Shintō-Schrein: Unterschied zwischen den Versionen

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<br.>Gleichfalls unbelegt ist die Zuordnung und Bedeutung früherer Shintō-Schreine. Heute bekannt ist der [[Ise-Schrein]] (伊勢神宮, ''[[Ise jingū]]''), in dem die Sonnengottheit ([[Amaterasu]]), die mythische Urahnin des japanischen Kaisers (''[[tennō]]''), verehrt wird. Nach den Legänden aus dem ''[[nihon shoki]]'' gilt der japanische Kaiser als Oberhaupt des ''shintō'' und stammt von göttlicher Linie ab.<br.>
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Da ein Shintō als Religion, wie er heute oft fälschlicherweise zurückprojiziert wird, vor der [[Tokugawa-Zeit]]  kaum belegbar ist, war auch die Auffassung von den Schreinen vor jener  Zeit eine grundlegend andere. Die Schreine gehörten oft zu [[Buddhismus in Japan|buddhistischen Tempeln]]  oder wurden von buddhistischen Priestern oder Yamabushi geführt. Nur  wenige Schreine hatten vor dem 11. Jahrhundert schon permanente  Priester. Selbst der von den [[Fujiwara (Familie)|Fujiwara]] geförderte [[Kasuga-Taisha]]  hatte erst ab 996 einen dort residierenden Priester. Vor der Einführung  des Buddhismus sind auch daoistische Elemente in den ältesten  Schreinen, wie z.B. dem Ise-jingū, nachweisbar.
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Gleichfalls unbelegt ist die Zuordnung und Bedeutung früherer Shintō-Schreine. Heute bekannt ist der [[Ise-Schrein]] (伊勢神宮, ''[[Ise jingū]]''), in dem die Sonnengottheit ([[Amaterasu]]), die mythische Urahnin des japanischen Kaisers (''[[tennō]]''), verehrt wird. Nach den Legänden aus dem ''[[nihon shoki]]'' gilt der japanische Kaiser als Oberhaupt des ''shintō'' und stammt von göttlicher Linie ab.<br.>
  
  
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Da ein Shintō als Religion, wie er heute oft fälschlicherweise zurückprojiziert wird, vor der [[Tokugawa-Zeit]] kaum belegbar ist, war auch die Auffassung von den Schreinen vor jener Zeit eine grundlegend andere. Die Schreine gehörten oft zu [[Buddhismus in Japan|buddhistischen Tempeln]] oder wurden von buddhistischen Priestern oder Yamabushi geführt. Nur wenige Schreine hatten vor dem 11. Jahrhundert schon permanente Priester. Selbst der von den [[Fujiwara (Familie)|Fujiwara]] geförderte [[Kasuga-Taisha]] hatte erst ab 996 einen dort residierenden Priester. Vor der Einführung des Buddhismus sind auch daoistische Elemente in den ältesten Schreinen, wie z.B. dem Ise-jingū, nachweisbar.
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Version vom 1. November 2010, 07:50 Uhr

Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der japanische Shintō-Schrein ist ein übergeordneter Begriff für die vielfältigen Gebetsstätten des shintō. Nachdem in Japan 1882 die verschiedenen Shintō-Organisationen neu reglementiert wurden, verwendet man dafür weitgehend den Begriff jinja (神社), doch diese Bezeichnung bezieht sich nur auf einen bestimmten Shintō-Schrein. Aus der Geschichte sind viele weitere Bezeichnungen für unterschiedliche Schreine bekannt.

Etymologie

Es gibt keine allgemeine japanische Bezeichnung für den Begriff "Shintō-Schrein". Die Begriffe jin, shin, kami (神, Gott, Götter) und sha (-ja), yashiro (社, Firma, Gesellschaft, Shintō-Schrein) vereinigen sich zu jinja (神社), dem heute gebräuchlichsten Begriff für einen Shintō-Schrein. Dieser bezeichnet jedoch nur einen bestimmten Schrein und lässt sich in der langen japanischen Geschichte des shintō nich als maßgeblich interpretieren.

