Mongoleninvasion in Japan

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Die Mongoleninvasion in Japan (jap. genkō, 元寇 - zu deutsch "Einfall der Yuan", 蒙古襲来) in Japan, fachwissenschaftlich auch mōko shūrai oder mongoru shūrai (モンゴル襲来). Die Begriffe bezeichnen die beiden Mongoleninvasionen (bun´ei no eki, 1274 und kōan no eki, 1281) zur Zeit der chinesischen Yuan-Dynastie (元朝, yuán cháo), in der China seine Souverenität an die Mongolen verloren hatte. China wurde in dieser Zeit von den Mongolen erobert und regiert.

Etymologie der Begriffe

Der japanische Begriff genkō (元寇) bezeichnet allgemein die Überfälle der Mongolen auf Japan in der Zeit der chinesischen Yuan-Dynastie (元朝, yuán cháo, die zwischen den Jahren 1280 und 1368 von den Mongolen beherrscht wurde. Die Angriffe der chinesisch/mongolischen Flotte auf Japan fanden in zwei Etappen statt, die man als bun'ei mōko kassen (文永蒙古合戦, "Mongolenschlacht in der Ära bun'ei) und als kōan mōko kassen (弘安蒙古合戦, "Mongolenschlacht in der Ära kōan) bezeichnet. Bun'ei und kōan sind geschichtliche Etappen des Japanischen Kalenders (nengō) in der Zeit des kamakura jidai.

Vorgeschichte der Mongoleninvasionen in Japan

Zu Beginn des 13. Jahrhunderts entwickelten sich die Mongolen unter der Führung von Dschingis Khan zur einer weltweiten Invasionsmacht. Nacheinander eroberten sie große Teile Ost- und West-Asiens und unterwarfen 1234 zunächst die nordchinesische Jin-Dynastie (1125-1234), von der sie neue Waffentechnologien wie Schusswaffen mit Schießpulver oder Explosivgeschosse übernahmen. Zudem nahmen sie das Königreich Goryeo auf der Koreanischen Halbinsel ein und eroberten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auch die südchinesische Song-Dynastie. 1271 rief Kublai Khan, ein Enkel von Dschingis Khan, im eroberten China die Yuan-Dynastie (元朝, yuán cháo) aus. Dadurch war China komplett unter der Kontrolle der Mongolen. Mit der Festigung seiner Macht erstrebte Kublai Khan nun die Ausweitung seines Einflussgebietes auf die gesamte damals bekannte Welt.<br.>Japan stand noch nicht unter seinem direkten Einflussbereich. Im Jahr 1268 schickte Kublai Khan zunächst eine erste mongolische Gesandtschaft dazaifu, in die japanische Kaiserhauptstadt Kyūshū, direkt zum Sitz des chinzei bugyō (Verteidigungskommissar für den Westen) und bat um diplomatische Beziehungen und um gegenseitige Handelsabkommen. Doch die mongolischen Gesandten wurden zu den dafür kompetenten Entscheidungs- und Verhandlungspartnern im kamakura bakufu der damals regierenden shikken (Hōjō) gar nicht durchgelassen. Man vermittelte dem bakufu lediglich ihr Anliegen und dieses reagierte auf den mongolischen Vorschlag zu gegenseitigen freundschaftlichen Beziehungen sehr verhalten.<br.>Da die erste Aufforderung von Kublai Khan keine Erwiderung fand, schickte er in Folge weitere sechs Gesandtschaft nach Kumemura, die jedoch allesamt vom amtierenden shikken Hōjō Tokimune abgewiesen wurden. Das japanische shōgunat unter den Hōjō war nicht bereit, diplomatische Kontakte mit den Mongolen aufzunehmen, viel zu sehr waren sie mit internen Probleme beschäftigt.<br.>Die Mongolen überfielen Japan zweimal hintereinander (bun´ei no eki und kōan no eki) mit einer jeweils überlegenen Flotte. Die Japaner unter der Leitung der Hōjō hätten dieser Kriegsmacht kaum erfolgreich begegnen können, doch der Zufall rettete ihre Unabhängigkeit. In beiden Fällen wurde die mongolische Flotte von einem aufkommenden taifun zerstört, während sie vor der Küste Japans vor Anker lag und den Angriff auf das Festland vorbereitete. Dieser doppelte Vorfall erzeugte in der japanischen Mythologie den Begriff kamikaze (Götterwind), der in der späteren japanischen Geschichte eine ideologische Bedeutung erreichte.

