Shuhari und Kyūdan: Unterschied zwischen den Versionen

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Doch das Bild der Dreierstufen genügt nicht, um die komplexe Struktur eines Rangsystems zu erfassen. Denn in den genannten drei Lebensabschnitten lernt, erfährt und reift der Mensch in vielerlei Hinsicht.<br.>Erst die Vielfalt der Lebenserfahrungen, Lebenswahrnehumgen und Lebensverwirklichungen entwickeln sich innerhalb der oben genannten Überordnungen zu immer neuen Erkenntnissen. Dieser Weg der kleinen Schritte symbolisiert das Rangsystems (''kyūdan'').<br.>Der Prozess ähnelt einer linear aufsteigenden Treppe über drei Etagen - jede Stufe bezeichnet einen neuen Rang (''kyū'' oder ''dan'') der Lebensreife. Fortschritt im ''budō'' ist eine sich stetig nach oben windende Spirale an Wissen, Können und Erfahrung, die erst im richtigen Training entsteht und schließlich ins tägliche Leben strahlt.     
 
Doch das Bild der Dreierstufen genügt nicht, um die komplexe Struktur eines Rangsystems zu erfassen. Denn in den genannten drei Lebensabschnitten lernt, erfährt und reift der Mensch in vielerlei Hinsicht.<br.>Erst die Vielfalt der Lebenserfahrungen, Lebenswahrnehumgen und Lebensverwirklichungen entwickeln sich innerhalb der oben genannten Überordnungen zu immer neuen Erkenntnissen. Dieser Weg der kleinen Schritte symbolisiert das Rangsystems (''kyūdan'').<br.>Der Prozess ähnelt einer linear aufsteigenden Treppe über drei Etagen - jede Stufe bezeichnet einen neuen Rang (''kyū'' oder ''dan'') der Lebensreife. Fortschritt im ''budō'' ist eine sich stetig nach oben windende Spirale an Wissen, Können und Erfahrung, die erst im richtigen Training entsteht und schließlich ins tägliche Leben strahlt.     
  
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==Shuhari und Kyūdan==
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In Folge werden die Dreier-Stufen (''shuhari'') auf das Kopfsystem des Ränge (''kyūdan'') übertragen, die sich im Rangssystem der Klassischen Kampfkünste in entsprechende drei Hauptkategorien gliedern. ''Shu'' überträgt sich auf die ''mudansha'', ''ha'' entspricht den ''yūdansha'' und ''ri'' bezeichnet die ''kodansha''.
  
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===Stufe Shu - Mudansha===
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''[[Shu]]'' ist die Stufe der Unerfahrenheit, die im Leben symbolisch einem Kind oder einem Jugendlichen entspricht. In den Künsten des ''budō'' kann ein Übender sie erreichen, wenn er von einem ''sensei'' angenommen wird und die Erlaubnis zur Übung in einer Budō-Gemeinschaft erhält.<br.>In den klassischen Rangsystemen entspricht sie der Gruppe der ''mudansha'' (Schüler ohne Grad). In ihr werden neun Ränge (''kyū'') unterschieden, die absteigend gezählt werden. Jeweils drei dieser Ränge werden zur Unterstufe (''gekyū''), Mittelstufe (''chūkyū'') und Oberstufe (''jōkyū'') zusammengefasst.
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* '''[[Mudansha]]''' - Äußerlich werden die ''mudansha'' durch verschiedenfarbige Gürtel gekennzeichnet, wobei die Annäherung an die Schwarzgurtgrade (''dan'') durch Abstufungen von Weiß nach Braun erfolgt. Voraussetzung zum Erreichen der enthaltenen technischen Rängen ist in erster Linie die Perfektion der Fertigkeiten, die in den Prüfungsprogrammen gefordert werden.<br.>Über die technischen Prüfungen hinaus wird der Schüler nach und nach auch für die Bedeutung seines geistigen Fortschritts sensibilisiert. Dies geschieht auf unterer Ebene (''gekyū'') zunächst durch die Infos im Vorspann der Prüfungsordnung und durch häufig stattfindende Gesprächen (''mondō''), der Budō-Gemeinschaft mit ihrem ''sensei'' im Anschluss an die Übungsstunden. Auf diese Weise können bereits die ''mudansha'' der Unterstufe ein umfangreiches Wissen über den Sinn ihrer Übungen erfahren. Sie lernen zu verstehen, dass sie als Bedingung für ihren technischen Fortschritt auch geistige Qualitäten wie Lernbereitschaft, Geduld und Disziplin unter Beweis stellen müssen.<br.>Den ''mudansha'' der Mittelstufe (''chūkyū'') wird das Prinzip der Unterrichtspyramide und ihre Doppelrolle als ''[[senpai]]'' der Unterstufenschüler (''gekyū'') und ''[[kōhai]]'' er Oberstufenschüler (''jōkyū'') erläutert. Sie lernen, dass Fortschritt in einer Budō-Gemeinschaft nur möglich ist, wenn man sich durch Überwindung egoistischer Tendenzen in sie einfindet und bescheiden aber selbstständig aktiv zu ihrem Fortbestehen beiträgt.<br.>Von den Graden der Oberstufe (''jōkyū'') wird erwartet, dass sie sich in der Vorbereitung auf die bevorstehende Dan-Stufe eigenständig um Fortschritt bemühen. Dies betrifft sowohl ihre technische Entwicklung, als auch die Bereitschaft, budō als Studium anzunehmen.
  
