliches Hondō, Kyūshū und Shikoku) mit den wakō verbunden und galten als ihre Beschützer. Durch die Kolaboration mit den Piraten gewannen sie ein beträchtliches Vermögen. Einige daimyō nahmen sogar ganz offiziell den Titel kaizoku tai shōgun (Großer Seeräuber-Führer) an. Doch gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde den wakō durch Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi ein Ende bereitet. Durch die von Tokugawa Ieyasu darauffolgend veranlasste Isolierung Japans von der Außenwelt mussten die wakō ihr Handwerk notgedrunge aufgeben. Doch bald darauf öffnete Japan erneut den Handel mit Honkong und manchen europäischen Staaten. Damit setzte sich die Piraterie fort und es begann die Blütezeit der Seepiraten in China (wokou).

Ninja - Agenten

Hauptartikel: Ninja

Die ninja (忍者) waren ausgebildete Kämpfer, Spione und Guerillakrieger, Kuriere und Kundschafter, die von den shōgun und daimyō zwischen der Heian- und der Meiji-Periode zu verschiedenen Aufträgen eingesetzt wurde. In der früheren Zeit bediente man sich z.B. eines ninja, um einen Konkurrenten ausser Gefecht zu setzen, im edo jidai bildeten die ninja einen Großteil der Staatspolizei (metsuke). In den meisten Kriegen, Verschwörungen und Fehden der Feudalzeit spielten sie als Ge-heimagenten, Attentäter und Spione eine aktive und oft ausschlaggebende Rolle.

Buraku (Paria-Gruppen / Ausgestoßene)

Hauptartikel: Buraku

Die Ausgrenzung ganzer Personengruppen aus der Gesellschaft hat in Japan eine lange Tradition. Nach buddhistischer und shintoistischer Auffassung galten Menschen als gesellschaftsunfähig, wenn sie blind, behindert, leprakrank oder als Kriminelle verurteilt waren. Das Gleiche galt auch für die Berufsstände der Totengräber, Scharfrichter, Schinder und Schlächter. Diesen Gruppen zugehörige Menschen (hinin - Nichtmenschen) wurden von den Bürgern (heimin) getrennt, sie mussten in Sondergemeinden (buraku) leben und durften die Häuser der Bürger nicht betreten.<br.>Nachdem die Tokugawa-Regierung die japanische Gesellschaft im System der vier Stände (shinōkōshō) neu geordnet hatte, erließ sie 1657 ein Gesetz, das dem Berufsstand der Lederverarbeiter (kawata) die Aufgaben der Schinder, Henker, Totengräber und Schlächter auferlegte. Damit fielen die Gerber (kawata) durch das Raster des Handwerks () und wurden unter der Bezeichnung eta (Unreine) in der Paria-Gruppe (Diskriminierte) der burakumin klassifiziert. Sie waren gezwungen, mit den hinin (Ausgestoßene) in den Sondergemeinden (buraku) zu leben. Seit dem edo jidai (1603) wurden über sie Melderegister geführt, die heute noch einsehbar sind und zu ihrer fortwährenden Diskriminierung führen.

Buraku - Ausgeschlossene
  • Eta - Unreine (Gerber, Schinder, Henker, u.a.)
  • Hinin - Nichtmenschen (Bettler, Leprakranke, u.a.)