Erste Mongoleninvasion (1274)

Hauptartikel: Bun´ei no eki

Obwohl sich Informationen über Korea verbreiteten, dass die Mongolen einen Angriff auf Japan planten, reagierte der amtierende shikken der Hōjō (Hōjō Tokimune), nicht im Geringsten darauf. Die japanische Militärdiktatur (bakufu) war mit internen Problemen beschäftigt, doch beim Hofadel von Kyōto löste die mongolische Gefahr große Ängste aus. Die Kampfkraft der Mongolen war in Japan bekannt und man wusste, dass eine Mongoleninvasion von der japanischen Armeen kaum abgewehrt werden konnte. Doch man versprach sie Vorteile durch die Insellage Japans und vertraute auf die gut ausgebildeten japanischen samurai, doch die Zweifel waren unübersehbar.<br.>Schließlich entsandte der Mongolenführer Kublai Khan eine eindeutige Aufforderung an Japan (Kameyama-Tennō und Hōjō Tokimune) und forderte die sofortige Unterwerfung des Japanischen Kaiserreiches und eine hohe Tributzahlung. Nachdem auch diese Aufforderung ignoriert wurde entsandte der mächtige Mongolenfürst 1274 eine Flotte von 450 Schiffen mit 30.000 Kriegern nach Japan, welche vor den japanischen Inseln Iki und Tsushima ankerten.

Bun´ei no eki - Kriegsverlauf

Die Schlacht von Bun´ei, im Jahre 1274 (japanisch bun´ei no eki, 文永の役), unter der Regierungszeit des Kameyama-Tennō und des shikken Hōjō Tokimune (1257-1284) im kamakura jidai wird als erste Mongoleninvasion in Japan bezeichnet. In Folge ergebnisloser Verhandlungen mit Japan entschied sich Kublai Khan zu einem Militärschlag gegen Japan. So machte sich 1274 eine Flotte aus mongolischen, chinesischen und koreanischen Kriegsschiffen in Richtung Japan auf den Weg. Aufgrund des Zeitdrucks waren die Schiffe jedoch von minderwärtigen Qualität und daher nicht ausgesprochen hochseetauglich.

Angriff auf Tsushima und Iki

Die transportierte Streitmacht, deren Stärke auf 20.000 bis 40.000 Krieger geschätzt wird, erreichte zunächst die Häfen von Tsushima und Iki und nahm beide Inseln fast widerstandslos ein. Die dort stationierte japanische Armee hatte der mongolischen Übermacht nichts entgegen zu setzen.

