Mudansha: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Begriff '''''mudansha''''' (jap.: 無段者), wörtlich „Personen ohne ''[[dan]]''“, bezeichnet die Schüler-Stufen im ''[[budō]]''. Die ''mudansha'' sind Anfänger-Schüler (''[[deshi]]'') in einem Budō-Stil (''[[ryū]]'') und werden innerhalb des Rangssystems (''[[kyūdan]]'') in eigenen Fortschrittsgruppen ''[[kyū]]'' organisiert. In diesen Graduierungen verbleiben sie so lange, bis sie die Stufe der fortgeschrittenen Schüler (''[[yūdansha]]'') erreichen.<br.>Die ''mudansha'' sind noch Schüler des Weges ([[dō (Weg)|''dō'']]), sie befinden sich auf der Stufe ''[[shu]]'', des Konzeptes ''[[shuhari]]''. Diese Stufe wird noch nicht als Teil der Wegausbildung angesehen. Sie ist lediglich eine Vorbereitung und ein Test für den Eintritt in die folgende Ha-Stufe (''[[ha]]'') der ''yūdansha'', in der die eigentliche Lehre (''[[oshi]]'') beginnt. Die Grade der ''mudansha'' werden lediglich in technischen Grundformen ausgebildet.
  
 
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* [[Werner Lind]]: ''Budo, der geistige Weg der Kampfkünste.'' O. W. Barth 1992.
 
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* Werner Lind: ''Lexikon der Kampfkünste.'' BSK 2010.
 
* Werner Lind: ''Lexikon der Kampfkünste.'' BSK 2010.
* Werner Lind: ''Karate Grundlagen, Kihon, Kata, Kumite.'' BSK 2005.
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* Werner Lind: ''Karate Grundlagen: Kihon, Kata, Kumite.'' BSK 2005.
  
 
=== Weblinks ===
 
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Version vom 4. Juni 2014, 19:57 Uhr

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Artikel von: Werner Lind; nachbearbeitet von: Stephanie Kaiser

Der Begriff mudansha (jap.: 無段者), wörtlich „Personen ohne dan“, bezeichnet die Schüler-Stufen im budō. Die mudansha sind Anfänger-Schüler (deshi) in einem Budō-Stil (ryū) und werden innerhalb des Rangssystems (kyūdan) in eigenen Fortschrittsgruppen kyū organisiert. In diesen Graduierungen verbleiben sie so lange, bis sie die Stufe der fortgeschrittenen Schüler (yūdansha) erreichen.<br.>Die mudansha sind noch Schüler des Weges (), sie befinden sich auf der Stufe shu, des Konzeptes shuhari. Diese Stufe wird noch nicht als Teil der Wegausbildung angesehen. Sie ist lediglich eine Vorbereitung und ein Test für den Eintritt in die folgende Ha-Stufe (ha) der yūdansha, in der die eigentliche Lehre (oshi) beginnt. Die Grade der mudansha werden lediglich in technischen Grundformen ausgebildet.

Etymologie des Begriffes

Der Begriff mudansha (無段者) setzt sich aus den Zeichen 無 (mu - nicht; nichts), 段 (dan - Rang bei Budō-Disziplinen und Brettspielen; Stufe, Sprosse; Abschnitt) und 者 (sha - Person; jemand) zusammen. Mudansha bezeichnet eine Person, die keinen Grad besitzt/inne hat.

