Wǔdé

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Stephanie Kaiser

Wǔdé (chin.: 武德) bezeichnet die „Kampfkunsttugend“, die alten Regeln für die Schüler der chinesischen Kampfkünste, ähnlich dem japanischen dōjōkun. Das Wort bildet sich aus , welches „Krieg“ oder „Kampf“ bedeutet, und , die „Tugend“ oder das „natürliche Verhalten im richtigen Moment“.

Konfuzianismus – Bedeutung für die Kampfkünste

Weder Konfuzius noch seine Schüler hatten zu den Kampfkünsten je eine Verbindung. Doch früh wurde klar, dass die Übung von Kampftechniken ohne die Kultivierung des Geistes zur Verrohung der menschlichen Natur führt. Um diesem Umstand vorzubeugen integrierten die Shǎolín-Mönche bereits seit Bodhidharma (6. Jh.) ethische Elemente aus dem Konfuzianismus in ihre Ausbildung. Ohne diese Ethik-Lehre wären die Kampfkünste heute kaum denkbar. Sie enthalten entscheidende Elemente aus dem chinesischen Konfuzianismus, die nachfolgend dargestellt werden:

Der Begriff wǔdé („Kampfkunsttugend“) meint die Regeln für die Schüler der Kampfkünste, aufbauend auf Disziplin, Selbstbeherrschung, Bescheidenheit und Achtung vor dem Leben. Sie wurden als Verhaltensgesetze gelehrt und gleichzeitig als Mittel zur Kontemplation verwendet. Möglicherweise wurden sie bereits von Bodhidharma initiiert.

Die ersten bekannten wǔdé wurden im Shǎolín-Kloster von Jué Yuǎn aufgestellt:

  1. Wer den Weg des quánfǎ geht, muss mit Eifer und Ausdauer an sich arbeiten und darf keine Ablenkungen durch andere Dinge zulassen.
  2. Die Anwendung des quánfǎ dient nur der Selbstverteidigung.
  3. Der Schüler muss sich dem Lehrer gegenüber ehrerbietig und bescheiden erweisen und ihm Hochachtung entgegenbringen.
  4. Der Schüler muss seinen Kameraden gegenüber höflich, ehrlich und wohlwollend sein.
  5. Übenden des quánfǎ ist es verboten, ihre Kunst in der Öffentlichkeit zu demonstrieren.
  6. Quánfǎ-Schüler beginnen nie eine Schlägerei.
  7. Quánfǎ-Schüler trinken keinen Wein und essen kein Fleisch.
  8. Quánfǎ-Schüler enthalten sich vom Geschlechtsverkehr.
  9. Das quánfǎ darf nur an Menschen weitergegeben werden, die reinen Herzens sind und aufrichtige Dankbarkeit gegenüber ihrem Lehrer zeigen.
  10. Wer das quánfǎ studiert, muss Bosheit, Gier, Neid und Prahlerei überwinden.

Studien-Informationen

Siehe auch: Chinesischer Konfuzianismus | Chinesische Kampfkunst | Dōjōkun

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2013.