Schlacht in der Bucht von Hakata

Nach ihrem Sieg auf Tsushima und Iki, segelte die mongolische Flotte in die Hakata-Bucht und ankerte direkt vor Kyūshū auf dem offenen Meer. Auf dem Festland befand sich die japanische Verteidigungsarmee, aufgestellt von den lokalen Herrschern, gokenin (御家人), der Provinzen von Kyūshū, welche vom bakufu angewiesen waren, Verteidigungsmaßnahmen gegen die Mongolen-Invasion zu treffen. Am 19. November 1274 setzten die Mongolen in der Bucht von Hakozaki ihre übermächtigen Streitkräfte auf das Festland von Kyūshū über. Mit überlegener Kriegstatik nahmen sie nach zwanzig (20) Tagen das Gebiet um Hakato ein und zwangen die japanischen Verteidiger zum Rückzug ins Landesinnere. Die Japaner verschanzten sich daraufhin in der Festung Mizuki (水城), im Umkreis des dazaifu (Sitz des japanischen Verteidigungskommissars). Dort warteten sie auf das Eintreffen weiterer Truppen aus dem bakufu. Doch sie hätten einem weiteren mongolischen Angriff wahrscheinlich nicht standhalten können.<br.>Zu bemerken ist, das der mongolische Anführer Liu Fu Heng in den Kämpfen schwer verletzt wurde. Zusätzlich zog auf dem Japanischen Meer ein schwerer Sturm (taifun) auf, der den logistischen Nachschub der Mongolen unterbrach. Der Sturm versenkte auf dem offenen Meer ein Drittel der vor Anker liegenden mongolischen Schiffe und tötete ca. 13.500 mongolische Krieger. Obwohl zahlenmäßig und kriegstechnische überlegen, konnten die Mongolen die Kriegsfront ohne logistischen Nachschub nicht mehr halten und ordneten den Rückzug an.<br.>In den japanischen Tempeln, in denen man für einen Sieg gegen die Mongolen gebetet hatte, interpretierte man den rettenden Strum (taifun) als göttlichen Wind (kamikaze). Ob er tatsächlich kriegsentscheidend war, bleibt umstritten.

Folgen der Invasion nach 1274

Auch wenn der erste Mongolenkrieg das Kamakura-Shōgunat zunächst nicht stürzen konnte, lieferte er doch einen entscheidenden Beitrag zum gesellschaftlichen und politischen Umbruch jener Zeit.

  • Politik - das bakufu der Hōjō gewann durch den Mongolenkrieg innenpolitisch an Macht. Durch die Ermordung mancher ihrer Widersacher und die Aufspaltung des Klans in Untersippen, konsolidierte sich der Hauptklan in übersichtlichere Strukturen. Doch der absehbare nächste Mongolenangriff zwang die Hōjō auf der Insel Kyūshū eine Verteidigungsfront bereit zu halten, deren Finanzierung die Ressourcen der Militärregierung an ihre Grenzen brachte.
  • Gesellschaft - bei den bushi (Krieger) aus den Provinzen führte der Mongolenkrieg zu einer allgemeinen Verarmung, denn sie mussten die gesamten Kriegskosten (Ausrüstung, Verpflegung, u.s.w) selbst bezahlen. Vom bakufu wurde zwar ein go’on bugyō (御恩奉行, Kommissar für Entschädigungsfragen) ernannt, doch die Militärregierung stellte dafür nur wenig Geld zur Verfügung. Auch gab es keine Kriegsbeute oder eroberte Gebiete zu verteilen und so erhielten höchsten 120 Kriegersippen eine Entschädigung.<br.>Zusätzliche Kosten entstanden vor allem für die Kriegerfürsten auf Kyūshū, die vom bakufu beauftragt wurden, bewaffnete Verteidigungstruppen zum Schutz vor weiteren Invasionen bereit zu halten. In Folge wurden alle kriegstauglichen Männer auf Kyūshū für mindestens drei Monate im Jahr zu einem zusätzlichen Militärdienst verpflichtet. Dadurch fehlten sie als Arbeitskräfte auf den Feldern. Die Landwirtschaft brach im Süden Japans ein, Anbauflächen lagen brach, denn die Produktion von Lebensmittel konnte von den Alte, Frauen und Kindern nicht gewährleistet werden. Auf Kyūshū kam es in den folgenden Jahren zu bedrohlichen Hungersnöten.

