Japanische Geschichte: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Im Jahr 1868 wurde die Staatsmacht erneut dem | + | Im Jahr 1868 wurde die Staatsmacht erneut dem Kaiser (''[[tennō]]'') übergeben. Unter der Regierung des ersten Meiji-Tennō (Mutsuhito) wurde der ''shōgun'' abgesetzt, alle feudalen Privilegien des Kriegeradels aufgehoben und der Sieg des Bürgertums über die Krieger (''bushi'' und ''samurai'') besiegelt. Die Landesfürsten (''daimyō'') wurden entmachtet und durch die Rückgabe ihre Ländereien (''han'') an den ''tennō'' fand das mittelalterliche Feudal-System Japans ein Ende. Die Kaiserfamilie (''tennōke'' oder ''kōzoku'') zog von Kyōto in die neue Hauptstadt Tōkyō und etablierte dort ein neues kaiserliches Regierungssystem (''tennōsei''). Der Kaiser erhielt den Titel ''[[dai nippon teikoku tennō]]'' (kaiserlicher Himmelssohn von Groß-Japan), das Ständesystem wurde abgeschafft und die adeligen Geschlechter der ''buke'' zu normalen Bürgern des Landes erklärt. Von 1871 bis 1873 wurde das Grundsteuersystem reformiert, die allgemeine Schulpflicht eingeführt und das Reich in beamtengesteuerte Präfekturen (''ken'') aufgegliedert. In dem neuen Verwaltungssystem erhielten die Nachkommen des Kriegeradels (''buke'') eine zentrale Bedeutung als Verwaltungsbeamte und zukünftige Wirtschaftsführer. Trotz diesen Neuordnungen gab es keine Einigung. Bereits im Jahre 1877 erfolgte eine Rebellion (''[[seinan sensō]]'') der [[Satsuma]] gegen die erlassenen Reformen, die die Rechte der Landesfürsten dramatisch einschränkten. In der weiteren Entwicklung wurde 1881 die Liberale- und 1882 die Reform-Partei gegründet. Ab 1885 entstand das parlamentarische Kabinett-System, das dem Kaiser beratend zur Seite stand. |
− | Die Kaiserfamilie (''tennōke'' oder ''kōzoku'') zog von Kyōto in die neue Hauptstadt Tōkyō und etablierte dort ein neues kaiserliches Regierungssystem (''tennōsei''). Der Kaiser erhielt den Titel ''[[dai nippon teikoku tennō]]'' (kaiserlicher Himmelssohn von Groß-Japan), das Ständesystem wurde abgeschafft und die adeligen Geschlechter der ''buke'' zu normalen Bürgern des Landes erklärt. Von 1871 bis 1873 wurde das Grundsteuersystem reformiert, die allgemeine Schulpflicht eingeführt und das Reich in beamtengesteuerte Präfekturen (''ken'') aufgegliedert. In dem neuen Verwaltungssystem erhielten die Nachkommen des Kriegeradels (''buke'') eine zentrale Bedeutung als Verwaltungsbeamte und zukünftige Wirtschaftsführer. | ||
− | Trotz diesen Neuordnungen gab es keine Einigung. Bereits im Jahre 1877 erfolgte eine Rebellion (''[[seinan sensō]]'') der [[Satsuma]] gegen die erlassenen Reformen, die die Rechte der Landesfürsten dramatisch einschränkten. In der weiteren Entwicklung wurde 1881 die Liberale- und 1882 die Reform-Partei gegründet. Ab 1885 entstand das parlamentarische Kabinett-System, das dem Kaiser beratend zur Seite stand. | ||
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− | Nach der [[Iwakura-Mission]] (Studienreise hochrangiger Politiker nach Europa und in die USA) trat ab 1889 die neue Verfassung (''[[dai nippon teikoku kenpō]]'') nach preußischem Vorbild in Kraft, durch die Japan zur konstitutionellen Monarchie wurde. Der Kaiser besaß uneingeschränkte vollziehende Gewalt, das von Ito-Tennō geschaffene parlamentarische Kabinett stand ihm nur beratend zur Seite. Langfristig konnte es sich jedoch nicht gegen die Bedürfnisse der alten Samurai-Klans durchsetzen, die gestützt auf die neue kapitalistische Produktions- und Organisationsform innerhalb weniger Jahre innen- und außenpolitisch die Macht übernahmen und die folgende japanische Expansionspolitik vorantrieben. | + | Nach der [[Iwakura-Mission]] (Studienreise hochrangiger Politiker nach Europa und in die USA) trat ab 1889 die neue Verfassung (''[[dai nippon teikoku kenpō]]'') nach preußischem Vorbild in Kraft, durch die Japan zur konstitutionellen Monarchie wurde. Der Kaiser besaß uneingeschränkte vollziehende Gewalt, das von Ito-Tennō geschaffene parlamentarische Kabinett stand ihm nur beratend zur Seite. Langfristig konnte es sich jedoch nicht gegen die Bedürfnisse der alten Samurai-Klans durchsetzen, die, gestützt auf die neue kapitalistische Produktions- und Organisationsform, innerhalb weniger Jahre innen- und außenpolitisch die Macht übernahmen und die folgende japanische Expansionspolitik vorantrieben. |
− | Bevölkerungszuwachs, Mangel an Rohstoffen und Absatzmärkten zwangen Japan zu folgeschweren Expansionskriegen, die unter der Bezeichnung [[Erster Sino-Japanischer Krieg]] begannen. Den Ersten Sino-Japanischer Krieg (1894-1895) führte Japan gegen China um die Vorherrschaft in Korea. China erlitt eine schwere Niederlage, Taiwan und die Pescadores-Inseln wurden annektiert, doch die westlichen Mächte mischten sich ein und unterbanden Japans weitere Eroberungsgelüste. | + | Bevölkerungszuwachs, Mangel an Rohstoffen und Absatzmärkten zwangen Japan zu folgeschweren Expansionskriegen, die unter der Bezeichnung [[Erster Sino-Japanischer Krieg]] begannen. Den Ersten Sino-Japanischer Krieg (1894-1895) führte Japan gegen China um die Vorherrschaft in Korea. China erlitt eine schwere Niederlage, Taiwan und die Pescadores-Inseln wurden annektiert, doch die westlichen Mächte mischten sich ein und unterbanden Japans weitere Eroberungsgelüste. Im Jahre 1900 half Japan den Westmächten den chinesischen [[Boxeraufstand]] nieder zu schlagen und schloss daraufhin (1902) ein Bündnis mit England, um Rückendeckung für weitere Eroberungskriege zu erhalten. Kurz darauf (1904) erklärte man Russland den Krieg ([[Russisch-Japanischer Krieg]]), der 1905 mit einem japanischen Sieg endete. In der Seeschlacht bei Tsushima wurde die russische Flotte fast vollständig vernichtet. Darauf wurde Korea annektiert und mit den Russen teilte man sich die Mandschurei. Als der Meiji-Tennō (1912) starb, gehörte Japan als erster asiatischer Staat zu den Großmächten der Welt. |
− | Im Jahre 1900 half Japan den Westmächten den chinesischen [[Boxeraufstand]] nieder zu schlagen und schloss daraufhin (1902) ein Bündnis mit England, um Rückendeckung für weitere Eroberungskriege zu erhalten. Kurz darauf (1904) erklärte man Russland den Krieg ([[Russisch-Japanischer Krieg]]), der 1905 mit einem japanischen Sieg endete. In der Seeschlacht bei Tsushima wurde die russische Flotte fast vollständig vernichtet. Darauf wurde Korea annektiert und mit den | ||
==== Taishō jidai (1912-1926) ==== | ==== Taishō jidai (1912-1926) ==== |
Version vom 21. Februar 2011, 19:02 Uhr
Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind
Der Begriff bezeichnet die Geschichte Japans (nihonshi 日本史 auch nihon rekishi 日本歴史 (japanische Geschichte) oder kokushi 国史 (Landesgeschichte). Wissenschaftlich dokumentiert ist die Geschichte des Landes Japan erst nach der Zeitwende und weist deutliche Einfüsse vom asiatischen Festland (vor allem aus China und Korea) auf. Doch später (ab 712 n.Chr.) wurden zwei mythologische Geschichtschroniken (kojiki und nihonshoki) von Genmei-Tennō in Auftrag gegeben in denen die japanische Geschichte rückwirkend neu definiert wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Allgemeines
- 2 Japanische Zeitalter
- 2.1 Kulturpolitische Zeitalter
- 2.2 Geschichtliche Zeitalter
- 2.3 Studien-Information
Allgemeines
Durch die aufgeschriebenen Mythen wurde rückwirkend versucht, die Entstehung und Legitimation des japanischen Volkes zu begründen. Obwohl auch diese Mythen weitgehend vom asiatischen Festland ausgeliehenen waren, dienten sie im frühen Japan zur Identifikation des Einzelnen mit der neu entstandenen japanischen Nation. Darin wurden die Japaner als Abkömmlinge der Sonnengottheit Amaterasu bezeichnet und die frühen Zeitalter als jindai (Zeitalter der Götter) und nindai (Zeitalter der Menschen) definiert. Der Kaiser (tennō) stammte direkt von Amaterasu ab und hatte daher einen göttlichen Status.<br.>Tatsächlich aber kann eine fundierte wissenschaftliche Forschung erst seit dem asuka jidai (ab 552 n.Chr.) nachgewiesen werden. Japans Geschichte entwickelte sich aus einer frühen Stammesgemeinschaft (uji) über eine mittelalterliche Feudalgesellschaft bis hin zu einer modernen Demokratie. Jahrhundertelang durch politische Entscheidungen vom Rest der Welt isolliert, erhielt die japanische Gesellschaft (nihon shakai) dennoch starke Impulse vom asiatischen Festland (vor allem durch Korea und China). Die kontinentalen Glaubensformen (Buddhismus, Konfuzianismus und Daoismus) beeinflussten den einheimischen Shintōismus und bewirkten die Entstehung neuer japanischen Religionen (Japanische Religion, nihon shōkyōgaku). Durch den Einfluss vom Kontinent entstanden die japanische Schrift (kana), die japanische Sprache (nihongo), weite Bereiche der Wissenschaft (Japanische Wissenschaft, nihon kagaku), die japanische Kunst (nihon bijutsu), die japanische Literatur (nihon bungaku) und das Kriegswesen (bujutsu). Die japanische Politik und das Staatswesen (seitai) wurden fast ausschließlich durch Modelle vom Festland geprägt.<br.>Im Jahre 1854 wurde die Öffnung Japans von den Vereinigten Staaten (Perry) gewaltsam erzwungen und der letzte Tokugawa-Shōgun (Tokugawa Yoshinobu) genötigt, einseitige Handelsabkommen mit den USA, Holland, England, Frankreich, Preußen und Russland zu schließen. Dies öffnete Japan zur Welt, stürzte die Japaner jedoch auch in eine schwere Identitätskrise, die in einem extrem nationalistischen Imperialismus und schließlich in den beiden Weltkriegen endete. Heute ist Japan ein erfolgreicher moderner Industriestaat nach amerikanischem Muster. Gesellschaftlich jedoch wurden diese Vorgänge bis heute nicht überwunden.<br.>Die Klassifizierung der japanischen Zeitgeschichte wird unterschiedlich vorgenommen, da sie sich an verschiedenen Kriterien (Kultur, Politik, Herrschftsbereiche, Naturkatastrophen u.a.) orientiert. Sie kann nicht uniform vorgenommen, jedoch unter dem Aspekt der kulturpolitischen oder geschichtlichen Einteilung betrachtet werden.
