Nunchaku

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Der Nunchaku (jap.: ヌンチャク) ist eine okinawanische Waffe (auch nunchiku, nuchiku, nunchakukon) des kobujutsu und kobudō bestehend aus zwei miteinander verbundenen Hölzern mit gleicher Länge.

Konstruktion

Nunchaku.png

Der zweiteilige nunchaku (sōsetsukon) besteht aus zwei gleichlangen Stücken Hartholz, deren Länge (zwischen 30 und 60 cm) von der Unterarmlänge desjenigen abhängt, der ihn benutzt. Zum äußeren freien Ende werden die Holzstücke etwas dicker, um das Gewicht zu vergrößern. Die beiden Teile sind durch eine ca. 10 cm lange Schnur verbunden (himo), die ursprünglich aus geflochtenem Rosshaar oder aus Reisstroh bestand. Es wurden auch Ketten verwendet (kusari), um ein Durchtrennen durch schneidende Waffen zu verhindern. In der Spitze (konto) befindet sich eine Aushöhlung (ana), durch die die Verbindungsschnur gezogen wird. An einem Nunchaku-Holz werden mehrere Teile unterschieden: jōkon bu - oberes Drittel, chūkon bu - mittleres Drittel, kihon bu - unteres Drittel und kontei - unteres Ende.

Familie des Nunchaku

Die Bezeichnung nunchaku bezieht sich lediglich auf die okinawanische zweigeteilte Waffe. Für andere Varianten und Abwandlungen gebraucht man eigenständige Namen. Im Laufe der Zeit jedoch begann man all diese Varianten als nunchaku zu bezeichnen, obwohl dies inkorrekt ist. In der Familie des nunchaku gibt es mehrere Arten, die sich in der Konstruktion, in der Länge und in der Bezeichnung unterscheiden:

  • Nunchaku - bedeutet grundsätzlich: „verbundene Hölzer mit gleicher Länge“.
  • Dajio - zwei mit einem langen Seil verbundene gleich lange Kurzstäbe.
  • Sanbon nunchaku - drei mit einem langen Seil verbundene gleich lange Kurzstäbe.
  • Sōsetsukon - zweigeteilte Stöcke.
  • Sansetsukon - dreigeteilte Stöcke.
  • Yonsetsukon - viergeteilte Stöcke.
  • Renkuwan (uchibō) - Dreschflegel.

Konstruktion der Hölzer

  • Hakakukei nunchaku - Hölzer mit achteckigem Querschnitt.
  • Rokakukei nunchaku - Hölzer mit sechseckigem Querschnitt.
  • Marugata nunchaku - Hölzer mit zylindrischer Form.
  • Hankei nunchaku - zwei längs getrennte Hälften eines Rundholzes, so dass sie perfekt zusammenpassen.

Ursprung in China

Der Ursprung des nunchaku liegt in China (s. bingqi). Dort verwendete man bereits früh mehrere Waffenformen, die aus mehreren Holzteilen bestanden und mittels einer Kette miteinander verbunden waren. Es steht fest, dass diese chinesischen Waffenformen mit dem auf Okinawa bekannten nunchaku verwandt sind.

In China erzählt man sich eine Geschichte über den Gründer der Sung-Dynastie (960-1126), den Kaiser Chao K'ung yin, der den nunchaku (chin. liangjiegun) erfunden haben soll. Bevor er Kaiser wurde, war er Oberbefehlshaber der Armee und als solcher ein Genie der militärischen Strategien und Kampfkünste. Selbst später, als er bereits Kaiser war, übte er sich in den Kampfkünsten. Seine Lieblingswaffe war der lange Speer, und wann immer er Gelegenheit dazu fand, forderte er Führungskräfte seiner Armee zu Zweikämpfen heraus. Eines Tages wurde er von einem jungen Offizier herausgefordert, der mit einem Schwert gegen den Kaiser antrat und ihn besiegte. Während des Zweikampfes zerschlug der junge Offizier den Speer des Kaisers in drei Teile.

Der Kaiser nahm die drei Teile seines Speers und entwickelte daraus einen dreiteiligen Stock, indem er die Teile durch Ketten miteinander verband. Später verwendete er nur zwei Teile des Stockes. Diese zweiteilige Waffe nannte er tashaotse. Nachdem er sie gemeistert hatte, forderte er den jungen Offizier erneut heraus und besiegte ihn damit.

