Shuri te: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Tomari te''' (泊手) „Hand aus Tomari“, okinawanisch ''tumaidi''. Als ''tomari te'' benannte man allgemein die okinawanische Kampfkunst (''[[tōde]]'', [[okinawa te]], [[karate]]), die in den Schulen aus [[Tomari]] und Umgebung unterrichtet wurde. Die Stile aus Tomari bilden zusammen mit denen aus [[Shuri]] heute das ''[[shōrin ryū]]''. Obwohl das ''tomari te'' heute nicht als ein in sich geschlossenes System gilt, kann man die ''[[Kata (Form)|kata]]'' und Techniken, die diesen Stil einst ausmachten, in den meisten Shōrin-Stilen wiederfinden.<br.>Die Hauptlinie des ''tomari te'' wurde von zwei Zeitgenossen aus dem späten 19. Jahrhundert geprägt - [[Matsumora Kōsaku]] und [[Oyadomari Kokan]]. Unter ihrem Einfluss entstanden folgende Konzepte: '''Bild und Grafiken aus Lexikon'''
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'''Shuri te''' (okin. ''suidi'') 首里手 bezeichnet die „Hand aus Shuri“. [[Shuri]] war die Hauptstadt Okinawas, in der der König und die Mitglieder des Adels (''[[shizoku]]'') lebten. Heute ist Shuri ein Stadtteil Nahas. Shuri te benannte man allgemein die Kampfsysteme (''[[tōde]]''), die von den Meistern dieser Stadt entwickelt und ausgeübt wurden. Das ''shuri te'' bildet zusammen mit dem ''[[tomari te]]'' das Hauptsystem des ''[[shōrin ryū]]''.
  
== Matsumora Tomari te ==
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==Geschichte==
[[Matsumora Kōsaku]] hinterließ ein eigenständiges System (''[[Matsumora Tomari te]]'') und unterrichtete als seine wichtigsten Schüler [[Kyan Chōtoku]], [[Motobu Chōki]], [[Kaneshiro Kinin]], [[Higa Kana]], [[Maeda Peichin]] und [[Iha Kodatsu]]. Über den letzteren gelangte seine Kunst zu [[Nakazone Seiyu]], [[Maeda Gisei]], [[Kuba Chōjun]] und [[Hokama Seikichi]].
 