Japanische Zeitalter
Hauptartikel: Japanische Zeitalter | Japanische Zeitrechnung | Japanische Kriege
Die Einteilung der japanischen Zeitalter (jidai) orientiert sich aus dieser Perspektive hauptsächlich an kulturellen und politischen Begebenheiten innerhalb Japans. Doch selbst in Japan werden die entsprechenden Zeitalter nicht einheitlich definiert. Zusätzlich stimmen sie oft nicht mit der Umrechnung in den westlichen Kalender überein und folgen den Daten des japanischen Kalenders (reki).
Japanische Zeitalter
Kulturpolitische Zeitalter
Geschichtliche Zeitalter
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Kulturpolitische Zeitalter
Hauptartikel: Japanische Zeitalter
Archäologische Zeitalter
Hauptartikel: Japanische Zeitalter | Japanische Frühgeschichte
Aus der japanischen Früzeit (genshi) gibt es kaum gesicherte Überlieferungen und entsprechend vage und unterschiedlich definieren sich diese frühen Zeitalter (jidai). Besonders für den Zeitraum des Yamatai und yamato jidai (660 v.Chr. bis 710 n.Chr.) gibt es nur rückwirkend konstruierte mythologische Geschichtsüberlieferungen (nihonshoki und kojiki), die man als shinengō (unbestätigte nengō) bezeichnet.<br.>Da es für diesen Zeitraum keinerlei gesicherte Geschichtsdaten gibt, klassiffiziert die moderne Wissenschaft diese Perioden nach archäologischen Funden und bezieht sich dabei vor allem auf die Zeitalter jomon jidai (7.500 v.Chr. bis 300 v.Chr. - Keramik mit Schnurmuster), yayoi jidai (300 .v.Chr. - 300 n.Chr. - Keramik) und kofun jidai (300-552 - Kultur der Hügelgräber).
Archeologische Zeitalter
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Zeitalter der Hauptstädte
Hauptartikel: Japanische Hauptstädte
Beginnend mit dem asuka jidai (552-710) konnten erste Geschichtsdaten gesichert werden. Bis zum Beginn des meiji jidai (1868) wurden die Zeitalter nach der jeweiligen Hauptstadt (miyako) bezeichnet. Daraus ergeben sich die Perioden asuka jidai (552-710 - Kaiser-Hauptstadt Asuka kyō), nara jidai (710-774 - Kaiser-Hauptstadt Heijō kyō, heute Nara), heian jidai (794-1192 - Kaiser-Hauptstadt Heian kyō, heute Kyōto), kamakura jidai (1185-1333 - Shōgun-Hauptstadt Kamakura kyō, heute Kamakura), Ashikaga-Muromachi jidai (1333-1568 - Shōgun-Hauptstadt Muromachi, ein Stadtteil von Kyōto), Azuchi-Momoyama jidai (1568-1603, Shōgun-Hauptstadt Azuchi) und edo jidai (Shōgun-Hauptstadt Edo, heute Tōkyō). In manchen Fällen werden diese Zeitalter auch nach dem Namen des amtierenden Militär-Herrschers (shōgun) bezeichnet: so wird z.B. edo jidai zu tokugawa jidai.
Hauptstadtperioden
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Einteilung nach Regierungsdevisen
Hauptartikel: Nengō | Japanische Zeitrechnung | Japanischer Kalender
Das Einteilungssystem der kaiserlichen Ära und Regierungsdevisen (nengō) wurde erst im meiji jidai (1868) etabliert und rückwirkend auf alle vorausgegangenen japanische Geschichtsperioden übertragen. In diesem System bezeichnen die Namen der geschichtlichen Ären - unabhängig von sonstigen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen, lediglich die vom amtierenden Kaiser (tennō) selbst bestimmten Regierungsdevisen. Im Kalender Japans (reki) beginnt jede neue Ära mit dem Jahr eins und wird international in die Zählung des Gregorianischen Kalenders umgerechnet.
Zwischenperioden
Hauptartikel: Yamato jidai | Yamato | Yamatai
Trotz dem Versuch zur Systematisierung der Geschichtsperioden Japans gibt es Zeitabschnitte, die in kein organisatorisches Schema passen. Dazu gehört vor allem yamato jidai (660 v.Chr. bis 710 n.Chr.), das quer zu den standardisierten Einteilungen liegt, aber trotzdem eine entscheidende Rolle in der japanischen Geschichte spielt.
Geschichtliche Zeitalter
Hauptartikel: Japanische Zeitalter | Japanische Zeitrechnung | Japanische Kriege
Die zumeist verwendete Einteilung der japanischen Geschichtsperioden (jidai) erfolgt über die geschichtlichen Begebenheiten und kennzeichnet die entsprechenden Zeitalter.
Genshi - japanische Frühgeschichte
Hauptartikel: Japanische Frühgeschichte
Es gibt keine gesicherten Erkenntnisse über den Zeitraum der japanischen Frühzeit (genshi). Man vermutet, dass im Paläolithikum und Mesolithikum (ca. 30.000 bis 10.000 v.Chr.) Einwanderer vom asiatischen Festland auf die japanischen Inseln kamen und die Grundlage zur Enstehung des späteren japanischen Volkes legten. Über eine nördliche Landbrücke gelangte zuerst eine sogenannte Nordgruppe (altaische Volksstämme) von Sibirien nach Hokkaidō, gefolgt von einer zweiten Gruppe aus Korea, die ebenfalls über eine Landbrücke die Hauptinsel Honshū besiedelten. In einer dritten Einwanderungswelle kamen Menschen aus Südostasien auf dem Seeweg in den südlichen Teil Japans. Sprachwissenschaftlich lassen sich hier noch heute Verbindungen nachweisen.
GENSHI - japanische Frühgeschichte
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Jōmon jidai (7.500 v.Chr.-300 v.Chr.)
Hauptartikel: Jōmon jidai
Das archäologische Zeitalter jōmon (Bezeichnung für dekorative Schnurmuster auf den damals verwendeten Keramiken), steht vor allem für die allmähliche Entwicklung des Ackerbaus. Besonders als die Han-Chinesen (hàn cháo, 206 v.Chr.-220 n.Chr.) die koreanische Halbinsel (von der bisher die meisten Einflüsse nach Japan gelangten) eroberten, nahmen sie direkten Einfluss auf die japanischen Inseln und regen einen intensiven Kulturaustausch über viele Jahrhunderte an.
JŌMON JIDAI - Zeittafel
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Im frühen jōmon jidai waren die Bewohner der japanischen Inseln in losen Volksverbänden organisiert (sato - Dörfer) und lebten ausschließlich als Jäger und Sammler. Doch im späteren jōmon jidai fanden weitere Einwanderungen vom Festland statt und bewirkten die Entstehung des Ackerbaus, wodurch eine größere Ansässigkeit entstand.
Yayoi jidai (300 v.Chr.-300 n.Chr.)
Hauptartikel: Yayoi jidai
Der Einfluss der Chinesen veränderte sowohl die Kultur als auch die Technologie der frühen Japaner und führte in den Zeitabschnitt des yayoi jidai (benannt nach einem archäologischen Fundort in einem Stadtteil von Tōkyō). Als größte Errungenschaften jener Zeit gelten Nassreisanbau und elementare Fähigkeiten der Metallverarbeitung. Viele Legenden (nihonshoki und kōjiki) versuchten nachträglich dieser Zeit eine eigenständige japanische Identität zu geben, doch tatsächlich war sie durch koreanische und chinesische Einflüsse initiiert.
YAYOI JIDAI - Zeittafel |
Die Herstellung von Keramiken wurde im yayoi schlichter aber qualitativ besser und die Fähigkeit zur Metallverarbeitung erreichte einen enormen Aufschwung. Mit Yamatai (mythologisch bereits 660 v.Chr.) wurde der erste Kleinstaat gegründet, durch den später das Reich der Yamato entstehen sollte.
Kodai - japanisches Altertum
Hauptartikel: Japanisches Altertum
Das japanische Altertum (kodai, ca. 300-1185) ist vor allem von machtpolitischen Kämpfen zwischen den Klans (uji) geprägt und gliedert sich in folgende Zeitepochen.
KODAI (300-1185) - japanisches Altertum
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Kofun jidai (300 v.Chr.-552 n.Chr.)
