Karate-Kata: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit ''[[kata]]'' (型 / 形) bezeichnet man die Form (formale Übung) im ''[[karate]]'' (空手). Sie ist das Herz jeder [[Karate-Übung]], die Grundlage zur Erforschung von Geschichte, Tradition und Hintergrund und gleichzeitig das Zentrum zur Entwicklung von Technik (''[[waza]]''), Geist (''[[shin]]'') und Energie (''[[ki]]''), siehe ''[[shingitai]]''. Ihr vertieftes [[Studium der Karate-Kata| Studium]] bezeichnet man als ''[[bunkai]]'' (Zerlegung, Analyse) oder ''[[kata bunkai]]'' ([[Studium der kata]]), wodurch ''[[kihon]]'' (Grundschule) und ''[[kumite]]'' (Partnerübung) entstehen.
 
 
 
==Etymologie==
 
 
 
Der Begriff ''[[kata]]'' (形 oder 型) bedeutet "Form", "Modell" oder "Gestalt". Die ''kata'' bezeichnet zunächst eine festgelegte Übungsmethode zum Einstudieren des Sieges gegen Angreifer. Das technische Konzept setzt sich aus Bewegungen zusammen, die zur Abwehr gegnerischer Angriffe und zum Konter verwendet werden. Doch in den ostasiatischen Kampfkünsten ist die ''kata'' mehr als nur ein technisches Konzept und erfordert ein intensives Studium (''[[bunkai]]'') in Theorie und Praxis.
 
 
 
====Formbegriff in Japan====
 
Hauptartikel: [[Kata]]
 
 
 
Die Japaner benutzen in ihrer Schriftsprache zur Bezeichnung einer Form zwei verschiedene ''kanji'' (形 und 型), die beide ''kata''  bedeuten. Beide bezeichnen zunächst eine Form, doch in der genaueren  Betrachtung ihres Bedeutungsspektrums sind die Schriftzeichen durchaus  differenzierbar:
 
 
 
* '''[[Kata]]''' (形) - dieses ''kanji'' (im Japanischen ''[[gyō]]'', ''[[kei]]'', ''[[katachi]]'', ''[[nari]]''; im Chinesischen  ''[[xíng]]'', 形; im Koreanischen ''[[hyeong]]'',  형), bedeutet "Form", "Figur", "Aussehen", "Muster", "Spur" und bezeichnet im ''[[budō]]'' einen ritualisierter Bewegungsablauf. Das Schriftzeichen stellt piktographisch ein Fenster dar, durch das Sonnenstrahlen (彡) einfallen, die ein Schattenmuster entstehen lassen. Dieses Muster erzeugt eine erste ursprüngliche Form (''[[genkei]]'', 原形), eine erste sichtbare Erscheinung/Form (''keibō'', 形貌), deren Spur (''keiseki'', 形跡) verfolgt werden kann. Dafür gebraucht man auch den Begriff ''[[genkyo]]'' (原拠 - "Grund", "Basis", "Ursprung einer Angelegenheit").
 
* '''[[Kata]]''' (型) - dieses ''kanji'' (auch ''kei'', ''gyō''; chin. ''[[xíng]]''; kor. ''[[hyeong]]'')  verweist durch das im rechten Teil des Schriftzeichens enthaltene Radikal für ein Schwert (刀) auf einen genauen Zuschnitt, das linke Radikal, durch die vier sich schneidenden Linien auf eine exakt definierte Form, der untere Teil auf das Material (土, Erde). Auch dieses Schriftzeichen bezeichnen den Ablauf einer Form, ein Muster oder ein Aussehen. Sie binden an das chinesische Schriftzeichen ''[[xíng]]'' (形 / 型) und an das koreanische Zeichen ''[[hyeong]]'' (형) an und bezeichnen im ''[[budō]]'' einen Prototypen - eine zum näheren Studium auffordernde komplexe Angelegenheit.<br.>In der Wortkombination entwickeln daraus Bezeichnungen wie ''enkei'' (Kreisform), ''seihōkei'' (Quadrat), ''mukei'' (formlos, gestaltlos), ''genkei'' (Urbild, Prototyp). Im kombinierten Verständnis ergibt sich daraus die spezielle Bedeutung einer "irdenen Gussform".
 
 
 
====Formbegriff in China====
 
Hauptartikel: [[Tàolù]] | [[Xíng]]
 
 
 
Um den japanischen Begriff ''kata'' in seinem gesamten Umfang zu deuten, sind ausgiebige Forschungen in seinem chinesischen Ursprung unumgänglich. Erst aus ihren Deutungen entstehen die Bezeichnungen ''kata'' in Japan und ''hyeong'' in Korea.
 
 
 
* '''[[Lù]]''' (路) - das Schriftzeichen ließt man im Chinesischen als ''[[lù]]'' oder ''[[luò]]'', im Japanischen als ''[[michi]]'' (''ro'', 路) oder ''[[dō]]'' (道) und im Koreanischen als ''[[ro]]'' (로). In allen Fällen bedeutet das Schriftzeichen "Weg", "Pfad" oder "Srasse".
 
* '''[[Tào]]''' (套) - im Japanischen ''tō'' (套), koreanisch ''to'' (토) oder ''tu'' (투). Der Begriff bezeichnet ein "Behältnis" und steht auch für "umhüllen" oder "bedecken".
 
* '''[[Tàolù]]''' (套路) -  "Behältnis für den Weg", z.B. auf einem Weg (''lù'') der Übung werden Erkenntnisse in einem Behältnis (''tào'') versteckt. Damit gemeint sind auch die komplexen Formen (jap. ''kata'') des chinesischen ''[[quánfǎ]]'' (拳法).
 
* '''[[Xíng]]''' (形) - "Ablauf", "Aussehen", "Form", "Muster", im Japanischen ''gyō'', ''kei'', ''kata'', ''katachi'', ''nari'' im Koreanischen ''[[hyeong]]''. Bezeichnung für die Formen des ''quánfǎ'' in Japan als ''kata'' (形 oder 型) bezeichnet. Hauptsächlich bezeichnet dieser Begriff den "Verlauf" der Formen (jap. ''[[genkyo]]'', 原拠 oder ''[[genkei]]'', 原形).
 
 
 
====Formbegriff in Korea====
 
Hauptartikel: [[Hyeong]] | [[Teul]] | [[Pumsae]]
 
 
 
Die Formen der [[koreanische Kampfsysteme|koreanischen Kampfsysteme]]  berufen sich auf einen Ursprung in ihrer Tradition, sind aber  ausschließlich von chinesischen, okinawanischen und japanischen Modellen  beeinflusst.
 
 
 
* '''[[Hyeong]]''' (''hangeul'' 형; ''hanja'' 形 / 型) - 20 traditionelle Formen, entwickelt von General [[Choi Hong Hi]].
 
* '''[[Teul]]''' (틀) - 24 Formen, aus den ''hyeong'' von General Choi Hong Hi weiter entwickelt.
 
* '''[[Pumsae]]''' (''hangeul'' 품새 / 태극; ''hanja'' 太極) -
 
 
 
==Kata im Karate==
 
Hauptartikel: [[Methoden der Karate-Kata]]
 
 
 
Im ''karate'' steht der Begriff für ein als Kreuzworträtsel konzipiertes komplexes System von genau festgelegte Kombinationen zum Einstudieren des Sieges gegen einen Gegner. Die ''kata'' besteht aus einem technischen Ablauf (''[[genkyo]]'') und aus Anwendungen (''[[ōyō]]''), die zur Schulung der [[Selbstverteidigung]] gegen Angreifer eingeübt werden. In dieser Zweiteilung wird die ''kata'' zu verschiedenen Methoden des alltäglichen Trainings aufgesplittet. Dort, wo das Prinzip verstanden und von einem ''[[sensei]]'' unterrichtet wird, bleibt die ''kata'' das Zentrum jeder Karate-Übung (''[[bunkai]]'' und ''[[kata bunkai]]'').<br.>Doch diese Methode ist kompliziert, ihr Verständnis bedarf einer jahrzehntelangen Ausbildung unter einem ''sensei''. Die moderne Zeit sucht aber schnelle Erfolge und etablierte eine neue Generation von Trainern, die ''kata'' als Gymnastikform für den Vergleich im Wettkampf unterrichten. Unabhängig davon, ob Wettkampf tatsächlich praktiziert wird, ist doch der ''sensei'' in der Hauptsache entscheidend: unterrichtet er die ''kata'' als Weg oder als Sport?<br.>Entsprechend unterscheidet man die modernen ''kata'' nach ihrer Funktionalität:
 
 
 
* '''[[Rintō kata]]''' - Kata für den Kampf (Selbstverteidigung)
 
* '''[[Hyōen kata]]''' - Kata zu Vorführungszwecken (Demonstration und Wettkampf)
 
* '''[[Rentan kata]]''' - Energetische Kata (Kata nach Qigong-Prinzipien zur Gesunderhaltung)
 
 
 
====Definition der Kata====
 
Hauptartikel: [[Bedeutung der Karate-Kata]]
 
 
 
Konzepte der ''kata'' (型), chinesisch ''[[xíng]]'' (型) oder ''[[tàolù]]'' (套路) gab es in allen ostasiatischen Kulturkreisen, wenngleich sie sich in ihrer jeweiligen Ausprägung unterschieden. Was sie miteinander verband, war die Idee, einen formalen Studienweg als Technikablauf (''[[genkyo]]'', chin. ''[[lù]]'') zu gründen und in dessen Behältnis ''[[tào]]'' (套) die tatsächlichen Inhalte so zu verbergen, dass sie ohne die Erläuterung des Gründers kaum zu entschlüsseln waren. Im Prozess der eigenen Selbstperfektion die Inhalte der ''kata'' zu suchen und zu verstehen, war die Aufgabe des Schülers, den Prozess zu lenken und Inhalte zu vermitteln, die des Lehrers. Dazu bediente man sich stets einer verschlüsselten Form (''genkyo''), doch diese selbst war immer nur Mittel zum Zweck.
 
