Kime

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Kime 決め (jap): „Entscheidung“ (entscheidende Technik). Der Begriff bezeichnet den Moment der Übertra-gung des ki durch eine Technik mit destruktiver Wirkung auf ein Ziel und wird auch noch mit Brennpunkt, Kraft-konzentration oder Zentrum der Kraft übersetzt. Mit kime meint man das Zusammenwirken der körperlichen und geistigen Kraft (ki) in einer Handlung. Seine Verwirklichung setzt die Dreiein-heit (sanmi ittai) zwischen Geist (shin), Technik (gi) und Körper (tai) voraus, die in den Kampfkünsten als shingitai bezeichnet wird.

Definition des Kime

Kime ist der äußere Ausdruck der in einer Übung erreichten inneren Kontrolle des ki / qi und hat seinen Ursprung in einer inneren Verfassung (shisei), die man aiki nennt. Aiki steht für die in allen Wegübungen () angestrebte innere Haltung, die nach den Prinzipien des Weges zu verwirklichen ist. Darin ist ai das Prinzip der Liebe (jin), der Harmonie und Anpassung, eines der Grundkonzepte in allen asiatischen Budō-Künsten, das darauf verweist, dass auch die Wirkung der bloßen Technik (''shōsa'') im budō nicht allein durch das Wollen zu erreichen ist, sondern einer inneren Übung zur Anpassung und Selbsterkenntnis (Budō Psychologie) bedarf. Aiki steht für die durch wahre Selbsterkenntnis erreichte Harmonie in der inneren Verfassung (shitei). Trotz der in den Kampfkünsten erworbenen Fähigkeiten (waza), ermöglicht aiki ein Dasein ohne die Absicht des Tötens (ahimsâ) oder Verletzens und die Erkenntnis der rechten Haltung gegenüber der Welt. Aiki ist die durch Selbsterkenntnis erreichte Kontrolle (sun dome) des inneren ki, ohne die eine Projektion nach außen (kime) in der Technik nicht möglich ist. Die Wirkung der Technik hat daher ihren Ursprung in der Verwirklichung der psychischen und physischen Gleichgewichtsmitte (hara), also im "Zulassen" nicht im "Machen". Letztlich bedeutet aiki die höchste Harmonie des bewussten Daseins überhaupt, die aus der Verbindung zwischen den Prinzipien Liebe (Bewahren, Achten, Vertrauen) und Energie (Streben, Erreichen, Wirken) besteht. Das rechte Verhältnis zwischen ai und ki (aiki oder kiai) ermöglicht bewusstem Leben, sich in seiner von der Natur auferlegten Doppelbestimmung (Streben und Achten, mosshoseki) sinngerecht zu entfalten. Die höchste Wirkung des aiki (kiai, die höchste Form des Kime) resultiert letztendlich aus einer inneren Verfassung, die dem Wirken der Natur entspricht.

Formen des Kime

Die Anwendung von kime in den Techniken der Kampfkünste hat daher nichts mit der rohen Körpertechnik (shōsa) zu tun, sondern entspricht demselben philoso-phischen Prinzip, das dem gesamten budō zugrunde liegt: das Erreichen einer inneren Verfassung (shisei), durch die nach dem Beispiel des Wirkens der Natur (dao) wahrhaftige Handlung (ikken hissatsu) möglich wird. Daher ist die Verwendung von Körperkraft in der Technik nicht die einzige, sondern nur eine Möglichkeit. Kime-Techniken können in den Kampfkünsten auf mehrere Weisen ausgeführt werden:

Kime - Die Entscheidung

Im karate lassen sich mehrer Technik-Gruppen klassifizieren,<br.>innerhalb derer negative Energie im kime übertragen werden kann:

- Atemi waza - Schläge, Stöße, Tritte
- Atemi waza - Schläge, Stöße, Tritte
- Atemi waza - Schläge, Stöße, Tritte
- Tuite waza - Fingergriffe
- Nage waza - Würfe
- Kansetsu waza - Gelenkverdrehungen
- Shime waza - Würgen
  • Kombinierte Methoden (awase)
- Katame waza - Immobilisieren
- Hodoki waza - Befreiungen

In den modernen Kampfkünsten ist Schock-Kime (atemi waza) die meist gebrauchte Form der Energieübertragung. Dies vor allem deshalb, weil viele Übende glauben, dass sie ohne Training am makiwara Ki-Übertragungen verstehen könnten und Überraschungen erleben, wenn sie tatsächlich ein Ziel treffen sollen. Diese Anwendungsmethoden der mechanischen Schocktechniken lassen sich nicht über das alleinige Körperprinzip erreichen, denn ihre Grundlage liegt außer im Makiwara-Training auch in den psychischen Bereichen des Ki-Umgangs. Daher ist eine spezielle Übung über das Kihon-Training hinaus nötig. Diese Techniken enthalten verschiedene Formen der Kraftanwendung (muchimi, chiru no chan-chan, nujisashi und chinkuchi kakin) und haben in den kata eine große Anzahl von Verfahren entwickelt, die in verschiedenen Kata-Anwendungen (ōyō) verwirklicht werden und über die herkömmlichen Verfahren der Kihon-Übung hinausgehen müssen. In den okinawanischen Kampfkünsten gibt es dafür eine spezielle Terminologie, die den Fortschrittsgrad dieser Formen des Kime bezeichnet. Als Überbegriff wird dafür die Bezeichnung shimeijurasan gebraucht, die gleichzeitig für die stetige Perfektion des optischen Kata-Aspektes gebraucht wird.

Literatur

  • Werner Lind: Karate Grundlagen, Kihon, Kata, Kumite. BSK 2005.
  • Francis Didier: Karate dō - L´Esprit Guerrier. Sedirep 1988.
  • Werner Lind: Budo - Der geistige Weg der Kampfkünste. O. W. Barth 1993.

Weblinks

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