Hauptartikel: Kofun jidai
Aus dieser Zeit sind schlüsselförmige Hügelgräber (kofun) überliefert, die vor allem eine Verbindung der japanischen Aristokratie mit dem Buddhismus vom Festland bekunden. Es entstanden rege Beziehungen nach Korea und nach China, dass vor der Selbständigkeit Koreas den Hoheitsanspruch über die koreanische Halbinsel erhob. Frühe chinesische Chroniken aus der Zeit der Wèi-Dynastie erwähnen bereits das Königreich Yamato, dass in die chinesisch-koreanischen Konflikte jener Zeit involviert war. Die drei koreanischen Königreiche (Paekche, Koguryo und Silla) entstanden nach dem Abzug (4. Jhr.) der Chinesen von der koreanischen Halbinsel und kämpften in der Folgezeit untereinander um die Vorherrschaft. Durch die intensiven japanischen Verbindungen zur koreanischen Kultur entstanden in Japan neue Technologien, wie z.B. der Reisanbau oder die Bronzeverarbeitung. Doch entscheidend war die Entstehung des japanischen Buddhismus (bukkyō) durch den in Japan das gesamte Staatswesen reformiert wurde. Nach heftigen Konflikten mit Vertretern des shintō wurde der Buddhismus durch den Einfluss der Soga 552 offiziell zur japanischen Staatsreligion.
KOFUN JIDAI - Zeittafel
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Asuka jidai (552-710)
Hauptartikel: Asuka jidai
Das asuka jidai gliedert sich in die beiden unten dargestellten Zeitabschnitte. Die generelle Bezeichnung des Zeitalters orientiert sich am Namen der damaligen Hauptstadt Asuka.
ASUKA JIDAI - Zeittafel
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- Suiko jidai (552-642) - der erste Zeitabschnitt des asuka jidai beginnt mit der Verlegung der Hauptstadt nach Asuka. Unter der Mithilfe der Soga wurde 552 der Buddhismus zur Hauptreligion am kaiserlichen Hof (Yamato) erklärt.
Anfangs waren die Soga keine Anhänger des Buddhismus. Erst durch die Machtübernahme des weiblichen Suiko-Tennō (593-628, einer Nichte der Soga) und ihrem Prinzregenten Shōtoku Taishi (ein gläubiger Buddhist) unterstützten sie die angehenden Reformen.
Später (604) kennzeichnet sich das Zeitalter durch gravierende staatspolitische Reformen (kenpō jūshichi jō - 17 Artikel zur ethischen Ausübung der Regierungsgewalt) des Regenten Shōtoku Taishi, der das Reich der Yamato durch eine konfuzianische Gesetzgebung (ritsuryō) nach dem Vorbild der chinesischem Sui- (bzw. Tang-Dynastie) neu organisierte. Das Gesetz räumte die uneingeschränkte Souveränität der Yamato über das gesamte japanische Reich mit all seinen neu eroberten Gebieten ein. Gleichzeitig wurde das System der chinesischen Hofränge übernommen, ein eigenes japanisches Wegenetz (chihō) geschaffen und die Anfertigung von eigenen japanischen Geschichtschroniken (nihonshoki und kojiki) in Auftrag gegeben.
Nachdem Shōtoku Taishi 622 starb, kam es zu schweren politischen Machtkämpfen der Ideologien am Kaiserhof. Ausgerechnet der Sohn Shōtokus (Naka no Ōe) stellte sich an die Spitze der oppunierenden Reformpartei, die 642 durch einen Putsch der Fujiwara eine neue Machtkonstellation in Japan etablierten. - Hakuhō jidai (642-710) - im Jahre 644 n.Chr. endet für manche Forscher das Reich der Yamato (für andere Forscher erst 710). Durch einen Putsch gegen die Soga kamen 645 die Fujiwara an die Macht, deren Haupt-Klans (gosseke) als kanpaku und sesshō (siehe Japanische Regenten) für lange Zeit das Land regierten. Es entstand das Zeitalter hakuhō jidai, in dem sich der Buddhismus mit dem wieder erstarkten Shintōismus in einer neuen Symbiose (shinbutsu shūgō) verband. Im Jahre 646 entstand die Taika-Reform (taika - große Wende) und mehrere darauf folgende Gesetzestexte (ritsuryō).
Bereits im Jahre 684 setzte Tenmu-Tennō die kabane (Standestitel) nach Verdiensten neu fest: mahito, asomi, sukune, imiki, michinoshi, omi, muraji und inagi (siehe yakusa no kabane). Im Jahre 690 etablierte Jitō-Tennō den Titel tennō und die Bezeichnung Nippon / Nihon.
Die Taika-Reform und ihre späteren Auslegungen (ritsuryō) sprachen den Besitz sämtlicher japanischer Ländereien dem Kaiser zu. Die Edikte verordneten Landvermessungen, Volkszählungen und Steuererhebungen und bewirkten ab 701 (taihō ritsuryō) einen zentralistischen Regierungsapparat mit dem tennō im Mittelpunkt.
Auf Grund alter Glaubensvorstellungen, dass der Tod eines Kaisers seine bisherige Wirkungsstätte durch seine Leiche verunreinigt, wurde die Hauptstadt im asuka jidai nach jedem Kaisertod neu verlegt. Auf diese Weise wurde ab 694 Fujiwara vorübergehend zur Hauptstadt, doch der Buddhismus änderte diese mythologische Glaubensvorstellung und stabilisierte zukünftig die Standorte der Hauptstädte (siehe Japanische Hauptstädte).
Nara jidai (710-794)
Hauptartikel: Nara jidai
Die Kaiserin Genmei-Tennō (707-715) verlegte 710 die Hauptstadt von Fujiwara (Kashihara) nach Heijō (Nara), womit das nara jidai eingeleitet wurde. Die Fujiwara belebten kurzfristig den shintō und unter Shōmu-Tennō (724-749) erstarkte wieder der japanische Buddhismus (bukkyō) am Hof. Um dem zunehmenden Einfluss des buddhistischen Klerus zu entgehen (die Klöster wurden immer mächtiger), verlegte Kanmu-Tennō 784 die Hauptstadt nach Nagaoka. Das nara jidai endete 794 mit einem erneuten Hauptstadtumzug nach Heian (heute Kyōto) und wurde schließlich vom heian jidai abgelöst.
NARA JIDAI - Zeittafel
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Der geschichtliche Zeitraum im nara jidai ist anfangs (710-784) durch einen kulturellen Aufschwung und der relativ uneingeschränkten Kaisermacht (teisei) gekennzeichnet, die auf einen starken Einfluss aus China zurück zu führen sind. In den späteren Jahren (784-794) erfolgte jedoch eine zunehmende Schwächung des Kaiserhauses (koshitsu) durch die Macht der Großfamilien und des buddhistischen Klerus. Im Verlauf dieser Geschehnisse kamen alte (Fujiwara) und neue (Taira) einflussreiche Adels-Familien (uji) am Kaiserhof auf, die im späteren heian jidai im Schatten des tennō die Macht im Reich beanspruchen sollten. Bereits seit der Taika-Reform (645) entwickelte sich Japan zu einem zentralistischen Beamtenstaat und der tennō wurde zum alleinigen Besitzer von allem Grund und Boden. Doch die Verwaltung der Ländereien (kuni) war kompliziert und erforderte immer neue Gesetze (ritsuryō). Jede Neuordnung der Gesetze wurde durch Machtintrigen der Klan-Oberhäupter (uji) unterlaufen, die ihr Lehen zunehmend mehr als Privatbesitz zu begreifen begannen. Aus ihnen entstanden die shōen, durch die die Macht des tennō erheblich eingeschränkt werden sollte.
Heian jidai (794-1192)
Hauptartikel: Heian jidai
Als Heian (heute Kyōto) gegen Ende des 8. Jahrhunderts die Hauptstadt Japans wurde, gewannen die Hofadeligen (kuge) immer mehr Einfluss auf die Regierungsgeschäfte und schließlich die Macht über den tennō. Obwohl Kanmu-Tennō (regierte 781-806) die kaiserliche Herrschaft noch einmal zu stabilisieren versuchte, unterlag er dem Einfluss der am Hof dominierenden Adelsgeschlechter. Vor allem die mächtige Fujiwara erwarben durch eine geschickte Heiratspolitik sogar die Vormundschaft (sesshō und kanpaku) über den tennō und bestimmten im nahezu im Alleingang die Geschicke des Landes. Dadurch war Japan nur noch der Form nach eine Monarchie.
HEIAN JIDAI - Zeittafel
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Die inzwischen ohnmächtigen japanischen Kaiser dankten reihenweise ab, zogen sich in Klöster zurück und versuchten mehr oder weniger von dort aus ihren Einfluss geltend zu machen (insei). Obwohl Go-Sanjō-Tennō bereits 1072 die Herrschaft der Fujiwara zu brechen versuchte, indem er sich in ein Kloster zurückzog und seinen Sohn als legitimen Herrscher einsetzte, veränderte sich zunächst nichts an der Macht der Fujiwara. Die Praktiken des insei setzten sich über Shirakawa-Tennō (abgedankt 1087), gefolgt von Toba-Tennō (abgedankt 1129) und Go-Shirakawa-Tennō (abgedankt 1158) fort. Doch bald machten die Kriegsfürsten (buke) der Taira den Hofbeamten (kuge) der Fujiwara die Macht streitig, doch sie wurden von den Minamoto im Genpei-Krieg besiegt. Im heian jidai gab es folgende kriegerische Auseinandersetzungen:
- Hōgen-Rebellion (hōgen no ran, 1156) - die Machtkämpfe am Hof spitzten sich zu und gipfelten 1156 im Hōgen-Krieg, in dem sich die Söhne von Toba-Tennō (Go-Shirakawa-Tennō und Sutoku-Tennō) gegenüberstanden. Den beiden zur Seite standen die verfeindeten adeligen Brüder der Fujiwara (Fujiwara no Tadamachi - auf der Seite von Go-Shirakawa-Tennō und Fujiwara no Yorinaga - auf der Seite von Sutoku-Tennō). Auch die mächtigen Klans der Kriegerfürsten Minamoto und Taira beteiligten sich an dem Streit: die aktuellen Klan-Oberhäupter Minamoto no Tameyoshi und Taira no Tadamasa standen auf der Seite von Sutoku-Tennō, während ihre Nachfolger (Minamoto no Yoshitomo und Taira no Kiyomori) für Go-Shirakawa-Tennō kämpften.