Shuhari und Kyūdan ==
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In den alten Rangsystemen (''[[menkyo]]'') gab es keine Kyū-Graduierungen. Sie wurden von [[Jigorō Kanō]] in sein Rangsystem ''[[dankyū seido]]'' eingefügt und später von dem System ''kyūdan'' übernommen. Im Zuge der weltweiten Verbreitung der japanischen Kampfkünste veränderten sich die kyū und unterscheiden sich heute erheblich von ihrem Ursprungssystem. Heute gibt es in den Kampfkünsten unterschiedlich viele kyū mit ebenso unterschiedlichen Farbzuordnungen.
Übersicht und Inhalt
 
  
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===Stufe Ha - Yūdansha===
In Folge werden die Dreier-Stufen (shuhari) auf das Kopfsystem des Ränge (kyūdan) übertragen, die sich im Rangssystem des BSK in entsprechende drei Hauptkategorien gliedern. Shu überträgt sich auf die mudansha, ha entspricht den yūdansha und ri bezeichnet die kodansha.
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''[[Ha]]'' ist die Stufe der mittleren Reife, die im Leben dem Stand eines Erwachsenen entspricht. In den Künsten des ''budō'' steht sie symbolisch für die Gruppe der ''yūdansha'' (untere Dan-Grade von 1 bis 4)  und definiert sich durch die Bezeichnung ''[[den]]''. Der Eintritt in diese Stufe muss vom ''sensei'' vorab genehmigt werden, während die Ränge durch das Bestehen einer Prüfung erreicht werden können.
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* '''[[Yūdansha]]''' - Die ''yūdansha'' sind untere Schwarzgurgrade und unterscheiden sich von den ''mudansha'' dadurch, dass sie die technische Grundausbildung weitgehend abgeschlossen haben und nun über Voraussetzungen verfügen, mit denen sie einen Kampfkunstweg (''dō'') gehen können. Ob sie dazu tatsächlich in der Lage sind, entscheidet sich allein durch ihre Haltung. Grundsätzlich sind sie noch Schüler und erreichen die Meisterschaft erst mit dem Eintritt in die Stufe der ''kodansha''. Diese Stufe ist in den klassischen Richtungen in zwei Kategorien gegliedert, die vier Dan-Grade enthalten.
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*#'''[[Omote]]''' - die vordergründige Seite einer Lehre bezeichnet die Stufe der technischen Perfektion. Den darin enthaltenen ''shodan'' (1. dan) bezeichnet man nach dem Menkyo-System auch als ''shoden'' (erste Einweihung), den ''nidan'' (2. dan) als ''chūden'' (mittlere Einweihung). Die Inhaber dieser Grade widmen sich verstärkt der Perfektion der Techniken, wodurch sie sich aus der Shu-Stufe lösen und in die Ha-Stufe eintreten können. Zusätzlich sind sie Anwerter der Weglehre und befinden sich in einer Phase des Suchens und der Selbstprüfung. Der ''sensei'' beobachtet ihre Haltung und entscheidet ihren Eintritt in die nächste Stufe.
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*#'''[[Ura]]''' - die hintergründige Lehre einer Stiltradition beginnt mit dem ''sandan'' (3. ''dan''), der im Menkyo-Systemen als ''[[okuden]]'' bezeichnet wird. Diese Graduierung weißt einen hohen technischen Fortschritt aus, bedarf aber der zusätzlichen Einschätzung des Lehrers, dass der Übende das Potential besitzt, mit seiner Übung einen lebenslangen Kampfkunstweg zu gehen. Der ''sensei'' nimmt ihn hier als Wegschüler an und führt ihn zum Grad des ''yondan'' (4. ''dan''), zum inneren Kern seiner Lehre. Im ''menkyo'' ist dies die Stufe ''kaiden'', in der die vollständigen Initiierung zum Meister (''kodansha'') erfolgt.
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Von ''yūdansha'' wird in den klassischen Lehren die Übernahme eigener Unterrichtsverantwortung erwartet, da das „Lernen durch Lehren“ in dieser Stufe unabdingbar für persönlichen Fortschritt ist. Je nach ihrem Entwicklungsstand und den personellen Voraussetzungen eines ''dōjō'' wirken sie daher selbstständig als Übungsleiter (''shidōin'') oder als Assistenzübungsleiter (''fuku shidōin'') in der Ausbildung der ''mudansha''.
  