  
== Oyadomari Tomari te ==
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Shuri te bezeichnet alle Kampfsysteme, die von den Meistern dieser Stadt entwickelt und ausgeübt wurden, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Inhalt. Durch die hohe Konzentration der ''shizoku'' in der Hauptstadt, war Shuri lange Zeit das Zentrum des okinawanischen ''[[karate]]''.
Der nächste wichtige Meister des ''tomari te'', Oyadomari Kokan, war der innere Schüler (''[[uchi deshi]]'') von [[Shionja]]. Oyadomari ist der Überlieferer einer alten Passai-Variante, die später seinen Namen erhielt (''[[oyadomari no passai]]''). Er unterrichtete [[Kyan Chōtoku]] und [[Oyadomari Kodai]]. Der Letztere übertrug die Kunst auf seine Söhne [[Oyadomari Kotsu]] und [[Oyadomari Konin]]. Diese unterrichteten [[Hokama Seikichi]], der auch bei [[Iha Kodatsu]], Toguchi und [[Higa Kana]] lernte. Über diese wird heute die Kunst des ''tomari te'' weitergeführt.<br.>Hokama erzählt, dass das Training früher im Geheimen stattfand. Er beschreibt das ''tomari te'' als weich und fließend - es fehlten jene abgehackten Techniken, die man im modernen ''karate'' sieht. Der gedrehte Fauststoß, den [[Itosu Yasutsune]] erfunden hat, wurde in Tomari nicht verwendet. Als wichtigste Angriffstechnik mit der Faust wurde der Haken (''[[ura tsuki]]'') zur Körpermitte gelehrt. In Verbindung mit einer steigenden Abwehr, die die Deckung des Gegners öffnete, wurde außerdem noch der Vorderknöchelstoß (''[[hiraken]]'') zu den Vitalpunkten (''[[kyusho]]'') der Brust angewendet.
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Der erste geschichtlich bekannte Meister des ''shuri te'' war Sakugawa Shungo. Er lernte zunächst das okinawanische ''[[te]]'' unter dem Mönch [[Takahara Peichin]] (Schüler von [[Matsu Higa]]) und später das chinesische ''[[quánfǎ]]'' unter Kūshankū und gründete durch die Kombination der beiden Systeme den ersten systematisierten Stil des ''[[tōde]]'', dessen Inhalte und Konzepte heute bekannt sind. Sein Schüler war [[Matsumura Sōkon]], der in Anlehnung an das chinesische Shǎolín-System seinen Stil ''[[shōrin ryū gokoku an tōde]]'' nannte - ein Begriff, der später für alle Stile aus Shuri und Tomari übernommen wurde. Unter Matsumura entstand in Shuri eine große Schule, aus der viele bedeutende Kampfkunstexperten hervorgingen (Itosu Yasutsune, Azato Anko, Kyan Chotoku, Yabu Kentsu, Hanashiro Chomo u.a.), die später ihre Stile auf eigene Weise, aber in Anlehnung an den Begriff ''[[shǎolín]]'', zu bezeichnen begannen.
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==Kata des Shuri te==
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Die meisten ''kata'' des ''shuri te'' kann man technisch nur bis zu Sakugawa und Matsumura zurückverfolgen, da sie in deren ''ryū'' zum ersten Mal systematisiert wurden. Matsumura schreibt man die Systematisierung der naihanchi, passai, seisan, useishi und hakutsuru zu, die er aus China mitgebracht haben soll. Die naihanchi und die pinan sind heute die Grundformen des shuri te Kata-Systems.<br.>Ursprünglich wurde die ''naihanchi'' den Schülern zuerst gelehrt. Um 1900 begann Meister Itosu die Pinan-Kata aus der ''kūshankū'' und der ''chanan'' zu entwickeln und unterrichtete sie als Anfänger-Kata. Die nächsten ''kata'' im ''shuri te'' sind die ''passai'' und die ''seisan''. Itosu entwickelte aus der alten Passai die Varianten ''passai dai'' und ''passai sho''. In der Itosu-Schule wurden auch die ''jutte'', ''jion'' und ''ji´in'' geübt, die wahrscheinlich aus dem ''tomari te'' stammen.
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Die fortgeschrittensten Formen des ''shuri te'' sind ''[[chintō]]'', ''[[kūshankū]]'' und ''[[gōjūshihō]]''. Die ''chintō'' soll von einem chinesischen Seemann ([[Anan]]) stammen, der auf Okinawa Schiffbruch erlitten und in Tomari unterrichtet hat. Tatsächlich ist die Tomari-Version der chinesischen Kata-Auffassung näher als die einfachere Shuri-Variante. Die exakte Bedeutung des Begriffes ''chintō'' ist nicht sicher. Eine Deutung bezieht sich auf die Kanji (Schriftzeichen) und übersetzt sich mit „Kämpfen nach Osten“ oder „Kämpfen in einer Stadt“. Eine andere mündliche Überlieferung besagt, daß Matsumura die ''kata'' entwickelte, nachdem er von ''Iwah'' eine Form des Kranichstils (''[[hèquán]]'') gelernt hatte.
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Eine andere fortgeschrittene ''kata'' des ''shuri te'' ist die ''[[hakutsuru]]'' (Weißer Kranich). Sie wurde jedoch nur in bestimmten Kreisen geübt und galt als geheim. Die meisten Stile integrierten sie nicht in ihre offiziellen Kata-Programme, sondern lehrten sie getrennt. Eine weitere ''[[shurite kata]]'' ist die ''[[chinte]]''. Wahrscheinlich hat Itosu sie von Matsumura gelernt und im Stil bewahrt.
  
 
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Version vom 28. Dezember 2012, 01:43 Uhr

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Shuri te (okin. suidi) 首里手 bezeichnet die „Hand aus Shuri“. Shuri war die Hauptstadt Okinawas, in der der König und die Mitglieder des Adels (shizoku) lebten. Heute ist Shuri ein Stadtteil Nahas. Shuri te benannte man allgemein die Kampfsysteme (tōde), die von den Meistern dieser Stadt entwickelt und ausgeübt wurden. Das shuri te bildet zusammen mit dem tomari te das Hauptsystem des shōrin ryū.