Erläuterung und Einteilung

Die mudansha bezeichnen die Gruppe der Farbgurte und werden im BSK in neun Ränge (kyū) unterschieden, die im dankyū seido von Kanō Jigorō absteigend gezählt werden. Jeweils drei dieser Ränge werden zur Unterstufe (gekyū), Mittelstufe (chūkyū) bzw. Oberstufe (jōkyū) der mudansha zusammengefasst. Äußerlich werden die einzelnen Ränge durch verschiedenfarbige Gürtel gekennzeichnet, wobei die Annäherung an die Schwarzgurtgrade durch von Weiß nach Braun dunkler werdende Farben symbolisiert wird. Voraussetzung zum Erreichen der Ränge ist in erster Linie die technische Fertigkeit, die in den Prüfungsprogrammen genannten Formen (kata) und Technikfolgen in der notwendigen Qualität ausführen zu können. Darüber hinaus wird der Schüler nach und nach für die Bedeutung des geistigen Fortschritts sensibilisiert. Auf einer elementaren Ebene geschieht dies beispielsweise durch kurze Texte im Prüfungsprogramm, die den Technik-Auflistungen vorangestellt sind, auf einem höheren Niveau in Gesprächen (mondō), die die Lehrer im Anschluss an die Übungsstunden mindestens einmal wöchentlich anbieten. So erfahren die unmittelbaren (mukyū) und mittelbaren Anfänger (gekyū), dass sie als Bedingungen für technischen Fortschritt solche geistigen Qualitäten wie Lernbereitschaft, Geduld und Disziplin unter Beweis stellen müssen.<br.>Den mudansha der Mittelstufe (chūkyū) wird das Prinzip der Unterrichtspyramide und ihre Doppelrolle als senpai der Unterstufenschüler (gekyū) und kōhai der Oberstufenschüler (jōkyū) erläutert. Sie lernen, dass Fortschritt in einer Budō-Gemeinschaft nur möglich ist, wenn man sich durch Überwindung egoistischer Tendenzen in sie einfindet und demütig, jedoch aktiv zu ihrem Fortbestehen beiträgt.<br.>Von den jōkyū wird erwartet, dass sie sich in der Vorbereitung auf die Dan-Stufe selbstständig um Fortschritt bemühen. Dies betrifft sowohl ihre eigene technische Entwicklung, für die sie mehr und mehr Freiräume eingeräumt bekommen, als auch ihre Bereitschaft, die Unterrichtspyramide als solche nicht nur zu akzeptieren, sondern die Budō-Gemeinschaft durch eigene Initiativen mit Leben zu erfüllen.

Mudansha - Personen ohne Dan
  • Mukyū - neue Schüler ohne Kyū-Rang
  • Gekyū - Unterstufe, Schüler mit unteren Kyū-Rängen
- 9. Kyū (kukyū) - Weißgurt mit einem gelben Streifen
- 8. Kyū (hachikyū) - Weißgurt mit zwei gelben Streifen
- 7. Kyū (nanakyū) - Gelbgurt
  • Chūkyū - Mittelstufe, Schüler mit mittleren Kyū-Rängen
- 6. Kyū (rokukyū) - Gelbgurt, mit orangefarbenen Streifen
- 5. Kyū (gokyū) - Orangegurt
- 4. Kyū (yonkyū) - Orangegurt mit grünem Streifen
  • Jōkyū - Oberstufe, Schüler mit oberen Kyū-Rängen
- 3. Kyū (sankyū) - Grüngurt
- 2. Kyū (nikyū) - Blaugurt
- 1. Kyū (ikkyū) - Braungurt

Mukyū - Beginner

Der Begriff mukyū bezeichnet einen Beginner (früher nyūmonsha) im Training des budō. Unter einem wirklichen Lehrer (sensei) lernt der Anfänger schnell, dass budō mehr ist, als nur ein Sport.

Gekyū - Unterstufe

Mit gekyū bezeichnet man die Unterstufe der kyū, die mit Prüfungen zum 9.kyū (kukyū), 8.kyū (hachikyū) und 7.kyū (nanakyū) bestanden werden müssen. Damit erfahren die Beginner ('mukyū') ihre ersten Herausforderungen an sich selbst.

Chūkyū - Mittelstufe

Den mudansha der Mittelstufe (chūkyū) wird das Prinzip der Unterrichtspyramide (kyūdan) und ihre Doppelrolle als senpai der Unterstufenschüler (gekyū) und kōhai der Oberstufenschüler (jōkyū) erläutert. Sie lernen, dass Fortschritt in einer Budō-Gemeinschaft nur möglich ist, wenn man sich durch Überwindung egoistischer Tendenzen in sie einfindet und demütig, jedoch aktiv zu ihrem Fortbestehen beiträgt.