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===Stufe Ri - Kodansha===
 
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''[[Ri]]'' ist die Stufe der Gelehrten (''[[shi]]''). Im ''budō'' bezeichnet man diese Gruppe als ''kodansha'' (Lehrer vom 5. bis zum 10 ''dan''). Mit dem Eintritt (''godan'' - fünfter Schwarzgurtgrad) ist die erste Stufe der Meisterschaft (''[[renshi]]'') erreicht und der Übende erhält die Lizenz (''[[menkyo kaiden]]'') zum selbstständigen Unterrichten des Stils. Ab dieser Fortschrittsstufe wird er von seinem ''sensei'' nur noch unterrichtend begleitet; er geht selbst als ''sensei'' einen eigenen Kampfkunstweg.
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* '''[[Kodansha]]''' - Gleichwohl steht der Meister-Gewordene nach wie vor mit seinem Lehrer in Kontakt. Dieser verleiht jenem die folgenden Dan-Grade jeweils als Zeugnis seines unermüdlichen Fortschreitens auf dem Weg als anerkannter Lehrer der Kampfkunst und seiner daraus resultierenden weiteren geistigen Reifung, die den Meister schrittweise aus der Ha-Stufe des Wissens um die Form in das Ri-Stadium der Transzendenz der Form führt.
 
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*# '''[[Renshi]]''' - Als Lehrer wirken die ''kōdansha'' im Rang des fünften und sechsten Schwarzgurtgrades (''godan'' und ''rokudan'') vornehmlich als Autoritäten im Bereich der technischen Abläufe (''waza'') und Formen (''kata''). Deshalb wird ihnen in den Klassischen Kampfkünsten, in Anlehnung an die Tradition der Titel „Experte der Übung“ (''renshi'') verliehen. Ihr Wirken ist entscheidend für den technischen Fortschritt der ''yūdansha''.
Stufe Shu
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*# '''[[Kyōshi]]''' - Mit dem siebenten (''nanadan'')  und achten Schwarzgurtgrad (''hachidan'')  ist der Titel „Experte des Unterrichts“ (''kyōshi'') verbunden, der darauf verweist, dass die Meister spätestens jetzt in der Lage sind, Kampfkunst als Komplex technischer und geistiger Inhalte nicht nur zu verstehen, sondern auch zu unterrichten, was sich unter anderem darin beweist, dass sie in der Lage sind, eigene Schüler aus der Yūdansha-Stufe zur Meisterschaft zu führen.
 
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*# '''[[Hanshi]]''' - Der an den neunten (''kūdan'') und zehnten Schwarzgurtgrad (''jūdan'')  gebundene Titel „Modellhafter Gelehrter“ (''hanshi'') deutet auf die unmittelbare Nähe zum Ideal des Weges hin: die menschliche Selbstperfektion.
Mudansha – Anfänger ohne Grade
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Innerhalb einer Kampfkunstgemeinschaft bestimmen demnach die ''renshi'' das technische Niveau, die ''kyōshi'' führen - an der Spitze der Unterrichtspyramide stehend - fortgeschrittene Schüler zur Meisterschaft, während der ''hanshi'', meist zurückgezogen aus unmittelbaren Unterrichtsverpflichtungen im Hintergrund wirkt.
 
 
 
 
 
Shu ist die Stufe der Unerfahrenheit, die im Leben symbolisch einem Kind oder einem Jugendlichen entspricht. In den Künsten des budō kann ein Übender sie erreichen, wenn er von einem sensei angenommen wird und die Erlaubnis zur Übung in einer Budō-Gemeinschaft erhält.
 