 
 
====Übung der Kata====
 
Hauptartikel: [[Übung der Karate-Kata]]
 
 
 
Es gibt nur einen Weg die ''kata'' in ihrer komplexen Vollkommenheit verstehen zu lernen. Dieser Weg ist über Jahrhunderte überliefert und hält den Übenden dazu an, sich selbst in der Übung zu endecken, sich zu verbessern und letztlich ganzheitlich zu vervollkommnen. Sowohl der Lehrer (''[[sensei]]'') als auch der Schüler (''[[deshi]]'') erfüllen in diesem Prozess wichtige Bedingungen:
 
 
 
* '''Die Rolle des Lehrers''' - für jeden, der die ''kata'' in ihrer Tiefe verstehen will, bleibt diese ein zentrales Medium. In der heutigen Zeit können Kata-Abläufe über die Angebote aus den Medien erlernt werden. Doch ein Übender, der mit seiner ''kata''  einen Weg (''dō'') beschreiten will, muss zu einem ''sensei'' gehen. Ohne Lehrer versteht er nur die Form des Kreuzworträtsels, erst mit einem Lehrer kann er sie ausfüllen. 
 
* '''Die Rolle des Schülers''' - Lernen im ''budō'' bedeutet, eine Herausforderung mit sich selbst anzunehmen und unter der Aufsicht eines ''sensei'' Fortschritt anzustreben. Daher ist es die wichtigste Aufgabe des Schülers, sich für die Erfahrungen in der Weglehre offen zu halten und nicht nur Formen zu lernen. Anders als in den herkömmlichen Lernmethoden (Streben nach Wissen und Können) ist  Fortschritt im ''budō'' nur über die Perfektion des Selbst möglich. Lernen im ''budō'' ist daher vor allem das beständige Bemühen um die rechte Haltung (''[[shisei]]'').
 
 
 
====Bedeutung der Kata====
 
 
 
Auch heute verwendet ein ''sensei'' die Form nicht ihrer selbst willen, sondern um Inhalte zu lehren. Auf diese Weise wurde die ''kata'' über Generationen vom Lehrer auf den Schüler übertragen. Abgesehen von der korrekten Ausführung ihrer Techniken war das Äußere der Form nie von jener Bedeutung, die man ihr heute oft beimisst. Wichtig war stets die Übung des Schülers auf einem Weg (''[[dō]]'') zu seiner Persönlichkeit und vor allem die individuelle Beziehung zu seinem ''sensei'', der ihm die Bedeutung hinter den Formen (''[[okuden]]'') erklären und ihn zum Fortschritt anleiten konnte. Nicht das körperliche Training der ''kata'', sondern der ''sensei'' als das entscheidende Bindeglied zum Schüler in allen Prozessen war der Schlüssel zum Fortschritt.<br.>Formell gesehen bezeichnet die ''kata'' im ''karate'' eine Reihe von festgelegten Bewegungen, in denen der Übende einen Kampf gegen imaginäre Gegner simuliert. Routiniert man ihre Techniken im Formablauf (''kata''), in der Grundschule (''kihon'') und in der Partneranwendung (''kumite'') durch ständige Wiederholung, werden sie Teil der natürlichen Reflexe aus dem Unterbewusstsein - wie alles, was man im Leben so oft wiederholt, bis es zu einem gewohnten Verhalten wird.<br.>Das wichtigste Übungsprinzip der ''kata'' ist also, sie zu wiederholen und sie wieder und wieder zu üben, bis sie perfekt ist. Dieses Streben ist sicherlich endlos, da nichts im Leben perfekt sein kann. Doch in diesem Streben entwickelt der Übende körperliche und geistige Reife. Ein fortgeschrittener ''karateka'' übt keine ''kata'', um sie zu können, sondern um sich selbst in ihr zu üben. Im traditionellen ''budō'' bezeichnet man das "Streben" und nicht das "Erreichen" als höchsten Wert der Übung: "Der Weg ist ein Kreis" (''[[dōkan]]''), heißt es in den Wegkünsten Asiens.<br.>Doch in der heutigen, schnellebigen Zeit bleiben Schüler selten lange genug bei ihrem ''sensei'', um dieses grundlegende Prinzip zu verinnerlichen. Meistens "wissen" sie vorzeitig alles besser, bevor sie wirklich verstanden haben. Unglücklicherweise ist dies auch häufig die Schuld des Lehrers, der sich viel zu früh von seinem eigenen Lehrer getrennt, die Bedeutung der Form nicht verstanden hat und nun Formen ohne Inhalt unterrichtet.<br.>Die Werte der ''kata'' liegen jenseits ihrer formellen Oberfläche. Ihre Hintergründe zu erfahren, bedeutet das Kreuzworträtsel zu lösen, dessen Entschlüsselung nicht das System selbst, sondern nur der ''sensei'' offenbaren kann. Doch weil die Menschen heute dazu neigen, den Systemen mehr zu vertrauen als dem ''sensei'', kommen moderne ''karateka'' kaum über die Form hinaus.
 
 
 
====Werte der Kata====
 
 
 
Die ''kata'' ist ein über Jahrhunderte gereiftes System zur Entwicklung der Persönlichkeit und zum Erlernen der Selbstverteidigung. Betrachtet man sie rein äußerlich, gleicht sie der festgelegten Struktur eines unausgefüllten Kreuzworträtsels. Das Ziel des Übenden ist es, diese Struktur auf seinem Weg nach und nach mit Inhalten zu füllen.<br.>Mit der korrekten Übung der ''kata'' ist seit jeher der Anspruch verbunden, Geist und Körper ins Gleichgewicht zu bringen und den Menschen bei der Suche nach seinem Sinn zu unterstützen. Jenem Übenden, der sich zum Erfahren ihrer Inhalte bereit hält, kann sie Zeichen geben. Jenem, der nur vordergründig  denkt, eröffnet sie lediglich den Weg zur äußeren Form.  "Wie groß ist doch das  Meer", sagt der Schüler zu seinem Lehrer, und dieser antwortet: "...und dabei siehst du doch nur die Oberfläche".<br.>Von außen betrachtet bleibt die ''kata'' nach wie vor nur eine gymnastische Form. Doch in ihrem Inhalt und Anliegen an den Übenden ist sie mit nichts vergleichbar, was westliche Bewegungslehren je ersonnen haben. Die ''kata'' wurde brilliant erdacht und ist ein Weg, um grundlegende Lebenserfahrungen von einer Generation zur anderen zu überliefern. Nicht die Form der ''kata'', sondern die in einer echten Lehrer-Schüler Beziehung (''[[shitei]]'') übermittelten Inhalte der ''kata'' lassen den Übenden zu einer reifen Persönlichkeit werden. Lernende sollten sich daher nicht nur um die Form, sondern vor allem um die Beziehung zu ihrem Lehrer und um ihren persönlichen Wert für die Gemeinschaft bemühen.<br.>Der Weg des ''budō'' erfordert Bescheidenheit, Geduld und Hingabe, aber vor allem die Bereitschaft zur Verwirklichung von Werten und Inhalten in der Formübung, im menschlichen Miteinander und im Verhältnis zum persönlichen Lehrer. Das Verständnis aller Hintergründe einer ''kata'' hängt unmittelbar davon ab, und genau darin unterscheiden sich die traditionellen Systeme des ''budō'' von den Methoden des modernen Kampfsports.<br.>Die ''kata'' enthält die gesamte Weisheit des Lebens - der Sinn ihrer Übung ist es, diese in lebenslangem Studium nach und nach zu entdecken. So lehrt uns die ''kata'' zu sehen, was wir vorher nicht gesehen haben. Auch wenn Übende ihren Sinn, ihren Wert und ihre Schönheit anfangs in der äußeren Form suchen, kommt für jeden, der die ''kata'' lange genug mit konstruktivem Geist erforscht, der Zeitpunkt, an dem er ihre Bedeutung in sich selbst findet. Gleichzeitig entdeckt er, dass der Ort, an dem er anfangs gesucht hat, keine wirkliche Bedeutung hat. Der wahre Ort, an dem es die ''kata'' zu entdecken gilt, ist in jedem selbst.
 
 
 
==Geschichte der Karate-Kata==
 
Hauptartikel: [[Geschichte der Karate-Kata]]
 
 
 
Lange bevor es die Kampfkünste gab, entstand in China die Idee der ''[[kata]]''  (chin: ''[[dàolù]]''), als körperlicher Ausdruck der dort vorherrschenden daoistischen Lebensanschauung. Der [[Daoismus]] lehrt, dass die Qualität des irdischen Lebens in großem Maß davon abhängt, ob der Mensch die natürlichen Gesetze des "Werdens und Vergehens" in seine Haltung integrieren kann und durch seine alltäglichen Handlungen den Zugang zu jener universellen Energie (''[[qì]]'') verwirklicht, die dem Rhythmus aller natürlichen Veränderungen entspricht.
 
