Nichōgama: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Nichōgama''' auch ''nichō kama'' (jap.: 二丁鎌), wörtlich "zwei Sicheln", ist die Bezeichnung für mehrere kombinierte Varianten der asiatischen ''[[kama]]''.
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'''Nichōgama''' auch ''nichō kama'' (jap.: 二丁鎌), wörtlich "zwei Sicheln", ist die Bezeichnung für mehrere kombinierte Varianten der asiatischen ''[[kama]]'' (kurzgriffige Sichel).
 
 
===Varianten und Methoden===
 
  
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== Varianten und Methoden ==
 
Ursprünglich bezeichnete die ''nichōgama'' zwei von einander getrennte ''kama''. Später wurden diese mit einer 1,80 bis 3 m langen Schnur oder Kette (''[[kusarigama]]'') an den Griffen verbunden. Der Übende konnte die Kette nahe an einem Ende drehen, so dass mit einer ''kama'' ein recht große Reichweite erreicht wurde, während er die andere ''kama'' für den Nahkampf in der Hand behielt. Die Wucht des Auftreffens der wirbelnden ''kama'' war so groß, dass eine Samurai-Rüstung leicht durchdrungen werden konnte.
 
Ursprünglich bezeichnete die ''nichōgama'' zwei von einander getrennte ''kama''. Später wurden diese mit einer 1,80 bis 3 m langen Schnur oder Kette (''[[kusarigama]]'') an den Griffen verbunden. Der Übende konnte die Kette nahe an einem Ende drehen, so dass mit einer ''kama'' ein recht große Reichweite erreicht wurde, während er die andere ''kama'' für den Nahkampf in der Hand behielt. Die Wucht des Auftreffens der wirbelnden ''kama'' war so groß, dass eine Samurai-Rüstung leicht durchdrungen werden konnte.
  
Eine sehr gebräuchliche Art der ''nichōgama'' war auch die kleinere Variante, bei der jede ''kama'' an eine ungefähr 35 cm lange Schnur angebunden war (''kama kusari''). Dabei blieben die ''kama'' voneinander getrennt. Diese Methode erlaubte eine bessere Kontrolle der Waffe, und außerdem konnten die Waffen besser versteckt werden. Die Schnüre konnte man um die Hand wickeln, die ''kama'' konnte losgelassen und ebenso schnell wieder in die Hand zurückgenommen werden. Diese kürzere Variante der ''kama'' wurde häufig zusammen mit Tōde-Techniken verwendet, wie die heute überlieferten ''kata'' mit dieser Waffe zeigen.
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Eine sehr gebräuchliche Art der ''nichōgama'' war auch die kleinere Variante, bei der jede ''kama'' an eine ungefähr 35 cm lange Schnur angebunden war (''[[kamagusari]]''). Dabei blieben die ''kama'' voneinander getrennt. Diese Methode erlaubte eine bessere Kontrolle der Waffe, und außerdem konnten die Waffen besser versteckt werden. Die Schnüre konnte man um die Hand wickeln, die ''kama'' konnte losgelassen und ebenso schnell wieder in die Hand zurückgenommen werden. Diese kürzere Variante der ''kama'' wurde häufig zusammen mit Tōde-Techniken verwendet, wie die heute überlieferten ''[[Kata (Form)|kata]]'' mit dieser Waffe zeigen.
  
Die Methoden mit den verbundenen ''kama'' hingegen sind heute nur noch wenig verbreitet. Früher jedoch, als die Okinawaner damit gegen bewaffnete ''samurai'' kämpfen mussten, war auch diese Waffe sehr beliebt. Sie hatten viele Spezialtechniken entwickelt. So konnte man z.B. mittels der langen Schnur (Kette) das Schwert oder die Lanze des ''samurai'' umwickeln und in der weiterfolgenden Drehung den ''samurai'' tödlich treffen. Solche Techniken wurden speziell geübt. Auch die Variante mit der langen Zwischenverbindung konnte für den Nahkampf verwendet werden, indem die Schnüre um das Handgelenk gewickelt wurden und so die Waffe bis in den Griffbereich kam.
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Die Methoden mit den verbundenen ''kama'' hingegen sind heute nur noch wenig verbreitet. Früher jedoch, als die Okinawaner damit gegen bewaffnete ''samurai'' kämpfen mussten, war auch diese Waffe sehr beliebt. Sie hatten viele Spezialtechniken entwickelt. So konnte man z.B. mittels der langen Schnur (Kette) das Schwert oder die Lanze des ''samurai'' umwickeln und in der weiterfolgenden Drehung den ''[[samurai]]'' tödlich treffen. Solche Techniken wurden speziell geübt. Auch die Variante mit der langen Zwischenverbindung konnte für den Nahkampf verwendet werden, indem die Schnüre um das Handgelenk gewickelt wurden und so die Waffe bis in den Griffbereich kam.
  
 
'''NICHŌGAMA - Varianten'''
 
'''NICHŌGAMA - Varianten'''
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* '''Nichōgama''' - zwei ''kama'' verbunden untereinader mit einer Schnur oder Kette.
 
* '''Nichōgama''' - zwei ''kama'' verbunden untereinader mit einer Schnur oder Kette.
  