Zweite Mongoleninvasion (1281)

Hauptartikel: Kōan no eki

Nach der ersten Niederlage der Mongolen war ein erneuter Eroberungsversuch des siegewohnten Kublai Khan, der inzwischen das größte Reich in der Geschichte der Menschheit gegründet hatte, unausweichlich. Im Mai 1275 schickte er eine Gesandtschaft in die Provinz Nagato auf Honshū und befahl dem "König von Japan" unverzüglich in die mongolische Hauptstadt zu kommen, um ihm zu huldigen. Der Kaiserhof in Kyōto war darüber entsetzt, doch das kamakura bakufu unter Hōjō Tokimune reagierte gelassen und ließ die mongolischen Gesandten im Dezember 1275 durch das daizafu auf der Insel Kyūshū hinrichten.<br.>Vom asiatischen Festland war das bakufu durch seine Spione längst von den Invasionsabsichten der Mongolen unterrichtet. Zunächst erwog man einen Präventivschlag gegen Korea, durch den man sich eine Schwächung der Mongolen versprach. Der Plan wurde jedoch verworfen, da die finanziellen Mittel für einen solchen Angriff nicht ausreichten und der Finanzierung der japanischen Verteidigungsstrategie fehlen würden. Infolgedessen entschied man sich im kamakura bakufu, damit die internen Streitkräfte auszubauen und weitere Militärposten an den strategisch wichtigsten Punkten von Kyūshū zu installieren. Zunächst baute man eine Verteidigungsmauer um die invasionsgefährdete Hakata-Bucht. Gleichzeitig mobilisierte man das Volk durch eine Aufforderung an alle Schreine des shintō, deren Priester für den Sieg Japans beten sollten. Durch diese Initiative rüstete das gesamte japanische Volk gegen die drohende Invasion der Mongolen.<br.>Zur selben Zeit richtete Kublai Khan in seinem riesigen Weltreich ein "Amt zur Züchtigung Japans" ein. Er wies Korea an, 1.000 Schiffe und 20.000 Soldaten zur Eroberung Japans bereitzustellen. Gleichzeitig mobilisierte er 50.000 mongolischen Soldaten und 100.000 chinesischen Krieger auf ca. 4.000 Kriegsschiffen der Song. Letztere sollten sich von China aus kommend mit der mongolisch/koreanischen Streitmacht bei der japanischen Insel Iki vereinen.

Kōan no eki - Kriegsverlauf

Die Schlacht von Kōan, im Jahre 1281 (japanisch kōan no eki, 弘安の役), war eine logische Folge auf die erste gescheiterte Mongolenivasion (bun´ei no eki) im Jahre 1274. Nach erneut erfolglosen Verhandlungen mit den Japanern befahl der Mongolenfürst Kublai Khan einen erneuten Angriff auf Japan und stellte im Verbund der Yuan-Dynastie eine Flotte von ca. 4.400 Kriegsschiffen bereit. Die bisher größte Flotte aller Zeiten sollte ins Meer stechen und das unbeugsame kamakura bakufu des Hōjō Tokimune unter die mongolische Herrschaft unterwerfen. Geplant war der Angriff auf Japan im Verbund der koreanischen, chinesischen und mongolischen Flotte für das Frühjahr 1281, mit ca. 4.400 Schiffen und 170.000 Kriegern. Eine Verteidigung Japans schien aussichtslos.

  • Koreaner - 1.000 Schiffe, ca. 20.000 Soldaten
  • Chinesen - 3.000 Schiffe, ca. 100.000 Soldaten (Befehlshaber Fan Wen Hu)
  • Mongolen - 400 Schiffe, ca. 50.000 Soldaten (Befehlshaber Antaha)

Doch die Koordination der Flottenteile zwischen den mongolischen, chinesischen und koreanischen Schiffe wies von Anfang an kriegsentscheidende logistische Mängel auf. Die Chinesen schafften es zunächst nicht, ihre Schiffe rechtzeitig zu besetzen. Danach mussten sie einen Aufstand ihrer Hafenarbeiter niederschlagen und schließlich starb einer ihrer hochrangigen Generäle. Deshalb konnten sie mit ihrer Flotte erst im Sommer 1281 auslaufen.<br.>Ungeduldig drängte Kublai Khan zu Einhaltung des Angriffstermins und befahl den Koreaner, im Frühling 1281 einen Angriff auf die japanische Insel Tsushima durchzuführen.