 
 
Im Rangsystem des BSK entspricht sie der Gruppe der mudansha (Schüler ohne Grad). In ihr werden neun Ränge (kyū) unterschieden, die absteigend gezählt werden. Jeweils drei dieser Ränge werden zur Unterstufe (gekyū), Mittelstufe (chūkyū) und Oberstufe (jōkyū) zusammengefasst.
 
 
 
·        Mudansha  – Äußerlich werden die mudansha durch verschiedenfarbige Gürtel gekennzeichnet, wobei die Annäherung an die Schwarzgurtgrade (dan) durch Abstufungen von Weiß nach Braun erfolgt. Voraussetzung zum Erreichen der enthaltenen technischen Rängen ist in erster Linie die Perfektion der Fertigkeiten, die in den Prüfungsprogrammen gefordert werden.
 
 
 
Über die technischen Prüfungen hinaus wird der Schüler nach und nach auch für die Bedeutung seines geistigen Fortschritts sensibilisiert. Dies geschieht auf unterer Ebene (gekyū) zunächst durch die Infos im Vorspann der Prüfungsordnung und durch häufig stattfindende Gesprächen (mondō),  der Budō-Gemeinschaft mit ihrem sensei im Anschluss an die Übungsstunden. Auf diese Weise können bereits die mudansha der Unterstufe ein umfangreiches Wissen über den Sinn ihrer Übungen erfahren. Sie lernen zu verstehen, dass sie als Bedingung für ihren technischen Fortschritt auch geistige Qualitäten wie Lernbereitschaft, Geduld und Disziplin unter Beweis stellen müssen.
 
 
 
Den mudansha der Mittelstufe (chūkyū) wird das Prinzip der Unterrichtspyramide und ihre Doppelrolle als senpai  der Unterstufenschüler (gekyū) und kōhai er Oberstufenschüler (jōkyū) erläutert. Sie lernen, dass Fortschritt in einer Budō-Gemeinschaft nur möglich ist, wenn man sich durch Überwindung egoistischer Tendenzen in sie einfindet und bescheiden aber selbstständig aktiv zu ihrem Fortbestehen beiträgt.
 
 
 
Von den Graden der Oberstufe (jōkyū) wird erwartet, dass sie sich in der Vorbereitung auf die bevorstehende Dan-Stufe eigenständig um Fortschritt bemühen. Dies betrifft sowohl ihre technische Entwicklung, als auch die Bereitschaft, budō als Studium anzunehmen.
 
 
 
 
 
 
In den alten Rangsystemen (menkyo) gab es keine Kyū-Graduierungen. Sie wurden von Jigorō Kanō in sein Rangsystem dankyū seido  eingefügt und später von dem System kyūdan übernommen. Im Zuge der weltweiten Verbreitung der japanischen Kampfkünste veränderten sich die kyū  und unterscheiden sich heute erheblich von ihrem Ursprungssystem. Heute gibt es in den Kampfkünsten unterschiedlich viele kyū mit ebenso unterschiedlichen Farbzuordnungen.
 
 
 
 
 
Stufe Ha
 
 
 
Yūdansha – Fortgeschrittene mit Schwarzgurtgraden
 
 
 
 
 
 
Ha ist die Stufe der mittleren Reife, die im Leben dem Stand eines Erwachsenen entspricht. In den Künsten des budō steht sie symbolisch für die Gruppe der yūdansha (untere Dan-Grade von 1 bis 4)  und definiert sich durch die Bezeichnung den.  Der Eintritt in diese Stufe muss vom sensei vorab genehmigt werden, während die Ränge durch das Bestehen einer Prüfung erreicht werden können.
 
 
 
·        Yūdansha – Die yūdansha sind untere Schwarzgurgrade und unterscheiden sich von den mudansha dadurch, dass sie die technische Grundausbildung weitgehend abgeschlossen haben und nun über Voraussetzungen verfügen, mit denen sie einen Kampfkunstweg (dō) gehen können. Ob sie dazu tatsächlich in der Lage sind, entscheidet sich allein durch ihre Haltung. Grundsätzlich sind sie noch Schüler und erreichen die Meisterschaft erst mit dem Eintritt in die Stufe der kodansha. Diese Stufe ist im BSK in zwei Kategorien gegliedert, die vier Dan-Grade enthalten.
 
