Jinja

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der Begriff jinja (神社) gilt in Japan erst seit neuerer Zeit als allgemeine Bezeichnung für einen Shintō-Schrein und steht im Gegensatz zu einem buddhistischen Tempel (tera oder ji, 寺).

Erläuterung

Die kanji für jin, shin, kami (神, Gott, Götter) und sha (-ja), yashiro (社, Firma, Gesellschaft, Shintō-Schrein) vereinigen sich zu jinja (神社), dem heute gebräuchlichen Begriff für einen Shintō-Schrein.

Shintō

Mit shintō bezeichnet man einen Sammelbegriff für regional frei interpretierte religiöse Traditionen, Kulten und Riten der Japaner, mit Einflüssen aus dem Buddhismus (bukkyō), Konfuzianismus (jukyō) und Daoismus (dōkyō). Der shintō verehrt mythische Gottheiten (kami) in Gestalt von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen.

Jinja

Den Ort der religiösen Verehrung bezeichnet man als Shintō-Schrein, seit 1882 in einem engeren Sinn als jinja. In den dafür kombinierten Schriftzeichen jin, shin, kami (神, Gott, Götter) und sha (-ja), yashiro (社, Firma, Gesellschaft, Shintō-Schrein) vereinigen sich die kanji zu jinja (神社), der heute gebräuchlichen Bezeichnung für einen Shintō-Schrein. Die Begriff entstand im Zuge der staatspolitischen Neuklassifizierung des shintō im meiji jidai (ab 1868), durch die das frühere System des Schrein-Shintō (jinja shintō), durch den Staats-Shintō (kokka shintō) abgelöst wurde.<br.>In den Shintō-Schreinen werden die Seelen (mitama) der Götter (kami) verehrt, für die stellvertretend am Kami-Sitz (shinza) entsprechende Reliqien (shintai) aufbewahrt werden. Die kami sind mythologische Götter aus der japanischen Frühzeit oder in Kombination (Synkretismus) mit dem Buddhismus (shinbutsu shūgō) gottgewordene Bodhisattva. Bis zur politisch verordneten Trennung des shintō vom Buddhismus (shinbutsu bunri) im meiji jidai waren die meisten Shintō-Tempel mit den buddhistischen Klöstern (tera oder ji) kombiniert.

Titel und Ränge der Jinja

In der japanischen Frühzeit (genshi) versammelten sich die Japaner an pregnanten Orten der Natur (Bäume, Berge, Wasserfälle...), die sie als Sitz ihrer Götter annahmen. Diese Orte etablierten sich zu den ersten Shintō-Schreinen. Als sich im kofun jidai (ab 552 n. Chr.) unter den Soga der Buddhismus (bukkyō) in Japan zur Staatsreligion etablierte, wurden in allen großen Städten buddhistische Tempel (tera) gebaut. Darauffolgende Glaubenskämpfe, wie unter den Fujiwara (ab 645) gaben dem shintō erneut mehr Bedeutung. Doch in Folge entstand eine Symbiose (shinbutsu shūgō), in dem sich der shintō und der japanische Buddhismus (bukkyō) vereinigten. Shintō wurde zunehmen mehr innerhalb der buddhistischen Tempelanlagen praktiziert.<br.>Die erste Einteilung der Shintō-Schreine entstand 798 n.Chr. in dem man den regionalen Provinzschreinen (kokuheisha) eine besondere Bedeutung zusprach.

  • Altertum (kodai) - im 10. Jahrhundert wurden die Hierarchie der Shintō-Schreine durch das historische Rechtswerk engishiki (967 n. Chr.) geregelt, in dem die Schreine mit höchster Bedeutung (kanpeisha) von kleineren Schreinen abgehoben wurden. Die Großschreine wurden in den Stand der chokusaisha erhoben - Schreine mit einem Anrecht auf einen chokushi (Gesandter aus dem Kaiserhaus).
  • Mittelalter (chūdai) - im ausklingenen heian jidai (794-1192) und beginnenden kamakura jidai (1192-1333) wurde das System der jinja erneut reglementiert. Aus der Vielfalt der bestehenden Shintō-Tempeln wurden 22 ausgewählt (nijūnisha) die in drei Kategorien eingeteilt wurden: 1. obere Schreine (taisha), 2. mittlere Schreine (chūsha) und 3. niedere Schreine (shōsha).
  • Moderne (kindai) - mit dem Beginn des meiji jidai (1868) wurden alle Shintō-Tempel und -Organisationen vom Buddhismus getrennt und in den Dienst der Politik gezwungen. Der unabhängige Schrein-Shintō (jinja shintō) veränderte sich zum Staats-Shintō (kokka shintō). Im Mai 1871 wurden dafür gesetzlich bestimmte Ordnungssysteme für die Shintō-Schreine ausgegeben:

Kansha

Der Begriff kansha (zentraler Regierungsschrein) bezeichnet die Schreine unter der direkten Regierungskontrolle der Meiji und unterteilt sich in:

  • Kanpeisha (Regierungsschrein)
- kanpei taisha (Großer Regierungsschrein)
- kanpei chūsha (Mittlerer Regierungsschrein)
- kanpei shōsha (Kleiner Regierungsschrein)
  • Kokuheisha (Nationalschrein)
- kokuhei taisha (Großer Nationalschrein)
- kokuhei chūsha (Mittlerer Nationalschrein)
- kokuhei shōsha (Kleiner Nationalschrein)

Vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die gegenwärtig noch benutzten Titel (shagō, gewöhnlich als Suffix) in der Regel durch die Regierung festgelegt, danach durch die im Februar 1946 gegründete "Vereinigung der Shintō-Schreine" (jinja-honchō). Schreine, die keine der folgenden, besonderen Titel erhalten, tragen für gewöhnlich als Titel das Suffix -jinja, -sha oder -miya.

Schreine im Volks-Shintō

Im Volks-Shintō bezeichnet man mit shōsa diverse nicht klassifizierte Sekten und mit minsha die große Vielfalt der shintoistischen Volksschreine.

  • Shōsha (sonstiger) bzw. Minsha (Volksschrein)
- fusha (Schrein in einem Regierungsbezirksschrein; Stadtschrein)
- kensha (Präfekturschrein)
- hansha (Lehensschrein; Klan- oder Daimyatschrein, ab 1868 als kensha bezeichnet)
- gōsha (Regionalschrein)
- sonsha (Dorfschrein)
- mukakusha (Schreine ohne Rang)

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1946) wurde der Staats-Shintō (kokka shintō) abgeschafft und der Schrein-Shintō (jinja shintō) erneut etabliert. In ihm gibt es keine zentrale Autorität, doch ein sogenanntes "Schrein-Hauptamt" (神社本庁, jinja honchō), das die Schreine (jinja) lose organisiert. Schreine ohne aussergewöhnlichen Titel (z.B. -jingū, s. ®Ise jingū) tragen als Suffix gewohnlich die Endungen -jinja, -sha oder -miya.

Studien Informationen

Siehe auch: Shintō | Shintō-Schrein | Shintō-Organisationen |

Literatur

  • Kadoya Atsushi - Okinagatarashihime (Encyclopedia of Shintō - englisch) der Kokugaku-in; 12. März 2005.


Weblinks