Nichiren shōshū: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
Auf diese Weise entstand ab 1290 durch den Mönch Nikkō eine Gegenbewegung zur ''nichiren shū'', mit dem Haupttempel Taisekiji, dem sich weitere Tempel anschlossen. Gleichgesinnte Tempel vereinigten sich um ihn zu einem losen Verbund, den man allgemein als die [[Nikkō-Tempel]] bezeichnete.<br.>Voraussetzung für die Zugehörigkeit zu den frühen Nikkō-Tempeln war die Verehrung Nichirens als [[Buddha]] (die ''nichiren shū'' verehrte ihn als [[Bodhisattva]]). Weiter wurde die bedingungslose Anerkennung des Mönches [[Nikkō]] als Nachfolger von Nichiren eingefordert. Zur Bestätigung dieser Theorie fand der Priester [[Nikyō]] im Jahr 1488 im Taisekiji überraschend eine Urkunde, die Nikkō als den einzig berechtigten Nachfolger von Nichiren auswies. Dieses Dokument ist heute umstritten und wird als Fälschung angesehen. Doch weitgehend legitimierte es die Abspaltung der Nikkō-Tempel zu einer eigenständigen Glaubensrichtung des Nichiren-Buddhismus.<br.>Die Nichiren-Schulen begannen ab 1482 ihren Einfluss in der Hauptstadt [[Kyōto]] zu konzentrieren. Dort residierten mittlerweile 21 Nichiren-Tempel verschiedener Konfessionen, die zunehmend an Macht gewannen und militärische Auseinandersetzungen gegen religiöse und politische Gegner nicht mehr scheuten. Doch sie privilegierten in Kyōto nur die gehobene Gesellschaft der Pfandleiher und Geldgeber. Eine erste Auseinandersetzung gab es 1528 mit den Schulen des [[Amida-Buddhismus]] (siehe ''[[ikkō shū]]''), die sich aus [[Ōsaka]] gegen den ausbeuterischen Terror der Hauptstadt organisierten. Es kam zu einem bewaffneten Angriff der ''ikkō'', den die Nichiren-Bürgerwehr aus Kyōto zunächst niederschlagen konnte.<br.>Sofort darauf aber (um 1528, im ''[[sengoku jidai]]'') wurden die Nichiren-Tempel von den Kriegermönchen (''[[sōhei]]'') der buddhistischen Sekte ''[[tendai]]'' vom Berg [[Enryakuji]] angegriffen und zerstört. Die verbliebene Macht des gesamten japanischen Buddhismus wurde schließlich durch [[Oda Nobunaga]] gebrochen, der 1568 siegreich in Kyōto einzog und sich als alleinigen Herrscher ausrief.
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Auf diese Weise entstand ab 1290 durch den Mönch Nikkō eine Gegenbewegung zur ''nichiren shū'', mit dem Haupttempel Taisekiji, dem sich weitere Tempel anschlossen. Gleichgesinnte Tempel vereinigten sich um ihn zu einem losen Verbund, den man allgemein als die [[Nikkō-Tempel]] bezeichnete.<br.>Voraussetzung für die Zugehörigkeit zu den frühen Nikkō-Tempeln war die Verehrung Nichirens als [[Buddha]] (die ''nichiren shū'' verehrte ihn als [[Bodhisattva]]). Weiter wurde die bedingungslose Anerkennung des Mönches [[Nikkō]] als Nachfolger von Nichiren eingefordert. Zur Bestätigung dieser Theorie fand der Priester [[Nikyō]] im Jahr 1488 im Taisekiji überraschend eine Urkunde, die Nikkō als den einzig berechtigten Nachfolger von Nichiren auswies. Dieses Dokument ist heute umstritten und wird als Fälschung angesehen. Doch weitgehend legitimierte es die Abspaltung der Nikkō-Tempel zu einer eigenständigen Glaubensrichtung des Nichiren-Buddhismus.<br.>Die Nichiren-Schulen begannen ab 1482 ihren Einfluss in der Hauptstadt [[Kyōto]] zu konzentrieren. Dort residierten mittlerweile 21 Nichiren-Tempel verschiedener Konfessionen, die zunehmend an Macht gewannen und militärische Auseinandersetzungen gegen religiöse und politische Gegner nicht mehr scheuten. Doch sie privilegierten in Kyōto nur die gehobene Gesellschaft der Pfandleiher und Geldgeber. Eine erste Auseinandersetzung gab es 1528 mit den Schulen des [[Amida-Buddhismus]] (siehe ''[[ikkō shū]]''), die sich aus [[Ōsaka]] gegen den ausbeuterischen Terror der Hauptstadt organisierten. Es kam zu einem bewaffneten Angriff der ''ikkō'', den die Nichiren-Bürgerwehr aus Kyōto zunächst niederschlagen konnte.<br.>Sofort darauf aber (um 1528, im ''[[sengoku jidai]]'') wurden die Nichiren-Tempel von den Kriegermönchen (''[[sōhei]]'') der buddhistischen Sekte ''[[tendai]]'' vom Berg [[Enryakuji]] angegriffen und zerstört. Die verbliebene Macht des gesamten [[Japanischer Buddhismus|japanischen Buddhismus]] wurde schließlich durch [[Oda Nobunaga]] gebrochen, der 1568 siegreich in Kyōto einzog und sich als alleinigen Herrscher ausrief.
  