Jōkyū - Oberstufe

Von den jōkyū (Oberstufe) wird erwartet, dass sie sich in der Vorbereitung auf die Dan-Stufe selbstständig um Fortschritt bemühen. Dies betrifft sowohl ihre eigene technische Entwicklung, für die sie mehr und mehr Freiräume eingeräumt bekommen, als auch ihre Bereitschaft, die Unterrichtspyramide (kyūdan) als solche nicht nur zu akzeptieren, sondern die Budō-Gemeinschaft durch eigene Initiativen mit Leben zu erfüllen.

Kōhai und Senpai

Der Begriff kōhai (後輩) bezeichnet den „Jüngeren“ in der Gesellschaftstruktur Japans. Der senpai (先輩) ist der „Ältere“ und dem Jüngeren stets in Erfahrung voraus. Die Etikette der japanischen Gesellschaft verpflichtet den Jüngeren (kohai) zur Unterordnung unter den Älteren (senpai) und gleichzeitig den Älteren (senpai) zur Verantwortung gegenüber aller Handlungsweisen des Jüngeren (kōhai). Im budō wird damit die Pyramide der gegenseitigen Verantwortungen gegründet. Sie ist relevant für die intakten Strukturen einer Budō-Gemeinschaft.

Psychologie der Mudansha Stufe

Aus der Sicht des Weges () ist die Kyū-Stufe ein Test, ein durch die Zeit wirkendes Sieb. Die Psychologie des Unterrichts konfrontiert den Anfänger mit feststehenden Verhaltensregeln (sahō und dōjōkun), die auf die eine oder andere Weise im Ich-gefangenen Menschen eine innere Auseinandersetzung auslösen. Der Lehrer steht im Hintergrund und schaut auf das dadurch sichtbar werdende Potenzial im Schüler. Dieses muss sich in einem eigenen Kampf von den Fesseln des Ich befreien und Fähigkeiten wie Selbstüberwindung, Selbstdisziplin, Vertrauen ins Ideal, Achtung, Bescheidenheit und vieles mehr entwickeln. Deshalb erfolgt kein Eingriff, wenn es um die Struktur des grundlegenden Denkens im Schüler geht. Die wahre Haltung muss sichtbar werden, so wie sie wirklich ist, ohne Maske.<br.>In der Kyū-Stufe spricht man von shōshin, dem „Geist des Anfängers“, der in dem Leitsatz kogaku shin (Halte deinen Geist zum Lernen offen) erläutert wird. Der rechte Anfängergeist (die Vorstufe zu seishin, dem Geist des Fortgeschrittenen) ist der Schlüssel zum Verständnis der Kampfkunst, und in den Kyū-Stufen geht es darum, ihn zu erreichen. Wenn ein Mensch über eine Angelegenheit oberflächliches Wissen gewinnt (es gibt nur wenige Menschen, die über das oberflächliche Wissen hinausgehen können), baut sein Geist automatisch Schranken auf, denn er formt Meinungen, Schlussfolgerungen und Vorurteile, welche wirkliches Lernen verhindern. Fast alles, was auf der Welt geschieht, ist ein Abbild davon. Den Anfängergeist zu besitzen, bedeutet, sich frei zu machen von den aufdrängenden Gedanken des Wissens und Zweifelns und wahres Lernen zuzulassen.<br.>Der weiße karategi ist ein Symbol für die Reinheit des Anfängergeistes: Er ist rein, einfach und leer. Er soll die Schüler daran erinnern, sich immer wieder neu zu bekennen und zu lernen. Viele Schüler wollen den Anfängergeist umgehen und bereits vorher wissen oder gelten. Die Fähigkeit zum Anfängergeist ist neben anderen eine der wichtigsten inneren Voraussetzungen, um die Stufe der Fortgeschrittenen (yūdansha) zu erreichen.

Studien Informationen

Siehe auch: Japanische Kampfkunst | | BSK-Graduierungen | BSK-Prüfungsordnung

Literatur

  • Werner Lind: Budo, der geistige Weg der Kampfkünste. O. W. Barth 1992.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK 2010.
  • Werner Lind: Karate Grundlagen: Kihon, Kata, Kumite. BSK 2005.

Weblinks