Geschichte

Shuri te bezeichnet alle Kampfsysteme, die von den Meistern dieser Stadt entwickelt und ausgeübt wurden, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Inhalt. Durch die hohe Konzentration der shizoku in der Hauptstadt, war Shuri lange Zeit das Zentrum des okinawanischen karate.

Der erste geschichtlich bekannte Meister des shuri te war Sakugawa Shungo. Er lernte zunächst das okinawanische te unter dem Mönch Takahara Peichin (Schüler von Matsu Higa) und später das chinesische quánfǎ unter Kūshankū und gründete durch die Kombination der beiden Systeme den ersten systematisierten Stil des tōde, dessen Inhalte und Konzepte heute bekannt sind. Sein Schüler war Matsumura Sōkon, der in Anlehnung an das chinesische Shǎolín-System seinen Stil shōrin ryū gokoku an tōde nannte - ein Begriff, der später für alle Stile aus Shuri und Tomari übernommen wurde. Unter Matsumura entstand in Shuri eine große Schule, aus der viele bedeutende Kampfkunstexperten hervorgingen (Itosu Yasutsune, Azato Anko, Kyan Chotoku, Yabu Kentsu, Hanashiro Chomo u.a.), die später ihre Stile auf eigene Weise, aber in Anlehnung an den Begriff shǎolín, zu bezeichnen begannen.

Einfügen: Tafel - Kata des Shuri te

Kata des Shuri te

Die meisten kata des shuri te kann man technisch nur bis zu Sakugawa und Matsumura zurückverfolgen, da sie in deren ryū zum ersten Mal systematisiert wurden. Matsumura schreibt man die Systematisierung der naihanchi, passai, seisan, useishi und hakutsuru zu, die er aus China mitgebracht haben soll. Die naihanchi und die pinan sind heute die Grundformen des shuri te Kata-Systems.<br.>Ursprünglich wurde die naihanchi den Schülern zuerst gelehrt. Um 1900 begann Meister Itosu die Pinan-Kata aus der kūshankū und der chanan zu entwickeln und unterrichtete sie als Anfänger-Kata. Die nächsten kata im shuri te sind die passai und die seisan. Itosu entwickelte aus der alten Passai die Varianten passai dai und passai sho. In der Itosu-Schule wurden auch die jutte, jion und ji´in geübt, die wahrscheinlich aus dem tomari te stammen.

Die fortgeschrittensten Formen des shuri te sind chintō, kūshankū und gōjūshihō. Die chintō soll von einem chinesischen Seemann (Anan) stammen, der auf Okinawa Schiffbruch erlitten und in Tomari unterrichtet hat. Tatsächlich ist die Tomari-Version der chinesischen Kata-Auffassung näher als die einfachere Shuri-Variante. Die exakte Bedeutung des Begriffes chintō ist nicht sicher. Eine Deutung bezieht sich auf die Kanji (Schriftzeichen) und übersetzt sich mit „Kämpfen nach Osten“ oder „Kämpfen in einer Stadt“. Eine andere mündliche Überlieferung besagt, daß Matsumura die kata entwickelte, nachdem er von Iwah eine Form des Kranichstils (hèquán) gelernt hatte.

Eine andere fortgeschrittene kata des shuri te ist die hakutsuru (Weißer Kranich). Sie wurde jedoch nur in bestimmten Kreisen geübt und galt als geheim. Die meisten Stile integrierten sie nicht in ihre offiziellen Kata-Programme, sondern lehrten sie getrennt. Eine weitere shurite kata ist die chinte. Wahrscheinlich hat Itosu sie von Matsumura gelernt und im Stil bewahrt.

Studien Informationen

Siehe auch: Okinawa te | Karate | Shuri | Shurite kata | Tomari te | Naha te

Literatur

  • George H. Kerr: Okinawa - The History of an Island People. Tuttle, 2000.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studie, 2009.
  • Werner Lind: Okinawa Karate. Sportverlag Berlin, 1998.
  • Hokama Tetsuhiro: Timeline of Karate history. 2007.

Weblinks