Angriff auf Tsushima und Iki

Die Koreaner stachen mit 1.000 Schiffen und 20.000 Krieger ins Meer und nahmen Kurs auf Kyūshū. Doch sie waren auf sich selbst gestellt und wurden von der japanischen Verteidigungslinie aufgerieben. Erst im Sommer 1281 trafen Teile der inzwischen vereinigten mongolisch/chinesische Flotte ein und unternahm zusammen mit dem Rest der Koreaner zunächst erfolglose Angriffe auf Tsushima und Iki. Sie beabsichtigten über diese Inseln auf das Festland von Kyūshū vorzustoßen.

Schlacht in der Bucht von Hakata

Die zunächst erfolglose Flotte der Invasoren veränderte daraufhin ihre Position und ankerte im Seebereich zwischen Munakata und der Hakata-Bucht, vor der Küste der Provinz Hizen, nahe dem heutigen Fukuoka. Von dort aus versuchten ihre Streitkräfte, die Flanken der japanischen Verteidigung einzunehmen. Den Mongolen gelang es jedoch auch diesmal nicht, Raum auf dem japanischen Festland zu gewinnen, sie wurden jedes Mal zurückzuschlagen, die Japaner gingen sogar einige Male zum Gegenangriff über. Bis zum 14. August 1281 konnten sich die Japaner erfolgreich verteidigen, eine Niederlage war aber absehbar, da immer mehr Truppen der Invasoren nachrückten.<br.>Am 15. August zur Mittagsstunde geschah aus japanischer Sicht ein Wunder. Der Himmel verdunkelte sich und ein fürchterlicher taifun zog über die Küsten von Kyūshū. Als sich dieser am 16. August auflöste waren zwei Drittel der mongolisch/chinesischen Flotte zerstört. Die Koreaner waren erfahrene Seeleute, erkannten rechtzeitig die Zeichen der Natur und konnten zunächst drei Viertel ihrer Schiffe retten. Auf der Seite der Angreifer starben ca. 120.000 Krieger im Sturm. Der Rest ergriff die Flucht. Damit war die zweite mongolische Invasion auf Japan beendet.

Schlacht auf der Insel Taka

Der Rest der fliehenden Mongolenschiffe wurde von den Japanern verfolgt und auf der Insel Taka eingeholt. In einem brutalen Gemetzel wurden alle Krieger getötet. Lediglich drei Mongolen ließ man am Leben und schickte sie zu Kublai Khan, damit sie ihm berichten konnten, dass Japan ein von den Göttern beschütztes Reich ist. In der Tat schrieben die Japaner diesen Sieg der Hilfe ihrer Götter (kami) zu und waren davon überzeugt, dass der rettende taifun ein Zeichen ihrer Götter war.

Folgen der Invasion nach 1281

Am 23. September 1281 erreichte die Nachricht über den endgültigen Sieg über die Mongolen das bukufu der Hōjō in Kamakura. Das gesamte japanische Volk war inzwischen davon überzeugt, dass der Sieg über die Mongolen einem Wunder gleichkam und man schrieb ihn dem Beistand der Götter zu, der nur durch die Gebete in den Tempeln und Schreinen zustandegekommen konnte. Dadurch entstand die in die Zukunft reichende unumstößliche Gewissheit, dass Japan das "Land der Götter" (shinkoku, 神国) sei.