 
 
Omote  – die vordergründige Seite einer Lehre bezeichnet die Stufe der technischen Perfektion. Den darin enthaltenen shodan (1. dan) bezeichnet man nach dem Menkyo-System auch als shoden  (erste Einweihung), den nidan (2. dan) als chūden  (mittlere Einweihung). Die Inhaber dieser Grade widmen sich verstärkt der Perfektion der Techniken, wodurch sie sich aus der Shu-Stufe lösen und in die Ha-Stufe eintreten können. Zusätzlich sind sie Anwerter der Weglehre und befinden sich in einer Phase des Suchens und der Selbstprüfung. Der sensei beobachtet ihre Haltung und entscheidet ihren Eintritt in die nächste Stufe.
 
 
 
Ura  – die hintergründige Lehre einer Stiltradition beginnt mit dem sandan (3. dan), der im Menkyo-Systemen als okuden bezeichnet wird. Diese Graduierung weißt einen hohen technischen Fortschritt aus, bedarf aber der zusätzlichen Einschätzung des Lehrers, dass der Übende das Potential besitzt, mit seiner Übung einen lebenslangen Kampfkunstweg zu gehen. Der sensei nimmt ihn hier als Wegschüler an und führt ihn zum Grad des yondan (4. dan), zum inneren Kern seiner Lehre. Im menkyo ist dies die Stufe kaiden, (®Budopedia) in der die vollständigen Initiierung zum Meister (kodansha) erfolgt.
 
 
 
 
 
 
Von yūdansha wird im BSK die Übernahme eigener Unterrichtsverantwortung erwartet, da das „Lernen durch Lehren“ in dieser Stufe unabdingbar für persönlichen Fortschritt ist. Je nach ihrem Entwicklungsstand und den personellen Voraussetzungen eines dōjō wirken sie daher selbstständig als Übungsleiter (shidōin) oder als Assistenzübungsleiter (fuku shidōin) in der Ausbildung der mudansha.
 
 
 
Die traditionelle Wegausbildung der uchi deshi  - als Schüler, die früher im Haus des Meisters gelebt haben - findet in der heutigen globalisierten und von modernen Kommunikationsmitteln geprägten Welt oft in veränderter Weise statt. Diese moderne Art des persönlichen Unterrichts ist zu begrüßen, verlangt aber vom Schüler die Übernahme einer neuen, nicht zu unterschätzenden Verantwortung: er muss selbständig die Verbindung zu seinem sensei pflegen und erhalten. Einzig und allein, wie der Schüler dieses Problem löst, veranlasst den sensei ihn auf höhere Stufen zu führen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Stufe Ri
 
 
 
Kodansha – Die Stufe der Lehrer
 
 
 
Ri ist die Stufe der Gelehrten (shi). Im budō bezeichnet man diese Gruppe als kodansha (Lehrer vom 5. bis zum 10 dan). Mit dem Eintritt (godan fünfter Schwarzgurtgrad) ist die erste Stufe der Meisterschaft (renshi) erreicht und der Übende erhält die Lizenz (menkyo kaiden) zum selbstständigen Unterrichten des Stils. Ab dieser Fortschrittsstufe wird er von seinem sensei nur noch unterrichtend begleitet; er geht selbst als sensei einen eigenen Kampfkunstweg.
 
 
 
·        Kodansha Gleichwohl steht der Meister-Gewordene nach wie vor mit seinem Lehrer in Kontakt. Dieser verleiht jenem die folgenden Dan-Grade jeweils als Zeugnis seines unermüdlichen Fortschreitens auf dem Weg als anerkannter Lehrer der Kampfkunst und seiner daraus resultierenden weiteren geistigen Reifung, die den Meister schrittweise aus der Ha-Stufe des Wissens um die Form in das Ri-Stadium der Transzendenz der Form führt.
 
 
 
Renshi Als Lehrer wirken die kōdansha im Rang des fünften und sechsten Schwarzgurtgrades (godan und rokudan) vornehmlich als Autoritäten im Bereich der technischen Abläufe (waza) und Formen (kata). Deshalb wird ihnen im BSK in Anlehnung an die Tradition des japanischen budō der Titel „Experte der Übung“ (renshi) verliehen. Ihr Wirken ist entscheidend für den technischen Fortschritt der yūdansha.
 
 
 
Kyōshi Mit dem siebenten (nanadan)  und achten Schwarzgurtgrad (hachidan)  ist der Titel „Experte des Unterrichts“ (kyōshi) verbunden, der darauf verweist, dass die Meister spätestens jetzt in der Lage sind, Kampfkunst als Komplex technischer und geistiger Inhalte nicht nur zu verstehen, sondern auch zu unterrichten, was sich unter anderem darin beweist, dass sie in der Lage sind, eigene Schüler aus der Yūdansha-Stufe zur Meisterschaft zu führen.
 
