Myōji

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von:

Der Begriff myōji (名字 oder 苗字) schließt das kanji für myō (名 oder 苗) mit ein und bezeichnet die neu entstandene Namensgebung der vom Kaiserhof abgespalteten Klans (ie) ab dem Mittelalter. Diese Namen waren identisch mit den Namen der Provinzen (myōji no chi), in der sich der Klan niedergelassen hatte. Die neuen Namen wurden von den Behörden registriert und alle verwandte Sippen schlossen sich unter dem Namensverband (myōjizoku) und Familienverband (ichizoku) zu einem Klan zusammen, der von seinem Gründer (iemoto) angeführt wurde.

Entwicklung

Japanische Namen entwickelten sich durch die Zeitalter der Geschichte sehr unterschiedlich und waren immer eine Kombination zwischen dem persönlichen Namen und dem gesellschaftlichen Standestitel. Im Altertum galt diesbezüglich die Kombination uji und kabane (uji kabane seido), im Mittelalter entwickelte sich besonders bei den ausgegrenzten Kriegersippen (bushi) die Namenskultur der myōji.

Frühzeit und Altertum

Im frühen japanischen Altertum (yayoi jidai) gab es in Japan drei Gesellschaftsklassen: die adelige Oberschicht, (Sippenverbände, uji), das gemeine Volk (heimin) in den Dörfern (be) und Sklaven (yakko). Nur die Oberschicht trug eigene Namen (uji) und hatte das Recht auf Standestitel (kabane). Doch im Laufe der Zeit wurde die Anzahl der Mitglieder eines Kans (uji) immer größer und belasteten finanziell die Existenz des Kaiserhauses. Nur durch die Ausgliederung mancher Familienzweige (ie) konnte das Problem bewältigt werden.<br.>Die aus den traditionellen Klans (uji) ausgegliederten Zweige zogen in entfernte Gebiete und nahmen oft den Namen ihres neu gewählten Wohnortes an (z.B. Minamoto, Taira oder Ashikaga). Da sie den Namen ihres neuen Wohnortes mit dem Namen ihrer Familie verbanden, nannte man diese bisher untypischen Behelfsnamen myōji. Durchaus kann man sagen, dass die myōji neue Kreationen aus den altangestammten uji sind, sich aber verselbstständigten und später die politische Macht in Japan übernahmen. Sie entwickelten eigene mon (Wappen) und etablierten sich in politischen Führungspositionen. Oft behielten sie ihre Beziehung zu uji und kabane bei.

Edo jidai

Herkunft (uji), Name (myō) und Sippensymbol (mon) wurden im edo jidai zum endgültigen Status. Nur der Kriegeradel (buke), der Hofadel (kuge), und Leute mit besonderer Regierungserlaubnis durften einen Familiennamen tragen. Dieses Privileg hieß myōji taitō und bedeutete „Erlaubnis, einen Familiennamen und ein Schwert zu tragen“.<br.>Die traditionellen Sippen-Klans der uji und kabane bedienten sich nie dieser neugeordneten Betrachtungsweise, sondern bestanden nach wie vor auf eindeutige Zeichen ihrer traditionellen Herkunft (shinsenshō jiroku). Sie verwendeten nie das Prinziep myōji und unterschrieben auf Dokumenten nur mit ihrer Sippenherkunft aus der Tradition der uji.

Meiji jidai

Die Tokugawa-Regierung (ab 1668) verbot zunächst allen „niederen“ Gesellschaftsrängen, wie Bauern (), Handwerkern (), Kaufleuten (shō) und weiteren Standlosen (heimin), einen eigenen Familiennamen (myō) zu tragen. Erst 1870 erließ die Meiji-Regierung das so genannte Gesetz zur „Erlaubnis von Familiennamen für das Volk“ (heimin myōji kyoyō ryō), durch das jeder Bürger einen Familiennamen annehmen durfte. Später sah die Regierung die Notwendigkeit eines Systems zur Registrierung von Personen und erließ 1875 das „Gesetz zur notwendigen Benennung mit Familiennamen“ (苗字必称令 - myōji hitsushō ryō), durch das alle Bürger zum Tragen eines Familiennamens verpflichtet wurden. Zugleich wurde das altertümliche System der uji und kabane aufgehoben.

Moderne

Bei den japanischen Namen kommt immer der Familienname (myōji) vor dem Vornamen. Bei den adeligen Namen besteht der Name oft aus dem Namen der Clans (uji), gefolgt von der Funktion, dem Familiennamen und dann dem Vornamen. Die sumotori haben oft bestimmte „Kampfnamen“, die an ihren Namen angehängt werden, wie z.B. yama (Berg), umi (Meer), kaze (Wind) usw. Manchmal zeigen die Namen auch ihre Graduierung an.

Studien-Informationen

Siehe: ie | iemoto

Literatur

  • Hugo Gerard Ströhl - Japanisches Wappenbuch (Nihon Monchō), neu herausgegeben und kommentiert von Wolfgang Ettig, Tengu-Publishing 2006.
  • Werner Lind - Lexikon der Kampfkünste, BSK-Studien 2009

Weblinks

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