Naha te

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Naha te 那覇手, „die Hand aus Naha“, okin. nafadi (Naha ist die heutige Hauptstadt und das frühere größte Handelszentrum Okinawas). Allgemein nannte man alle Kampfsysteme, die in den Schulen Nahas unterrichtet wurden, naha te. Dieses Kampfsystem wird heute als der Vorläufer des shōrei ryū betrachtet, das später hauptsächlich von den chinesischen Stilen báihèquán, hèquán, lúohànquán, bāguàquán und mojia beeinflusst wurde. Das shōrei ryū war das zweite große Hauptsystem Okinawas, im Gegensatz zum shōrin ryū, das in Shuri und Tomari unterrichtet wurde.

Geschichte

Bevor man den Begriff shōrei auf Okinawa gebrauchte, benannte man alle Stile, die von den Meistern aus Naha gelehrt wurden, als naha te („Hand aus Naha“). Die Techniken des alten naha te sind ebenso wie die Techniken des shōrin ryū mit dem quánfǎ aus dem südlichen China (Fukien) verwandt. Sie haben sich jedoch auf Okinawa in einem eigenen Konzept systematisiert und unterscheiden sich von den Stilen aus Shuri und Tomari durch einen stärkeren Gebrauch der oberen Gliedmaßen (kurze starke Fausttechniken, Nahkampftechniken, feste Stellungen). Aus den später von Higashionna ins naha te gebrachten kata (seisan, seienchin, sanchin, saifa, shisōchin, sōchin, koshiki naihanchi, sanseirū, sūparinpei usw.) haben sich hauptsächlich die Formen des gōjū ryū und toon ryū entwickelt.

Asons Quánfǎ

Der erste Kampfstil in Naha entstand bereits früh (etwa 1860), über Meister Ason (A Tsouen Kia). Dieser hatte drei Schüler, Tomoyose, Gushi und Sakiyama. Die Kampfkunst wurde durch Sakiyama weitergegeben, ging jedoch mit seinem letzten Meister Tomigusuku verloren. Man weiß nichts näheres über diese Kampfkunst, außer dass die authentische naihanchi von dort stammt und darin eine bedeutende Rolle spielte. Die alten Meister des naha te entwickelten auch die später im shōrei ryū bekannten omote kata, die zur Bildung von innerer Stärke gemacht wurden. Sie bestehen aus grundlegenden Techniken und fördern auch die Kraft des Körpers. Sie werden in einer tiefen Vorwärtsstellung ausgeführt und bewegen sich viele Male vor und zurück.

Das alte naha te kannte mehrere kata, die heute vollkommen unbekannt sind: gopei sho, mandan sho, yoko sho, bu to, und die oben erwähnte naihanchi (nafunchi). Man vermutet, dass diese kata auf das Jahr 1400 zurückgehen, als Okinawa unter dem Einfluss Chinas stand (Kumemura) und König Sho Hashi von Chōsan im Amt war. Gopei sho - die Pfauenform - belegt die Existenz der chinesischen Tierstile auf Okinawa bereits aus jener Zeit. Sie enthält Techniken des Tigers, der Schlange, des Kranichs und des Pfaues. Eine andere kata wurde von den frühen Meistern des naha te entwickelt und nennt sich taezu nara waza. Wahrscheinlich wurde sie aufgrund verschiedener Techniken aus dem Shaolin-Kloster gegründet, denn sie ähnelt den Zwei-Mann-Kampfübungen aus dem chinesischen quánfǎ. Sie enthält Selbstverteidigungstechniken für den realistischen Kampf.

Waichinzans Quánfǎ

Von Tomigusuku bis zu Higashionna Kanryō ist die Geschichte des naha te jedoch recht ungenau und teilweise unbekannt. Über Meister Higashionna wurde eine andere Richtung des naha te überliefert, die mit dem chinesischen Meister Waichinzan (Wai Kin Tsan) beginnt, denn Higashionna im Kojō-Dōjō auf Fukien getroffen hat. Waichinzan unterrichtete außer Higashionna Kanryō noch Shimabukurō Uemonden und Nagahama Seikō.