Geschichte der Shintō-Schreine

Der Begriff shintō bezeichnet heute die japanische Urreligion, in Wirklichkeit aber war shintō über die gesamte Japanische Geschichte ein Sammelbegriff für regional frei interpretierte Traditionen, Kulten und Riten der Japaner, mit Einflüssen aus dem Buddhismus und Konfuzianismus. Seit jeher bestand shintō aus einer Vielzahl von volkstümlichen Glaubensformen, die mythische Gottheiten (kami) verehrten. Die kami des shintō können die Gestalt von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. Entsprechend ist shintō eine polytheistische, animistische oder auch theophanische Volksreligion.

Entwicklung der Shintō-Schreine

Den Shintō-Kult gabt es in Japan bereits seit dem frühen Altertum. Er war nie zentralistisch organisiert, sondern entwickelte regional spezifische Eigenheiten. In der Frühzeit entstanden im Gebiet der führenden Klans (uji) rituelle Orte, an denen sich das Volk traf, um Feste (matsuri) zu feiern. Im altertümlichen kamakura jidai begannen die Menschen diese Orte aufzusuchen, um ihrem Glauben zu huldigen. Entsprechend kann die Entwicklung der Shintō-Schreine in folgenden Etappen gesehen werden:

  • Bereits in vorgeschichtlicher Zeit (genshi, ca. 28.000 v.Chr. bis ca. 300 n.Chr.) versammelten sich die Menschen an "heiligen Orten", um ihre Götter (kami) durch erbrachte Rituale gnädig zu stimmen. Den Wohnsitz der Götter vermutete man damals in besonders pregnanten Naturerscheinungen, wie z.B. große Bäume (himorogi), geheiligte Steine (iwasaka), Wasserfälle () u.a. Über Jahrhunderte hinweg waren solche Orte die ersten Shintō-Schreine und leiteten alle nachfolgenden Entwicklungen ein.
  • Die nächste Etappe in der Entwicklung der Shintō-Schreine war das japanische Altertum (kodai, ca. 300 - 1192). Beginnend mit dem kofun jidai (ca. 300 - 552 n.Chr.) wurden zunehmend mehr die Grabhügel japanischer Halbgötter und Volkshelden verehrt. Eine solche Verehrungsstätte war z.B. das Grab der mystischen Gottheiten Izanagi no Mikoto, was zum späteren "Schrein der Toten" (kakureno miya) führte.<br.>Noch war der japanische shintō weitgehend frei von buddhistischen Einflüssen und verehrte lediglich reale und fiktive Persönlichkeiten aus seiner mythologischen Geschichte. Im Vordergrund stand der Ahnenkult (yamato damshi) und es entstanden die weltberühmten torii. Doch der aufkommende chinesische Buddhismus veränderte die ursprüngliche Glaubenstradition der Japaner grundlegend.
  • Gravierende Veränderungen der Shintō-Schreine bezüglich ihrer Architektur fanden im asuka jidai (552-710), nara jidai (710-794) und heian jidai (794-1192) statt. Aus politischer Perspektive standen sich die beiden Religionen (shintō und Buddhismus) in einem gesellschaftlichen Glaubenskonflikt zwischen den Soga und Fujiwara gegenüber. Der Buddhismus gewann an Einfluss und etablierte eine Synkretion beider Religionen (shinbutsu shūgō). Zugleich verlagerten sich die Glaubensstätte in die städtischen Machtzentren der japanischen Politik und begannen architektonische Bauten zu errichten.
  • Die Differenzierung der Gesellschaft in ländliche und städtische Gebiete wurde besonders im kamakura jidai (1192-1333) sichtbar. Alle Religionen versuchten von der Neuordnung zu profitieren und ihre Niederlassungen nahe den politischen Zentren zu errichten. Zusätzlich bedeutend war die Möglichkeit für die Religionsträger steuerfreies Land (shōen) zu erwerben. In den shōen (Lehen) entstanden große Schreine, die im späteren tokugawa jidai (1603-1868) richtungsgebend für die Entwicklung verschiedener Shintō-Schreine waren.


