Ryū Ryō Kō

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Ryū Ryō Kō ( auch Rū Rū Kou, Ryūryū Kō) ルールーコウ(劉竜公, 如如哥: chinesische Meister (chin. Liu Lu Gong, Liu Lu Kung, Liu Lian Guo oder in Mandarin Xie Zhong Xiang) des quánfǎ (1852 – 1930) ist geschichtlich schwer zu identifizieren, seine Existenz ist aber unbestritten. Er war ein Meister des báihèquán („weißer Kranich“) und entwickelte daraus den Stil mínghèquán („singender / schreiender Kranich“). 1870 nahm er Nakaima Norisato und 1874 Higashionna Kanryō als Schüler an, die später die chinesische Tradition im okinawanischen tōde verbreiteten.

Geschichte

Ryūru bedeutet „fortschreiten“ und war ein Kosename. Ko ist eine Nachsilbe und bedeutet „großer Bruder“. Ryū Ryū Kō entstammte der Adelsklasse von Fúzhōu in der Provinz Fukien. Während einer Rebellion musste die Familie des Meisters verkleidet fliehen, um ihr Leben zu retten und verlor ihr Vermögen. Danach arbeitete der Meister als Schuhmacher (nach anderen Darstellungen als Zimmermann, Maurer, Korbflechter, Kaufmann). 1874 akzeptierte er den fast gleichaltrigen Higashionna Kanryō als Schüler, der nach China gekommen war, um sich in den Kampfkünsten auszubilden. Aspekte seiner Kampfkunst kamen später über Higashionna nach Okinawa und entwickelte sich zum nahate.

Meister Ryū Ryō Kō war in der Provinz Fukien als gut trainierter und außergewöhnlich disziplinierter Kampfkunstexperte weit bekannt. Er war ein Experte in der waffenlosen Kampfkunst sowie in der Kunst des Langschwertes (jian), des Breitschwertes (dao) und des Speers (qiang). Er war ein Schüler von Pan Yu Ba, der von Lin Shi Xian, einem Meister des báihèquán (weißer Kranich), unterrichtet wurde. Ryū Ryō Kō gründete eine Variante des Stils (mínghèquán - singender Kranich), die er in seiner erst 1883 eröffneten Schule in Fúzhōu unterrichtete.

Anmerkung

Nachforschungen haben ergeben, dass Higashionna Kanryō sich die ersten Jahre im kojō dōjō (Kojō) aufhielt, bevor er zu Ryū Ryō Kō kam. Das okinawanische dōjō des Kojō-Klans beherbergte viele okinawanische Studenten (ryūkyūkan) und hatte auf Fukien einen ausgezeichneten Ruf. Chinesische Meister hingegen nahmen Schüler nur auf Empfehlung an, und für einen Okinawaner war es fast unmöglich, von einem chinesischen Lehrer unterrichtet zu werden. Man vermutet heute, dass Higashionna auf die Empfehlung Waichinzans, der mit dem kojō dōjō aus Fujiao in Verbindung stand, zu Ryū Ryō Kō kam, dessen Identität nicht vollständig geklärt werden kann. Nach den Angaben von Nakaima Norisato aus dem ryūei ryū war Ryū Ryō Kō mit Higashionna im gleichen Alter und diesem gegenüber eher ein Senior als ein shīfu (Lehrer). Higashionna erhielt von Ryū Ryō Kō auch nie ein Lehrerdiplom, anhand dessen man die Identität seiner Person klären könnte. Der junge Ryū Ryō Kō unterrichtete erst nach Higashionnas Heimfahrt offiziell Schüler, unter anderen Nakaima, den Gründer des ryūei ryū, und ®Sakiyama Yoshinori aus Naha, der frühzeitig starb.

Higashionnas Ryū Ryō Kō war möglicherweise nicht derselbe Ryū Ryō Kō, der Norisato und Sakiyama unterrichtete. Higashionna sprach von Ryū Ryō Kō immer als „alter Mann“, doch Norisatos Ryū Ryō Kō war jünger als Higashionna. Auch sagt er, dass Ryū Ryō Kō ein Bambushändler war und in einem zweistöckigen Haus wohnte, während Norisato ihn als Schuhmacher bezeichnet. Geschichtsforscher haben herausgefunden, dass Ryū Ryō Kō Vater ein Bambushändler war und in einem zweistöckigen Haus wohnte. Möglicherweise wurde Higashionna von diesem unterrichtet. Ebenso dokumentieren moderne Forschungsergebnisse, dass der junge Ryū Ryō Kō in mehreren Stilen des quánfǎ ausgebildet war, wie die Zusammensetzung seiner kata zeigt. Er gründete eine Variante des hèquán (Kranichstil), die er mínghèquán nannte und in seiner erst 1883 eröffneten Schule in Fúzhōu unterrichtete. Dort lehrte er fünf Formen: happoren (paipuren, baiburen), nepai (nipaipo), doonquan (chukyo oder jusanporen), roujin (jusen) und qijing (shichikei) - in Higashionnas Stil z.T. unbekannte kata. Heute vertritt Xie Wen Liang, der Urenkel Ryū Ryō Kō, diesen Stil in China. Tokashi Iken, der Direktor der „Okinawa Gōjū/Tomari te Karate dō Kyōkai“, schreibt in seinem Buch „Kohaku“ (1993), dass Xie Ru ru (Ryū Ryō Kō) ein Meister des Stils báihèquán 1914 auf Okinawa weilte. Man weiß dass er versuchte, den todkranken Sakiyama zu heilen, von einer Kontaktaufnahme mit Higashionna ist jedoch nichts bekannt.