Tanden

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Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:






Philosophie

Wegen seiner besonderen Intelligenz ist der Mensch das einzige Wesen, das sich willentlich und wissentlich von seinem naturbestimmten Lebensweg entfernen kann. Doch wenn er es tut, verliert er seine Fähigkeit „aus dem Bauch heraus“ zu handeln, also seinem von der Natur gegebenen ursprünglichen Instinkt oder seiner Intuition zu folgen. Durch die hinzu gewonnene Kraft seines Intellektes ist er in der Lage, sein Leben durch die Erfindung vieler schönen und praktischen Dinge zu erleichtern, doch von seiner natürlichen Bestimmung entfernt er sich dadurch immer mehr. Er verliert seine Instinkte und seine Intuition, durch die er erkennen könnte, was in seinen Handlungen wichtig und richtig ist, und ersetzt sie mit rationalem Denken.<br.>Diese Lebenshaltung, die ihn in seiner individuellen Selbstverwirklichung erhöht, aber zugleich von seinem natürlichen Ursprung entfernt, löst Seelennöte in ihm aus und war seit jeher der Antrieb für alle Religionen und Philosophien, die die Ganzwerdung des Menschen in Harmonie mit allen ihn bestimmenden Mächten beabsichtigen. In seiner seelischen Not begibt er sich auf die Suche nach dem „Jenseits“, d.h. nach der „jenseits all seiner rationalen Erkenntnisse“ empfundenen universellen Wahrheit, die er nie intellektuell begreifen, aber auch nicht verleugnen kann, ohne sich selbst zu verlieren.<br.>Trotz seines Intellektes sucht jeder Mensch instinktiv den Weg zur Harmonie mit seiner Bestimmung, doch dies misslingt stets dort, wo er von seinem Ego beherrscht wird. Überheblichkeit, Selbstdarstellung, Habgier usw. verhindern seine Integration in das Gleichgewicht des Lebens und zugleich das Reifen seiner Persönlichkeit. In einer solchen Haltung misstraut er seinem Urgrund und zieht sich physisch und psychisch in die Regionen seines Ego zurück. In diesem Fall entspricht sein Bild dem Menschen mit hochgezogenem Schwerpunkt, mit Spannungen im Brust-, Hals- und Nackenbereich und mit oberflächlicher Atmung. In einer solchen Haltung entstehen Lebensängste und Seelennöte.<br.>Der in Not geratene Mensch sucht immer nach Wegen, sein verlorenes Gleichgewicht wieder herzustellen, denn seine Lebensqualität hängt ausschließlich davon ab. Zu diesem Zweck kann er viele Wege gehen.

Die Lehre über Dāntián

Dāntián ist ein Sinnbild der Stabilität und verwurzelten Kraft im eigenen Selbst. Seine Stärke drückt sich darin aus, dass der Mensch „mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht“. Die Bereitschaftshaltung yōi ist ein Abbild dafür. In Asien gilt ein fülliger oder gar dicker Bauch als Zeichen eines starken dāntián und damit als äußerliches Merkmal von starker Erdverbundenheit (肚 - altes kanji für hara). Es wird gleichzeitig auch als Voraussetzung für seelische und körperliche Gesundheit und Stabilität verstanden. Buddha, Konfuzius, Laozi und viele andere asiatische Weise werden meist mit dickem Bauch dargestellt, um so ihre besondere innere Stabilität und Ruhe, Vitalität, Ausgeglichenheit und Harmonie zu zeigen. Der gerundete Unterbauch ist ein Zeichen für geistig und körperlich hoch entwickelte Menschen, die zu großen Taten fähig sind. Ihre Lebensenergie wurzelt in einer Wegübung, über die sie ihr dāntián lenken und beherrschen lernen.<br.>Die Vorstellung, die persönliche „Mitte“ durch eine Übung des dāntián zu finden, bezeichnet den Kernpunkt aller ostasiatischen Weglehren (). Ausdrücklich wird in diesem Konzept jedoch immer wieder erwähnt, dass die alleinige intellektuelle Auseinandersetzung mit der „Philosophie der Mitte“ stets zu Fehlinterpretationen führt. Als einzige Möglichkeit zum Fortschritt gilt die Kombination aus philosophischem Studium und Erfahrung in der Praxis - unter der Anleitung eines Lehrers.<br.>Wie gesehen, gibt es dazu viele Methoden. Die Methode des budō ist es, durch die Kontemplation in der Bewegung den Geist-Körper (shintai) zu schaffen. Wird die technische Bewegung (waza) jedoch nicht als Mittel zu diesem Zweck, sondern als Selbstzweck verwendet und nur als Leistungsprinzip aufgebaut, sprechen die Meister von der „leeren Technik“. Unabhängig von ihrem Aussehen, ihrer Wirkung und ihrer Virtuosität bleibt eine solche Technik leer und hat keinerlei Wirkung auf die Ganz-Werdung des Menschen.

Studien Informationen

Siehe auch: Chin.: Zhōng | Qìgōng Quanfa | | Dāntián qì Jap: Hara | Tanden | Kikai | Naka |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Gabi Fischer-Lind: Qigong für alle Kampfkünste. Sportverlag Berlin.
  • Werner Lind: Budo - der geistige Weg der Kampfkünste. Scherz 1991.
  • Werner Lind: Karate Kihon. BSK 2007.
  • Werner Lind: Karate Kata. BSK 2011.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2014.

Weblinks