Nánquán

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste, Karate Kumite<br.>Nachbearbeitet von: Stephanie Kaiser

Nánquán (chin.: 南拳) bezeichnet die „Faust des Südens“. Der chinesische Süden ist das Land der Pfirsiche und der Reiskultur. Die dort ansässigen Menschen verbrachten einen großen Teil ihres Lebens auf Booten oder im Wasser. Entsprechend der geographischen Gegebenheiten wurden in diesen Systemen überwiegend Handaktionen in der Nahdistanz, verbunden mit festen Stellungen gelehrt. Die Fußtechniken wurden weniger betont.

Den Ursprung der südlichen Systeme (nánquán) vermutet man in der Initiative der „Fünf Alten“, die alle von dem Shǎolín-Mönch Zhì Shàn Chán Shī (至善禅师 (至善禪師), kantonesisch: Ji Sin Sim Si) gelernt haben sollen. Dadurch entstanden in der Provinz Guǎngdōng die fünf wichtigsten südchinesischen Familiensysteme (guǎngdōng wǔdàmíngjiā):

  • Hóngjiā 洪家 (hunggar) – „Schule des Meisters Hóng“. Gegründet von Hóng Xīguān (洪熙官, kantonesisch: Hung Hei Goon). Der Stil entstand als revolutionäres Kampfsystem der huìdǎng, lehrt die fünf Shǎolín-Tierformen (wǔqínquán) und kombiniert sie mit den fünf Elementen (wūdà - 五大, die „Fünf Großen“).
  • Liújiā 劉家 (laugar) – „Schule der Familie Liú“. Der Stil betont den Nahkampf. Das System stammt von Liú Sānyǎn (Liú mit den drei Augen, 刘三眼 (劉三眼), kantonesisch: Lau Saam Ngan). Heute wird der Stil in Guǎngdōng (Léizhōu, Gāozhōu) und in Guǎngxī (Qīnzhōu) geübt und entwickelte mehrere Unterformen.
  • Càijiā 蔡家 (choygar) – „Schule der Familie Cài“. Gegründet von Cài Jiǔyí (蔡九仪 (蔡九儀), kantonesisch: Choy Gau Yi). Der Stil betont flinke Beinarbeit und schnelle Schläge.
  • Lǐjiā 李家 (leigar) - „Schule der Familie Lǐ“. Gegründet von Lǐ Yǒushān (李友山, kantonesisch Lei Yau Saan). Die Schule ist bekannt für seine Techniken mit dem Langstock und den Fertigkeiten mit den Beinen.
  • Mòjiā 莫家 (mokgar) – „Schule der Familie Mò“. Die Schule geht auf Mò Qīngjiǎo (莫清矫 (莫清矯), kantonesisch: Mok Ching Giu) zurück. Der Stil ist bekannt für seine Handtechniken im Nahkampf und für seine starken tiefen Fußtechniken.

Neben den oben genannten Systemen sind vor allem báihèquán („weiße Kranichfaust“ - 白鹤拳 (白鶴拳), kantonesisch: baakhok kyun), yǒngchūnquán (咏春拳 (詠春拳), kantonesisch: wingchun kyun), càilǐfó (蔡李佛 (蔡李彿), kantonesisch: choy lei fat) und báiméiquán („weiße Augenbrauefaust“ - 白眉拳, kantonesisch: baakmei kyun) bekannte Kampfkunststile aus dem Süden. Manche chinesischen Meister gingen nach Japan, wie 1619 der bekannte Chén Yuán Bīn (jap. Chin Genpin). Er unterrichtete im Tempel Kokushōji in Azabu (heute ein Stadtbezirk von Tōkyō) Ring-, Hebel- und Greiftechniken des shǎolín quánfǎ, die die Entwicklung des japanischen jūjutsu beeinflussten.

Studien Informationen

Siehe auch: Quánfǎ | Nèijiā | Wàijiā

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2014.