 
 
Hanshi Der an den neunten (kūdan) und zehnten Schwarzgurtgrad (jūdan)  gebundene Titel „Modellhafter Gelehrter“ (hanshi) deutet auf die unmittelbare Nähe zum Ideal des Weges hin: die menschliche Selbstperfektion.
 
 
 
 
 
 
Innerhalb einer Kampfkunstgemeinschaft bestimmen demnach die renshi das technische Niveau, die kyōshi führen - an der Spitze der Unterrichtspyramide stehend - fortgeschrittene Schüler zur Meisterschaft, während der hanshi, meist zurückgezogen aus unmittelbaren Unterrichtsverpflichtungen im Hintergrund wirkt. Die Titel renshi und kyōshi werden im BSK vom Haupt-Sensei, der Titel hanshi von der Budō-Gemeinschaft verliehen.
 
 
 
 
 
 
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== Studien Informationen ==
 
== Studien Informationen ==
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* [[Werner Lind]]: ''Lexikon der Kampfkünste.'' BSK-Studien 2010.
 
* [[Werner Lind]]: ''Lexikon der Kampfkünste.'' BSK-Studien 2010.
  
 
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=== Weblinks ===
 
=== Weblinks ===

Aktuelle Version vom 14. August 2014, 01:49 Uhr

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Artikel von: Werner Lind

Die Systeme shuhari und kyūdan bedingen sich gegenseitig und konstituieren zusammen die Graduierungen in einer klassischen Wegkunst. Das System der drei Stufen (shuhari) überträgt sich in das Rangsystem (kyūdan) und etabliert dort die drei Hauptkategorien (mudansha, yūdansha und kodansha), in die sich die Ränge (kyū und dan) integrieren. Diese drei Überordnungen sind psychologische Stufen, deren Betreten durch den sensei genehmigt werden muss. Die darin enthaltenen Ränge können durch das Bestehen einer Prüfungen erreicht werden.

Shuhari - Das Konzept der drei Stufen

Shuhari bezeichnet den menschlichen Reifeprozess im budō und steht mit seinen drei Stufen symbolisch für denselben Erfahrensweg, den ein Mensch im Leben geht:

  1. Shu - Kindheit und Jugend
  2. Ha - Mittlere Reife
  3. Ri - Alter und Erfahrung

Als Maßstab zur Entwicklung auf dem Weg () steht shuhari über dem Rangsystem und untergliedert die Ränge (kyūdan) in seine dreigeteilte Struktur. Die Ränge sind also Untergliederungen in die Abschnitte, die im budō das Leben symbolisieren. Übertragen auf das Rangsystems befinden sich die mudansha in der Shu-Stufe, die yūdansha in der Ha-Stufe und die kodansha in der Ri-Stufe.

Kyūdan - Das Rangsystem

Doch das Bild der Dreierstufen genügt nicht, um die komplexe Struktur eines Rangsystems zu erfassen. Denn in den genannten drei Lebensabschnitten lernt, erfährt und reift der Mensch in vielerlei Hinsicht.<br.>Erst die Vielfalt der Lebenserfahrungen, Lebenswahrnehumgen und Lebensverwirklichungen entwickeln sich innerhalb der oben genannten Überordnungen zu immer neuen Erkenntnissen. Dieser Weg der kleinen Schritte symbolisiert das Rangsystems (kyūdan).<br.>Der Prozess ähnelt einer linear aufsteigenden Treppe über drei Etagen - jede Stufe bezeichnet einen neuen Rang (kyū oder dan) der Lebensreife. Fortschritt im budō ist eine sich stetig nach oben windende Spirale an Wissen, Können und Erfahrung, die erst im richtigen Training entsteht und schließlich ins tägliche Leben strahlt.

Shuhari und Kyūdan

In Folge werden die Dreier-Stufen (shuhari) auf das Kopfsystem des Ränge (kyūdan) übertragen, die sich im Rangssystem der Klassischen Kampfkünste in entsprechende drei Hauptkategorien gliedern. Shu überträgt sich auf die mudansha, ha entspricht den yūdansha und ri bezeichnet die kodansha.