Da ein Shintō als Religion, wie er heute oft fälschlicherweise zurückprojiziert wird, vor der Tokugawa-Zeit kaum belegbar ist, war auch die Auffassung von den Schreinen vor jener Zeit eine grundlegend andere. Die Schreine gehörten oft zu buddhistischen Tempeln oder wurden von buddhistischen Priestern oder Yamabushi geführt. Nur wenige Schreine hatten vor dem 11. Jahrhundert schon permanente Priester. Selbst der von den Fujiwara geförderte Kasuga-Taisha hatte erst ab 996 einen dort residierenden Priester. Vor der Einführung des Buddhismus sind auch daoistische Elemente in den ältesten Schreinen, wie z.B. dem Ise-jingū, nachweisbar.

Gleichfalls unbelegt ist die Zuordnung und Bedeutung früherer Shintō-Schreine. Heute bekannt ist der Ise-Schrein (伊勢神宮, Ise jingū), in dem die Sonnengottheit (Amaterasu), die mythische Urahnin des japanischen Kaisers (tennō), verehrt wird. Nach den Legänden aus dem nihon shoki gilt der japanische Kaiser als Oberhaupt des shintō und stammt von göttlicher Linie ab.<br.>



Erst mit dem Beginn des meiji jidai (1868) wurde der shintō im Zuge neuer politischer Ideologien zur "japanischen Urreligion" uminterpretiert und zur japanischen Nationalreligion als Staats-Shintō (kokka shintō) erklärt.

Durch die rasanten Veränderungen in der Meiji-Zeit wurde auch das Schreinwesen stark verändert. Einerseits war der Shintō nun eine Art Nationalreligion und damit wurde er gefördert, andererseits übte der Staat auch Druck auf die Schreine aus. Sie sollten in ein System gepresst werden, das sich stark von ihrer vorherigen lokalen Organisation unterschied. Gesetze wie, dass es pro Dorf nur einen Schrein geben durfte, dass Shintō-Priester an bestimmten staatlichen Institutionen ausgebildet werden sollten und die Etablierung von Schreinen zum Schutz des Landes überall in Japan (siehe Yasukuni-Schrein), übten einen beträchtlichen Einfluss auf das lokale Schreinwesen aus.



Niemand kann heute sagen, was shintō wirklich ist und früher war. Der japanische Religionshistoriker Ōbayashi Taryō schreibt: "Shintō... [ist] im weitesten Sinne die Urreligion Japans, im engeren Sinne ein aus Urreligion und chinesischen Elementen zu politischen Zwecken ausgebautes System."<br.>








Schrein-Shintō

Schrein-Shintō (神社神道, jinja shintō) ist der Sammelbegriff für eine liberale religiöse Tradition, wie sie in tausenden von Shintō-Schreinen in Japan seit jeher praktiziert wurde und wird. Sie grenzt sich von allen ideoligischen Klassifizierungen des shintō ab und lehrt eine individuelle Ausrichtung. Im Schrein-Shintō gibt es keine zentrale Autorität, die Glaubensdialektik wird von den lokalen Priestern bestimmt.<br.>Immer wieder versuchten japanische Herrscher diese Methoden zu unterbinden (besonders ab 1868, zur Zeit des Staats-Shintō) und in den Dienst der Politik zu stellen. Doch laut schriftlichen Quellen existierten liberale Shintō-Schreine seit ältester Zeit (nihon shoki, engikishi).

Schreine im Ur-Shintō

Der Begriff Ur-Shintō bezeichent den japanischen "Weg der Götter" (shintō), ...

Schreine im Sekten-Shintō

Der Begriff Sekten-Shintō (教派神道 kyōha shintō oder 宗派神道 shūha shintō) bezeichnet dreizehn etablierte Richtungen des shintō, die ab 1882 aus den neugegründeten Systemen des Staats-Shintō ausgeschlossen wurden. Sie existierten inoffiziell weiter und etablierten sich durch die Liberalisierung der Religionen und der Abschaffung des Staats-Shintō nach dem Zweiten Weltkrieg (1945) weiter. Gegenwärtig entwickeln sie eine Reihe neuer Gruppierungen, vor allem shintōkei und shinshūkyō und sind beständig am Wachsen.