Am 10. Juli 1156 trafen die Armeen der beiden Parteien in Kyōto aufeinander. Go-Shirakawa-Tennō gewann den Krieg, dankte aber 1158 ab und zog sich als Insei-Tennō in ein Kloster zurück. Nach dem Prinzip des insei versuchte er aus dem Kloster heraus, den seit 1158 eingesetzten Nijō-Tennō zu steuern. Dieser war aber längst dem Einfluss der mächtigen Adelsgeschlechter am Kaiserlichen Hof unterworfen. Sutokus Verbündeter Fujiwara no Yorinaga fiel in der Schlacht, seine weiteren Helfer, wie Minamoto no Tameyoshi und Taira no Tadamasa wurden öffentlich hingerichtet. Sutoku-Tennō wurde auf eine Insel verbandt. - Heiji-Rebellion (heiji no ran, 1159) - die Konflikte um die Macht waren damit nicht beendet. Zunehmend mehr gewannen sie Profil im Kampf der hochkommenden Kriegerfürsten (buke) gegen die amtierenden Hofadeligen (kuge) und führten 1159 zur Heiji-Rebellion zwischen den Kriegerfamilien Minamoto und Taira fort.
In diesem Krieg besiegte Taira no Kiyomori seinen ärgsten Rivalen Minamoto no Yoshitomo und tötete ihn, zusammen mit seinen beiden ältesten Söhnen. Einen weiteren Sohn, Minamoto no Yoritomo, verbannte er ins Exil und beschlagnahmte das gesamte Vermögen der Minamoto. - Genpei-Krieg (genpei no kassen, 1180-1185) - dies führte zwischen den Jahren 1180-1185 zum Genpei-Krieg zwischen den beiden rivalisierenden Krieger-Klans, Taira und Minamoto, in dem die Minamoto bei Dan no Ura siegten und Japan später zu einer Militärdiktatur machten.
Trotz aller Kriege erblühte in der Heian-Zeit auch die höfische Kultur, die Silbenschrift (hiragana) wurde entwickelt und es entstanden viele literarische Schriften (nihon bungaku). Der Buddhismus in Japan (Japanischer Buddhismus - bukkyō) und Shintōismus - shintō beeinflussten sich gegenseitig immer mehr und bereits ab ca. 805 enstanden Synkretionen (shinbutsu shūgo) wie z.B. tendai, shingon, u.a. (siehe Japanische Religion - nihon shūkyōgaku). Im späten heian jidai (ab ca. 1150) wurde der Amida-Buddhismus in den Formen jōdo-shū und jōdo-shinshū eingeführt, ein volkstümlicher Glaube an Amida und an die zyklischen Wiedergeburten im jōdo (reines Land). 1191 wurde von Eisai Zenji der Tee (cha) aus China mitgebracht und mit seinen zeremoniellen Ritualen (chadō und cha no yū) neben dem sake zum japanischen Nationalgetränk erhoben. Eisai brachte in demselben Jahr auch den Zen-Buddhismus (zen) nach Japan, der in der späteren Entwicklung des Kriegertums (bushidō) eine wichtige Rolle spielen sollte. Doch der kulturelle und religiöse Hochschwung dieser Zeit konnte den politischen Niedergang des Kaisertums nicht verhindern. Bereits ab 997 wurden immer neue Gebiete im Norden Japans erobert und die Ainu nach Hokkaidō abgedrängt. In den Eroberungskriegen gegen die Ainu etablierten sich neu erstarkte Kriegerfamilien (buke), die den einflussreichen Hofadeligen (kuge) immer mehr zur Konkurenz wurden. 1192 erhielt der siegreiche Kriegsfürst Minamoto no Yoritomo von Go-Toba-Tennō den Titel des sei i tai shōgun (großer Feldherr zur Unterjochung der Barbaren). Längst beherrschten die Kriegerfürsten (buke) sämtliche Gebiete (chihō) des japanischen Kaiserreiches mit Ausnahme des Stadtbereiches (kinai) der damaligen Hauptstadt Heian-kyō (heute Kyōto). Von allen Kriegern hatte der Klan der Minamoto die höchste Machtstellung, besonders nachdem er 1185 den rivalisierenden Klan der Taira besiegte. Doch die Minamoto begaben sich nicht in die abhängigen Dienste des tennō sondern errichteten ab 1192 eine dem Kaiser entgegenstehende Militärdiktatur (bakufu) in Kamakura. Dadurch wurde der Kaiser zur Marionette des shōgun (Militärdiktator). Die Kriegerfürsten überließen ihm nur noch eine ohnmächtige Zivilverwaltung (kokushu und shōen), den eitlen Namen (tennō) und den Schein der Regierung. Damit begann das japanische Mittelalter (chūsei).
Chūsei - japanisches Mittelalter
Hauptartikel: Japanisches Mittelalter
Das japanische Mittelalter (chūsei, 1185-1603) beginnt mit dem Zerfall der zentralistischen Staatsordnung (teisei) des tennō im heian jidai (ab 1185) und etabliert 1192 eine zum kaiserlichen Hofstaat parallele Militärdiktatur des shōgun, die unter verschiedenen Kriegergeschlechtern (buke) bis 1868 besteht.
CHŪSEI(1192-1603)-japanisches Mittelalter
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Kamakura jidai (1192-1333)
Hauptartikel: Kamakura jidai
Das kamakura jidai begann 1192 mit der Errichtung des bakufu (Militärzentrum) in Kamakura, das man als kamakura bakufu (Militärregierung in Kamakura) bezeichnet. Möglich wurde dies erst nach der Entscheidungsschlacht im Genpei-Krieg (1185) zwischen den Taira und Minamoto. Die Minamoto siegten und etablierten in der kleinen Ortschaft Kamakura eine neue Regierung unter ihrem militärischen Führer shōgun. Dieser regierte Japan militärdiktatorisch gegen die kaiserliche Hauptstadt Heian (heute Kyōto), entmachtete den tennō und symbolisierte damit den Sieg des Kriegeradels (buke) über den kaiserlichen Hofadel (kuge). Das kamakura jidai wurde hauptsächlich von zwei Klans (uji) beherrscht:
KAMAKURA JIDAI - Zeittafel
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- Minamoto (1192-1203) - das Zeitalter der Minamoto war eine Folge von Machtkonflikten mit dem Klan der Taira. Beide Familien waren im heian jidai vom tennō zunächst mit Polizeiaufgaben im Gebiet kinai (Hauptstadtregion von Heian) betraut, später aber wurden sie auf Eroberungsfeldzüge gegen die ainu geschickt. Durch diese Kriegszüge gewannen beide Parteien eine vom tennō nicht mehr zu kontrollierende Macht über alles Land und Volk außerhalb der Kinai-Hauptstadtregion. Die Vorherrschaft der beiden Klans wurde im Genpei-Krieg (genpei no kassen, 1185), zu Gunsten der Minamoto entschieden und Minamoto no Yoritomo wurde 1185 zum mächtigsten Herrscher des Landes.
Nachdem er sich vom tennō am 21. August 1192 den Titel des seii taishōgun verliehen ließ, etablierte er in Japan eine eigene Militärdiktatur (bakufu) in der Ortschaft Kamakura, woran sich auch der Name des Zeitalters (kamakura jidai) bindet. Die neu gegründete Regierung beanspruchte ab 1192 die alleinige Herrschaft in Japan, degradierte den Kaiser und seinen Hofstaat in Kyōto zu Marionetten und gründete eine straffe militärisch organisierte Verwaltung.
Die bisher dem Kaiser tributpflichtigen und von seinen kokushi verwalteten Provinzen (kuni) wurden ab sofort von Vertretern des shōgun (shugo und jitō) übernommen und sämtliche Steuereinnahmen flossen nur noch dem bakufu zu. Der nun mittellose tennō erhielt vom shōgun eine jährliche Abfindung, mit der er sein persönliches Auskommen und die Auslagen seines Hofstaates bestreiten musste. Die neuen Herrscher der Provinzen wurden aus shōguntreuen Kriegerfamilien (buke) ausgesucht und unterstanden ausnahmslos dem shōgun. Später entwickelten sich aus ihnen die daimyō. Nach Minamoto no Yoritomo regierten noch zwei seiner Söhne, wonach sich die Macht auf den Klan der Hōjō übertrug. - Hōjō (1203-1333) - der Klan der Hōjō war eine Zweigfamilie der Taira und besetzte bereits im auslaufenden heian jidai wichtige Regierungsämter am Kaiserhof. Durch den Genpei-Krieg, der zu Ungunsten der Taira endete, verlor der Hōjō-Klan zunächst seinen politischen Einfluss, konnte sich aber im Machtgefüge der Minamoto durch eine geschickte Heiratspolitik neu positionieren. Der Aufstieg der Hōjō gelang, als Hōjō Tokimasa, der Schwiegervater von Minamoto no Yoritomo, nach dessen Tod den Regierungsanspruch für den mit Yoritomo und seiner eigenen Tochter (Hōjō Masako) gemeinsam gezeugten Sohn Minamoto no Yoriie beanspruchte und machtpolitisch durchsetzte.
Weil Minamoto no Yoriie aber noch nicht volljährig war, übernahm Hōjō Tokimasa für ihn die Vormundschaft und regierte als shikken (siehe Japanische Regenten) anstelle des unmündigen Minamoto-Shōgun. Das auf diese Weise erreichte Machtvolumen ermöglichte dem Hōjō-Klan, sich in der japanischen Machtpolitik erneut zu etablieren.
Die Ämter des shikken und die seines Stellvertreters (rensho), die beide vom Hōjō-Klan vererbar gemacht wurden, ermöglichten für seine Familienmitglieder den Zugang zu hohen Regierungsämtern im Staat. Auf diese Weise besetzten Familienmitglieder der Hōjō die höchsten Ämter im Staat und wurden schließlich zu Militärgouverneuren (shugo) oder Landvogten (jitō).
Der Machtanspruch der Hōjō wurde vor allem gesichert, indem sie selbst dafür sorgten, dass immer junge oder beeinflussbare Minamoto-Abkömmlinge das Amt des shōgun besetzten, die durch das Amt des shikken beherrschbar blieben. Später konnten sie den shōgun nach Belieben selbst bestimmen und lenkten sowohl ihn als auch den tennō in eigenen Interessen.