 
 
===Ursprung in China===
 
 
 
Bereits 5000 v.Chr. stellten die chinesischen Doaisten die Abhängigkeit des Menschen von den natürlichen Gesetzen des "Lebens und Sterbens" fest, und gründeten zur optimalen Lebensbewältigung eine Vielzahl von Übungen (''[[qìgōng]]'' - Kultur der vitalen Energie). Später lehrte der Arzt [[Huá Tuó]] seinen Anhängern, durch körperlich/geistige Übungen und philosophische Erkenntnisse eine bestmögliche Vereinbarkeit mit den naturbestimmten Lebensgesetzen zu verwirklichen. Huá Tuó lehrte, dass die irdischen Gesetze des "Werdens und Vergehens" auch für den zum individuellen Bewusstsein strebenden Menschen gelten, und plädierte dafür, die  Handlungsweise der Natur im persönlichen Leben nachzuvollziehen, um durch die Konformität mit den natürlichen Wandlungsgesetzen eine größere vitale Kraft (''qì'') zu erreichen.<br.>Dazu studierte und lehrte er die Verhaltensweise verschiedener Tiere, da er bei diesen einen weit höheren Wirkungsgrad der Handlungen feststellen konnte als beim stets bekümmerten Menschen. Er kam zu dem Schluss, dass der sich seiner selbst bewusst gewordene Mensch zwar Städte erbauen und Technologien erfinden konnte, dass ihn aber dasselbe Bewusstsein (Wissen um Verlust und Vergänglichkeit) in seinem Handeln beeinträchtigte. Dadurch reifte seine Idee und Lehre, den Menschen in den Ursprung seines natürlichen Seins zurückzuführen, wodurch er sein Leben mit Vitalität füllen und unbeschwert wirken kann.<br.>Die erste körperliche Übung dieser Philosophie begründete das "Spiel der fünf Tiere" (''[[wǔqínxì]]''), eine Übung zur Nachahmung des Affen, des Tigers, des Hirschs, des Bären  und des Kranichs. Die Tierstile waren jedoch nicht nur körperliche Übungen, sondern ein Versuch, das entsprechende Tier in seinem Wesen zu verstehen und seine gesamte Art und innere Handlungweise nachzuahmen - der Übende sollte das "Wie" und "Warum" im Wirken der Tiere ergründen.<br.>Diese ersten psycho-physischen Übungen legten den Grundstein für eine spätere ganzheitliche Übungsmethode für Körper und Geist (''[[qìgōng]]''), die bis heute die gesamte Kultur Chinas durchzieht und fünf Jahrtausende später zur Entstehung der ersten Kampfkunst (''[[quánfǎ]]'') im [[Shaolin-Kloster]] führte.
 
 
 
====Bodhidarma====
 
Hauptartikel: [[Bodhidharma]]
 
 
 
[[Image:Boddhidarma.png|miniatur|150px|Bodhidharma (470-543)]]
 
Jahrtausende nach [[Huá Tuó]] kam der 28. Nachfolger [[Buddha|Buddhas]] und gleichzeitig der erste Patriarch des ''[[chán ]]'' (jap. ''[[zen]]''), der indische Mönch [[Bodhidharma]] (470-543), ins Shaolin-Kloster und ergänzte die dort bislang vorherschenden daoistischen Lehren durch buddhistische Philosophien. Er lehrte vor allem, dass das Leben vergänglich ist und dass es darauf ankommt, sich im irdischen Leben durch höchste Wirksamkeit auf einem "mittleren Weg" (im Gleichgewicht zwischen Askese und Selbstgestaltung) zu verwirklichen. Nachdem er Abt des Klosters geworden war, gab er dem Dasein der Mönche, das bislang nur aus Beten und Übersetzen alter Schriften bestand, neue Impulse. Er verordnete ein tägliches körperliches Training (''[[qìgōng]]'') zur Stärkung der vitalen Energie (''[[qì]]''), in dem er gleichberechtigte Schwerpunkte zwischen der Ausbildung des Körpers und des Geistes legte.<br.>Zunächst entstanden die Systeme ''[[yìjīnjīng]]'' (Buch der leichten Muskeln - eine Methode zur Lockerung und Gesunderhaltung) und das ''[[xǐsǔijīng]]'' (Buch der Wäsche des Knochenmarkes - eine Übung zur Entwicklung von vitaler Energie und geistiger Reife). Bodhidharma, der auch Erfahrung im indischen Kampfsystem ''[[vajramushti]]'' (später ''[[kalaripayat]]'') hatte, initiierte zusätzlich 18 kämpferische Übungen, die er ''[[shíbā luóhànshŏu]]'' (18 Hände der Buddha-Schüler) nannte. Dieses Konzept war der Ursprung des späteren ''[[shǎolín quánfǎ]]'' und aller nachher entstandenen Übungsformen ''[[tàolù]]'' (jap. ''[[kata]]'').
 
 
 
====Gründung der shaolinischen Form====
 
[[Image:ShaolinWuxingxi.png|links|miniatur|150px|Die 5 typischen Shaolin-Tierstile]]
 
Hauptartikel: [[Tàolù]] | [[Kata]]
 
 
 
In der [[Song-Dynastie]] (960-1278) kam [[Jué Yuǎn]], ein militärischer Schwertkampfexperte ins Shaolin-Kloster. Er lernte schnell die 18 Kampftechniken ''[[shíbā luóhànshŏu]]'' der Mönche, doch er fand sie unvollständig und experimentierte mit neuen Verfahren. Als er später Lehrer im Kloster wurde, erweiterte er die 18 Techniken auf 72 Kampfverfahren. In diesen integrierte er zusätzlich Hebel- und Immobilisationstechniken, die später unter dem Oberbegriff ''[[qínná]]'' (zwingen und kontrollieren) bekannt wurden.<br.>Doch seinem System fehlte sowol die Technik als auch die Taktik des Nahkampfes. Um dieses Problem zu beheben, brachte er den Arzt [[Lǐ Cheng]] (auch Lĭ Sŏu) ins Kloster, der sich in den negativen Vitalpunktstimulationen auskannte. Die Taktik des Nahkampfes ließ er von [[Bái Yù Fēng]] lösen.<br.>Bái Yù Fēng arbeitete zehn Jahre lang an der entsprechenden Reformation des shaolinischen Systems. Die Kontrolle der Distanzen, durch die eine Technik erst angewendet werden konnte, stellte sich als schwierig heraus und erforderte eine durchgreifende Veränderung des bisherigen Konzeptes. Er schlug vor, die Idee der alten daoistischen "Tier-Spiele"  (''[[wǔqínxì]]'') von [[Huá Tuó]] aufzugreifen, um darin die taktischen Methoden zu definieren, die Lǐ Cheng eine Annäherung an den Gegner ermöglichen sollten. Auf der Grundlage dieser Idee erweiterten die Shaolin-Meister die bestehenden Verfahren auf 170 Aktionen, die sie auf den Verhaltensstudien von fünf symbolischen Tieren aufbauten: Drache (''[[lóng]]''), Tiger (''[[hū]]''), Kranich (''[[hè]]''), Schlange (''[[shé]]'') und Leopard (''[[bào]]'').<br.>Jedes Tier definierte eine in sich geschlossene Kampfmethode, dennoch wurden alle in einem zusammengeführten Formablauf (''[[dàolù]]'') geübt. Ihre Bewegungen waren verschlüsselt und enthielten, auf der Grundlage des ''[[qìgōng]]'' auf den Menschen übertagbare Verhaltensmethoden der jeweiligen Tiere.
 
 
 
====Die komplexe chinesische Form====
 
 
 
In ihrer Gesamtheit ist die chinesische ''[[tàolù]]'' (jap. ''[[kata]]'') ein in körperliche Übungen umgesetztes philosophisches Ganzheitskonzept des ''[[qìgōng]]'' und somit ein Objekt des ständigen und nie endenden Studiums. Sie enthält:
 
 
 
* '''Philosophie und Ethik''' - die Grundlage des menschlichen Befindens und Verhaltens, das als Etikette (''[[reigi]]'') in allen Kampfkünsten festgeschrieben ist.
 
* '''Positive Vitalpunktlehre''' (''[[kihon]]'') - die Bewegungsprinzipien des ''qìgōng'', die unter der Aufsicht eines ''sensei'' in jeder Übung verwirklicht werden können. Die Technik ist oberflächlich betrachtet nur Bewegung, doch sie hat einen tiefen Hintergrund und zielt letztendlich auf die innere Werdung des Menschen.
 
* '''Taktik und Strategie des Kämpfens''' (''[[kumite]]'') - die Methoden des allseits bekannten ''kumite'' sind traditionell in den Partneranwendungen der ''kata'' verschlüsselt. Sie haben nur wenig mit den heutigen Wettkampfstrategien zu tun, sondern lehren stets den einfachsten und sichersten Weg zum Überleben in einer Selbstverteidigungssituation.
 
* '''Negative Vitalpunktlehre''' (''[[kyushō]]'') - die Lehre über Kreisläufe und Punkte des menschlichen Vitalsystems ist Bestandteil der chinesischen Medizin. Diese Methoden (''[[kyushōjutsu]]'') zu verstehen, erfordert ein ausgedehntes Studium in Theorie und Praxis. Die dazu in den ''kata'' enthaltenen offenen Handtechniken sind nicht in der sportlichern Wettkampfauffassung zu gebrauchen und erfordern den Unterricht eines darin ausgebildeten ''[[sensei]]''.
 
 
 
===Kata auf Okinawa===
 
Hauptartikel: [[Okinawa]]
 
 
 
Anfangs wussten die Okinawaner nicht viel über die in Bewegungen verschlüsselte Lebensphilosophie (''[[tàolù]]'') der Chinesen. Sie kopierten und übten die sichtbaren Formen ''[[lù]]'' (jap. ''[[genkyo]]''), doch sie verstanden ihre Komplexität (''[[tào]]'') nicht und übersetzten ihre Anwendung (''[[ōyō]]'') entsprechend dem Wissen aus ihrer einheimischen Selbstverteidigung (''[[te]]''). Sie waren keine Philosophen, die okinawanischen Gesellschaftsstrukturen waren unterentwickelt, und für die Menschen war es vor allem wichtig, einen Kampf zu überleben und nicht Lebensverwirklichung durch Selbsterkenntnis zu betreiben. Sie wussten nichts über Vitalpunkte, über Energiekreisläufe und schon gar nichts darüber, wie man diese beeinflussen oder gar im Kampf verwenden kann. Viele von ihnen waren einfache Bauern, aber auch jene, die aus privillegierten Gesellschaftsschichten stammten (''[[shizoku]]''), übten sich in der Kampfkunst lediglich aus praktischen Gründen - sie wollten den Terror ihrer japanischen Besatzer ([[Satsuma]]) überleben und sich selbst, ihre Familien oder ihre Dienstherren schützen.<br.>Daher schlossen sie, überall dort, wo sie die hochentwickelten Verfahren der chinesischen Formen nicht verstanden einfach die Faust. Subtile chinesische Kampfmethoden wurden auf Okinawa zunächst nicht als ''[[kata bunkai]]'' praktiziert, sondern durch brachiale Gewaltaktionen ersetzt.
 