 
== Abspaltungen ==
 
== Abspaltungen ==
Wie alle Schulen des Nichiren-Buddhismus standen auch die Nikkō-Tempel jeder politischen Staatsform entgegen. Nachdem Oda Nobunaga 1568 die Macht des Buddhismus in Japan brach, verloren vor allem die staatsfeindlichen Nichiren-Schulen an Bedeutung. Doch die Nikkō-Tempel überlebte die folgenden Jahrhunderte bis zum ''meiji jidai'' (1868), wenn auch in staatspolitischer Isolation.
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Wie alle Schulen des Nichiren-Buddhismus standen auch die Nikkō-Tempel jeder politischen Staatsform entgegen. Nachdem Oda Nobunaga 1568 die Macht des Buddhismus in Japan brach, verloren vor allem die staatsfeindlichen Nichiren-Schulen an Bedeutung. Doch die Nikkō-Tempel überlebte die folgenden Jahrhunderte bis zum ''meiji jidai'' (1868), wenn auch in staatspolitischer Isolation. Nachdem sich im ''meiji jidai'' die Möglichkeit zur freien Religionsausübung abzeichnete, versuchten die Nikko-Tempel sich zu einer einheitlichen Nichiren-Strömung zu vereinigen. Dieser Versuch misslang, da sich der Tempel [[Honmonji]] von dem Konzept entfernte und sich der ''nichiren shū'' anschloss. Auch der Tempel [[Taisekiji]] entzog sich diesen Einigungsversuchen und gründete um 1900 einen eigenen Verbund, der sich zum ersten Mal ''nichiren shōshū'' (wahre Nichiren-Schule) nannte.<br.>Die ''nichiren shōshū'' ist heute eine straff organisierte hierarchische Glaubensorganisation, die den Nichiren-Schüler Nikkō zum einzigen Nachfolger Nichirens erklärt. Aufgrund ihres Anspruchs auf Originalität (''shōshū'' - wahre Lehre) gibt es keinerlei Verbindung und Austausch zu anderen buddhistischen Glaubensformen. Die ''nichiren shōshū'' wird von einem als unfehlbar geltenden Hohepriester geleitet. Der aktuelle Hohepriester ist [[Hayase Nichinyo]] (1935).<br.>Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden weitere Abspaltungen von dieser Linie, die man als ''[[shinshūkyō]]'' (neue Religionen) bezeichnete. Die bedeutendste ist die ''[[sōka gakkai]]'', eine ursprünglich religiöse Laienorganisation mit weltweit 12 Millionen Mitgliedern, die aktuell in Japan unter der Bezeichnung ''[[kōmeitō]]'' eine der stärksten politischen Parteien bildet.<br.>Im November 1991 forderte die ''sōka gakkai'' (SG) die längst ins Hintertreffen geratene Priesterorganisation der ''nichiren shōshū'' zur Auflösung und Integration in ihre Reihen auf. Doch die Situation ist bis heute ungelöst.
Nachdem sich im ''meiji jidai'' die Möglichkeit zur freien Religionsausübung abzeichnete, versuchten die Nikko-Tempel sich zu einer einheitlichen Nichiren-Strömung zu vereinigen. Dieser Versuch misslang, da sich der Tempel [[Honmonji]] von dem Konzept entfernte und sich der ''nichiren shū'' anschloss. Auch der Tempel [[Taisekiji]] entzog sich diesen Einigungsversuchen und gründete um 1900 einen eigenen Verbund, der sich zum ersten Mal ''nichiren shōshū'' (wahre Nichiren-Schule) nannte.<br.>Die ''nichiren shōshū'' ist heute eine straff organisierte hierarchische Glaubensorganisation, die den Nichiren-Schüler Nikkō zum einzigen Nachfolger Nichirens erklärt. Aufgrund ihres Anspruchs auf Originalität (''shōshū'' - wahre Lehre) gibt es keinerlei Verbindung und Austausch zu anderen buddhistischen Glaubensformen. Die ''nichiren shōshū'' wird von einem als unfehlbar geltenden Hohepriester geleitet. Der aktuelle Hohepriester ist [[Hayase Nichinyo]] (1935).<br.>Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden weitere Abspaltungen von dieser Linie, die man als ''[[shinshūkyō]]'' (neue Religionen) bezeichnete. Die bedeutendste ist die ''[[sōka gakkai]]'', eine ursprünglich religiöse Laienorganisation mit weltweit 12 Millionen Mitgliedern, die aktuell in Japan unter der Bezeichnung ''[[kōmeitō]]'' eine der stärksten politischen Parteien bildet.<br.>Im November 1991 forderte die ''sōka gakkai'' (SG) die längst ins Hintertreffen geratene Priesterorganisation der ''nichiren shōshū'' zur Auflösung und Integration in ihre Reihen auf. Doch die Situation ist bis heute ungelöst.
 