Eta - Unreine

Hauptartikel: Eta

Der Begriff eta (穢多) wurde erst im edo jidai (1603-1868) etabliert und bedeutet wörtlich "viel Schmutz" (im übertragenen Sinn - "Unreine"). Die Bezeichnung eta ist ein Folgebegriff für das Handwerk der Lederverarbeiter (kawata), das seit altersher in der japanischen Gesellschaft unverzichtbare Dienste leistete. Doch durch eine Verordnung der Tokugawa-Administration (1657) wurden die kawata mit zusätzlichen Aufgaben belegt (Schinder, Henker, Totengräber, u.a.), wodurch sie ihren Status als Handwerker verloren. Wegen ihren zusätzlich auferlegten Verpflichtungen galten sie als "unrein" und wurden zu den Paria-Gruppen (burakumin) gezählt. Sie wurden aus der Edo-Gesellschaft ausgeschlossen und lebten ebenso wie die hinin (Nichtmenschen) außerhalb der bürgerlichen Ortschaften in eigenen Siedlungen (buraku).<br.>Die Diskriminierung ihres Standes (kawata) war zu Anfang des edo jidai (1603) noch recht wenig ausgeprägt. Ihr Berufstand hatte in der japanischen Vergangenheit eine große Bedeutung, vor allem für die Rüstungdherstellung (yoroi), in der viele Leder gebraucht wurde. Doch nachdem im 17. Jahrhundert die Bezeichnung eta gesetzlich verordnet wurde, entstand in der Bevölkerung ihnen gegenüber eine starke Ablehnung. Noch heute kämpfen die eta um ihren ursprünglichen Standesbegriff kawata.

Hinin - Nichtmenschen

Hauptartikel: Hinin

Die hinin (非人), wörtlich "Nicht-Menschen", waren gesetzlich verurteilte Kriminelle, Behinderte, Blinde, Leprakranke oder von ihren Familien verstoßen Mitglieder. Sie alle wurden aus der japanischen Gesellschaft ausgeschlossen und lebten zusammen mit den eta in Sondergemeinden (buraku), außerhalb der Siedlungen der Bürger (heimin). Sie bestanden aus einer gesellschaftlich total verarmte Unterschicht, überwiegend aus Bettlern. Im Gegensatz zu den in Melderegistern registrierten eta konnten die hinin sich aus eigener Kraft von ihrem Stand befreien. Bedingung dazu war, dass sie nicht durch Erbschaft in diesen Stand hineingeboren waren und diesem weniger als zehn Jahre angehörten.

Studien Informationen

Siehe auch: Japanische Gesellschaft | Japanische Frühmoderne | Shinōkōshō

Literatur

  • Johannes Barth - Edo - Geschichte einer Stadt und einer Epoche Japans, Tōkyō, Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG) und Japanisch-Deutsche Gesellschaft e.V. 1979 (Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Band LXXVI).
  • John K. Fairbank, Edwin O. Reischauer, Albert M. Craig - East Asia- Tradition and Transformation, Houghton Mifflin Company und Charles E. Tuttle Company, Boston, Tōkyō 1976.
  • Gerald Groemer - The Creation of the Edo Outcaste Order, im Journal of Japanese Studies (2001, vol. 27, nr. 2).
  • John W. Hall - Rule by Status in Tokugawa Japan, in Journal of Japanese Studies (1974, vol. 1, nr. 1).
  • Herman Ooms - Tokugawa Village Practice - Class, Status, Power, Law, University California Press, Berkeley, Los Angeles, London 1996.
  • Renate Ruttkowski - Von der Altsteinzeit bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, "in Länderbericht Japan - Geographie, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur", Hrsg. Hans Jürgen Mayer, Manfred Pohl, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1995.
  • Donald H. Shivley - Sumptuary Regulation and Status in Early Tokugawa Japan, in Harvard Journal of Asiatic Studies, vol. 25, 1964-1965.
  • Werner Lind - Budo Lexikon, BSK 2010.
  • Klaus Vollmer - Vorstellungen und Grundlagen gesellschaftlicher Ordnung in Ostasien, in "Edition Weltregionen" (Band 10): Ostasien 1600-1900. Hrsg. Sepp Linhart, Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Promedia Verlag, Wien 2004.
  • Shimmi K. - Die Geschichte der Bukeherrschaft in Japan: Beiträge zum Verständnis des japanischen Lehnswesens, Basel 1939
  • Oscar Ratti/Adele Westbrook - Secrets of the Samurai, Charles E. Tuttle Company 1993.

Weblinks

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