 
 
====Veränderung des Te durch das Quanfa====
 
Hauptartikel: [[Te]] | [[Tōde]]
 
 
 
Die Okinawaner praktizierten im 15. Jahrhundert auf ihrer Insel eine einheimische Selbstverteidigung, die sie ''[[te]]'' (手, ''de'' oder ''di'' - Hand) nannten. Unter dem späteren Einfluss der Chinesen veränderte sich die Bezeichnung in ''[[tōde]]'' (唐手 , ''tōdi'' - Hand aus China). Dies vor allem, nachdem [[Okinawa]] ein Protektoriat Chinas wurde und die Chinesen ständige Regierungsgesandte im [[Kumemura]] etablierten. Manche der dort stationierten Chinesen waren Kampfkunstexperten des ''[[quánfǎ]]'', die sich darum bemühten, die rudimentäre Selbstverteidigungsmethode der Okinawaner mit ethischen und philosophischen Inhalt zu füllen (siehe dazu [[Yara]] und [[Sakugawa]]).<br.>Diese gelang jedoch erst im 18. Jahrhundert, nachdem okinawanische Experten des ''te'' nach China reisten und als Schüler unter die Obhut chinesischer Lehrer des ''quánfǎ'' gelangten. Dies war der Zeitpunkt der großen Reformation des ''te'' zum ''tōde'', zum ''okinawate'' (沖縄手, ''uchinadi'') und letztendlich zum ''karate'' (空手). Ethik, Inhalt und Hintergrund entstanden in den okinawanischen ''kata'' erst durch Lehrer wie [[Matsumura Sōkon]] (1806-1895), [[Matsumora Kōsaku]] (1829-1898), [[Azatō Yasutsune]] (1829-1906), [[Itosu Yasutsune]] (1831-1915), [[Kojō Kahō]] (1849-1925), [[Nakaima Norisato]] (1819-1897) und vor allem durch ihre Nachfolger in der nächsten Generation, die in der Interpretation ihrer eigenen ''kata'' mit den Chinesen gleichziehen konnten.<br.>
 
<gallery widths="120" perrow="4" caption="Bedeutende Lehrer in der Geschichte des okinawanischen Karate">
 
  Datei:MatsumuraSokon.png|Matsumura Sōkon <br.>(1806-1895)
 
  Datei:MatsumoraKosaku.png|Matsumora Kōsaku <br.>(1829-1898)
 
  Datei:AzatoAnko.png|Azatō Yasutsune <br.>(1829-1906)
 
  Datei:ItosuAnko.png|Itosu Yasutsune <br.>(1831-1915)
 
</gallery>
 
Die neu entstandene okinawanische ''kata''  war keine Kopie der chinesischen Formen (''dàolù''), sondern eine Interpretation der chinesischen Lehre nach okinawanischer Lebensauffassung. Zu Recht nannte man die aus dem ''te'' nachfolgende Kampfkunst zuerst ''[[tōde]]'' (China-Hand), denn sie war ohne Zweifel chinesisch beeinflusst. Doch später veränderte sie ihren Inhalt und verband chinesische Philosophie mit okinawanischer Praxisbezogenheit. Dadurch entwickelte sich das ''te'' zum ''[[uchinadi]]'' (''[[okinawate]]'') und erhielt gleichzeitig eine eigenständige Identität.<br.>Nachforschungen in der Geschichte  des ''karate'' haben ergeben, dass es zu Anfang des 19. Jahrhunderts auf Okinawa bereits viele ''kata'' gegeben hat, aus deren Schlußfolgerungen, Auslegungen und Umwandlungen sich alle anderen Varianten entwickelten. Diese ''kata'' waren auf die lokalen Schulen des ''[[shurite]]'', ''[[tomarite]]'' und ''[[nahate]]'' verteilt aber keineswegs in  die heute bekannten Gruppen geordnet, denn jede einzelne war (und ist noch heute) ein abgeschlossener Kampfstil. Sie zu erlernen, war für jeden Interessenten schwierig, denn es gab keine Medieninformationen und über allen ''kata'' lag der Schleier des Geheimen. Ein Übender musste dazu zu einem Meister gehen und die Bedingungen der Lehrer/Schüler-Beziehung (''[[shitei]]'') erfüllen. Selbst die Identität der Meister war geheim, denn die japanische Besatzung ([[Satsuma]]), verfolgte solche Aktivitäten und verhängte Todesstrafen für alle Okinawaner, die sich in einer Kampfmethode übten.<br.>Manche Geschichtsforscher behaupten, dass die Idee der okinawanischen ''kata'' bereits in den alten okinawanischen Volkstänzen (''[[odori]]'') existierte und vom ''quánfǎ'' lediglich zusätzlich beeinflusst wurde. Auch die frühen Meister des ''te'' sollen bereits kämpferische Sequenzen von Technik und Taktik in Bewegungsabläufen verschlüsselt haben (vor allem im Bereich des ''[[kobudō]]''). Wie auch immer, diese okinawanischen Urformen der ''kata'' waren sicher nicht mit jenen komplexen ''kata'' vergleichbar, die im 18. Jahrhundert auf Okinawa entstanden.
 
 
 
====Entwicklung der okinawanischen Kata====
 
Hauptartikel: [[Okinawate]]
 
 
 
Entsprechend der chinesischen Lehre entwickelte sich die okinawanische ''kata'' zu einem eigenen Konzept. Untenstehend sind die wichtigste okinawanischen Basis-Kata dargestellt. Zu diesen gründeten die okinawanischen Meister oft eigene Varianten, in denen sie ihre persönliche Sicht, und ihre Kampfauffassung verschlüsselten. Auch wurden immer neue ''kata'' aus China importiert, wodurch später eine Vielzahl von ''kata'' entstand [[Kata-Liste (Karate)]]. Doch sie alle haben einen Ursprung in einer chinesischen Grundform, auch wenn diese heute nicht mehr direkt nachvollziehbar ist. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden auf Okinawa hauptsächlich folgende ''kata'' geübt:
 
 
 
* '''Shurite'''
 
: - '''[[Passai]]''' (''patsai'') - japanisch ''[[bassai]]'' (Sturm auf die Festung)
 
: - '''[[Kūshankū]]''' (''kōshōkun, kōsōkun'') - japanisch ''[[kankū]]'' (Blick in den Himmel)
 
: - '''[[Useishi]]''' (''usēshi'') - japanisch ''[[gojūshihō]]'' (54 Schritte)
 
: - '''[[Chinte]]''' - japanisch ''[[chinte]]'' (seltene Hand)
 
: - '''[[Hakutsuru]]''' - japanisch ''[[hakutsuru]]'' (weisser Kranich)
 
: - '''[[Seisan]]''' (''sēsan'') - japanisch ''[[hangetsu]]'' (Halbmond)
 
 
 
* '''Tomarite'''
 
: - '''[[Ji'in]]''' - japanisch ''ji'in'' (Tempelboden)
 
: - '''[[Jion]]''' - japanisch ''jion]]'' (Liebe und Gnade)
 
: - '''[[Jitte]]''' - japanisch ''[[jutte]]'' (zehn Hände)
 
: - '''[[Wanshū]]''' - japanisch ''[[enpi]]'' (Flug der Schwalbe)
 
: - '''[[Rōhai]]''' - japanisch ''[[meikyō]]'' (Reinigen des Spiegels)
 
: - '''[[Chintō]]''' - japanisch ''[[gankaku]]'' (Kranich auf dem Felsen)
 
: - '''[[Wankan]]''' - japanisch ''[[wankan]]'' (Königskrone)
 
: - '''[[Niseishi]]''' (''nisēshi'') - japanisch ''[[nijūshihō]]'' (24 Schritte)
 
: - '''[[Sōchin]]''' - japanisch ''sōchin'' (Kata des alten Mannes)
 
: - '''[[Unsu]]''' - japanisch ''[[unsu]]'' (Teilen der Wolken)
 
 
 
* '''Nahate'''
 
: - '''[[Naihanchi]]''' - japanisch ''[[tekki]]'' (Eisenreiter)
 
: - '''[[Sanchin]]''' - japanisch ''[[sanchin]]'' (drei Phasen)
 
: - '''[[Saifa]]''' - japanisch ''[[saifa]]'' (große Welle)
 
: - '''[[Seienchin]]''' - japanisch ''[[seienchin]]'' (ziehen, greifen, drücken, kontrollieren)
 
: - '''[[Kururunfa]]''' - japanisch ''[[kururunfa]]'' (Festhalten und Zerreissen)
 
: - '''[[Seisan]]''' (''sēsan'') - japanisch ''[[hangetsu]]'' (Halbmond)
 
: - '''[[Shisōchin]]''' - japanisch ''[[shisōchin]]'' (Kämpfen in vier Richtungen)
 
: - '''[[Peichurin]]''' (''pēchurin'') - japanisch ''[[sūpārinpei]]'' (3 x 36, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft)
 
: - '''[[Seipai]]''' (''sēpai'') - 6 x 3 (18), Gut, Böse und Frieden
 
: - '''[[Sanseirū]]''' (''sansērū'') - 6 x 6 (36), die Sinne des Menschen
 
 
 
Die Zuordnung der oben genannten ''kata'' zum ''[[shurite]]'', ''[[tomarite]]'' und ''[[nahate]]'' ist fiktiv, denn später (nach 1850) wurden sie auch von den ''sensei'' anderer Karate-Stile übernommen, so dass heute kein übereinstimmendes Zuordnungskonzept existiert. Eine Ausnahme bleibt das ''nahate'', da die ''kata'' des ''[[shōrei ryū]]'' wegen ihrer anders gelagerten Schwerpunkte vom ''[[shōrin ryū]]'' nur selten übernommen wurden. In bezug auf das ''shurite'' und auf das ''tomarite'' kann man davon ausgehen, dass in beiden Richtungen dieselben ''kata'', jedoch mit für die einzelnen Schulen typischen Abwandlungen geübt wurden. Die meisten ''kata'' traten zuerst im ''tomarite'' auf, wurden aber hauptsächlich durch [[Itosu Yasutsune]] ins ''shurite'' gebracht und dort zu ihren heute bekannten Formen aufbereitet.
 