  
 
== Glaubensinhalte ==
 
== Glaubensinhalte ==
Die ''nichiren shōshū'' ist wie alle Nichiren-Schulen eine Sekte der [[Lotos-Sūtra]] (sanskrit ''[[saddharma pundarîka]]'', jap. ''[[myōhō renge kyō]]'', abgekürzt ''hokke kyō''). Die Sekte umfasst alle Niederlassungen, die dem Tempel [[Taisekiji]] ([[Sōhonzan Taisekiji]]) zugeordnet sind, den Gründer Nichiren als einen Buddha verehren und den Mönch Nikkō (日興) als seinen rechtmäßigen Nachfolger ansehen.<br.>Die Abspaltung der ''nichiren shōshū'' von der ''nichiren shū'' hatte machtpolitische Gründe, die dogmatischen Glaubensunterschiede sind recht gering. Nachdem Nikkōs Schüler 1488 eine umstrittene Urkunde in Umlauf brachten, laut der die Rechtmäßigkeit der Lehre auf ihre Glaubensauffassung übertragen wurde, während alle anderen Strömungen Falschlehren verbreiteten, festigte sich das Konzept über die Authentizität der Nikkō-Tempel. Zum anderen wurde von den Anhängern behauptet, im Besitz des ''dai gohonzon'' (siehe ''gohonzon'') zu sein, ein von Nichiren selbst angefertigtes ''mandala'', das sein Buddhaschaft verkörpert.<br.>Die Echtheit dieser ''mandala'' wird angezweifelt, doch die Nikkō-Tempel begründen damit ihre Auffassung, dass Nichiren die Verkörperung eines [[Buddha]] sei und unterscheiden sich dadurch von der ''nichiren shū'', die ihn als Reformer des Buddhismus und als Verkörperung eines [[Bodhisattva]] sieht.
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Die ''nichiren shōshū'' ist wie alle Nichiren-Schulen eine Sekte der [[Lotos-Sūtra]] (sanskrit ''[[saddharma pundarîka]]'', jap. ''[[myōhō renge kyō]]'', abgekürzt ''hokke kyō''). Die Sekte umfasst alle Niederlassungen, die dem Tempel [[Taisekiji]] ([[Sōhonzan Taisekiji]]) zugeordnet sind, den Gründer Nichiren als einen Buddha verehren und den Mönch Nikkō (日興) als seinen rechtmäßigen Nachfolger ansehen.<br.>Die Abspaltung der ''nichiren shōshū'' von der ''nichiren shū'' hatte machtpolitische Gründe, die dogmatischen Glaubensunterschiede sind recht gering. Nachdem Nikkōs Schüler 1488 eine umstrittene Urkunde in Umlauf brachten, laut der die Rechtmäßigkeit der Lehre auf ihre Glaubensauffassung übertragen wurde, während alle anderen Strömungen Falschlehren verbreiteten, festigte sich das Konzept über die Authentizität der Nikkō-Tempel. Zum anderen wurde von den Anhängern behauptet, im Besitz des ''dai gohonzon'' (siehe ''gohonzon'') zu sein, ein von Nichiren selbst angefertigtes ''mandala'', das seine Buddhaschaft verkörpert.<br.>Die Echtheit dieser ''mandala'' wird angezweifelt, doch die Nikkō-Tempel begründen damit ihre Auffassung, dass Nichiren die Verkörperung eines [[Buddha]] sei und unterscheiden sich dadurch von der ''nichiren shū'', die ihn als Reformer des [[Buddhismus]] und als Verkörperung eines [[Bodhisattva]] sieht.
  