Stufe Shu - Mudansha

Shu ist die Stufe der Unerfahrenheit, die im Leben symbolisch einem Kind oder einem Jugendlichen entspricht. In den Künsten des budō kann ein Übender sie erreichen, wenn er von einem sensei angenommen wird und die Erlaubnis zur Übung in einer Budō-Gemeinschaft erhält.<br.>In den klassischen Rangsystemen entspricht sie der Gruppe der mudansha (Schüler ohne Grad). In ihr werden neun Ränge (kyū) unterschieden, die absteigend gezählt werden. Jeweils drei dieser Ränge werden zur Unterstufe (gekyū), Mittelstufe (chūkyū) und Oberstufe (jōkyū) zusammengefasst.

  • Mudansha - Äußerlich werden die mudansha durch verschiedenfarbige Gürtel gekennzeichnet, wobei die Annäherung an die Schwarzgurtgrade (dan) durch Abstufungen von Weiß nach Braun erfolgt. Voraussetzung zum Erreichen der enthaltenen technischen Rängen ist in erster Linie die Perfektion der Fertigkeiten, die in den Prüfungsprogrammen gefordert werden.<br.>Über die technischen Prüfungen hinaus wird der Schüler nach und nach auch für die Bedeutung seines geistigen Fortschritts sensibilisiert. Dies geschieht auf unterer Ebene (gekyū) zunächst durch die Infos im Vorspann der Prüfungsordnung und durch häufig stattfindende Gesprächen (mondō), der Budō-Gemeinschaft mit ihrem sensei im Anschluss an die Übungsstunden. Auf diese Weise können bereits die mudansha der Unterstufe ein umfangreiches Wissen über den Sinn ihrer Übungen erfahren. Sie lernen zu verstehen, dass sie als Bedingung für ihren technischen Fortschritt auch geistige Qualitäten wie Lernbereitschaft, Geduld und Disziplin unter Beweis stellen müssen.<br.>Den mudansha der Mittelstufe (chūkyū) wird das Prinzip der Unterrichtspyramide und ihre Doppelrolle als senpai der Unterstufenschüler (gekyū) und kōhai er Oberstufenschüler (jōkyū) erläutert. Sie lernen, dass Fortschritt in einer Budō-Gemeinschaft nur möglich ist, wenn man sich durch Überwindung egoistischer Tendenzen in sie einfindet und bescheiden aber selbstständig aktiv zu ihrem Fortbestehen beiträgt.<br.>Von den Graden der Oberstufe (jōkyū) wird erwartet, dass sie sich in der Vorbereitung auf die bevorstehende Dan-Stufe eigenständig um Fortschritt bemühen. Dies betrifft sowohl ihre technische Entwicklung, als auch die Bereitschaft, budō als Studium anzunehmen.

In den alten Rangsystemen (menkyo) gab es keine Kyū-Graduierungen. Sie wurden von Jigorō Kanō in sein Rangsystem dankyū seido eingefügt und später von dem System kyūdan übernommen. Im Zuge der weltweiten Verbreitung der japanischen Kampfkünste veränderten sich die kyū und unterscheiden sich heute erheblich von ihrem Ursprungssystem. Heute gibt es in den Kampfkünsten unterschiedlich viele kyū mit ebenso unterschiedlichen Farbzuordnungen.

Stufe Ha - Yūdansha

Ha ist die Stufe der mittleren Reife, die im Leben dem Stand eines Erwachsenen entspricht. In den Künsten des budō steht sie symbolisch für die Gruppe der yūdansha (untere Dan-Grade von 1 bis 4) und definiert sich durch die Bezeichnung den. Der Eintritt in diese Stufe muss vom sensei vorab genehmigt werden, während die Ränge durch das Bestehen einer Prüfung erreicht werden können.

  • Yūdansha - Die yūdansha sind untere Schwarzgurgrade und unterscheiden sich von den mudansha dadurch, dass sie die technische Grundausbildung weitgehend abgeschlossen haben und nun über Voraussetzungen verfügen, mit denen sie einen Kampfkunstweg () gehen können. Ob sie dazu tatsächlich in der Lage sind, entscheidet sich allein durch ihre Haltung. Grundsätzlich sind sie noch Schüler und erreichen die Meisterschaft erst mit dem Eintritt in die Stufe der kodansha. Diese Stufe ist in den klassischen Richtungen in zwei Kategorien gegliedert, die vier Dan-Grade enthalten.
    1. Omote - die vordergründige Seite einer Lehre bezeichnet die Stufe der technischen Perfektion. Den darin enthaltenen shodan (1. dan) bezeichnet man nach dem Menkyo-System auch als shoden (erste Einweihung), den nidan (2. dan) als chūden (mittlere Einweihung). Die Inhaber dieser Grade widmen sich verstärkt der Perfektion der Techniken, wodurch sie sich aus der Shu-Stufe lösen und in die Ha-Stufe eintreten können. Zusätzlich sind sie Anwerter der Weglehre und befinden sich in einer Phase des Suchens und der Selbstprüfung. Der sensei beobachtet ihre Haltung und entscheidet ihren Eintritt in die nächste Stufe.
    2. Ura - die hintergründige Lehre einer Stiltradition beginnt mit dem sandan (3. dan), der im Menkyo-Systemen als okuden bezeichnet wird. Diese Graduierung weißt einen hohen technischen Fortschritt aus, bedarf aber der zusätzlichen Einschätzung des Lehrers, dass der Übende das Potential besitzt, mit seiner Übung einen lebenslangen Kampfkunstweg zu gehen. Der sensei nimmt ihn hier als Wegschüler an und führt ihn zum Grad des yondan (4. dan), zum inneren Kern seiner Lehre. Im menkyo ist dies die Stufe kaiden, in der die vollständigen Initiierung zum Meister (kodansha) erfolgt.

