Tōsei gusoku

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Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Der Begriff tōsei gusoku (当世具足) bezeichnet die modernen japanischen Rüstungen (gusoku und yoroi) und ist ein Sammelbegriff für mehrere Rüstungstypen, die in den japanischen Zeitalter ab dem Ashikaga-Muromachi jidai (1333-1568) bis zum Ende des tokugawa jidai (1603-1886) verwendet und nach europäischer Bauart beeinflusst und hergestellt wurden.

Allgemeines

Die durch die Europäer eingeführten Schusswaffen (teppō) veränderten die japanische Kriegsführung und erzwangen zugleich auch die Veränderung der vorausgegangenen traditionellen Rüstung (yoroi und gusoku). Die nun wesentlich größeren Heere aus billig ausgerüsteten Fußtruppen (ashigaru), drängten den Reiterkampf immer mehr in den Hintergrund. Dies, und die Verbreitung von Feuerwaffen ab Mitte des 16. Jahrhunderts, bewirkte die Entwicklung eines vollkommen neuen Rüstungstyps, die besonderen Wert auf praktischen Nutzen und eine hohe Beweglichkeit legt.<br.>Es entstanden neue Rüstungen nach europäischem Vorbild oder wurden zumindest von Europäern (nanban bōeki jidai - Handelsperiode mit den Europäern) beeinflusst. Hauptsächlich bezogen sie sich auf einen veränderten Körperpanzer (), der auf verschiedene Weisen mit alten oder funktionell sinnvollen neuen Rüstungsbestandteilen kombiniert wurde. Folgende Ergebnisse kamen zustande:

Tōsei gusoku - moderne Rüstungen

Identifikation und Herstellung

Die Bezeichnung tōsei gusoku ist ein Sammelbegriff für viele Untertypen, die sich voneinander hauptsächlich in der Konstruktion des Harnisches () unterscheiden. Entscheidend für ihre Identifikation ist immer ein schlanker, meist mit einem, zwei oder vier Scharnieren zu öffnender Brustpanzer, der die natürliche Körperform des Trägers nachvollzieht und sein Gewicht durch eine Schärpe (uwa obi) um den Bauch teilweise auf die Hüften des Trägers verlagerte.

An der Unterkante des Brustpanzers gab es daher entsprechende Vorrichtungen für die Anbindung zusätzlicher Schutzmaßnahmen für Bauch und Oberschenkel (haidate).

Bestandteile

Die handwerklich aufwendige Konstruktion der in den früheren dōmaru verwendeten kleinen Plättchen (sane) wurde vereinfacht, indem größere einzeln verschnürte Eisenplättchen (iyo sane), ein Kettengeflecht (kusaridō), durchgehende Metallplatten (nanbandō) oder ein Strohmattengeflecht (tatamidō) verwendet wurden. Der Panzer () bestand aus zwei bis fünf Teilen, haupsächlich aber aus Bauchschutz (nagakawa), Brustschutz (mae tate age), und Rückenschutz (ushiro tate age). Front- und Rückenteile wurden durch Schnüre oder Scharniere (chōtsugai) verbunden. Helm (kabuto) und Nackenschutz (shikoro) wurden kleiner und bestanden meist aus drei zusammengeschweißten Eisenteilen. Unter dem Harnisch wurde ein gefüttertes Untergewand getragen, Panzerärmel und Halbmaske (hōate) komplettierten die Schutzkleidung.

An der Rüstung wurde ein Stoffbeutel angebracht, der zur Aufbewahrung praktischer Gegenstände dienten. Auf dem Rücken befand sich ein Halter, in den Banner oder Feldzeichen eingesteckt werden konnten.

Obwohl die tōsei gusoku sich im Laufe der Zeit immer wieder veränderten und stets neue Kreationen hervorbrachten, wurden die klassischen Elemente der japanischen Rüstung (yoroi) weitgehend beibehalten. Die Zusammenstellung der Rüstung war immer auch eine Frage des Herstellungspreises, den sich ein bushi leisten konnte - also immer auch eine Frage seines sozialen Standes.

Literatur s. ®yoroi und ®gusoku.


Der Begriff kodai gusoku (古代具足) bezeichnet mehrere Typen der alten japanischen Rüstung über mehrere japanische Zeitalter. Im Altertum (kodai, ca. 250 bis 1192) bezeichnete man sie als kawara, im Mittelalter (chūdai, ca. 1185-1603)) wurden sie von den yoroi abgelöst.