  • Gesellschaft - auch nach dem gewonnenen zweiten Krieg gegen die Mongolen, durften die japanischen Soldaten nicht in ihr bäuerliches Alltagsleben zurückkehren, da die Regierung einen dritten Mongolenangriff befürchtete. Tatsächlich war ein solcher für das Jahr 1283 von dem König von Goryeo (918-1392) vorgesehen, der einen japanischen Angriff auf sein Land erwartete. Doch die Mongolen waren inzwischen in der Eroberung von Europa gebunden (Mongolische Kriege) und unterstützen die koreanische Initiative nicht.<br.>Die Japaner konnten die Plänen der Mongolen nicht deuten und hielten ihre Truppen bis 1294 im Kriegszustand. Diese 20 Jahre belasteten das angeschlagene bakufu mit enormen Ausgaben. Die Tempel verlangten eine Belohnung für ihre Gebete zu den Göttern, die Vasallen forderten eine Entschädigung für ihre Ausdgaben. Da es keine Kriegsbeute gab, konnten die leeren Kassen des bakufu kaum Entschädigungen und Belohnungen leisten. Trotzdem zahlte man an die Tempel und Schreine große Summen (sie hatten einen großen Einfluss auf die Bevölkerung), der Hof- und Schwertadel musste sich zumeist mit Titeln und Zugeständnissen begnügen.<br.>Im Jahre 1294 verkündete das bakufu schließlich, dass man keine Entschädigungen mehr zahlen werde. Viele der verarmten Vasallen und Krieger verrichteten dennoch ihre Pflichten weiter. Dies geschah wohl hauptsächlich aufgrund ihrer hohen Disziplin, ihres Pflichtbewusstseins und der Angst vor einer dritten Invasion.
  • Politik - schon vor den Mongoleninvasionen befand sich das bakufu von Kamakura unter der Herschaft der Hōjō im Niedergang. Die Händler (shōnin) gewannen immer mehr an wirtschaftlicher Macht, nahezu alle aristokratischen Krieger (buke) waren maßlos bei ihnen verschuldet. Unzufrieden mit der Politik der Hōjō-Regenten shikken gab es ständig Versuche, ihre Autorität zu untergraben. Durch die Mongolenkriege stieg die finanzielle Belastung des bakufu zusätzlich, was u.a. 1333 zum Untergang der Hōjō und zum Aufstieg der Ashikaga führte.<br.>Nachhaltige Wirkung im Bewußsein der Japaner hatten die beiden taifun, die als "Götterwinde" (kamikaze) bezeichnet wurden und die Japaner bis in die heutige Zeit davon überzeugen, dass ihr Land unter dem besonderen Schutz der Götter (kami) steht. Das gesamte japanische Volk entwickelte dadurch ein Gefühl der Unüberwindbarkeit, das sich auch auf die Politik übertrug. In diesem Bewußtsein begegneten die japanischen Führer bereits im 15. Jahrhundert den Gesandtschften der Potugiesen und Holländern und im 19. Jahrhundert den englischen und französischen Besatzungsmächten, die sie als gaijin verachteten. Doch das kampfunfähige Japan wurde von diesen nur deshalb nicht erobert, weil die Europäer geringe wirtschaftliche Interessen in einem japanischen Protektorat sahen. Selbst im Zweiten Weltkrieg hoben die Japaner ihren Mythos von göttlicher Unbesiegbarkeit hervor und veranlaßten durch die bekannten Kamikaze-Praktiken unzählige Menschen zum Freitod, der die ganze Welt vor der japanischen angeblichen Tapferkeit in Erstaunen setzte.