 
== Studien-Informationen  ==
 
== Studien-Informationen  ==
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=== Literatur ===
 
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*Damien Keown: ''Lexikon des Buddhismus.'' Patmos, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-72488-0, S. 172
  
 
=== Weblinks ===
 
=== Weblinks ===

Aktuelle Version vom 17. Dezember 2011, 18:17 Uhr

Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Der Begriff nichiren shōshū (日蓮正宗) wird mit „wahre Nichiren-Schule“ übersetzt, doch er bezeichnet eine historisch umstrittene Abspaltung von der original überlieferten Lehre des Nichiren, dem Gründer des Nichiren-Buddhismus. Nichirens überlieferte Lehre wurde zunächst als nichiren shū im Tempel Kuonji von mehreren seiner Hauptschüler fortgeführt, doch der Mönch Nikkō (日興) trennte sich von ihnen und errichtete auf dem Berg Fuji in Fujinomiya (heute Präfektur Shizoku) den Gegentempel Taisekiji.

Geschichte

Auf diese Weise entstand ab 1290 durch den Mönch Nikkō eine Gegenbewegung zur nichiren shū, mit dem Haupttempel Taisekiji, dem sich weitere Tempel anschlossen. Gleichgesinnte Tempel vereinigten sich um ihn zu einem losen Verbund, den man allgemein als die Nikkō-Tempel bezeichnete.<br.>Voraussetzung für die Zugehörigkeit zu den frühen Nikkō-Tempeln war die Verehrung Nichirens als Buddha (die nichiren shū verehrte ihn als Bodhisattva). Weiter wurde die bedingungslose Anerkennung des Mönches Nikkō als Nachfolger von Nichiren eingefordert. Zur Bestätigung dieser Theorie fand der Priester Nikyō im Jahr 1488 im Taisekiji überraschend eine Urkunde, die Nikkō als den einzig berechtigten Nachfolger von Nichiren auswies. Dieses Dokument ist heute umstritten und wird als Fälschung angesehen. Doch weitgehend legitimierte es die Abspaltung der Nikkō-Tempel zu einer eigenständigen Glaubensrichtung des Nichiren-Buddhismus.<br.>Die Nichiren-Schulen begannen ab 1482 ihren Einfluss in der Hauptstadt Kyōto zu konzentrieren. Dort residierten mittlerweile 21 Nichiren-Tempel verschiedener Konfessionen, die zunehmend an Macht gewannen und militärische Auseinandersetzungen gegen religiöse und politische Gegner nicht mehr scheuten. Doch sie privilegierten in Kyōto nur die gehobene Gesellschaft der Pfandleiher und Geldgeber. Eine erste Auseinandersetzung gab es 1528 mit den Schulen des Amida-Buddhismus (siehe ikkō shū), die sich aus Ōsaka gegen den ausbeuterischen Terror der Hauptstadt organisierten. Es kam zu einem bewaffneten Angriff der ikkō, den die Nichiren-Bürgerwehr aus Kyōto zunächst niederschlagen konnte.<br.>Sofort darauf aber (um 1528, im sengoku jidai) wurden die Nichiren-Tempel von den Kriegermönchen (sōhei) der buddhistischen Sekte tendai vom Berg Enryakuji angegriffen und zerstört. Die verbliebene Macht des gesamten japanischen Buddhismus wurde schließlich durch Oda Nobunaga gebrochen, der 1568 siegreich in Kyōto einzog und sich als alleinigen Herrscher ausrief.