Von yūdansha wird in den klassischen Lehren die Übernahme eigener Unterrichtsverantwortung erwartet, da das „Lernen durch Lehren“ in dieser Stufe unabdingbar für persönlichen Fortschritt ist. Je nach ihrem Entwicklungsstand und den personellen Voraussetzungen eines dōjō wirken sie daher selbstständig als Übungsleiter (shidōin) oder als Assistenzübungsleiter (fuku shidōin) in der Ausbildung der mudansha.

Stufe Ri - Kodansha

Ri ist die Stufe der Gelehrten (shi). Im budō bezeichnet man diese Gruppe als kodansha (Lehrer vom 5. bis zum 10 dan). Mit dem Eintritt (godan - fünfter Schwarzgurtgrad) ist die erste Stufe der Meisterschaft (renshi) erreicht und der Übende erhält die Lizenz (menkyo kaiden) zum selbstständigen Unterrichten des Stils. Ab dieser Fortschrittsstufe wird er von seinem sensei nur noch unterrichtend begleitet; er geht selbst als sensei einen eigenen Kampfkunstweg.

  • Kodansha - Gleichwohl steht der Meister-Gewordene nach wie vor mit seinem Lehrer in Kontakt. Dieser verleiht jenem die folgenden Dan-Grade jeweils als Zeugnis seines unermüdlichen Fortschreitens auf dem Weg als anerkannter Lehrer der Kampfkunst und seiner daraus resultierenden weiteren geistigen Reifung, die den Meister schrittweise aus der Ha-Stufe des Wissens um die Form in das Ri-Stadium der Transzendenz der Form führt.
    1. Renshi - Als Lehrer wirken die kōdansha im Rang des fünften und sechsten Schwarzgurtgrades (godan und rokudan) vornehmlich als Autoritäten im Bereich der technischen Abläufe (waza) und Formen (kata). Deshalb wird ihnen in den Klassischen Kampfkünsten, in Anlehnung an die Tradition der Titel „Experte der Übung“ (renshi) verliehen. Ihr Wirken ist entscheidend für den technischen Fortschritt der yūdansha.
    2. Kyōshi - Mit dem siebenten (nanadan) und achten Schwarzgurtgrad (hachidan) ist der Titel „Experte des Unterrichts“ (kyōshi) verbunden, der darauf verweist, dass die Meister spätestens jetzt in der Lage sind, Kampfkunst als Komplex technischer und geistiger Inhalte nicht nur zu verstehen, sondern auch zu unterrichten, was sich unter anderem darin beweist, dass sie in der Lage sind, eigene Schüler aus der Yūdansha-Stufe zur Meisterschaft zu führen.
    3. Hanshi - Der an den neunten (kūdan) und zehnten Schwarzgurtgrad (jūdan) gebundene Titel „Modellhafter Gelehrter“ (hanshi) deutet auf die unmittelbare Nähe zum Ideal des Weges hin: die menschliche Selbstperfektion.

Innerhalb einer Kampfkunstgemeinschaft bestimmen demnach die renshi das technische Niveau, die kyōshi führen - an der Spitze der Unterrichtspyramide stehend - fortgeschrittene Schüler zur Meisterschaft, während der hanshi, meist zurückgezogen aus unmittelbaren Unterrichtsverpflichtungen im Hintergrund wirkt.

Studien Informationen

Siehe auch: Shuhari | Kyūdan | Graduierungen | Prüfungen |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.


Weblinks

BSK-Homepage Karate Homepage