Okinawanische Gesellschaft

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Seit dem 14. Jahrhundert standen der König und seine potenziellen Nachfolger allein an der Spitze der Gesellschaft. Der traditionelle Adel auf Okinawa setzte sich aus 1.) anji (auch: aji gesprochen; oberer Adel seit dem 11. Jhd.), 2.) aus oyakata und peichin (mittelständiger und bürgerlicher Adel) und 3.) den satonushi und chikudon (niederer Adel) zusammen.

Okinawanische Gesellschaft

Gleich den Verwaltungsmodellen unterscheidet sich auch die Gesellschaftsstruktur der Ryūkyū-Bewohner in zeitgeschichtlichen Etappen. Entsprechend wichtig sind die Gesellschaftsstrukuren im Ryūkyū-Königreich und ihre Neuordnung in der Präfektur Okinawa.

Gesellschaft im Ryūkyū-Königreich (1372-1609)

Hauptartikel: Ryūkyū-Königreich | Okinawa

Das Ryūkyū-Königreich wurde 1372 von König Sato (1350-1395) gegründet und identifiziert sich ab 1406 mit den beiden okinawanischen Shō-Dynastien:

Die okinawanische Gesellschaft wurde in der Zeit der Shō-Dynastien durch eine genau abgegrenzte Klassenstruktur gekennzeichnet. An der Spitze standen der König der Shō-Dynastie (1406-1879) und seine Familie (Shō-Familie), die mit den Brüdern und Söhnen des Königs und deren Müttern die höchste Gesellschaftsgruppe bildeten.<br.>Ihnen folgte die privilegierte Adelsklasse shizoku (Begriffsklärung), die aus den O-, Ba - und Mo-Familien bestand und die Ränge anji (Prinzen) und oyakata (Nachkommen der anji) etablierte. Die anji waren Prinzen, die oyakata waren adelige Verwandte der königlichen Familie.<br.>Direkt danach kam der bürgerliche Adelsstand der peichin. Die peichin waren hohe Regierungsbeamte im Dienste des Ryūkyū-Königs. In der Zeit von 1509-1879 waren sie weitgehend für die Regierungsverwaltung und für Polizeiaufgaben zuständig. Sie teilten sich in die Senior-Ränge satonushi peichin und in die Junior-Ränge chikudon peichin.<br.>Aus dem Lager der Bürgerlichen kamen auch die satonushi, ein bürgerlicher Adelsrang, der ebenfalls in Senior- und Junior-Ränge geteilt war.<br.>Ihnen folgten die chikudon, ein bürgerlicher Halbadel ebenfalls mit Senior- und Junior-Rängen.<br.>Alle bürgerlichen Adelsränge waren leistungsabhängig und konnten vom König vergeben oder aberkannt werden. Menschen, die in der Gesellschaft Besonderes leisteten, wurden vom König mit diesen Titeln geehrt. Die Titel zogen sich durch alle Gesellschaftsklassen und umfassten Soldaten, Gelehrte, Priester und normale Bürger mit besonderen Leistungen. Auch manchen Meistern der Kampfkünste wurden Titel aus der halbadeligen Klasse zugesprochen. Sakugawa, Makabe und Okuda hatten den Titel satonushi, während Takahara, Maeda, Kiyuna u.a. den Titel peichin trugen. Matsumura, Azato und Matsumoto hatten den Titel chikudon erreicht.<br.>Am Ende der Gesellschaftshierarchie gab es die Klasse der heimin (unteres Volk), die hauptsächlich aus Bauern und Fischern bestand.

Gesellschaftsordnung Okinawas
Königliche Shō-Familie
König - Oberhaupt des Staates<br.> - König der Shō-Dynastie
Shō-Familie - Brüder / Söhne des Königs<br.>- Mütter der Prinzen
Privilegierte Klasse (Shizoku)
O, Ba und Mo-Familien -
Anji (aji) - Verwandte der Shō-Familie<br.>- mächtige Landbesitzer
Oyakata (uekata) - jüngere Söhne der anji<br.>- Verdiente Staatsmänner<br.>- höchster Samurai-Rang
Klasse der Bürger (Heimin)
Peichin - bürgerlicher Hochadel
Satonushi Peichin - hoher (Senior) Peichin-Rang
Chikudon Peichin - niederer (Junior) Peichin-Rang
Satonushi - bürgelicher Adel
Saka Satonushi - bürgelicher Adel
Chikudon - bürgerlicher Halbadel
Chikudon Zashiki - unterer Samurairang
Untere Gesellschaftsklasse (Heimin)
Nija - normale Bürger

Gesellschaft nach der Satsuma-Invasion

Erst mit der Eroberung Okinawas durch die Japaner (1604) wurde ein neues Regierungssystem eingeführt. Dieses neue System wurde durch den Satsuma-Klan gewaltsam durchgesetzt, in dem sie die Vorherrschaft über Okinawa übernahmen, offiziell jedoch das Königreich und die Unabhängigkeit der Insel aufrechterhalten, um die guten Handelsbeziehungen zu China nicht zu gefährden.

Nach der Übernahme der Regierungsgewalt durch die japanischen Satsuma wurden in den darauf folgenden Jahrzehnten neue Regierungsorgane und ein neues Gesellschaftssystem eingeführt, die in fast unveränderter Weise bis 1879, als das Königreich abgeschafft wurde, erhalten blieben. Der König galt offiziell weiterhin als oberste Instanz und genoss ein hohes Ansehen. In Wirklichkeit konnte er auf die politischen Fragen, oder z.B. auf den Außenhandel, jedoch keinen entscheidenden Einfluss mehr ausüben, weil jeder seiner Beschlüsse jederzeit vom Satsuma-Klan revidiert werden konnte.

SHIZOKU - okinawanischer Adel

Obrer Adel - Verwandte des Königs

Prinzen - Söhne / Brüder des Königs

Anji - Onkel / Brüder der Prinzen

Mittlerer Adel - Verwandte anji

Oyakata - oberster Samurairang

Peichin - mittlerer Samurairang

Satonushi Peichin - mittlerer Samurairang

Bürgerlicher Adel - Verwandte der shizoku

Chikudon Peichin - unterer Samurairang

Satonushi - unterer Samurairang

Saka Satonushi - unterer Samurairang

Chikudon - unterer Samurairang

Chikudon Zashiki - unterer Samurairang


Gesellschaft der Präfektur Okinawa (ab 1879)

Hauptartikel: Präfektur Okinawa

Nachdem Okinawa ab 1879 (Okinawa-Inseln, Miyako-Inseln und Yaeyama-Inseln) zur japanischen Präfektur erklärt wurde, änderte sich der gesellschaftliche Status seiner Einwohner und passte sich dem neuen System des japanischen meiji jidai an. Gleich der Neuordnung in der japanischen Gesellschaftstruktur wurden die alten adeligen Klassenstände aufgelöst und in neuen Strukturen geordnet. Die Krieger (samurai) verloren ihren Status zugunsten eines allgemeinen Bürgertums.

Studien Informationen

Siehe auch: Okinawa |

Literatur

  • George H. Kerr: Okinawa. The History of an Island People. North Clarendon 2000.
  • Takie Sugiyama Lebra (Edit.): Japanese Social Organization. Honolulu 1992.
  • James L. Mc Clain: Japan: A Modern History. New York 2002.
  • Eishō Miyagi: Rrūkyū no rekishi. Tōkyo 1977.
  • Kurayoshi Takara, Masayuki Dana (u.a. Hrsg.): Ryūkyū ōkoku. Tōkyō 1993.