(gusoku und yoroi), die bis zum 16. Jahrhundert verwendet wurden.


tōsei gusoku (moderne Rüstungen) abgelöst.

Allgemeines und Begriffe

Die ersten Rüstungen (kawara) bestanden hauptsächlich aus Leder. Später gab es kompliziertere Verfahren ihrer Herstellung und sie begannen sich in Typen zu unterscheiden, die im gunki monogatari als yoroi bezeichnet wurden. Yoroi ist ein Begriff, der sich ab 900 durchsetzte. Gusoku ist ein später verwendeter alternativer Begriff. Die Bezeichnung katchū wurde erst ab der zweiten Hälfte des tokugawa jidai verwendet.

Kodai gusoku - alte Rüstungen
  • Kawara - alte Rüstungen (8. bis 16. Jh.)
Tankō - kurze Rüstung im kofun jidai
Keikō - Mantelrüstung in kofun jidai und nara jidai
  • Yoroi - Rüstungen (12 bis 18. Jh.)
Ōyoroi - große Kastenrüstung
Dōmaru - runder Harnisch
Hara ate - kleiner Brustharnisch
Haramaki - Rüstung um den Bauch

Tōsei gusoku (moderne Rüstungen, ab 16. Jh.)

Okegawadō - Kübel-Plattenpanzer
Nanbandō - europäischer Metallpanzer
Hotokedō - Buddha-Rüstung
Niōdō - Mönchs-Panzer
Kusaridō - Kettenpanzer

Kawara (8. bis 10. Jahrhundert)

Diese Bezeichnung verwendet man für Übergangsformen der altertümlichen japanischen Rüstungen (keikō und tankō) zu den Rüstungsformen der yoroi. Im heian jidai waren die Rüstungen mit einer an Hüfte und Schultern befestigten Stoffbahn (horo) überzogen, die sich beim Reiten aufblähte und von hinten kommende Pfeile abschwächen sollte. Zusammen mit den farbig gehaltenen Textil- oder Lederschnürungen der Rüstungsplättchen, die im Panzer und in den Oberarmschützer zu auffälligen Mustern geknüpft waren, dienten sie der Identifikation des Kriegers.

Yoroi (10. bis 16. Jahrhundert)

Die japanischen Rüstungen veränderten ab dem 10. Jhr. bedingt durch ständig unterschiedliche Kriegstaktiken, immer wieder ihre Form. Ihr Kürass wurde nunmehr aus miteinander verschnürten Plättchen (sane) hergestellt, ihre Konstruktionsform war auf die Bedürfnisse eines berittenen (rechtshändigen) Bogenschützen zugeschnitten: der Kürass schützte hauptsächlich die dem Gegner zugewendete linke Seite und wurde an der rechten Seite durch Verschnürungen geschlossen, um dem Schützen Bewegungsfreiheit der Schußhand zu gewähren. Allerding wurde diese Flanke durch eine zusätzliche Platte (waidate) geschützt. Oft wurden Rüstungsteile, bevorzugt der Harnisch () mit Leder überzogen, um das Verfangen der Sehne in abstehenden Teilen der Rüstung zu verhindern. Die Oberarmschutz (sode) klappten beim Spannen des Bogens zu demselben Zweck automatisch nach hinten.

Studien Informationen

Siehe auch:

Literatur

  • Teru Akiyama: Japanese Helmets and Armour. In: Japan Picture Vol. 5, Tokyō 1937.
  • Arai Hakuseki: The Armour Book in Honcho Gunkiko. Tōkyō 1964.
  • Willis Hawley: O yoroi, the Great Harness. Hollywood 1977.
  • J. Hopson: The Armour of Feudal Japan, Chitora Kawasaki. - Military Costume of Old Japan. Tōkyō 1893.
  • Oscar Ratti & Adele Westbrook: Secrets of the Samurai. Tuttle 1973.
  • Mitsuo Kure: Samurai, der Weg des Kriegers., Stocker-Schmid AG, Zürich 2006.
  • Stephen Thurnbull: Geschichte der Samurai., Stocker-Schmid AG, Zürich 2005.
  • Sasama Yoshiko (2003): Nihon Budō-Jiten. Tōkyō 2003.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK 2009.

Weblinks