Karate Kumite

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Karate Kumite ist das zweite Buch aus der dreiteiligen Buchreihe über kihon, kumite und kata , in denen die Themen aus dem vorausgegangenen Einführungswerk Karate Grundlagen: Kihon, Kumite, Kata (BSK Verlag 2005) vertieft werden. Das Buch steht in einer langjährigen Tradition von vielen weiteren Buchveröffentlichungen von Werner Lind.

Der Begriff kumite stammt aus dem Japanischen. Er bedeutet „Begegnung der Hände“ und legt bereits nahe, dass das kumite im karate mehr beinhalten kann als eine körperliche Auseinandersetzung.

So geht das Buch in einem ersten Teil ausführlich auf das Grundgerüst des Kämpfens ein, nämlich wie man sich mit starken Techniken richtig bewegt und die Distanzen beherrscht. Der Autor zeigt ein Konzept auf, wie man über das abgesprochene Kämpfen schließlich zur Meisterschaft im freien Kämpfen gelangen kann.

In einem interessanten Teil über die Entwicklung des Kämpfens erfährt der Leser, wie die chinesischen Wurzeln im Shǎolín-Kloster (shǎolínsì) zu einem gefährlichen Kampfkunstsystem heranreiften. Diese Systeme wurden auf Okinawa und schließlich in Japan bis in die heutige Zeit nur an wenige Meister überliefert. Werner Lind beschreibt ihre Zusammenhänge und wie man sie in sein tägliches Training integrieren kann. Dabei befasst er sich nicht nur mit der technischen, sondern auch mit der taktischen Seite des Kämpfens.

Alle Formen des kumite, die zur Selbstverteidigung benötigt werden, sind in diesem Buch dargestellt. Anhand von vielen Beispielen und Zeichnungen werden dem Leser die Grundformen des abgesprochenen Kämpfens bis hin zu Nahkampfübungen mit Gelenkhebeln, Befreiungen, Vitalpunkttechniken und Würfen nahe gebracht. Immer wieder stellt der Autor auch einen Bezug zur geistigen Haltung des Übenden her.

Inhaltlich überzeugt das Buch mit vielen bisher unbekannten Informationen von außergewöhnlicher Tiefe. Es ist für jeden geeignet, der neben einem exzellenten Technikbuch auch etwas über Hintergründe und geistige Komponenten der Übung erfahren will.

Vorwort von Werner Lind

Dieses Buch kann nicht wie eine Gebrauchsanweisung für kumite gelesen werden. Seine Inhalte führen tief in die Zusammenhänge der Kampfkunst und erfordern zum Verständnis wesentlich mehr als das Üben eines Sports. Die Bereitschaft, karate als Studium anzunehmen, ist dazu Bedingung. Gleichwohl braucht der Übende dazu auch eine integre Budō-Gemeinschaft, ein honbu dōjō und einen sensei, der in der Lage ist, die hier beschriebenen Inhalte korrekt zu unterrichten.

Seit vielen Jahren sind die Lehrer des BSK darum bemüht aufzuzeigen, was budō ist und was budō nicht ist. Ernsthaft Suchenden gemeinsam ist die Lehre über den Weg (dō). Die Ausbildung der Persönlichkeit, die Orientierung an Werten und die Verwirklichung des Selbst, verbunden mit kriegerischen Techniken ist oft nicht einfach zu verstehen. Dieses Buch erklärt daher nicht nur das „Wie“, sondern auch das „Warum“ der Kampfkünste. Es führt zurück in seine Entstehungsgeschichte in China und erläutert die Zusammenhänge zwischen Geisteswissenschaft, Kriegskunst und Kampfkunst. Soweit wie möglich wollen wir in diesem Buch diese Verbindungen auch in praktischen Übungen des kumite erläutern.

Die Unterschiede zwischen Kriegskunst (bujutsu), Kampfkunst (budō) und Kampfsport (kakugi) sind gravierend, werden heute aber kaum verstanden. Sie sind von der politischen Propaganda überschattet, mit der Japan nach dem Zweiten Weltkrieg seine „Budō-Systeme“ in der Welt verbreitete, die aber nicht budō, sondern einfach nur Wettkampfsport waren.

Um sie zu unterscheiden, greifen wir immer wieder auf ihre Entwicklung in der Zeitgeschichte zurück und betrachten die hier erläuterten Übungsmethoden weit über ihre oberflächliche Wettkampfsicht hinaus. Wir verbinden sie mit den kata und entwickeln auf diese Weise eine komplexe Kampfkunst, mit tradierten Werten und modernen Inhalten.

Um immer wieder an mich herangetragenen Kritiken zu begegnen, möchte ich hier klar und deutlich meine Haltung und den Standpunkt des BSK erklären: Weder ich noch die BSK-Lehrer sind gegen die Ausübung des karate als Sport. Wir wissen alle, wieviel Arbeit und Mühe notwendig ist, um im Sport-Karate erfolgreich zu sein. Dennoch ist es notwendig, Sport-Karate von budō zu unterscheiden. Dem Verständnis dieser Unterscheidungen möchte ich dieses Buch widmen.