Abspaltungen

Wie alle Schulen des Nichiren-Buddhismus standen auch die Nikkō-Tempel jeder politischen Staatsform entgegen. Nachdem Oda Nobunaga 1568 die Macht des Buddhismus in Japan brach, verloren vor allem die staatsfeindlichen Nichiren-Schulen an Bedeutung. Doch die Nikkō-Tempel überlebte die folgenden Jahrhunderte bis zum meiji jidai (1868), wenn auch in staatspolitischer Isolation. Nachdem sich im meiji jidai die Möglichkeit zur freien Religionsausübung abzeichnete, versuchten die Nikko-Tempel sich zu einer einheitlichen Nichiren-Strömung zu vereinigen. Dieser Versuch misslang, da sich der Tempel Honmonji von dem Konzept entfernte und sich der nichiren shū anschloss. Auch der Tempel Taisekiji entzog sich diesen Einigungsversuchen und gründete um 1900 einen eigenen Verbund, der sich zum ersten Mal nichiren shōshū (wahre Nichiren-Schule) nannte.<br.>Die nichiren shōshū ist heute eine straff organisierte hierarchische Glaubensorganisation, die den Nichiren-Schüler Nikkō zum einzigen Nachfolger Nichirens erklärt. Aufgrund ihres Anspruchs auf Originalität (shōshū - wahre Lehre) gibt es keinerlei Verbindung und Austausch zu anderen buddhistischen Glaubensformen. Die nichiren shōshū wird von einem als unfehlbar geltenden Hohepriester geleitet. Der aktuelle Hohepriester ist Hayase Nichinyo (1935).<br.>Im 19. und 20. Jahrhundert entstanden weitere Abspaltungen von dieser Linie, die man als shinshūkyō (neue Religionen) bezeichnete. Die bedeutendste ist die sōka gakkai, eine ursprünglich religiöse Laienorganisation mit weltweit 12 Millionen Mitgliedern, die aktuell in Japan unter der Bezeichnung kōmeitō eine der stärksten politischen Parteien bildet.<br.>Im November 1991 forderte die sōka gakkai (SG) die längst ins Hintertreffen geratene Priesterorganisation der nichiren shōshū zur Auflösung und Integration in ihre Reihen auf. Doch die Situation ist bis heute ungelöst.

Glaubensinhalte

Die nichiren shōshū ist wie alle Nichiren-Schulen eine Sekte der Lotos-Sūtra (sanskrit saddharma pundarîka, jap. myōhō renge kyō, abgekürzt hokke kyō). Die Sekte umfasst alle Niederlassungen, die dem Tempel Taisekiji (Sōhonzan Taisekiji) zugeordnet sind, den Gründer Nichiren als einen Buddha verehren und den Mönch Nikkō (日興) als seinen rechtmäßigen Nachfolger ansehen.<br.>Die Abspaltung der nichiren shōshū von der nichiren shū hatte machtpolitische Gründe, die dogmatischen Glaubensunterschiede sind recht gering. Nachdem Nikkōs Schüler 1488 eine umstrittene Urkunde in Umlauf brachten, laut der die Rechtmäßigkeit der Lehre auf ihre Glaubensauffassung übertragen wurde, während alle anderen Strömungen Falschlehren verbreiteten, festigte sich das Konzept über die Authentizität der Nikkō-Tempel. Zum anderen wurde von den Anhängern behauptet, im Besitz des dai gohonzon (siehe gohonzon) zu sein, ein von Nichiren selbst angefertigtes mandala, das seine Buddhaschaft verkörpert.<br.>Die Echtheit dieser mandala wird angezweifelt, doch die Nikkō-Tempel begründen damit ihre Auffassung, dass Nichiren die Verkörperung eines Buddha sei und unterscheiden sich dadurch von der nichiren shū, die ihn als Reformer des Buddhismus und als Verkörperung eines Bodhisattva sieht.

Studien-Informationen

Siehe auch: Nichiren-Buddhismus |

Literatur

  • Damien Keown: Lexikon des Buddhismus. Patmos, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-72488-0, S. 172

Weblinks

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