Im Jahre 1232 entstand mit dem jōei shikimoku eine neue Verwaltung und ein neues Rechtsystem, das den veralterten Taihō-Kodex aus dem heian jidai ablöste. In diesem Zeitalter intensivierte man in Japan auch den Bau von Befestigungsanlagen und Burgen. Verschiedene religiöse Richtungen (Japanische Religion, nihon shūkyōgaku) begannen sich zu reformieren (zen, jōdo shū, jōdo shinshū, nichiren shōshū, shingon shū, tendai shū) oder gründeten sich neu.
Im Weiteren verzeichnet das Zeitalter der Hōjō zwei kriegerische Auseinandersetzungen gegen die Mongolen, die in die japanische Geschichte unter dem Begriff kamikaze (Götterwind) eingehen sollten. Unter ihrem Anführer Kublai Khan rüsteten die damals unbesiegbaren Mongolen zu einem Angriff auf Japan und belagerten seine Küsten gleich zweimal nacheinander. Ein erster Eroberungsversuch fand 1274 statt (Schlacht bei Bun´ei - bunei no eki), ein zweiter folgte 1281 (Schlacht bei Kōan - kōan no eki). In beiden Fällen hatten die eilig gesammelten Streitkräfte der Hōjō den Mongolen kaum etwas entgegen zu setzen, doch half ihnen eine Laune der Natur: die mongolische Flotte wurde jeweils durch einen Sturm (taifun) versenkt, bevor ihre Krieger Japan angreifen konnten.
Obwohl es zu keinen Kampfhandlungen kam wurde die Militärregierung durch diese Begebenheiten erheblich geschwächt. Innenpolitische Kriege wurden durch Beute gegenüber des Besiegten entlohnt, doch in den Mongolen-Kriegen gab es keinen Gewinn und die Landesfürsten mussten die Kosten für ihre bereitgestellten Armeen selbst tragen.
Trotz aller Unzufriedenheit mit der korrupten Politik und Vetternwirtschaft der Hōjō blieb die Macht mehr als 100 Jahre lang in ihren Händen. Obwohl es bereits im Jahr 1221 eine erste aber erfolglose Rebellion (Jōkyū-Krieg - jōkyū no ran) gegen die Hōjō gab, war der zweite Versuch (1331) des Go-Daigo-Tennō von Erfolg. Er verband sich mit dem mächtigen General Ashikaga Takauji, stürzte 1333 die Hōjō und beendete damit die Macht des kamakura bakufu. Doch gleichzeitig ernannte sich Ashikaga Takauji selbst zum shōgun und leitete damit die militärische Diktatur des ashikaga-muromachi jidai ein.
Ashikaga-Muromachi jidai (1333-1568)
Hauptartikel: Ashikaga-Muromachi jidai
Durch einen Entscheidungskrieg des Go-Daigo-Tennō, zusammen mit seinen militärischen Verbündten (Ashikaga und Nitta), endete 1333 die Herrschaft der Hōjō und damit auch das kamakura jidai. Gleichzeit beginnt das Ashikaga-Muromachi jidai, ein duch anhaltende Kriege geprägtes Zeitalter mit abwechselnden Herrschern, sowohl im Amt des Militärdiktators (shōgun) als auch im Amt des Kaisers (tennō).
ASHIKAGA JIDAI - Zeittafel
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- Kenmu irai tsuika 建武以来追加 (1333-1336) - dieses Zeitalter bezeichnet die Kenmu-Restauration, in der kurzfristig die kaiserliche Macht des verbannten Go-Daigo-Tennō wieder hergestellt wurde. Anlass und Beginn dieses Zeitalters war die in Kyōto seit 1331 anhaltende Genkō-Rebellion (genkō no ran) des im Exil lebenden Go-Daigo-Tennō gegen die Militärherrschaft des bakufu aus Kamakura. Im Jahr 1333 schickte der amtierende Hōjō-Shōgun seinen wichtigsten General, Ashikaga Takauji (1305-1358) nach Kyōto, um die Rebellion niederzuschlagen. Doch mit dem amtierenden bakufu (Shōgunat) selbst unzufrieden, wechselte der General die Seiten und unterstützte militärisch die Rebellion des Kaisers Go-Daigo-Tennō gegen die Hōjō aus Kamakura. Er besetzte Kyōto und ermöglichte dadurch die Rückkehr des Kaisers Go-Daigo-Tennō und seinem Verbündeten Kusunoki Masashige an die Macht. Kurz darauf griff die Armee der Nitta unter Nitta Yoshisada das bakufu in Kamakura an und beendete durch einen Sieg die Macht der japanischen Militärdiktatoren (shōgun) und restaurierte damit die erneute Macht des tennō. Dies war der Beginn zur Machtübernahme des tennō, die nicht lange anhalten sollte.
- Nanbokuchō 南北朝時代 (1336-1392) - Japanische Nord-Süd Dynastie, Bezeichnung für ein japanisches Zeitalter (jidai), in dem Japan in eine nördliche und südliche Dynastie geteilt war. Der Grund für diese Teilung entstand aus der Unzufriedenheit der japanischen Adelsgeschlechter mit der von ihnen selbst etablierten Kaiserregierung, die eigenwillig das soziale und politische System aus dem heian jidai wieder einfügen wollte. Ashikaga Takauji bat den amtierenden Kaiser Go-Daigo-Tennō wiederholt um sozial-politische Reformen, doch seine Vorschläge wurden stets überhört. Im Jahre 1335 versuchte der Erbe des immer noch mächtigen Klans der Hōjō (Hōjō Tokiyuki) durch eine Rebellion (nakasendai) die Schwachstellen des Systems auszunutzen und das kamakura bakufu erneut zu installieren. Ashikaga Takauji schlug den Aufstand nieder und ließ Kamakura militärisch besetzen. Obwohl Ashikaga Takauji anfangs ein treuer kaiserlicher Verbündeter war, schickte Go-Daigo-Tennō seinen Vasallen Nitta Yoshisada, um Kamakura aus dem Einflussbereich der Ashikaga zu befreien. Doch Ashikaga Takauji beanspruchte inzwischen den Titel des shōgun für sich selbst und übernahm die Macht. In der Schlacht von hakone take no shita siegte er vorübergehend über die kaiserlichen Truppen und eroberte danach Kyōto, wurde aber durch die vereinte kaiserliche Armee unter Kusunoki Masashige und Yoshisada aus der Hauptstadt nach Kyushu vertieben. Daraufhin verband er sich mit den dort ansässigen militanten Klans und zog erneut gegen das kaiserliche Kyōto. In der Schlacht am Minato-Fluss (1336) errang Ashikaga Takauji den entscheidenden Sieg über Yoshisada und Masashige. Masashige wurde im Kampf getötet und der amtierende Kaiser Go-Daigo-Tennō wurde verbannt und statt seiner Kōmyō-Tennō eingesetzt. Doch die japanische Landespolitik war dadurch nicht entschieden, sondern entwickelte sich über die folgenden 60 Jahre hinaus in eine problematische Trennung des Reiches in eine nördliche und südliche Kaiserdynastie (nanbukuchō - Nord-Südhof).
Im Jahre 1392 wurden die beiden Kaiserhöfe durch den shōgun Ashikaga Yoshimitsu wieder vereinigt. Der nach wie vor existierende Machtanspruch des Nachfolgers von Go-Daigo-Tennō wurde vom shōgun beendet und Japan wieder zu einer politischen Einheit zusammengeführt. Doch das Land war inzwischen in machtpolitischen Rivalitäten der daimyō (Landesfürsten) zerrissen, deren anhaltende Kriege untereinander dem japanischen Volk einen nahezu hundertjährigen Krieg brachte:
- Sengoku jidai 戦国時代 (1482-1568) - das sengoku jidai (Zeit der streitenden Reiche) beginnt mit dem zehnjährigen Ōnin-Krieg (ōnin no ran, 1467-1477) um Kyotō, der das Ende der Ashikaga-Shōgune einleitete und die Kaiserhauptstadt nahezu völlig zerstörte. Die Zetralregierung des bakufu (Militärregierung) wurde vollständig zerschlagen, doch mit ihrem Machtverlust entstand auch ein Regierungsnotstand und dadurch die Möglichkeit der daimyō (Landesfürsten) um persönliche Vormachtstellungen zu kämpfen. Dies wurde Japan zum Verhängnis, denn es entstand ein hundertjähriger Krieg der Landesfürsten (daimyō) untereinander um die Vorherschaft im Reich. Gegenseitige Eroberungskriege (jeder gegen jeden) waren an der Tagesordung.
In dieses blutige Zeitalter fällt die Ankunft der ersten portugiesischen Missionare des Christentums (kirisuto kyō), die außer Religion auch die ersten Feuerwaffen (arkebuse und teppō) nach Japan brachten. Es kam zu ersten Handelskontakten mit Europa.
Azuchi-Momoyama jidai (1568-1603)
Hauptartikel: Azuchi-Momoyama jidai
Die Zeit unter Oda Nobunaga (azuchi jidai) und Hideyoshi Toyotomi (momoyama jidai) bescherte Japan nicht nur die politische Einheit, sondern auch einen enormen Aufschwung. Obwohl Kyōto die Hauptstadt der Kultur und des Handwerks blieb, etablierten sich weitere große Daimyō-Zentren von denen die bedeutendsten Odas Burg in Azuchi und Hideyoshis Palast in Momoyama (Fushimi) waren. Doch auch weitere große daimyō, angefangen von den Date im Norden bis zu den Shimazu im Süden bauten um ihre Burgen neue Siedlungen und schufen dadurch Kopien des Lebens nach dem Beispiel der Hauptstadt. Entsprechend entstanden in dieser Zeit Burgen wie Himeji, Ōsaka, Kanagawa, Wakayama, Kōchi, Hiroshima, Edo, Okayama, Kōfu, Fushimi (Momoyama), Sendai, Kamamoto, Hikona, Yonezawa und Nagoya.
