Uji

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der Begriff uji (jap.: 氏) bezeichnet einen japanischen Klan oder Sippenverband in Japan vor dem nara jidai (710-794). Die Sippenverbände konnten ihre Blutslinie angeblich bis zu einem göttlichen Hauptahnen zurückverfolgen. (ujigami - Stammvater). Die typische Struktur eines uji bestand aus einem Sippenoberhaupt (uji no kami), der aus der direkten Blutslinie des Hauptahnen stammte und mit uneingeschränkter Autorität den Clan zusammenhielt, seinen direkten Familienangehörigen (uji bito) und den untergeordneten Arbeitsgemeinschaften (be).

Sippenstruktur im Yayoi jidai (ca. 300 v.Chr. - 644 n.Chr.)

Hauptartikel: Yayoi jidai

Im yayoi jidai bestand die japanische Gesellschaft aus einer in Sippen (uji) gegliederten Oberschicht, dem Arbeitervolk (be) und den Sklaven (yakko). Die Sippen (Klans) bildeten seit dem Altertum jene Struktur, aus der sich später die aristokratische japanische Gesellschaft herausbildete. Die Sippen wurden zunächst von einem Klanoberhaupt (uji no kami) angeführt und versuchten durch gegenseitige Eroberungskriege ihren Einfluss auszuweiten. Dadurch verschmolzen im Laufe der Zeit die anfangs zahlreichen Sippen miteinander und es entstanden große, machtinhabende Familienverbände. Unter ihnen tat sich im Besonderen der Klan der Yamato hervor, der sich durch erfolgreiches Einverleiben kleinerer Sippen durchsetzte und im gleichnamigen Gebiet (Yamato) ein Zentrum der Macht entwickelte, durch das sich im Anschluss die japanische Kaiserfamilie (tennō) etablierte. Oft wird von einer legendären Herrscherin namens Himiko (auch Pimiko oder Himeko) berichtet, unter deren Herrschaft (ca. 248 n.Chr.) sich das Gebiet bis in Teile Koreas erstreckt haben soll. In den japanischen Annalen (kojiki und nihonshoki) wird die Einheit Japans durch den ersten Kaiser Jinmu-Tennō im Jahr 660 v.Chr. dokumentiert, nachdem er das Gebiet Yamato erobert habe. Dieses Datum wird heute jedoch angezweifelt und die tatsächliche Einigung des Landes in der Wendezeit zwischen yayoi jidai und kofun jidai vermutet. So entstand allmählich im yayoi jidai eine hierarchisch aufgebaute Gesellschaft:

  • Uji - Sippen und Familienverbände, die Oberschicht der Gesellschaft. Die uji trugen zudem adelige Familiennamen (Japanische Namen, uji kabane seido und kabane).
  • Be - Arbeitsgemeinschaften in den Dörfern (be, unterteilt in Freie tomobe und in Leibeigene kakibe), die sich in den Dörfern (sato und mura) organisierten. Im yayoi jidai waren sie alle noch Leibeigene, durch die Taika-Reform wurden manche befreit, standen aber nach wie vor im Dienste der uji.
  • Yakko - Klasse der Sklaven (yakko), Eigentum der uji (ca. 5 % der Gesamtbevölkerung Japans).
Bezeichnungen der Sippenstrukturen

Sippenstruktur im Heian jidai (794-1185)

Hauptartikel: Heian jidai

Nachdem die neu aufgekommmenen großen Klans (in Folge Soga, Fujiwara, Taira, Minamoto, u.a.), sich alle auf einen Gründungsvater (ujigami) aus der ursprünglichen Verwandtschaft der Yamato beriefen und sich als Verwandte des göttlichen tennō bezeichneten, jedoch wegen der Vielzahl ihrer Familiensplittungen am Kaiserhof nicht mehr finanziert werden konnten, wurden die Hauptsippen von den Nebenzweigen rigoros getrennt. Manche Klanoberhäupter der Nebenzweige blieben als Generäle (sei i tai shōgun) oder als Regenten (kanpaku und sesshō) am kaiserlichen Hof, andere aber wurden als stellvertretende Verwalter (kokushu) auf Lehen (shōen) in entfernte Provinzen geschickt. Dort stärkte sich ihr Selbstbewusstsein und die Gründungsväter (iemoto) der Zweigklans ie begannen ihren Klan mit dem Namen (myōji) der Provinz zu bezeichnen, in der sie angesiedelt wurden. Sie sollten sich später (ab kamakura jidai, 1185) gegen den tennō wenden und durch die Gründung einer militärischen Staatsordnung (bakufu) mit einem militärischen Herrscher (shōgun) die japanische Politik (nihon seiji) bis zum meiji jidai (1868) dominieren.

Studien-Informationen

Siehe auch: Japanische Namen | Japanische Gesellschaft | Japanische Regenten

Literatur

  • Richard Miller: Ancient Japanese Nobility. Uni Calif. Press, Berkeley 1974.
  • Abe Takehiko: Uji kabane. Tōkyō 1960 (Shibundō).
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2009.

Weblinks

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