 
 
====Ursprung und Namen der Kata====
 
Hauptartikel: [[Kata-Liste (Karate)]]
 
 
 
In der oben bezeichneten Liste ist der erste Kata-Name die sino-okinawanische Aussprache (manchmal gibt es auch eine zweite sino-okinawanische  Aussprache). Die Bezeichnung in der Klammer ist der heute in Japan gebrauchte Name (in Japan wurden die meisten Kata-Namen verändert).
 
 
 
* '''Kata im Shōrei ryū''' - von den oben gelisteten Formen gehören 10 alte ''kata'' zum ''[[shōrei ryū]]'', mit Ursprung im ''[[nahate]]'' (siehe dazu ''[[nahate kata]]''): ''[[sanchin]]'', ''[[saifa]]'', ''[[seisan]]'', ''[[seipai]]'', ''[[seienchin]]'',  ''[[shisōchin]]'', ''[[kururunfa]]'', ''[[sūpārinpei]]'', ''[[naihanchi]]'' und ''[[sansērū]]''. Ausser der ''naihanchi'' wurden diese ''kata'' von [[Higashionna Kanryō]] im ''nahate'' etabliert. Woher sie ursprünglich stammen, ist umstritten. Higashionna brachte sie nach Okinawa und gründete damit das ''nahate'', aus dem später das ''[[gōjū ryū]]'' und das ''[[tōon ryū]]'' entstanden.<br.>Die ''kata'' ''[[sanchin]]'', ''[[sanseirū]]'' und ''[[seisan]]'' wurden in zusätzlichen eigenen Versionen von [[Uechi Kanbun]] (Gründer des ''[[uechi ryū]]'') aus China mitgebracht. Die ''naihanchi'' stammt ursprünglich aus der heute nicht mehr existenten Shōrei-Linie von [[Ason]] zu [[Tomigusuku]]. Seltsamerweise hat das mit ihr verwandte ''[[gōjū ryū]]'' sie nicht übernommen. Dafür jedoch gelangte sie ins ''shōrin ryū'', wo sie heute in verschiedenen Varianten (im ''shōtōkan ryū'' als ''tekki'') verbreitet ist.<br.>Viele Bezeichnungen der Shōrei-Kata sind chinesische Zahlen und symbolisieren esoterische Konzepte aus dem Buddhismus. Die Bezeichnung ''[[sūpārinpei]]'' bedeutet "hundertacht" (108) und steht symbolisch für die im Buddhismus konzipierten 108 bösen Leidenschaften (''[[bonnō]]'') des Menschen. Die Bezeichnung für ''[[sanseirū]]'' (36) errechnet sich aus der Multiplikation sechs (6) mal sechs (6). Die erste sechs (6) repräsentiert Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist. Die zweite sechs (6) symbolisiert Farbe, Stimme, Geschmack, Geruch, Berührung und Gerechtigkeit. Die ''[[seipai]]'' steht symbolisch für die Zahl 18 und errechnet sich aus sechs (6) mal drei (3). Die Sechs (6) steht hier für Farbe, Stimme, Geschmack, Geruch, Berührung und Gerechtigkeit, und die drei (3) repräsentiert gut, böse und Frieden.
 
* '''Kata im Shōrin ryū''' - die weiteren ''kata'' gehören zum ''[[shōrin ryū]]'', das sich aus ''[[shurite]]'' und ''[[tomarite]]'' zusammen setzt. Da die Städte ([[Shuri]] und [[Tomari]]) nicht weit voneinander entfernt lagen, ist es schwierig, diese ''kata'' genau zuzuordnen, und deshalb bestehen über ihre Zuordnungen auch verschiedene Meinungen. Wahrscheinlich ist, dass die ''[[kūshankū]]'', ''[[passai]]'', ''[[useishi]]'' und ''[[chinte]]'' exklusive Formen aus [[Shuri]] sind, obwohl die ''kūshankū'' (über die Linie [[Yara Chatan]] - [[Kyan Chōtoku]] - [[Nagamine Shōshin]]) und die ''[[passai]]'' (über die Linie Shionja - Oyadomari Kokan - Kyan Chōtoku) auch im ''tomarite'' große Bedeutung hatten. Dazu gehören ''useishi'' (''gojūshihō''), eines der Glanzstücke der Itosu-Schule und ''chinte'', eine rein chinesische Form, über deren Herkunft man wenig weiß. Zur Gruppe des ''tomarite'' zählt man auch ''[[jitte]]'', ''[[ji'in]]'', ''[[jion]]'', ''[[rōhai]]'', ''[[wankan]]'', ''[[ananku]]'', ''[[wanshū]]'' und ''[[chintō]]'', doch sie wurden auch im ''shurite'' geübt und hatten dort ebensoviel Gewicht wie in Tomari. Sie alle könnten ebensogut als ''kata'' des ''shurite'' gelten.<br.>Darin sind ''[[wanshū]]'' und ''[[chintō]]'' vom Ursprung her reine Tomari-Kata, als solche sie heute im ''matsubayashi ryū'' geübt werden, doch die japanischen Varianten kommen aus der Itosu-Schule aus Shuri. Die ''[[sōchin]]'', ''[[niseishi]]'' und ''[[unsu]]'' sind typische ''kata'' der [[Niigaki]]-Schule ([[Aragaki Tsuji Peichin Seishō]]), die ihren Sitz in Tomari hatte. Sie wurden von dort aus hauptsächlich durch [[Mabuni Kenwa]] in Japan verbreitet.
 
* '''Neugründugen auf Okinawa''' - neben den oben gelisteten alten ''kata'' wurden von den okinawanischen Meistern auch neue Varianten gegründet. Im ''[[gōjū ryū]]'' gründete [[Miyagi Chōjun]] die beiden ''[[gekisai]]'' (''daiichi'' und ''daini'') und die ''[[tenshō]]'', letztere als Ableitung aus dem chinesichen Prinzips ''[[rokkishu]]''. Miyagis ''[[sanchin]]'', die heute im ''gōjū ryū'' geübt wird, entspricht nicht mehr dem Prinzip ihrer chinesischen Ausgangsform und wird .<br.>[[Itosu Yasutsune]], die "heilige Faust des ''shurite''" entwickelte die ''[[kūshankū shō]]'', die ''[[shihō kūshankū]]'', die ''[[bassai shō]]'' und die Dreiteilung der ''[[naihanchi]]'' (japanisch ''[[tekki]]''). Davon übernahm Meister [[Funakoshi Gichin]], der ein direkter Schüler von [[Azatō Yasutsune]] war, nur die Tekki-Varianten in seinen Stil, seine späteren Schüler brachten aber auch alle weitere ''kata'' ins ''[[shōtōkan ryū]]''. Die ''kankū shō'' und die ''bassai shō'' wurden durch [[Chibana Chōshin]] im okinawanischen ''[[karate]]'' etabliert und werden heute bevorzugt im ''[[kobayashi ryū]]'' geübt.<br.>Im Jahr 1905 gründete Meister Itosu die ''[[pinan]]'' (in Japan ''[[heian]]''), die 1907 offiziell in den Schulen Okinawas eingeführt wurden. Sie sind nicht kämpferisch orientiert, sondern waren als Gesundheitsgymnastik gedacht, wodurch dieser Aspekt des ''karate'' den breiten Massen zugänglich werden sollte, ohne seine Kampfgeheimnisse preiszugeben. Higashionnas ''[[seisan]]'' wurde von Meister Itosu ins ''shurite'' gebracht.<br.>[[Mabuni Kenwa]] gründete im japanischen ''[[shitō ryū]]'' die ''kata'' ''[[jūroku]]'', ''[[myōjō]]'' und ''[[aoyagi]]''. Der Gründer des ''[[shukokai]]'', [[Tani Chōjiro]], entwickelte in seinem Stil die ''kata'' ''[[hanenko]]'' aus der alten ''[[ananku]]'' zu einer eigenen Version.
 
* '''Veränderte Kata-Namen in Japan''' - in den dreißiger Jahren, als der zweite [[Zweiter Sino-Japanischer Krieg|Krieg gegen China]] vorbereitet wurde, waren alle Bezeichnungen chinesischen Ursprungs in Japan verboten. Dies veranlaßte die in Japan unterrichtenden Meister, die alten chinesischen Kata-Namen (einschließlich der Bezeichnung ''[[karate]]'') in japanische Begriffe umzuändern, was auf [[Okinawa]] zunächst zu großer Aufruhr führte, sich aber letztendlich durchsetzte. Dies ist der Grund, warum heute eine ''kata'' nach dem dreigeteilten Standardtmodell unter verschiedenen Namen bekannt sein kann: '''(1)''' ursprüngliche chinesische Bezeichnung, '''(2)''' okinawanische phonetische Wiedergabe der chinesischen Bezeichnung und '''(3)''' japanische Veränderung des Begriffes.<br.>Doch es gibt auch zahlreiche Abweichungen von dem oben genannten Modell. Manchmal wurden chinesische ''[[dàolù]]'' auf Okinawa nicht unter ihrer ursprünglichen Bezeichnung, sondern unter den Namen dessen etabliert, der sie aus China mitbrachte. Ein Beispiel dafür ist die japanische ''[[kankū]]'', die von dem Chinesen [[Kūshankū]] (okin. [[Kōsōkun]]), einem Gesandter des chinesischen Ming-Kaisers im Jahre 1756 nach Okinawa ([[Kumemura]]) gebracht wurde.<br.>In einem anderen Beispiel wird die ''kata'' ''[[chinte]]'' in Japan mit seltene Hand" übersetzt. Doch das Schriftzeichen ''ch´in'' (擒, ''qín'') verweist auf den Begriff ''ch´in na'' (''[[qínná]]'') und existiert auch in den ''kata'' ''sanchin'', ''sōchin'',  ''seienchin'', ''shisōchin'' und ''chintō'' (''gankaku''), die alle auf dasselbe Prinzip verweisen. Solche Abweichungen erschweren die Erforschung ihrer Geschichte und oft ist eine okinawanische ''kata'' zu ihrem chinesischen Ursprung nicht über ihre Bezeichnung, sondern lediglich über ihren Inhalt zu identizieren.<br.>Doch nicht alle der heute bekannten ''kata'' haben japanische Namen. Als man sie in Japan umbenannte, suchte man nach einer Bezeichnung,  die auf ihren äußeren Anschauungsaspekt paßte. Die chinesische [[dàolù]] (kata) trugen immer Bezeichnungen, die sich auf die innere  Struktur bezog. Meister [[Funakoshi Gichin]] benannte nur jene ''kata'' um, die er vor dem Weltkrieg in Japan lehrte. So konnten viele jener ''kata'', die erst nach dem Krieg nach Japan kamen, ihre chinesischen oder okinawanischen Bezeichnungen behalten.
 