Wissenschaftliche Forschungen

Moderne wissenschaftliche Forschungen revidieren die Geschichte der Mongoleninvasionen immer wieder. Dabei werden aktuelle archäologische Ausgrabungen und submarine Bergungen den überlieferten Schriftzeugnissen aus jener Zeit gegenübergestellt und neue Erkenntnise gewonnen.<br.>Durch die Bergung versunkener Mongolen-Schiffe kann man heute feststellen, dass die mongolische Flotte hauptsächlich aus meeresuntauglichen Flussschiffen bestand, die von den eroberten Yuan-Chinesen konstruiert worden waren. Die Mongolen waren keine Seefahrer und daher auf die Hilfe der Chinesen angewiesen. Doch die technische Konstruktion dieser Schiffe war in höchstem Maß stümperhaft und keineswegs seetüchtig. Da die Chinesen aber über eine ausgezeichnete Schiffbautechnik verfügten, liegt der Verdacht nahe, dass sie die Mongolen sabotierten oder unter einem enormen Zeitdruck standen.<br.>Im Weiteren zieht man in Betracht, dass die weltweiten Eroberungen der Mongolen (Mongolische Kriege) ausschließlich durch ein Reiterheer erfolgreich waren und nie auf dem Meer. Deshalb betrachten heute viele Forscher die Mongolenangriffe auf Japan als einen übermütigen Test. Die mongolische Truppenkraft bestand aus ihrer Kavallerie, die stets unangekündigt mit äußerster Brutalität über die Kontinente fegte und Gebiete bis nach Europa eroberte. In Seekriegen konnten sie diese nicht einsetzen.<br.>In diesem Sinn behauptet z.B. der Geschichtsforscher Thomas D. Conlan, dass die Japaner auch ohne die beiden kamikaze, die Angriffe der Mongolen abgewehrt hätten. Nach ihm waren die Stürme für beide lediglich ein Vorwand: die Mongolen bewahrten ihr Gesicht, die Japaner etablierten den Mythos des von Göttern beschüzten Reiches (shinkoku).

Studien Informationen

Siehe auch: Japanische Kriege | Japanische Geschichte | Bunei no eki | Kōan no eki | Mongolische Kriege

Literatur

  • Song Lian (宋濂) - Geschichte der Yuan-Dynastie, 1370 veröffentlichte Dynastiegeschichte (24 Dynastiegeschichten), die die chinesische Darstellung des geschichtlichen Zeitraumes der Yuan-Dynastie (chin. yuán cháo, jap. genshi) zwischen 1206 und 1369 schildert. Auch koreanische Geschichtsereignisse werden behandelt.
  • Wolfgang Bockhold - Das Hachiman-gudōkun (I) als historische Quelle, insbesondere zu den Invasionen der Mongolen in Japan, Dissertation, München 1982.
  • Thomas D. Conlan - In Little Need of Divine Intervention: Takezaki Suenaga's scolls of the Mongol invasion of Japan, Cornell East Asia Series, New York 2001.
  • Jacques Gernet - Die chinesische Welt, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997.
  • Luther Carrington Goodrich und Ryūsaku Tsunoda (Hrsg.) - Japan in Chinese dynastic histories. Perkins, South Pasadena 1951.
  • John Whitney Hall, Kozo Yamamura (Hrsg.) - Cambridge History of Japan - Vol. 3: Medieval Japan, Cambridge University Press, New York 1990. ISBN 0-521-22354-7
  • Kyotsu Hori - The Mongol Invasions and the Kamakura Bakufu, University Microfilms Inc., Ann Arbor, Michigan 1967. (Dissertation)
  • James Murdoch - A History of Japan (Vol. 1), Routlegde & Kegan Paul Ltd., London 1949.
  • George Sansom - History of Japan (To 1334), Charles. E. Tuttle Company, Tōkyō 1974.
  • Nakaba Yamada - Ghenkō: the Mongol invasion of Japan, Smith, Elder & Co., London 1916.

Japanische Literatur

  • 佐伯弘次: 『モンゴル襲来の衝撃』(Mongoru shūrai no shōgeki), 中央公論社, 東京 2003, ISBN 4-12-490218-2 (日本の中世, Bd. 9). Deutsch: Saeki Kōji: Der Schock der Mongoleninvasion, Verlag Chūō Kōron, Tokio 2003.)
  • 長崎県鷹島町教育委員会 (Fukuoka-ken Takashima-chō kyōiku iinkai): 『鷹島海底遺跡』(Takashima kaitei iseki), 高島町 1988-2006. Deutsch: Bildungskommitee der Gemeinde Takashima, Präfektur Fukuoka: Submarine Relikte bei Takashima, Gemeinde Takashima 1988-2006. 10 Bände.)

Weblinks

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