Schreine im Staats-Shintō

Der Staats-Shintō (国家神道, kokka shintō) beendet per Gesetz den vorausgegangenen Schrein-Shintō und etabliert im Mai 1871, im Rahmen der Meiji-Restauration Regierungsdekrete zur Umsetzung des Schrein-Shintō zum Staats-Shintō. wurde folgendes Ordnungssystem eingeführt:

Kansha

Der Begriff kansha (zentraler Regierungsschrein) bezeichnet die Schreine unter der direkten Regierungskontrolle der Meiji und unterteilt sich in:

  • Kanpaisha (Regierungsschrein)
- kanpa taisha (Großer Regierungsschrein)
- kanpei chūsha (Mittlerer Regierungsschrein)
- kanpei shōsha (Kleiner Regierungsschrein)
  • Kokuheisha (Nationalschrein)
- kokuhei taisha (Großer Nationalschrein)
- kokuhei chūsha (Mittlerer Nationalschrein)
- kokuhei shōsha (Kleiner Nationalschrein)

Vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die gegenwärtig noch benutzten Titel (shagō, gewöhnlich als Suffix) in der Regel durch die Regierung festgelegt, danach durch die im Februar 1946 gegründete "Vereinigung der Shintō-Schreine" (jinja-honchō). Schreine, die keine der folgenden, besonderen Titel erhalten, tragen für gewöhnlich als Titel das Suffix -jinja, -sha oder -miya.

Schreine im Volks-Shintō

Im Volks-Shintō bezeichnet man mit shōsa diverse nicht klassifizierte Sekten und mit minsha die große Vielfalt der shintoistischen Volksschreine.

  • Shōsha (sonstiger) bzw. Minsha (Volksschrein)
- fusha (Schrein in einem Regierungsbezirksschrein; Stadtschrein)
- kensha (Präfekturschrein)
- hansha (Lehensschrein; Klan- oder Daimyatschrein, ab 1868 als kensha bezeichnet)
- gōsha (Regionalschrein)
- sonsha (Dorfschrein)
- mukakusha (Schreine ohne Rang)


Als Shintō-Schrein wird im Deutschen allgemein eine religiöse Stätte des Shintō, im engeren Sinn des Schrein-Shintō bezeichnet. Im Japanischen wird üblicherweise seit 1882 (nach einem Gesetz zur Klassifizierung der Shintō-Organisationen) das Wort Jinja (神社) verwendet,

In Schreinen wird in Form eines Shintai das Mitama entweder eines einzelnen Kami (was sowohl Gott, Gottheit, oder auch Seele bedeuten kann), mehrerer Kami oder eines Paares, etwa Mutter und Kind, verehrt. Es gibt eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Kami. Einige gehen auf Natur- und Fruchtbarkeitsgötter aus alten Kulten zurück, andere sind im Shintō-buddhistischen Synkretismus (神仏習合, shinbutsu shūgō) zu Kami gewordene Bodhisattvas. Auch die Seelen Verstorbener werden als kami verehrt.

Es gibt in ganz Japan etwa 80.000–100.000 als solche registrierte Shintō-Schreine (die niedrigere Zahl ist eine Angabe der „Vereinigung der Shintō-Schreine“), die tatsächliche Zahl dürfte aber weit höher liegen (durch Schreine, die sehr klein sind oder nicht mehr aktiv verwaltet werden). Sie finanzieren sich hauptsächlich durch Spenden der ihnen jeweils geografisch zugehörigen Gemeinden.

Was alles noch fehlt (Liste zum Eintragen)

  • Geschichtliche und systematische Einordnung in Ur-Shintō, Volks-Shintō, Schrein-Shintō, Sekten-Shintō, Staats-Shintō, etc. Fehlt auch noch im Hauptartikel Shintō... Wahrscheinlich braucht es ein eigenes Lemma Schrein-Shintō, auf welches dann verwiesen werden kann.
  • Gartenanlagen, Gartentypen
  • Bautypen (Diagramme?)
  • Starke Übereinstimmung mit buddhistischem Tempelbau, allerdings auch mit konfuzianistischen und (gerade in der Anfangszeit, Bau des Ise-Schreins) daoistischen Bau-Elementen
  • Das Prinzip des periodischen, kompletten Wiederaufbaus mancher Gebäude (sengū), älteste noch erhaltene Strukturen im Ujigami-jinja.



Studien Informationen

Siehe: Shintō | Jinja | Siehe auch: Erläuterungen s. ®shintō und ®engishiki, im Gegensatz zu ®tera (oder ®ji) - buddhistischer Tempel).

Literatur

Weblinks