 
 
===Kata in Japan===
 
Hauptartikel: [[Butokukai]] | [[Karatedō]]
 
 
 
Nachdem die okinawanischen Karate-Kata 1921 nach Japan gelangten (in Reheinfolge durch [[Funakoshi Gichin]], [[Miyagi Chōjun]], [[Mabuni Kenwa]], [[Motobu Chōki]], u.a.), waren die dortigen politischen Zustände nicht günstig. Japan wurde von nationalistischen Kräften beherrscht, die danach strebten, die chinesische [[Mandschurei]] zu erobern. In diesen Jahren war den Japanern alles Chinesische verhasst, und eine Kampfkunst, die als ''[[tōde]]'' (Hand aus China) bezeichnet wurde, hatte daher in dieser von imperialistischen Militarismus geprägten Umgebung keine Chance. So wurde die Bezeichnung ''tōde'' (Hand aus China) in ''karate'' (leere Hand) geändert. Auch viele der traditionellen ''kata'' erhielten neue, japanische Namen.<br.>Es war abzusehen, dass der ''[[dai nippon butokukai]]'' keine okinawanisch/chinesische Kampfkunst akzeptieren würde. Um die Anerkennung dieser Organisation zu erreichen, war es notwendig, ''karate'' als typisch japanische Kampfkunst zu definieren. Dafür war eine Reihe von Auflagen zu erfüllen, die schließlich zu vielen Veränderungen des ''karate'' in Japan führten sollten. Darunter war die bereits erwähnte Veränderung des ersten Schriftzeichens, die Übernahme des vom ''butokukai'' vorgegebenen Graduierungssystems (''[[dankyū seido]]''), das damit verbundene Tragen schwarzer (später auch farbiger) Gürtel, das Üben in Uniformen (''[[karategi]]'') und später die Veränderung des ''karate'' in einen Wettkampfsport. Alle Auflagen wurden nach und nach erfüllt, 1933 wurde ''karate'' vom ''butokukai'' anerkannt, und 1936 wurde der entscheidene Schritt zur Japanisierung des ''karate'' durch ein Übereinkommen mehrerer  maßgeblicher Karate-Meister vollzogen. ''[[karatedō]]'' wurde zur japanischen Kampfkunst erklärt und der ''butokukai'' errichtete sogar auf Okinawa eine Zweigstelle, durch die er neben ''jūdō'' und ''kendō'' das ''karate'' als japanische Kunst in sein Mutterland reimportierte.<br.>Viele der auf Okinawa verbliebenen Meister waren zunächst mit den Bestimmungen des ''butokukai'' nicht einverstanden und ignorierten diese weitgehend. Doch die politische Macht lag längst beim ''butokukai'', und offiziell wurden in Japan die Stile ''[[shōtōkan ryū]]'', ''[[shitō ryū]]'', ''[[gōjū ryū]]'' und ''[[wadō ryū]]'' als die Hauptstile des ''karate'' erklärt. Im Dezember 1941 wurde eine Statistik über die Wirksamkeit der einzelnen Budō-Disziplinen erstellt, und im folgenden Jahr wurden sie direkt den Regierungsministerien (Erziehung, Krieg, Marine, Wohlfahrt und nationale Angelegenheiten) unterstellt.
 
 
 
====Veränderte Strukturen====
 
 
 
Die ''kata'' hat seit zwei Jahrtausenden einen inneren Sinn (''[[bunkai]]'') und eine äußere Form (''[[genkyo]]''). Der innere Sinn war stets durch die Form verdeckt, und das Wesen der Kampfkunstübung bestand darin, durch die Übung der Form den Sinn zu suchen (''[[kata bunkai]]''). Das Ergebnis einer solchen Lehre (''[[oshi]]'') bezeichnete man als ''[[gokuhi]]'' (innere Geheimnisse) oder ''[[okuden]]'' (versteckt Überliefertes). Die ''gokuhi'' überlieferten sich durch die Zeiten immer im Hintergrund der Formen über die ununterbrochene Erbfolge jener Meister, die von ihrem Lehrer (''[[sensei]]'') als "innere Schüler" (''[[uchi deshi]]'') oder "Schüler im Schatten" (''[[kage deshi]]'') anerkannt wurden.<br.>Dieses, seit jeher auch in den japanischen Kampfkünsten bestehende Prinzip änderte sich nach den Neuordnungen des ''butokukai''. Alle japanischen Stile (''[[ryū]]'') wurden unter die Kontrolle dieser staatlichen Instanz gesetzt, die Meister wurden entmündigt und nach dem System ''[[dankyū seido]]'' neu qualifiziert. Ihre neue Qualifikation hing ausschließlich von ihrer politischen Zuordnung ab.<br.>Die aktuelle Nachfolgeorganisation des ''[[butokukai]]'' ist die ''International Martial Arts Federation'' (IMAF) (jap. ''[[kokusai budōin]]'' bzw. ''[[kokusai budō renmei]]''). Sie wurde 1952 als Stiftung des [[Japanisches Kaiserhaus|japanischen Kaiserhauses]] ins Leben gerufen. Durch das Privilleg der kaiserlichen Unterstützung  beansprucht sie noch heute die alleinige Kontrolle über alle weltweiten Budō-Systeme. Doch diese haben sich im Laufe der Zeit in verschiedener Vielfalt und Zuordnung weiter entwickelt.
 
 
 
====Konsequenzen====
 
 
 
Trotz angestrengter Bemühungen der traditionellen okinawanischen Lehrer, die ab 1922 ''karate'' in Japan zu unterrichten begannen, erfuhr die ''kata'' in Japan einen gewaltigen Verlust an inneren Werten und durch die darauffolgende Versportlichung einen vollkommenen Niedergang in allen Bereichen ihrer philosophischen Kultur. Das Kopieren und Nachahmen einer klassischen ''kata'' im sportlichen Wettkampf bedarf keinerlei Bemühungen um ihr ''[[bunkai]]'' (''[[kata bunkai]]''), sondern lediglich die gymnastische Perfektion ihres Ablaufes. Das Ziel der Kata-Übung wurde hiermit verändert und aus einem philosophischen Konzept zur Selbsterkenntnis wurde ein oberflächlicher Wettkampfsport.<br.>Bis zur erzwungenen Unterordnung der ''[[ryū]]'' (Stile) unter den ''[[butokukai]]'' konnte diese Tendenz keinen Fuß fassen, denn die Person des Meisters (''sensei'') war stets die Kontrollstation in der Kampfkunstüberlieferung. Ohne ''[[menkyo kaiden]]'' durfte niemand die Kampfkünste unterrichten. Die japanische Politik der Nachkriegszeit spaltete jedoch die Überlieferung in allen Künsten des ''[[budō]]'':
 
 
 
* '''Sportliche Organisationen''' - die Organisationen und Föderationen für den Wettkampf überliefern ein "äußere Linie", etablieren sportliche Trainer für den Wettkampf und unterrichten ''budō'' als Form. Die wahren Inhalte der ''kata'' werden als Überbleibsel einer überholten Tradition angesehen, weil kaum jemand sie übersetzen kann. Übende, die hier Inhalte suchen, sind falsch beraten und werden zu falschen Zielen geführt. Heute hat sich diese Entwicklung in die oberen Etagen der Wettkampforganisationen verlagert, in denen keine Meister, dafür aber umso mehr Funktionäre und Sporttrainer sitzen. Die Kampfkünste sind zum Geschäft geworden und brauchen dafür keinen Inhalt, sondern eine glänzende Hülle.<br.>Die ''kata'' wurde zur Bodengymnastik und nach westlichen Vorstellungen von Wettkampfsport interpretiert. Dadurch verlor sie all ihre klassischen Inhalte und veränderte sich zu einer sportlichen Kür, ähnlich dem Bodenturnen oder dem Eiskunstlauf. Die Übenden begannen in diesem Konzept eigene Auffassungen des Kämpfens zu entwickeln, die nicht mehr konform mit der Jahrtausende  alten Lehre der ''kata'' waren. Diese Kampfauffassungen (''jiyū kumite'') werden heute in nahezu allen ''dōjō'' der Welt als ''karatedō'' bezeichnet.
 