In den jahrelangen Studien zu diesem Buch möchte ich im Besonderen dem BSK-Sensei Matthias Degen danken, der die Entwicklung der kyūsho parallel zu den Buchinhalten recherchiert hat. Auch BSK-Shifu Gabi Fischer-Lind gilt mein Dank, die den chinesischen Teil des Buches mit Anregungen und Korrekturen begleitet hat. Christian Lind und Peter Schömbs demonstrierten die Techniken. Und nicht zuletzt Monika Lind, Eva Chvojková, Holger Göldner, Kai Paprottka, u.a. danke ich für die akribischen Handzeichnungen von mehreren tausend Abbildungen.

Vorwort von Matthias Degen

Kumite und Kampf

Möchte jemand kämpfen lernen, dann braucht er bestimmte Übungen, die ihn in die Kunst des Kämpfens einführen. Diese haben nichts mit einer Prügelei gemein. Durch einen systematischen Aufbau der Übungen wird der Anfänger nicht überfordert und kann sich so Schritt für Schritt weiterentwickeln, irgendwann darin zum Fortgeschrittenen und mit Hingabe vielleicht auch zum Meister werden. Im karate werden die Partnerübungen zum Erlernen des Kämpfens kumite genannt. Beschäftigt man sich näher mit dem Kämpfen, dann wird man jedoch feststellen, dass es unterschiedliche Formen des Kämpfens gibt. Es ist etwas anderes, ob man sich für den Krieg, eine Selbstverteidigungssituation oder einen Wettkampf vorbereitet. So gibt es in einem Wettkampf bestimmte Regeln, die zu beachten sind, auch ist der Wettkampf auf einen Bereich des Kämpfens beschränkt und die Kontrahenten sind zumeist körperlich nicht sehr verschieden. Bei einer Selbstverteidigungssituation auf der anderen Seite existieren keine Regeln. Für die Selbstverteidigung sollte man sich mit allen Bereichen des Kämpfens beschäftigen und auch lernen, wie man sich als körperlich Schwächerer gegen einen körperlich Stärkeren wehren kann, indem man z.B. die Schwachpunkte des menschlichen Körpers studiert. Auch wenn einige Übungen sich gleichen, kumite zur Selbstverteidigung hat einen anderen Aufbau und Hintergrund, als das sportliche kumite.

Kumite und Kunst

Auch die Übungen einer Kampfkunst unterscheiden sich von den Übungen, die nur zum Erlernen der Selbstverteidigung verwendet werden, nicht unbedingt in der Form, aber im Inhalt. So kann kumite noch etwas anderes sein, als eine reine Übungsmethode für den Kampf. Während kihon eine Möglichkeit ist, die Kontrolle und das Verständnis seiner selbst zu lernen, erweitert kumite die Übung durch den Umgang mit anderen. Der Übende muss nun seine Aufmerksamkeit nicht nur nach innen lenken, sondern auch auf seinen Partner. Im weiteren Verlauf seines Übungsweges entstehen dadurch unzählige Hindernisse. Diese können technischer, körperlicher und psychischer Art sein. Wenn der Übende sich bemüht, dann lernt er mit der Zeit sie zu überwinden. Schaut man sich die japanischen Schriftzeichen einzeln an, dann kann man kumite mit „Hände, die gemeinsam handeln“ übersetzen. Diese Übersetzung ist nicht gebräuchlich, aber sie weist daraufhin, dass kumite nicht von einem Gegeneinander geprägt sein muss, sondern eher von einem Miteinander. Eine Übung in diesem Sinne ermittelt nicht den stärksten Kämpfer oder schmeichelt das Ego des Fortgeschrittenen. Sie führt zum Fortschreiten und Wachsen jedes Übungspartners, indem man sich gegenseitig hilft und antreibt. Dabei gibt es im Idealfall weder einen überforderten, noch unterforderten Partner, kein Partner ist passiver Stichwortgeber, aber auch keiner dominiert den anderen durch seine Stärken. Das richtige Zusammenspiel macht eine gute Übung aus.

Kumite und Kampfkunst

Zu diesen von mir grob skizzierten Aspekten des kumite gibt das vorliegende Buch von sensei Werner Lind einen umfangreichen Einblick, zeigt die Vielschichtigkeit des karate und verbindet auf wunderbare Weise Kampf und Kunst. In den meisten auf dem Buchmarkt existierenden Publikationen zum Thema karate kumite wird vor allem der Aspekt des atemi kumite (Übungen zum Schlagen und Treten) betrachtet und häufig nur aus der Perspektive des Kampfsportes. Sensei Werner Lind erweitert nun den Blick. Dadurch ist meiner Meinung nach ein in deutscher Sprache bisher einmaliges Werk entstanden. Dank seinen detaillierten Erklärungen zu den Formen des kumite und den Prinzipien des Kämpfens, zur Geschichte und Philosophie der asiatischen Kampfkünste sowie seinen unzähligen Illustrationen kann es dem geneigten Leser als Nachschlagewerk, als Übungs- und Studienbuch, als Inspiration für eigene Nachforschungen oder als Hilfsmittel für das Verständnis von karate als umfassende Kunst dienen. Ich habe allein schon bei der Entstehung dieses Buches viel gelernt. Dafür möchte ich sensei Werner Lind danken.

Technik-Serie über Karate

  • Werner Lind: Karate Grundlagen - Kihon, Kumite, Kata. BSK-Verlag 2005.
  • Werner Lind: Karate Kihon (Band 1). BSK-Verlag 2007.
  • Werner Lind: Karate Kumite (Band 2.) BSK-Verlag 2013/2014.
  • Werner Lind: Karate Kata (Band 3). BSK-Verlag (in Arbeit).