Der ursprüngliche Stock des Kaisers (shaogun) bestand aus einem langen (1 m) und einem kurzen Teil (35 cm). Beide waren durch eine etwa 20 cm lange Kette miteinander verbunden. Es liegt sehr nahe, dass es diese Waffe war, die vor 1600 von China nach Okinawa gebracht wurde (sosetsukon).

Der okinawanische Nunchaku

Das okinawanische (hōgen) Wort nunchaku bedeutet in der wörtlichen Übersetzung „zwei gleiche Holzteile“. Darin bedeutet nun „identisch“, shaku (chaku) ist eine japanische Maßeinheit, im internationalen Längenmaß ca. 33 cm entspricht.

Die korrekte Bezeichnung lautet eigentlich nunchakukon, worin kon „Stock“ bedeutet. Historisch gesehen haben diese und ähnliche Geräte in ganz Südostasien eine große und vielfältige Verwendung. Doch erst auf Okinawa wurde der nunchaku, den wir heute kennen, wirklich zur Waffe entwickelt. Gleichzeitig machte er in Okinawa einige Veränderungen durch. Die beiden Holzteile wurden der Armlänge des Verwenders angepasst, die Schnüre wurden verkürzt. Es gab achteckige, sechseckige und runde Hölzer. Im Gegensatz zu China wurden die Verbindungsstücke nicht aus Ketten gefertigt, sondern aus Schnur oder geflochtenem Rosshaar.

Als der Satsuma-Clan alle Waffen auf Okinawa einsammelte, übersah man den nunchaku, da er den japanischen samurai ungefährlich erschien. Wie in vielen Gebieten Südostasiens benutzten auch die Bauern von Okinawa den zweiteiligen nunchaku, um durch Schlagen und Dreschen den getrockneten Reis von seinen Hülsen zu trennen. Man legte ihn in große hölzerne Behälter und schlug mit dem nunchaku darauf. Danach warf man den Reis wiederholt in die Luft, um ihn von der Spreu zu trennen. Da dieses Gerät eine kleinere Version des chinesischen tashaotse war, vermutet man mit diesem eine geschichtliche Verbindung. Als Standardwaffe wurde dieses okinawanische Bauerngerät erst ab dem frühen 17. Jahrhundert gelehrt.

Zu jenen Zeiten war der nunchaku auf Okinawa eine der beliebtesten Selbstverteidigungswaffen gegen die Satsuma-Samurai. Er war handlich, konnte leicht in der Kleidung versteckt werden und war ebenso schnell einzusetzen. Man begann Techniken zu entwickeln, mit denen man durchaus gegen einen bewaffneten samurai antreten konnte. Zu jener Zeit experimentierte man auch viel mit verschiedenen Formen des nunchaku. Der nunchaku aus drei Teilen (sansetsu) war in der Selbstverteidigung der damaligen Zeit ebenfalls sehr beliebt (s. sansetsukon).

Nunchaku Haltung

Studien Informationen

Siehe auch: Nunchaku kata | Nunchaku jutsu | Kobujutsu | Kobudō | Bingqi |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Fumio Demura: Nunchaku. Karate Weapon of Self-defense. Ohara, Burbank 1971, ISBN 0-89750-006-7
  • Fumio Demura, Dan Ivan: Advanced Nunchaku. Ohara, Burbank 1976, ISBN 0-89750-021-0
  • Jiro Shiroma: Nunchaku. The Complete Training Guide. Unique Publications, Burbank 1989, ISBN 0-86568-091-4
  • Hirokazu Kanazawa: Nunchaku. Dynamic Training. Dragon Books, London 1982, ISBN 0-946062-01-3
  • Ed Parker: Ed Parker's Guide to the Nunchaku. Ed Parker, South Pasadena 1975, ISBN 0-86568-104-X
  • Tadashi Yamashita: Dynamic Nunchaku. Ohara, Burbank 1986, ISBN 0-89750-105-5
  • Mark Bishop: Okinawan Weaponry, Way Publikations 2009