Kyū: Unterschied zwischen den Versionen

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Das Wort ''kyū'' bezeichnet im ''budō'' die Graduierungen der unteren Schüler (''[[deshi]]''), die noch keinen schwarzen Gürtel tragen (''[[mudansha]]''). Die Grade der ''kyū'' sind Vorbereitungsphasen für die späteren Schwarzgurtstufen (''[[dan]]''). Je nach Stil werden fünf bis neun ''kyū'' unterschieden, die absteigend vom neunten oder fünften ''kyū'' zum ersten ''kyū'' gezählt und nach außen durch unterschiedliche Gürtelfarben kenntlich gemacht werden.
 
Das Wort ''kyū'' bezeichnet im ''budō'' die Graduierungen der unteren Schüler (''[[deshi]]''), die noch keinen schwarzen Gürtel tragen (''[[mudansha]]''). Die Grade der ''kyū'' sind Vorbereitungsphasen für die späteren Schwarzgurtstufen (''[[dan]]''). Je nach Stil werden fünf bis neun ''kyū'' unterschieden, die absteigend vom neunten oder fünften ''kyū'' zum ersten ''kyū'' gezählt und nach außen durch unterschiedliche Gürtelfarben kenntlich gemacht werden.
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Das Kyū/Dan-Graduierungssystem entstand in Japan gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Spiel Go. Anhand der unterschiedlichen Ränge wurde die Vorgabe für den schwächeren Spieler bestimmt.
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Im 19. Jahrhundert implementierte Kanō Jigorō (Begründer des Judo) das Dan-System im Kampfsport. Etwa zur gleichen Zeit, ab 1880, wurden Kyū (im Judo) und Dan (im Kendō) verwendet. Im Judo dienten sie zur Dokumentation der Könnensstufe der Schüler. Im Kendō orientierte sich die Bezahlung der Kendō-Lehrer an ihrem Dan-Grad. Seit 1895 wurden die Kyū-Grade in Anlehnung an das deutsche Schulsystem des 19. Jahrhunderts geschaffen. Die alte Klassenhierarchie (Sexta, Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda und Prima) drückt in lateinisch nichts anderes aus als 6., 5., 4., 3., 2., 1. Klasse − denn das japanische Wort Kyū bedeutet „Klasse, Schüler“.) In der Neuzeit haben einzelne Kampfkünste die ursprüngliche Anzahl von sechs Kyū ihren Vorstellungen entsprechend angepasst.   
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Seit Kanō Jigorō 1895 die Kyū-Grade − in Anlehnung an das deutsche Schulsystem des 19. Jahrhunderts − in die Kampfkunst Judo einbrachte, wird die Klassenhierarchie (lat. Sexta, Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda und Prima) in der Abfolge der Kyū ausgedrückt. So werden die Kyū mit abnehmender Nummer gesteigert. Ein Anfänger würde – abhängig von der Kampfkunst – mit dem 9. Kyū beginnen und nach einer bestandenen (Gürtel-)Prüfung mit dem 8. Kyū ausgezeichnet. Der 1. Kyū ist der am weitesten fortgeschrittene und höchste Schülergrad und der letzte vor dem 1. Dan, dem ersten Meistergrad.
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In vielen Kampfkunstarten werden die Kyū-Grade durch farbige Gürtel (jap. Obi) gekennzeichnet. Dabei trägt jeder Neuling einen weißen Gürtel und die Fortgeschrittenen mit höheren Kyū-Graden erhalten nach bestandener Prüfung Gürtel festgelegter Farben. Abhängig von der Abstufung in der jeweiligen Kampfkunst kann es ein gelber, oranger, grüner, blauer, violetter, roter oder brauner Gürtel sein. Die Kyū-Abstufungen sind jedoch nicht einheitlich (siehe unten) und es gibt teilweise große Unterschiede nicht nur zwischen einzelnen Kampfkünsten, sondern auch zwischen Verbänden derselben Kampfkunst.
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Weiterhin gibt es Kampfkünste beziehungsweise Verbände die auf eine optische Differenzierung der Schülergrade verzichten, sodass Angehörige aller Schülergrade entweder ausschließlich weiße Gürtel tragen, die Gürtelfarbe keine Rolle spielt oder ein Gürtel nicht zur Kleidung der Kampfsportart gehört.
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In vielen Kampfkunstarten bestimmt der Kyū-Grad die Sitzreihenfolge zu Beginn und Ende des Trainings: die Schüler sitzen oder stehen im Dōjō in Reihenfolge der Graduierungen geordnet; die am höchsten graduierten Schüler sind dabei im Allgemeinen am weitesten vom Eingang entfernt, die Anfänger dem Eingang am nächsten platziert.   
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Version vom 29. Januar 2014, 02:50 Uhr

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der Begriff kyū (級) bedeutet im Japanischen „Rang“, „Grad“, „Stufe“, „Klasse“. Im budō bezeichnet der Begriff einen Schülergrad im Rangsystem der Graduierungen (kyūdan).

Das Wort kyū bezeichnet im budō die Graduierungen der unteren Schüler (deshi), die noch keinen schwarzen Gürtel tragen (mudansha). Die Grade der kyū sind Vorbereitungsphasen für die späteren Schwarzgurtstufen (dan). Je nach Stil werden fünf bis neun kyū unterschieden, die absteigend vom neunten oder fünften kyū zum ersten kyū gezählt und nach außen durch unterschiedliche Gürtelfarben kenntlich gemacht werden.