AZUCHI-MOMOYAMA JIDAI - Zeittafel
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- Azuchi jidai (1568-1582) - aus dem hundertjährigen Krieg (sengoku jidai) um die politische Macht in Japan ging Oda Nobunaga (ein anfangs unbedeutender daimyō aus der Provinz Owari) als Sieger hervor und leitete die Zeit der Drei Reichseiniger (Oda Nobunaga, Hideyoshi Toyotomi und Tokugawa Ieyasu) ein. Durch sein erklärtes Bestreben, Japan zu vereinigen und im Alleingang zu regieren, führte Oda ständige Kriege gegen feindliche daimyō und gegen den übermächtigen buddhistischen Klerus (sōhei) vom hiei zan und enryakuji). Seiner Initiative kamen die beginnenden missionarischen Tätigkeiten der europäischen Christen entgegen, die neue Feuerwaffen (arkebuse, teppō) ins Land brachten, durch die Oda seine Feinde besiegen konnte. Doch bevor Oda Japan einigen konnte wurde er 1582 von seinem Vasallen Mitsuhide verraten und getötet. An seine Stelle trat sein erster General Toyotomi Hideyoshi.
- Momoyama jidai (1582-1603) - nach fortgesetzten Kriegen einigte Toyotomi Hideyoshi 1590 das von langjährigen Unruhen befallene Reich und erklärte sich von seiner Burg in Momoyama zum absoluten Herrscher (taikō) im Land. Er schlug die Bauernaufstände nieder, entmachtete die einflussreichen Kaufmannsgilden und ließ die daimyō durch eine straffe Neuordnung ihres Grundbesitzes kontrollieren. Die Ständegliederung der Bevölkerung in Krieger (shi), Bauern (no), Handwerker (ko) und Kaufleute (sho) trat in Kraft. Die christliche Religion wurde verboten und ihre Anhänger verfolgt.
Hideyoshis Ziele, das japanische Reich zu einer Groß-Dynastie mit Korea und China zu vereinigen schlugen fehl. Seine beiden Feldzüge nach Korea (1592 und 1597) waren wenig erfolgreich. In den Korea-Feldzügen starben 200.000 Soldaten und 1598 er selbst, durch eine nachwirkende Kriegsverletzung.
Die Regierungsgewalt übertrug Hideyoshi auf seinen minderjährigen Sohn Toyotomi Hideyori, zu dessen Vormund er noch auf seinem Sterbebett den Ältestenrat (rōjū) ernannte. Doch der Vorstand der rōjū (Tokugawa Ieyasu) wollte selbst an die Macht und sicherte im Jahre 1603 seine Herrschaft durch einen Entscheidungskrieg (sekigahara no kassen) gegen die Erben und Verbündeten von Hideyoshi. Nach dem gewonnenen Krieg wurden alle Nachfahren Hideyoshis getötet. Mit der Herrschaft der Tokugawa wurde das Zeitalter kinsei (japanische Frühmoderne) eingeleitet.
Kinsei - japanische Frühmoderne
Hauptartikel: Japanische Frühmoderne
Die japanische Frümoderne (kinsei, 1603-1868) beginnt mit dem Sieg von Tokugawa Ieyasu in der Schlacht von Sekigahara (sekigahara no kassen, 1600), in dem dieser die Oberhand über die Nachfolger von Hideyoshi Toyotomi errang und anschließend ein militärisches Machtzentrum (bakufu) in Edo (Tōkyō) errichtete.
KINSEI (1603-1868) - Frühmoderne
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Edo jidai (1603-1868)
Hauptartikel: Edo jidai
Nach dem Sieg der Tokugawa bei Sekigahara im Jahr 1603 (daher auch tokugawa jidai) wurde das bakufu in Edo errichtet, die daimyō entmachtet und ihre Lehen (han) der direkten Kontrolle des zentralistisch regierenden shōgun unterstellt. Ihre Loyalität wurde dadurch erzwungen, dass ihre Familien in der Hauptstadt Edo als Geiseln festgehalten wurden.
EDO (TOKUGAWA) JIDAI - Zeittafel
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- Erstes Tokugawa-Shogunat (ab 1603) - in der Schlacht von Sekigahara (1603) besiegte der daimyō Tokugawa Ieyasu die ihm feindlich gesinnten Landesfürsten, eroberte die Burg Osaka, in der seine Widersacher (Nachfolger von Hideyoshi Toyotomi) residierten und errichtete einen straffen Militärstaat. Ieyasu gründete ein Regierungssystem, in dem alle daimyō (Landesfürsten) und ihre jeweiligen han (Ländereien) dem shōgun lehenspflichtig wurden. Da die daimyō unter diesen Restriktionen keine Bediensteten samurai mehr beschäftigen konnten, erfolgte ein allmählicher Niedergang des Kriegerstandes (bushi) und zugleich eine Aufwertung der städtischen Bevölkerung (shinōkōshō). Die arbeitslos gewordenen samurai (rōnin) konnten nur noch als Räuber und Plünderer überleben und belagerten entsprechend alle wichtigen Verbindungswege des Landes und plünderten auch in den Straßen der großen Städte.<br.>Der tennō wurde sorgsam von jedem möglichen Machtzugang isoliert. Alle staatspolitischen Entscheidungen waren dem shōgun vorbehalten. Bis zum meiji jidai (1868) sollte Japan unter der Herrschaft der Tokugawa bleiben.
- Sakoku 鎖国 (1639-1853) - dieses, im edo jidai eingeordnete Zeitalter, bezeichnet die völlige Isolation Japans von der Außenwelt (sakoku - Verriegelung des Landes). Tokugawa Ieyasu starb im Jahr 1616. Von 1622 bis 1623 begann die Zeit der Christenverfolgung unter Tokugawa Hidetada und Tokugawa Iemitsu. Da ein staatlich genehmigter Außenhandel für die Territorialfürsten (daimyō) die Möglichkeit eines politischen Machtzuwachses ermöglicht hätte, wurde solcher per Dekret verboten, was zu einer völligen Abriegelung Japans von der Außenwelt führte. Alle Ausländer (gaijin) wurden des Landes verwiesen. Lediglich Holland (Niederländische Ostindien Kompanie) und dem Kaiserreich China wurde ein begrenzter Handel gestattet. Unter staatlicher Aufsicht wurde dazu auf der künstlichen Insel Dejima ein streng kontrollierter Hafen eingerichtet. In der Genroku-Zeit (1688-1703) verbesserten sich zwar die Land- und Geldwirtschaft (zaibatsu), die bürgerliche Kultur (realistische Bühnen- und Romankunst) lebte wieder auf, doch viele samurai verarmten zu rōnin, und das Feudalsystem begann trotz mehrmaliger Finanz- und Wirtschaftsreformen zu zerfallen.
Im 18. Jahrhundert vergrößerten Geldentwertung, Korruption und Hungerkatastrophen die allgemeine soziale Unsicherheit. Allmähliches Eindringen der europäischen Wissenschaften, zunehmende Kritik am Feudalsystem und Protest gegen die Verarmung der samurai erschütterten das shōgunat bis in die Grundmauern. Die Krise wurde im 19. Jahrhundert durch den Druck der europäischen Mächte auf Ostasien (Russland bedrohte die japanischen Nordinseln, England zwang China im Opiumkrieg zur Öffnung des Landes, die USA betrieben in japanischen Gewässern Walfang) noch verstärkt. - Bakumatsu 幕末 (1853-1868) - Bezeichnung für einen geschichtlichen Zeitraum (jidai), in dem sich die Militärherrschaft der Tokugawa-Shōgune dem Ende zuneigte. Vor allem die Auflösung der gesellschaftlichen Stände (shinōkōshō) aber auch die mehrheitliche Konzentration der Bevölkerung in den großen Städten, brachten die Gesellschaftsordnung ins Ungleichgewicht. In den Ballungszentren der Städte entstand zunehmend mehr eine Handelspolitik der unkontrollierten Geldwirtschaft (zaibatsu), durch die sowohl die alten Adelsgeschlechter der Krieger (bushi), als auch die Bauern (nō) in existenzielle Nöte gerieten. Mit dem Beginn des Kapitalismus in Japan verschuldete sich die gesamte Gesellschaft und wurde zum Opfer des Finanzsystems. Die Arbeitslosigkeit des Kriegeradels und die Not der Landbevölkerung führte zunehmend mehr zu Unruhen und Aufständen, wodurch dem Shōgunat die Kontrolle über die Gesellschaft entglitt.
Zunehmend mehr steigerte sich auch der Druck von Außen. Kapitalistische Groß-Nationen, allen voran die USA, England und Russland suchten ständig neue Absatzmärkte und waren dafür auch für kriegerische Auseinandersetzungen bereit. Japan war für sie ein interessanter Markt und sollte mit jedem Mittel für den Handel geöffnet werden. Doch alle friedlichen Verhandlungen mit dem aktuell amtierenden shōgun Tokugawa Iesada blieben vier Jahre lang erfolglos.
Daraufhin beschlossen die USA eine militärische Intervention gegen Japan zu starten. Im Jahre 1854 reichte ein einziges amerikanisches Geschwader unter Perry Calbraith Matthew, das durch den Dauerbeschuss von Edo den amtierenden shōgun (Tokugawa Iesada) zur unfreiwilligen Unterschrift von Handelsverträgen mit den Großmächten zwang - zunächst mit den USA (1854, Kanagawa-Vertrag, 1858, USA-Handelsvertrag), danach (1865) mit Holland, England, Frankreich, Preußen und Russland. Dadurch wurden alle japanischen Häfen für freie Handelsbeziehungen geöffnet.
Diese als „Ungleiche Verträge“ bekannt gewordenen Vereinbarungen demütigten und schwächten das Edo-Shōgunat, stärkten aber all jene, die eine neue Tennō-Regierung installieren wollten. In Opposition zu den kompromittierenden Handelsvereinbarungen entwickelten viele Samurai-Klans Widerstände - sowohl gegen die Politik des shōgun als auch gegen den Einfluss der Europäer, (sonnō jōi - verehrt den Kaiser, vertreibt die Barbaren). Der shōgun war nicht mehr in der Lage diese neue Strömung zu beherschen.
Zunächst entstanden mehrere Kriege zwischen den Getreuen des bakufu und den Anhängern des tennō. Im Jahre 1867 gab der letzte Tokugawa-Shōgun (Tokugawa Yoshinobu) die politische Macht gezwungenermaßen an den ersten Meiji-Tennō (Mitsuhito) ab. Damit war die Herrschaft der Militärdiktatoren beendet.