* '''Klassische Organisationen''' - klassische Organisationen werden von traditionelle Lehrer (''[[sensei]]'') geleitet, die stets die "innere Linie" vermitteln. Ihre Lehre hat mit dem Formunterricht der Sporttrainer keine Gemeinsamkeit. Die traditionellen Überlieferungslinien, die den Stammbaum der Kampfkunstahnen aufzeigen und in den ''ryū'' von Generation zu Generation weitergeführt wurden, ließen keinen Nichtmeister zu.<br.>Die Lehre des wahre ''karatedō'' konzentriert sich nach wie vor auf die ''kata''. In dieser Übung  (''keiko'' und ''kata geiko'') wird der Weg (''dō'') mit all seinen vielfältigen Inhalten im Selbst nachvollzogen und in Erfahrungen umgesetzt. Viele der heutigen Karate-Trainer wissen nicht, dass der Karate-Wettkampf erst in Japan entstand und in den traditionellen ''dōjō'' in dieser Weise überhaupt nicht existierte. Die Gründung der modernen Kumite-Auffassung durch die [[JKA]] führte damals zum endgültigen Bruch mit Meister Funakoshi und entwickelte sich zu jener Abzweigung, die sich danach weltweit als [[Sport-Karate]] verbreitete.
 
 
 
===Kata in der Welt===
 
Hauptartikel: [[Methoden der Karate-Kata]]
 
 
 
Das Konzept der ''kata'' wurde in der ganzen Welt verbreitet und je nach Kulturkreis unterschiedlich interpretiert. Im Westen wurde daraus ein gymnastischer Wettbewerb der Formen, wodurch die Kampfsportorganisationen in der ganzen Welt entstanden. Doch der eigentliche Sinn einer ''kata'' ist eine Übung zur Betrachtung des Selbst, die nur von einem Lehrer und nicht von einem Trainer gelenkt werden kann.
 
 
 
====Die klassische Kata====
 
 
 
Alle klassischen ''kata'' aus dem okinawanischen ''karate'' haben ihren Ursprung, ihren Sinn und ihr Anwendungsprinzip im chinesischen ''[[quánfǎ]]''. Es gibt keine andere Möglichkeit, die okinawanischen ''kata'' wirklich zu verstehen, außer durch ein intensives Studium der chinesischen Kampfkünste, aus denen sie abgeleitet wurden. Tradition, Geschichte und Philosophie spielen dabei eine wesentliche Rolle. Versucht man dennoch, sich einer ''kata'' nur über ihre äußere Form zu nähern, entstehen jene Missverständnisse, die neuerdings das moderne ''karate'' ausmachen: man interpretiert die ''kata'' als sportliche Gymnastik im Wettbewerb der Formen.<br.>Dies ist im Bereich des Wettkampfes richtig, aber aus der Sicht des ''[[budō]]'' falsch. Das klassische Konzept der ''kata'' ist ein Studium des Selbst, gelenkt von einem Lehrer (''sensei''). In der Weiterfolge des technischen Trainings wurde aus ihr die Grundschule (''[[kihon]]'') und die Partnerübung (''[[kumite]]'') abgeleitet und taktische Methoden der [[Selbstverteidigung]] (''goshin'') gelehrt. Zusätzlich werden essentielle Grundlagen des ''[[qìgōng]]'' (Kultur der vitalen Energie) in Bewegung umgesetzt.<br.>In allen Künsten des ''budō'' geht es immer um die Perfektion der Form unter Beachtung der hintergründigen Lehre. Um dieses Ziel zu erreichen verwenden die Meister im Training zwei verschiedene Methoden:
 
 
 
* '''[[Renshūhō kata]]''' (Übungs-Kata) - mit ''[[renshūhō]]'' bezeichnet man festgelegte Übungsmethoden, die in den jeweiligen Stilen dem Lehrer helfen sollen, den Schüler nach seiner persönlichen Art und Weise zu unterrichten. Die ''renshūhō'' (''[[renshū]]'' - Übung, ''[[hō]]'' - Methode) sind keine im klassischen ''karate'' festgelegten formalen Übungen, sondern vom ''sensei'' zur gezielten Ausbildung seiner Schüler übernommene, von ihm selbst gegründete oder veränderte Formen und können entsprechend den Trainingsaufgaben auch variieren. Alle Methoden der ''renshūhō'' dienen vorwiegend dem Sichtbarmachen verschiedener vom ''sensei'' angestrebter Kampfkunstinhalte, die er unterrichten will.<br.>Seit jeher wurden von den ''sensei'' solche Übungsmethoden verwendet, mittels derer sie versuchen, ihren Schülern die Lehre des ''karate'' als Weg (''dō'') zu vermitteln. Die Formen der ''renshūhō'' sind vom jeweiligen ''sensei'' selstgewählte formelle Methoden, die im Bereich des ''[[kihon]]'' (Grundschule, z.B. ''[[taikyoku]]'') oder im Bereich des ''[[kumite]]'' (Partnerübung, z.B. ''[[kihon ippon kumite]]'', ''[[jiyū ippon kumite]]'') oder komplexere Partnerübungen (z.B. ''[[renraku waza]]'') in Form einer ''kata'' geübt werden.<br.>Erfahrene Lehrer wissen, das einzig diese Übung zum Verständnis der ''kata'' und zum Fortschritt ihrer Schüler führt, und verwenden technische Abweichungen davon lediglich als Motivation. Unerfahrene Lehrer gründen immer neue Kombinationen, motivieren zwar dadurch ihre Schüler, führen sie dabei aber ins Abseits.<br.>Die ''renshūhō'' vermitteln als Vorbedingung zur ''kata'', ebenfalls eine festgelegte Form. Als solche werden sie in den klassischen Stilen unterrichtet und von den ''sensei'' zu ihrem eigentlichen Sinngehalt geführt. Nur anfänglich sind es Formen (Mittel zum Zweck), ein erfahrener ''sensei'' führt sie zum Verständnis der Kampfkunst. Die Fähigkeit dieser Übertragung hängt aber von der Erfahrung des ''sensei'' ab. Auch hier ist nicht der Stil und nicht die Form entscheidend, sondern die Weitsicht des Lehrers.
 
* '''[[Koryū kata]]''' (alte Kata) - mit dem Begriff bezeichnet man die originale Betrachtungs- und Übungsmethode der ''kata'' aus dem klassischen System des ''[[koryū uchinādi]]''. Diese wurde über Jahrhunderte in einer Weise gepflegt, in der persönliche Erkenntnisse und Forschungen der Meister weitgehend in ein stilunabhängiges "Neutrum" zurückgefügt werden konnten, aus dem sich folgend weitere Entwicklungen etablierten. Nicht das Unterrichten der Form war wichtig, sondern die Lehre über die Formhintergründe.<br.>Die Verteilung der okinawanischen ''kata'' auf die sich heranbildenden Stile (''[[ryū]]'') erfolgte generell nach diesem Muster. Auf Okinawa gab es lange Zeit nur "ein" von allen Stilen unabhängiges ''karate'' das - ohne definiert zu sein - als  "zentrales Neutrum" die persönlichen Interpretationen der Meister speisen, lenken und orientieren konnte.<br.>Zu jener Zeit gab es keine Bücher und keine Videos. Die Meister waren auf ihre persönlichen Kontakte unterreinander angewiesen, und nur dort, wo diese funktionierten, entstanden gegenseitige Beeinflussungen. Erst dadurch öffnete sich das stets anonyme "Zentralarchiv", und nur dadurch konnten sich die verschiedenen ''kata'' in den Meisterlehren verbreiten.<br.>Entsprechend ihrer Möglichkeiten und Absichten stellten die Meister ihr persönliches Programm für ''kata'' zusammen. Doch in ihrem Unterricht ging es nie um das "Wie", sondern immer um das "Warum". [[Funakoshi Gichin]] beharrte noch in Japan darauf),
 
 
 
====Die moderne Kata====
 
 
 
Die ''kata'' der modernen Wettkampfstile sind formal häufig den alten ''kata'' ähnlich, geraten aber durch ihre oberflächliche, auf Äußerlichkeiten abzielende Interpretation zu inhaltslosen Formen, denn sie werden sporttechnisch perfektioniert, um Wettkämpfe zu gewinnen. Im sogenannten Breitensport ist die Situation nicht anders, denn die ''kata'' im Breitensport ist auch eine Wettkampf-Kata, bei der die Bewertungsmaßstäbe (in Bezug auf die Schnelligkeit der Technik, Krafteinsatz usw.) entsprechend nach unten korrigiert werden. Die Wettkämpfer bedürfen nicht der Lehrer, sondern der Trainer, und die Übung der Breitensportler wird häufig ebenfalls von Trainern geleitet, die ihre Schüler nicht auf den Weg (''dō'') des ''budō'' führen können.<br.>Die unglückliche Herabsetzung der ''kata'' zu einer eindimensionalen Körpergymnastik ging mit der weltweiten Verbreitung des ''karate'' einher. In China und Okinawa gab es in allen Stilen immer eine straffe Führung durch den jeweiligen Meister, der die Stilblüten seiner Schüler unterband, wenn sie sich nicht um die Inhalte bemühten. Als ''karate'' aber nach Japan kam und von dort aus in die ganze Welt verbreitet wurde, hatte es keine Eltern und somit keine Wurzeln mehr. Waisenkinder begannen seine Inhalte zu interpretieren und brachten ihre persönlichen, unausgereiften Ansichten mit ein.<br.>Wird ein Übender von seinem ''sensei'' statt zu den klasischen Inhalten zum Sport hingeführt, wird er die ''kata'' nicht als Wert erkennen können. Er sieht darin lediglich eine Abfolge von gymnastischen Bewegungen, die er nach den sportichen Regeln übt - unabhängig davon, ob er damit auf Wettkämpfe geht oder nicht. Doch es gibt zunehmend mehr hinterfragende Schüler, die wissen wollen, was ''kata'' und ''karate'' wirklich ist. Sie geben sich mit oberflächlichen Erklärungen nicht zufrieden und suchen nach Lehrern, die in der Lage sind, die ''kata'' als Wegkunst zu unterrichten.<br.>Im Sport spricht man von:
 
 
 
* '''[[Kyōgi kata]]''' (Wettkampf-Kata) - der Begriff bezeichnet eine ''kata'', die für einen Wettkampf vorbereitet und aus Anlass eines solchen vorgeführt wird. Auch dann, wenn diese ''kata'' in Technik und Abfolge einer klassischen kata (''[[koryū kata]]'')  entspricht, ist sie dennoch nicht dieselbe. Die Grundlagen ihrer Bewegung erfolgen nach dem Prinzip westlicher Sportwissenschaften und nicht nach dem klassischen Ganzheitsprinzip des ''budō'' von Körper und Geist (''[[shingitai]]'').
 
