Taikyoku

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Artikel aus: Karate Grundlagen, BSK 2005

Taikyoku (jap.: 太極) bedeutet „Urgrund“, „Fundament“, im übertragenen Sinn „Kata des Universums“ oder „das große Prinzip“ und ist eine Gruppe von mehreren vorbereitenden kata (renshūhō), gegründet zwischen 1930 und 1940 von Funakoshi Gichins Sohn, Funakoshi Yoshitaka (Gigō), im Shōtōkan-Dōjō von Tōkyō. Yoshitaka gründete zunächst drei taikyoku (taikyoku shōdan, taikyoku nidan und taikyoku sandan), die hauptsächlich von Egami Shigeru überliefert wurden. Später gab es viele Veränderungen.

  • Die ursprünglichen drei taikyoku lehren jeweils (1) chūdan oi zuki / gedan barai, (2) jōdan oi zuki / gedan barai und (3) chūdan und jōdan oi zuki / uchi uke. Alle Techniken werden in zenkutsu dachi ausgeführt. Das enbusen bleibt in allen Formen gleich. Die darin enthaltenen Techniken wurden in eine Übungsform (ten no kata) zerlegt, die man als omote (allein) und als ura (mit einem Partner) übte. Letztere war eine Art kihon ippon kumite mit den sechs wichtigsten, in den späteren kata gelehrten Abwehrtechniken (gedan barai, uchi uke, shutō uke, haishu uke, age uke und soto uke).
  • Henry Plee aus Frankreich fügte später noch drei weitere taikyoku hinzu (yondan, godan und rokudan), in denen er Techniken und Stellungen variierte: (4) age uke (kleines zenkutsu) / jōdan oi zuki (großes zenkutsu), (5) uchi uke (kleines zenkutsu) / chūdan oi zuki (großes zenkutsu). In der taikyoku rokudan (6) änderte er die Stellungen von zenkutsu dachi zu kiba dachi, und ließ darin gedan barai ausführen.
  • Werner Lind verwendet im Budo Studien Kreis ein eigenes Taikyoku-System als drei Startblöcke zum Erlernen der verschiedenen Methoden des kumite:
  1. Taikyoku shodan 太極初段 - erste Übungsform (renshūhō) im Taikyoku-System, wird im Budo Studien Kreis (BSK) generell zur Einführung von Anfängern verwendet. Sie bildet die Grundlage zum tanren kumite.
  2. Taikyoku nidan 太極二段 - zweite Übungsform (renshūhō) im Taikyoku-System des BSK, eine erweiterte Methode der taikyoku shodan. Sie lehrt Kombinationen von elementaren Techniken mit kihon waza und ist die Grundlage für das kihon ippon kumite im shōtōkan kenpō karate.
  3. Taikyoku sandan 太極三段 - dritte Übungsform (renshūhō) im Taikyoku-System des BSK. Sie besteht aus freien Techniken (jiyū waza) und bildet die Grundlage zum jiyū ippon kumite im shōtōkan kenpō karate.

Kommentar zu den Taikyoku-Kata

(Werner Lind - Mondo 1999)

Die taikyoku kata wurden als Einführungsmethoden für Anfänger im shōtōkan dōjō von Yoshitaka Funakoshi gegründet. Sie dienten dem Zweck, den Karate-Beginner mit den grundlegenden Techniken vertraut zu machen, indem sie sich vor, zurück und seitlich bewegten und dadurch gleichfalls lernten, sich mit Techniken im Raum zu orientieren. Zunächst gab es eine, danach drei taikyoku. Man betrachtete sie nicht als kata im traditionellen Sinn, sondern als Übungshilfe (reshūhō). Da Nakayama und Yoshitaka aber nicht die besten Freunde waren, wurden die taikyoku später in der JKA nicht verwendet.<br.> In Frankreich wurden darauffolgend drei weitere taikyoku kata von Henry Plee gegründet, so dass man heute im allgemeinen von sechs taikyoku kata spricht. Im Grunde genommen gibt es aber nur EINE taikyoku kata. Diese wurde von den jeweils unterrichtenden Lehrern immer mit jenen Grundtechniken ausgeführt, die er seiner Übungsgruppe gerade näher bringen wollte. Dass aus solchen spontanen Interpretationen später sechs "Standardformen" entstanden, beruht auf der Sichtweise späterer Lehrer, die den eigentlichen Zweck der taikyoku nicht ganz nachvollziehen konnten.<br.>Auch heute wird das grundlegende System der taikyoku weltweit in recht freier Interpretation geübt. Die wenigsten Lehrer akzeptieren außer taikyoku shodan noch weitere Festlegungen, sondern interpretieren die darin vorkommenden Techniken nach eigenen Bedürfnissen. So wird z.B. oi zuki durch mae geri ersetzt, oder es wird eine andere Abwehrtechnik geübt - wie gesagt, die taikyoku ist keine klassische kata, sondern eine Übungsmethode (renshūhō), die freie Gestaltungen erlaubt.

Studien Informationen

siehe: Kata-Liste (Karate) | Renshūhō kata |

Literatur

  • Werner Lind: Karate Grundlagen. BSK 2005.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2012.