===Überlieferung===
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== Überlieferung ==
 
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In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Kunst der ''nichōgama'' zu einem so hohen Maß entwickelt, dass sie heute eine der fortgeschrittensten Waffenkünste ist, die auf Okinawa geübt werden. Jedoch selbst auf Okinawa ist sie für nur wenige treue Schüler reserviert und gelangte nur sehr selten über die Grenzen Okinawas hinaus. Aus diesem Grund findet man heute nur wenige wirkliche Meister dieser Waffe. Die bekanntesten ''kata'' mit dieser Waffe sind ''[[kanegawa nichōgama]]'' und ''[[tōyama nichōgama]]'', auch als ''[[tōzan nichōgama]]'' bekannt.
In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Kunst der ''nichōgama'' zu einem so hohen Maß entwickelt, dass sie heute eine der fortgeschrittensten Waffenkünste ist, die auf Okinawa geübt werden. Jedoch selbst auf Okinawa ist sie für nur wenige treue Schüler reserviert und gelangte nur sehr selten über die Grenzen Okinawas hinaus. Aus diesem Grund findet man heute nur wenige wirkliche Meister dieser Waffe. Die bekanntesten ''kata'' mit dieser Waffe sind ''[[kanegawa nichōgama]]'' und [[''tōyama nichōgama'']], auch als ''[[tōzan nichōgama]]'' bekannt.
 
  
 
== Studien Informationen ==
 
== Studien Informationen ==
 
'''Siehe auch:''' [[Japanische Waffen|Buki]] | [[Kobujutsu (Japan)]] | [[Kobujutsu (Okinawa)]] |
 
'''Siehe auch:''' [[Japanische Waffen|Buki]] | [[Kobujutsu (Japan)]] | [[Kobujutsu (Okinawa)]] |
  
[[Kusarigama]] | [[Naigama]] | [[Sōgama]] | [[Jingama]] | [[Rokushakugama]] | [[Kama kusari]] |
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[[Kusarigama]] | [[Naigama]] | [[Sōgama]] | [[Jingama]] | [[Rokushakugama]] | [[Kamagusari]] |
  
  

Aktuelle Version vom 20. Juli 2014, 23:58 Uhr

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Nichōgama auch nichō kama (jap.: 二丁鎌), wörtlich "zwei Sicheln", ist die Bezeichnung für mehrere kombinierte Varianten der asiatischen kama (kurzgriffige Sichel).

Varianten und Methoden

Ursprünglich bezeichnete die nichōgama zwei von einander getrennte kama. Später wurden diese mit einer 1,80 bis 3 m langen Schnur oder Kette (kusarigama) an den Griffen verbunden. Der Übende konnte die Kette nahe an einem Ende drehen, so dass mit einer kama ein recht große Reichweite erreicht wurde, während er die andere kama für den Nahkampf in der Hand behielt. Die Wucht des Auftreffens der wirbelnden kama war so groß, dass eine Samurai-Rüstung leicht durchdrungen werden konnte.

Eine sehr gebräuchliche Art der nichōgama war auch die kleinere Variante, bei der jede kama an eine ungefähr 35 cm lange Schnur angebunden war (kamagusari). Dabei blieben die kama voneinander getrennt. Diese Methode erlaubte eine bessere Kontrolle der Waffe, und außerdem konnten die Waffen besser versteckt werden. Die Schnüre konnte man um die Hand wickeln, die kama konnte losgelassen und ebenso schnell wieder in die Hand zurückgenommen werden. Diese kürzere Variante der kama wurde häufig zusammen mit Tōde-Techniken verwendet, wie die heute überlieferten kata mit dieser Waffe zeigen.

Die Methoden mit den verbundenen kama hingegen sind heute nur noch wenig verbreitet. Früher jedoch, als die Okinawaner damit gegen bewaffnete samurai kämpfen mussten, war auch diese Waffe sehr beliebt. Sie hatten viele Spezialtechniken entwickelt. So konnte man z.B. mittels der langen Schnur (Kette) das Schwert oder die Lanze des samurai umwickeln und in der weiterfolgenden Drehung den samurai tödlich treffen. Solche Techniken wurden speziell geübt. Auch die Variante mit der langen Zwischenverbindung konnte für den Nahkampf verwendet werden, indem die Schnüre um das Handgelenk gewickelt wurden und so die Waffe bis in den Griffbereich kam.

NICHŌGAMA - Varianten

  • Nichōgama - zwei voneinander getrennte kama.
  • Nichōgama - zwei kama mit jeweiliger Schnur um das Handgelenk.
  • Nichōgama - zwei kama verbunden untereinader mit einer Schnur oder Kette.

Überlieferung

In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Kunst der nichōgama zu einem so hohen Maß entwickelt, dass sie heute eine der fortgeschrittensten Waffenkünste ist, die auf Okinawa geübt werden. Jedoch selbst auf Okinawa ist sie für nur wenige treue Schüler reserviert und gelangte nur sehr selten über die Grenzen Okinawas hinaus. Aus diesem Grund findet man heute nur wenige wirkliche Meister dieser Waffe. Die bekanntesten kata mit dieser Waffe sind kanegawa nichōgama und tōyama nichōgama, auch als tōzan nichōgama bekannt.

Studien Informationen

Siehe auch: Buki | Kobujutsu (Japan) | Kobujutsu (Okinawa) |

Kusarigama | Naigama | Sōgama | Jingama | Rokushakugama | Kamagusari |


Literatur

Weblinks