* '''[[Shin kata]]''' (neue Kata) - mit ''[[shin kata]]'' bezeichnet man moderne, selbstgegründete Formen für den Wettkampf, die zwar optisch anschaulich und virtuos sind, aber mit ''karate'' und ''kata'' nicht das Mindeste zu tun haben. Sie enthalten technische Eigenkreationen ihrer Gründer, die sich an den Maßstäben der Sportgymnastik orientieren.
 
 
 
==Studium der Karate-Kata==
 
Hauptartikel: [[Studium der Karate-Kata]] | [[Bunkai]] | [[Kata bunkai]]
 
 
 
Das Studium der Karate-Kata erfolgt nach dem altbewährten japanischen Prinzip des ''[[bunkai]]'' und wird näher als ''[[kata bunkai]]'' bezeichnet.
 
 
 
===Bunkai===
 
 
 
Mit dem Begriff ''[[bunkai]]'' (分解) bezeichnet man in Japan allgemein das Studium einer komplexen Angelegenheit. Das Schriftzeichen besteht aus der Kanji-Kombination von (分, ''bun'') und (解, ''kai'') und wird mit "Analyse", "Zerlegung" oder "Zersetzung" übersetzt. Der Begriff ''bunkai''  bezeichnet sowohl das "Teilen" als auch das "Auflösen" einer komplexen Sache, also ein tiefgründiges Studium einer komplizierten Angelegenheit auf einem zweigleisigen Weg (Auseinendernehmen und Zusammenfügen):
 
 
 
* '''[[Bun]]''' (分) -  das Zeichen bedeutet "Teil", "Anteil" und meint sinngemäß das "Teilen einer Angelegenheit in ihre einzelnen Komponenten". Der Begriff bezeichnet das Zerlegen eines komplexen Systems in Einzelteile, um seine Vielschichtigkeit zu analysieren und zu verstehen.
 
* '''[[Kai]]''' (解) - das ''kanji'' bedeutet "Erklärung", "Lösung" und meint das Auflösen des Puzzles, das durch ''bun'' (teilen) entstanden ist. Die Erkenntnisse aus ''bun'' werden zu einem funktionieren Ganzen zusammen gefügt. Das Zeichen kann auch als ''ge''  (Erklärung, Lösung), ''toku'' (auflösen, lösen), ''wakaru'' (verstehen) interpretiert werden.
 
 
 
===Kata bunkai===
 
 
 
Mit ''[[kata bunkai]]'' (型分解) bezeichnet man speziell das [[Studium der Karate-Kata]]. Grundsätzlich besteht diese Methode aus einem zweigleisigen Studienweg (理論と実践, ''riron to jissen''), dass '''1.''' das Studium der Theorie (型の理論, ''kata no riron'') und '''2.''' das Studium der Praxis (型の実践, ''kata no jissen'') enthält, auf dem Voraussetzungen für das korrekte Verständnis einer ''[[kata]]'' als Wegübung (''[[dō]]'') gegründet werden können. Das Studium der Praxis besteht aus  zwei wesentliche Komponente:
 
 
 
* '''[[Genkyo]]''' (原拠) - Erforschung und Übung des formellen Ablaufes.
 
* '''[[Ōyō]]''' (応用) - Erforschung und Übung der Anwendung.
 
 
 
==Prinzipien der Karate-Kata==
 
Hauptartikel: [[Prinzipien der Karate-Kata]]
 
 
 
Die untenstehenden Prinzipien (aufgeschrieben von [[Funakoshi Gichin]] als 19. Regel in seinen ''shōtō nijūkun'') sind zum Verständnis der ''kata'' von wesentlicher Bedeutung. Sie beziehen sich auf die geistig-körperlichen Aspekte der ''kata'', wie Umgang mit der Energie (''ki''), Zusammenspiel zwischen Spannung und Entspannung (''shinshuku''), Aktiv und Passiv (''yin'' und ''yang''), Gebrauch der Atmung (''kokyū'') usw. Sie wurden nie in ihren Einzelheiten erläutert, sondern galten stets als Geheimlehren (''okuden''), die nur in persönlichen Lehrer/Schüler Beziehungen (''shitei'') von "Herz zu Herz" übermittelt wurden.<br.>Verschiedene Meister des ''karate'' haben immer wieder versucht, die Übung der ''kata'' differenzierter zu erklären, aber ebenso wie in der ''dōjōkun'' gibt es eigentlich nur die drei unten genannten klassischen Regeln. Sie reichen aus, um den ''karateka'' dazu anzuleiten, den Sinn in seiner Übung zu suchen.
 
 
 
* '''[[Chikara no kyōjaku]]''' (die Kraft ist hart und weich) - die Kraft wird weder in den Techniken der kata noch im kumite mit immer gleichem Wirkungsgrad eingesetzt. Krafteinsatz ist zweckgebunden. Eine übermäßige Kraft in einer Abwehr reduziert z.B. die Kraft des nachfolgenden Konters und ist daher unangebracht. Über das Ziel hinausschießen, ist kein Treffen. Zur Regulierung der Kraft wird u.a. das Volumen der Ausatmung verwendet. In den meisten Fällen wird in den Abwehrtechniken ca. 20% ausgeatmet, während der Rest der Atmung ohne Unterbrechung dem Konter zur Verfügung gestellt wird. Im Falle eines aus zwei Techniken kombinierten Konters ist das Atemverhältnis 20% Ausatmung bei der Abwehr, 20% Ausatmung beim ersten Konter und 60% Ausatmung beim zweiten Konter. Die Ausatmung wird ununterbrochen weitergeführt und erst am Ende des zweiten Konters gestoppt (evt. mit kiai). In manchen Fällen (z.B. bei durchdringendem kime) fließt die Atmung auch nach dem zweiten Konter weiter.
 
* '''[[Karada (tai) no shinshuku]]''' (der Körper ist gespannt und entspannt) - in der Bereitschafts- und Deckungsposition (yōi und kamae) verbleiben Körper und Geist stets in einer völlig entspannten Haltung. Entsprechend fließt die Atmung im Ein und Aus gleichmäßig und entspannt. Nur in dieser Haltung ist eine gute Reaktion möglich. Ist der Körper gespannt, vom Willen dominiert und der Geist auf eigenes Handeln bedacht, werden Angriff und Konter vom Vorurteil geleitet, was dem Prinzip des budō widerspricht. Bleibe in der Haltung soweit entspannt, dass du das Vorhaben des Gegners im Ansatz erkennst (yōmi), und reagiere mit einer Technik, die sich von der Entspannung hin zur Spannung entwickelt.
 
* '''[[Waza no kankyū o wasaru na]]''' (die Technik ist langsam und schnell) - die kata bildet eine in sich geschlossene Einheit. Sie besteht aus einzelnen Techniken, die man in der Grundschule lernt. Diese Techniken in grundschulmäßig genauer Ausführung und im richtigen Rhythmus miteinander zu verbinden, ist einer der wichtigsten Aspekte der Kataübung. In den kata unterscheidet man zwischen direkt kampforientierten Techniken und passiven Bewegungen, die meist zwischen den einzelnen Kampfkombinationen liegen. Letztere sind - übertragen in den tatsächlichen Kampf - jene Bewegungen, durch die man die eigene Deckung verändert, sich in körperliche oder psychische Bereitschaften begibt, Richtungen oder Distanzen korrigiert, die Aufmerksamkeit des Gegners lenkt. Man nennt sie "Zwischenbewegungen".
 
 
 
Als Beispiel für erweiterte Erläuterungen über die Übung der kata hier die Empfehlungen von sensei Kanazawa Hirokazu, die sehr zutreffend sind: 1. ''yōi no kishin'' (den Geist bereit machen); 2. ''inyō'' (aktiv und passiv); 3. ''chikara no kyōjaku'' (das Maß der Kraftanwendung); 4. ''waza no kankyu'' (langsam und schnell); 5. ''tai no shinshuku'' (Spannung und Entspannung); 6. ''kokyū'' (Atmung); 7. ''tyakugan'' (Angriffspunke); 8. ''kiai'' (Kampfschrei); 9. ''keitai no hoji'' (Stellung und Bewegung auf dem enbusen) und 10. ''zanshin'' (Wachheit des Geistes, Geistesgegenwart).
 
 
 
==Philosophie der Karate-Kata==
 
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===Literatur===
 
 
 
* Werner Lind - ''Lexikon der Kampfkünste'', BSK-Studien 2010
 
* Werner Lind - ''Budo - der geistige Weg'', Scherz 1991
 
* Werner Lind - ''Okinawa Karate'', Sportverlag Berlin 1998
 
* Werner Lind - ''Karate Grundlagen'', BSK 2005
 
* Werner Lind - ''Karate Kihon'', BSK 2007
 
* Werner Lind - ''Karate Kumite'', BSK 2010
 
* Werner Lind - ''Karate Kata'', BSK 2011
 
* Shoshin Nagamine - ''The Essence of Okinawan Karate'', Tuttle 1976
 
* Richard Kim - ''The Weaponless Warriors'', Ohara 1974
 
* Morio Higaonna - ''Okinawa Goju ryū'', Minamoto Research, 1985
 
* Mark Bishop - ''Okinawan Karate'', A & B Black 1989
 
* Pierre Portocarrero - ''Tode les origines du Karate do'', Sedirep
 
* George W. Alexander - ''Okinawa Island of Karate'', Yamazato 1991
 
* Kenji Tokitsu - ''Histoire du Karate do'', SEM 1979
 
* Hokama Tetsuhiro - ''Timeline of Karate history'', 2007.
 
 
 
===Weblinks===
 
 
 
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