KINDAI (1868-1989) - Moderne
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Kindai - japanische Moderne
Hauptartikel: Japanische Moderne
Das japanische Zeitalter kindai (Moderne, 1868-1989) beginnt mit der Restauration (meiji isshin, der kaiserlichen Regierungsfamilie Meiji und bezeichnet die Zeitperioden meiji jidai (1868-1912), taishō jidai (1912-1926) und shōwa jidai (1926-1989).
Meiji jidai (1868-1912)
Hauptartikel: meiji jidai
Im Jahr 1868 wurde die Staatsmacht erneut dem Kaiser (tennō) übergeben. Unter der Regierung des ersten Meiji-Tennō (Mutsuhito) wurde der shōgun abgesetzt, alle feudalen Privilegien des Kriegeradels aufgehoben und der Sieg des Bürgertums über die Krieger (bushi und samurai) besiegelt. Die Landesfürsten (daimyō) wurden entmachtet und durch die Rückgabe ihre Ländereien (han) an den tennō fand das mittelalterliche Feudal-System Japans ein Ende. Die Kaiserfamilie (tennōke oder kōzoku) zog von Kyōto in die neue Hauptstadt Tōkyō und etablierte dort ein neues kaiserliches Regierungssystem (tennōsei). Der Kaiser erhielt den Titel dai nippon teikoku tennō (kaiserlicher Himmelssohn von Groß-Japan), das Ständesystem wurde abgeschafft und die adeligen Geschlechter der buke zu normalen Bürgern des Landes erklärt. Von 1871 bis 1873 wurde das Grundsteuersystem reformiert, die allgemeine Schulpflicht eingeführt und das Reich in beamtengesteuerte Präfekturen (ken) aufgegliedert. In dem neuen Verwaltungssystem erhielten die Nachkommen des Kriegeradels (buke) eine zentrale Bedeutung als Verwaltungsbeamte und zukünftige Wirtschaftsführer. Trotz diesen Neuordnungen gab es keine Einigung. Bereits im Jahre 1877 erfolgte eine Rebellion (seinan sensō) der Satsuma gegen die erlassenen Reformen, die die Rechte der Landesfürsten dramatisch einschränkten. In der weiteren Entwicklung wurde 1881 die Liberale- und 1882 die Reform-Partei gegründet. Ab 1885 entstand das parlamentarische Kabinett-System, das dem Kaiser beratend zur Seite stand.
MEIJI JIDAI - Zeittafel
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Nach der Iwakura-Mission (Studienreise hochrangiger Politiker nach Europa und in die USA) trat ab 1889 die neue Verfassung (dai nippon teikoku kenpō) nach preußischem Vorbild in Kraft, durch die Japan zur konstitutionellen Monarchie wurde. Der Kaiser besaß uneingeschränkte vollziehende Gewalt, das von Ito-Tennō geschaffene parlamentarische Kabinett stand ihm nur beratend zur Seite. Langfristig konnte es sich jedoch nicht gegen die Bedürfnisse der alten Samurai-Klans durchsetzen, die, gestützt auf die neue kapitalistische Produktions- und Organisationsform, innerhalb weniger Jahre innen- und außenpolitisch die Macht übernahmen und die folgende japanische Expansionspolitik vorantrieben. Bevölkerungszuwachs, Mangel an Rohstoffen und Absatzmärkten zwangen Japan zu folgeschweren Expansionskriegen, die unter der Bezeichnung Erster Sino-Japanischer Krieg begannen. Den Ersten Sino-Japanischer Krieg (1894-1895) führte Japan gegen China um die Vorherrschaft in Korea. China erlitt eine schwere Niederlage, Taiwan und die Pescadores-Inseln wurden annektiert, doch die westlichen Mächte mischten sich ein und unterbanden Japans weitere Eroberungsgelüste. Im Jahre 1900 half Japan den Westmächten den chinesischen Boxeraufstand nieder zu schlagen und schloss daraufhin (1902) ein Bündnis mit England, um Rückendeckung für weitere Eroberungskriege zu erhalten. Kurz darauf (1904) erklärte man Russland den Krieg (Russisch-Japanischer Krieg), der 1905 mit einem japanischen Sieg endete. In der Seeschlacht bei Tsushima wurde die russische Flotte fast vollständig vernichtet. Darauf wurde Korea annektiert und mit den Russen teilte man sich die Mandschurei. Als der Meiji-Tennō (1912) starb, gehörte Japan als erster asiatischer Staat zu den Großmächten der Welt.
Taishō jidai (1912-1926)
Hauptartikel: taishō jidai
Bereits am 17. November 1905 wurde Korea annektiert und zu einem Protektorat Japans erklärt. Die Mandschurei wurde nach wie vor wirtschaftlich ausgebeutet. Doch zwischen 1912 und 1926 regierte der Taishō-Tennō Yoshihito, ein psychisch kranker Mann, der sämtliche politische Entscheidungen seinen Vertrauten (genrō) und später (1918) dem auf Parteien gegründeten Parlament übertrug. Im Ersten Weltkrieg (Erster Weltkrieg, 1914-1918) kämpfte Japan an Seiten der Alliierten. Doch bereits während des Krieges (1915) erfolgten dreiste Ansprüche (Einundzwanzig Forderungen) zur Beherrschung des gesamten asiatischen Kontinentes, die den Interessen der Westmächte empfindlich in die Quere kamen. Zunächst aber herrschte Krieg in der Welt und ein Großteil dieser Forderungen wurden von den Alliierten hingenommen. Am Ende des Krieges wurde Japan durch den Vertrag von Versailles die Oberherrschaft in den deutschen Kolonien im Nordosten Chinas zugestanden, was in China zu erheblichen Protesten und Revolten (Bewegung des vierten Mai) führte. Im gleichen Jahr (1918) drang die japanische Armee mit 70.000 Soldaten in Sibirien ein und besetzte mit Unterstützung einer antikommunistischen Bewegung aus Amerika (9.000 Soldaten) Wladiwostock und weite Gebiete West-Sibiriens. Die fortgeführten Eroberungszüge Japans gegen Russland waren nicht von dauerhaftem Erfolg, denn am 25. Oktober 1922 wurden die besetzten sibirischen Gebiete vom weißrussischen General Semjonov wieder zurück erobert. Als sich England und die USA nach dem Ersten Weltkrieg wieder dem asiatischen Osten zuwenden konnten (1921-1922), wurde die Machtposition Japans auf der Konferenz von Washington deutlich geschwächt. Nach dem Krieg jedoch erfuhr Japan zunächst einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Im Laufe der folgenden 20iger Jahre stagnierte Japans Wirtschaft und produzierte große Verluste von Absatzmärkten und Arbeitsplätzen zu Gunsten der europäischen Industriestaaten, die mit qualitativ überlegenen Produkten den Markt bedienten. Die Folge davon waren soziale Unruhen bei einer wachsenden Bevölkerung (besonders nach der Erdbebenkatastrophe von 1923 mit ca. 100.000 Toten).
TAISHŌ JIDAI - Zeittafel
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Nach langjährigen internen Auseinandersetzungen wurde 1925 das allgemeinen Wahlrecht für Männer eingeführt. Außenpolitisch suchte das weitgehend isolierte Japan in demselben Jahr eine Verständigung mit der Sowjetunion über die Mandschurei und Sachalin, konnte dadurch aber seine innenpolitischen Probleme nicht lösen. So erstarkten unter Hirohito-Tennō (ab 1926) die nationalistischen Kräfte, die in mehreren Serien rechtsradikaler Morde die Abschaffung des gerade erkämpften Parlaments forderten.
Shōwa jidai (1926-1989)
Hauptartikel: shōwa jidai
Das shōwa jidai beginnt mit der Inthronosierung von Hirohito-Tennō (1926) und bezeichnet zunächst ein Zeitalter des radikalen Nationalismus und der imperialer Eroberungspolitik (1926-1945). Der zweite Abschnitt wird als sengō (Nachkriegszeit, 1945-1989) bezeichnet, in dem der Grundstein zur heutigen Demokratie gelegt wurde.
SHŌWA JIDAI - Zeittafel
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Japanischer Imperialismus (1926-1945)
Weitere diplomatische Rückschläge auf der Londoner Konferenz (1930) durch den Vertrag von Portsmouth, begünstigten in Japan das Aufkommen eines militanten, antiparlamentarischen Nationalismus und führte das Land innenpolitisch zu einem Polizeistaat und außenpolitisch zu einer agressiven Kolonialmacht. Zur gleichen Zeit wurde die Gesellschaft von einer verheerenden Weltwirtschaftkrise gebeutelt, durch die die zaibatsu (Finanzmakler) entscheidenden Einfluss gewannen und die Wirtschaft umstrukturierten. Die Schwerindustrie begann sich zu etablieren und die neu entstandenen Konzerngewaltigen hatten Interesse an Aufrüstung und territorialer Expansion. Imperialistische Machtgelüste und Habgier der Wirtschaftsführer zwang Japan zunächst in verschiedene Eroberungskriege und schließlich in seinen Untergang. Die Verträge von Portsmouth (1930) gestanden Japan den kolonialen Anspruch auf Korea zu und vereitelten aber seine Expansionspläne nach China. Trotzdem kolonialisierte Japan am 1. März 1932 weitgehende Teile der Mandschurei und errichtete das Kaiserreich Mandschukuo, das bis zum 18. August 1945 unter japanischer Besatzung blieb. Da die weltlichen Großmächte Mandschukuo nicht anerkennen wollten, trat Japan am 27. März 1933 aus dem Völkerbund aus und löste sich aus allen bisherigen Verträgen mit den USA und Großbritannien. Um seine Expansionspolitik fortsetzen zu können schloss es im Jahre 1936 einen Pakt mit dem nationalsozialistischen Deutschland (Hitler) und 1937 mit dem faschistischen Italien (Mussolini). Es entstand die berüchtigte Achse der Verbündeten zwischen Berlin, Rom und Tōkyō. Sofort darauf erfolgte eine großangelegte japanische Invasion in China (Zweiter Sino-Japanischer Krieg), der vom 7. Juli 1937 bis zum 9. September 1945 anhielt. Die japanische Armee drängte die Truppen des chinesischen Generals Chiang Kai-sheck tief ins chinesische Innland zurück, eroberte die alte Hauptstadt Nanjing und verübte dort unvorstellbare Greueltaten an der Zivilbevölkerung. Im Jahre 1940 wurde das bisher gültige Mehrparteiensystem abgeschaft und durch eine zentralistische Regierung (taisei yokusankai) ersetzt. Bereits 1939 war der Zweite Weltkrieg ausgebrochen, die Weltgemeinschaft der Staaten befand sich im Krieg gegen das hitleristische Deutschland und konnte sich nur wenig um die japanischen Eroberungen in Asien kümmern. Zum Schein eines fiktiven Friedens schloss Japan mit den USA und Russland ein Neutralitätsabkommen, setzte aber gleichzeitig seine Eroberungen in Ostasien fort. Unter der Parole „Asien den Asiaten" besetzte es zunächst sämtliche amerikanische, englische und niederländische Kolonien und integrierte sie unter japanischer Verwaltung in die so genannte „Ostasiatische Prosperitätsgemeinschaft". Nach weiteren Erfolgen (Eroberung von Hongkong, Singapur, Burma, Philippinen, Indonesien, Neuguinea u.a.) gewann Japan die Kontrolle über den gesamten südpazifischen Raum und bedrohte sogar Australien. Doch Japans Eroberungen wurden erneut von Verbrechen an der Zivilbevölkerung begleitet (Massenmorde durch den Einsatz chemischer und bioligischer Kampfstoffe, Massenhinrichtungen und Menschenversuche). Sie führten dazu, dass Japan bis heute keine friedlichen Beziehungen zu China aufbauen konnte.