Das Kyū/Dan-Graduierungssystem entstand in Japan gegen Ende des 17. Jahrhunderts im Spiel Go. Anhand der unterschiedlichen Ränge wurde die Vorgabe für den schwächeren Spieler bestimmt.

Im 19. Jahrhundert implementierte Kanō Jigorō (Begründer des Judo) das Dan-System im Kampfsport. Etwa zur gleichen Zeit, ab 1880, wurden Kyū (im Judo) und Dan (im Kendō) verwendet. Im Judo dienten sie zur Dokumentation der Könnensstufe der Schüler. Im Kendō orientierte sich die Bezahlung der Kendō-Lehrer an ihrem Dan-Grad. Seit 1895 wurden die Kyū-Grade in Anlehnung an das deutsche Schulsystem des 19. Jahrhunderts geschaffen. Die alte Klassenhierarchie (Sexta, Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda und Prima) drückt in lateinisch nichts anderes aus als 6., 5., 4., 3., 2., 1. Klasse − denn das japanische Wort Kyū bedeutet „Klasse, Schüler“.) In der Neuzeit haben einzelne Kampfkünste die ursprüngliche Anzahl von sechs Kyū ihren Vorstellungen entsprechend angepasst.


Seit Kanō Jigorō 1895 die Kyū-Grade − in Anlehnung an das deutsche Schulsystem des 19. Jahrhunderts − in die Kampfkunst Judo einbrachte, wird die Klassenhierarchie (lat. Sexta, Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda und Prima) in der Abfolge der Kyū ausgedrückt. So werden die Kyū mit abnehmender Nummer gesteigert. Ein Anfänger würde – abhängig von der Kampfkunst – mit dem 9. Kyū beginnen und nach einer bestandenen (Gürtel-)Prüfung mit dem 8. Kyū ausgezeichnet. Der 1. Kyū ist der am weitesten fortgeschrittene und höchste Schülergrad und der letzte vor dem 1. Dan, dem ersten Meistergrad.

In vielen Kampfkunstarten werden die Kyū-Grade durch farbige Gürtel (jap. Obi) gekennzeichnet. Dabei trägt jeder Neuling einen weißen Gürtel und die Fortgeschrittenen mit höheren Kyū-Graden erhalten nach bestandener Prüfung Gürtel festgelegter Farben. Abhängig von der Abstufung in der jeweiligen Kampfkunst kann es ein gelber, oranger, grüner, blauer, violetter, roter oder brauner Gürtel sein. Die Kyū-Abstufungen sind jedoch nicht einheitlich (siehe unten) und es gibt teilweise große Unterschiede nicht nur zwischen einzelnen Kampfkünsten, sondern auch zwischen Verbänden derselben Kampfkunst.

Weiterhin gibt es Kampfkünste beziehungsweise Verbände die auf eine optische Differenzierung der Schülergrade verzichten, sodass Angehörige aller Schülergrade entweder ausschließlich weiße Gürtel tragen, die Gürtelfarbe keine Rolle spielt oder ein Gürtel nicht zur Kleidung der Kampfsportart gehört.

In vielen Kampfkunstarten bestimmt der Kyū-Grad die Sitzreihenfolge zu Beginn und Ende des Trainings: die Schüler sitzen oder stehen im Dōjō in Reihenfolge der Graduierungen geordnet; die am höchsten graduierten Schüler sind dabei im Allgemeinen am weitesten vom Eingang entfernt, die Anfänger dem Eingang am nächsten platziert.



MUDANSHA - Personen ohne Dan


               Mukyū - neue Schüler ohne Kyū-Rang
                               Neuzugänge              - kein Grad                                               - weiß
               Gekyū - Schüler mit unterem Kyū-Rang
                               Kyūkyū                                     - 9. Schülergrad                         - weiß
                               Hachikyū                  - 8. Schülergrad                         - weiß/gelb
                               Nanakyū                   - 7. Schülergrad                         - gelb
               Chūkyū - Schüler mit mittlerem Kyū-Rang
                               Rokkyū                                     - 6. Schülergrad                         - gelb/orange
                               Rokyū                                      - 5. Schülergrad                         - orange
                               Yonkyū                                     - 4. Schülergrad                         - orange/grün
               Jōkyū - Schüler mit oberem Kyū-Rang
                               Sankyū                                     - 3. Schülergrad                         - grün
                               Nikyū                                       - 2. Schülergrad                         - blau
                               Ikkyū                                                        - 1. Schülergrad                         - braun


Die Farbzuordnungen zu den jeweiligen kyū werden von System zu System verschieden vorgenommen.

Studien Informationen

Siehe auch: Kyūdan |

Literatur

  • Francis Didier: Karate dō - L´Esprit Guerrier. Sedirep 1988.
  • Werner Lind: Budo - Der geistige Weg der Kampfkünste. O. W. Barth 1993.
  • Werner Lind: Karate Grundlagen, Kihon, Kata, Kumite. (Artikel von Hendrik Felber) BSK 2005.

Weblinks