Der nächste bekannte Name im naha te war Higashionna Kanryō (1853-1916). Nachdem er später in China unter Ryū Ryūko (Wo Lu Chin) gelernt hatte, gründete er in Naha eine Schule, in der er zum ersten Mal in Okinawa die „weiche“ Kampfkunst aus China auf der Basis des bubishi unterrichtete, in die er als neue Errungenschaft die sanchin einführte. Seine bedeutendsten Schüler waren Kyōda Kohatsu (toon ryū) und Miyagi Chōjun, der nach weiteren Studien in China das gōjū ryū'', den hauptsächlichen Vertreter des späteren shōrei ryū, gründete.

Ryū Ryūkos Quánfǎ

Als ®Higashionna Kanryō nach China kam, konnte er weder chinesisch lesen noch schreiben. Nachforschungen haben ergeben, daß er sich die ersten Jahre im kojō dōjō (®Kojō) aufhielt, bevor er zu ®Ryū Ryūko kam. Das okinawanische dōjō des Kojō-Klans beherbergte viele okinawanische Studenten und hatte in Fukien einen ausgezeichneten Ruf. Chinesische Meister hingegen nahmen Schüler nur auf Empfehlung an und für einen Okinawaner war es fast unmöglich, von einem chinesischen Lehrer unterrichtet zu werden. Man vermutet heute, dass Higashionna auf die Empfehlung ®Waichinzans, der im kojō dōjō unterrichtete, zu Ryū Ryūko kam. Letzterer war damals kaum älter als Higashionna und diesem gegenüber eher ein großer Bruder als ein chinesischer shifu. Daher erhielt Higashionna von Ryū Ryūko auch nie ein Lehrerdiplom. Ryū Ryūko unterrichtete erst nach Higashionnas Heimfahrt offiziell Schüler.

Nach den heutigen Ergebnissen der Forschung war Ryū Ryūko in mehreren Stilen des quánfǎ ausgebildet, wie die Zusammensetzung seiner kata zeigt. Er unterrichtete damals happoren (baiburen, paipuren), nepai (nipaipo), doonquan (chukyo, jusanporen), roujin (jusen) und qijing (shichikei).

Higashionnas Naha te

Higashionna Kanryōs karate setzte sich aus mehreren kata zusammen, von denen heute nicht ausschließlich klar ist, woher sie stammen. Von Ryū Ryūko kommt nur ein Teil aus Higashionnas Programm, doch es gibt in China noch weitere Kranichstile (hèquán), von denen einige dieser kata abgeleitet sein könnten. Jeder Kranichstil hat z.B. seine eigene sanchin (chin. saam chien), während einer die senseiru und die niseishi lehrt. Doch auch viele andere südchinesische Stile verwenden kata, die man heute auf Okinawa kennt:

  • Lóngquán (Drachenboxen): u.a. seisan, pechurin (suparinpei), saam chien (sanchin) und lúohànquán.
  • Hūquán (Tigerboxen): u.a. saam chien (sanchin), sanseiru und pechurin (suparinpei).
  • Gouquán (Hundeboxen): u.a. saam chien und sanseiru.
  • Lúohànquán (Archatboxen): u.a. saam chien (sanchin), seisan, jutte, seipai, useishi (gōjūshiho) und pechurin (suparinpei).
  • Shīquán (Löwenboxen): u.a. saam chien (sanchin) und seisan.

Studien Informationen

Siehe auch: Okinawa te | Karate | Naha | Nahate kata | Shuri te | Tomari te

Literatur

  • George H. Kerr: Okinawa - The History of an Island People. Tuttle, 2000.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studie, 2009.
  • Werner Lind: Okinawa Karate. Sportverlag Berlin, 1998.
  • Hokama Tetsuhiro: Timeline of Karate history. 2007.

Weblinks