- Japan im Zweiten Weltkrieg - Am 7. Dezember 1941 führte die japanische Luftwaffe einen Überraschungsangriff auf die in Pearl Harbor stationierte amerikanische Flotte aus und zerstörte sie fast vollständig. Durch diese Aktion trat Japan an der Seite Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg (Zweiter Weltkrieg, 1939-1945) gegen die Alliierten ein und zwang die USA zu Gegenmaßnahmen. Doch im Juni (Seeschlacht um Midway) und August 1942 (Seeschlacht bei Guadalcanal) gewannen die Amerikaner die Oberhand im Pazifikkrieg. Obwohl die japanische Armee im gesamten südostasiatischen Raum verteilt war, konnte sie sich bis 1944 halten. Aber durch Hitlers Niederlagen in Europa, konnten zunehmend mehr Streitkräfte gegen Japan freigestellt werden, die in großangelegten Aktionen (Inselhüpfen) den gesamten südostasiatischen Raum von der Herrschaft der Japaner zu befreien begannen. Zunehmend mehr bewegten sich die US-Streitkräfte auf das japanische Mutterland zu. Im Jahre 1945 verlor Japan in der Entscheidungsschlacht um Iwojima und Okinawa endgültig den Krieg gegen die USA. Trotzdem war die japanische Regierung nicht zur bedingungslosen Kapitulation bereit und führte vor allem den Einsatz der kamikaze fort. Dies veranlasste die USA zwei Atombomben abzuwefen, was nach Hitlers Judenmorden sicherlich das größte Kriegsverbrechen aller Zeiten an einer unschuldigen Zivilbevölkerung ist.
- Atombomben auf Japan - nach dem Abwurf der ersten Atombomben durch die USA, am 6. August 1945 auf Hiroshima, erklärte am 8. August auch die Sowjetunion Japan den Krieg. Am 9. August 1945 fiel die zweite Atombombe auf Nagasaki. Jetzt war Japan zur bedingungslosen Kapitulation gezwungen, die Hirohito am 15. August 1945 von in einer Rundfunkrede verkündete. Am 2. September 1945 wurde Japan von den USA besetzt.
Die Folge des Krieges waren 1,55 Millionen gefallene Japaner, davon 300.000 Opfer der Atombomben. Japan verlor all seine seit 1895 gewonnenen Gebiete und seinen gesamten Kriegsmaschinerie. Das Ein-Parteiensystem wurde abgeschaft und unter der Aufsicht der USA eine komplette Neureform der Gesellschaft eingeleitet.
Sengō (1945-1989)
Unter dem Begriff sengō 戦後 versteht man die Japanische Nachkriegszeit (von 1945) bis in die Gegenwart (1989). Man teilt sie in die Amerikanische Besatzungszeit (1945-1952) und die Zeit der Japanischen Souveränität (ab 1952)
- Amerikanische Besatzungszeit (1945-1952) - zwischen den Jahren 1945 und 1952 blieb Japan von den USA besetzt. Durch die Potsdamer Verträge (1945) wurde das japanische Staatsterritorium auf die vier Hauptinseln und die Ryūkyū-Inseln reduziert. Die Hauptinseln wurden 1952 frei gegeben, die Ryūkyū blieben bis 1972 amerikanisches Hoheitsgebiet. Den Oberbefehl in den besetzten Gebieten hatte der General McArthur Douglas, der das Land durch umfassende Maßnahmen demokratisierte und entmilitarisierte. Der tennō blieb in Amt und Würden, wie auch die alten Eliten zur Errichtung der neuen demokratischen Gesellschaft herangezogen wurden. Im Jahr 1947 wurde die japanische Staatsverfassung (nihon koku kenpō) nach amerikanischem Diktat eingeführt, wodurch Japan zu einer parlamentarischen Monarchie wurde. Der tennō - früher als Gott verehrt - hatte bereits 1945 in einer Rundfunkrede seiner Göttlichkeit abgeschworen, wodurch freie Wahlen und ein Mehr-Parteiensystem möglich wurden.
Ab 1949 begann sich die japanische Wirtschaft zu stabilisieren. Die Kontrolle der amerikanischen Militärverwaltung lockerte sich zunehmend und es entstanden eigenständige Tendenzen. Der Vertrag von San Francisco (1951) mit 49 Staaten (Sowjetunion und dem kommunistischen China ausgeschlossen), gab Japan seine Souveränität zurück. - Japanische Souveränität (ab 1952) - nach den Verträgen von San Francisco (1951) zog sich die amerikanische Armee zurück und Japan (mit Ausnahme der Ryūkyū-Inseln) wurde ab 1952 wieder ein souveräner Staat. Zahlreiche Reformen stabilisierten darauffolgend das Land und führten zu einer beispiellosen Hochwachstumsphase (高度経済成長期), doch auch zur Verwestlichung der japanischen Lebensführung. Dadurch sollte Japan zur zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt wachsen.
1954 errichtete Japan eine eigene Wehrmacht, die nach der Verfassung lediglich der Selbstverteidig des Landes dienen durften. Durch den Sicherheitspakt (1951) mit den USA verbunden, werden im Falle eines Angriffs von außen beide Länder zur gegenseitigen Hilfe verpflichtet.
Politisch etablierte sich ab 1955 ein Zwei-Parteiensystem (Liberaldemokratische Partei und Sozialistische Partei), deren Vormacht im japanischen Wahlverhalten auch heute noch spürbar ist.
Im Jahre 1956 stabilisierten sich die politischen Beziehungen zur UdSSR und zu China und Japan wird Mitglied in der UNO. Erst 1965 normalisierten sich die diplomatischen Kontakte zu Korea (nur zu Süd-Korea). Trotz allem gibt es zu diesen Ländern auch heute noch angespannte Beziehungen: wegen dem anhaltenden Streit um die Kurilen (Inselgruppe im Norden Japans) wurde bis heute mit Rußland kein Friedensvertrag geschlossen; wegen mangelndem Schuldbekenntnis Japans für seine Kriegsverbrechen im Sino-Japanischen Krieg bleibt die Situation zu China nach wie vor angespannt.
Wirtschaftlich begann Japan ab 1960 den Weltmakt mit Automobil- und Schiffbau und später mit Elektronik zu dominieren. Entsprechend seiner Wirtschaftskraft wurde Japan in die Gruppe der G8-Staaten aufgenommen. Im Jahr 1985 wurde der japanische yen im internationalen Devisenmakt freigeschaltet und an der Börse gehandelt. Die darauf folgende Aufwertung des yen gegenüber dem Dollar schwächte die japanische Wirtschaft und es kam zu erneuten inflationären Zeiten.
Gendai - japanische Gegenwart
Hauptartikel: Japanische Gegenwart
Im gegenwärtigen Zeitalter (gendai, ab 1989) entwickelte sich Japan zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Doch wie alle nach amerikanischem Muster geschaffenen Demokratien korumpierte auch die japanische Politik und Wirtschaft und etablierte zunehmend den nach westlichem Beipiel praktizierten Raubtier-Kapitalismus, der neue Fragen nach Leben und Sein aufwirft.
Heisei jidai (1989 bis heute)
Hauptartikel: heisei jidai
Im Jahr 1989 starb Hirohito-Tennō und sein Sohn bestieg als Akihito-Tennō den japanischen Thron. Damit begann das heisei jidai.
Studien-Information
Siehe auch: Japanische Zeitalter | Japanische Kriege
Literatur
- Reinhard Zöllner - Geschichte Japans von 1800 bis zur Gegenwart, Paderborn 2006
- John Whitney Hall - Das japanische Kaiserreich, Fischer Weltgeschichte, Frankfurt 1968
- Manfred Pohl - Geschichte Japans, C.H. Beck, 2002
- Roger Bersihand - Geschichte Japans, von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1963
- George B. Sansom - Japan - von der Frühgeschichte bis zum Ende des Feudalsystems, Zürich 1967
- Kuno Maurer - Samurai, Econ Verlag 1981
- Werner Lind - Budo Lexikon, BSK 2009
- Hans A. Dettmer - Gründzüge der Geschichte Japans, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1985
- Jean Bollack - Das japanische Kaiserreich, Fischer Weltgeschichte 1968
- Jean Mazenod - Japan, Herder 1981 und Sansom G. B. Sir - A History of Japan (3 Bände), Stanford 1958/1963
- Martin Hürlimann - Japan, Atlantis Verlag Zürich 1970
- Kazuyuki Kitamura & Tadashi Kitamura - Japan Heute, Mondo Verlag 1983
- Hisako Matsubara - Weg zu Japan, Knaus 1983, bzw. Bastei Lübbe 1986
- Hans Jürgen Mayer & Manfred Pohl (Hrsg.) - Länderbericht Japan, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998
- Shunpei Ueyama - Japanische Denker im 20. Jahrhundert, Ludicium 2000.