Yīn und Yáng: Unterschied zwischen den Versionen

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''Yīn'' und ''yáng'' sind keine festen Größen oder Maße, sondern nur Momentaufnahmen in einer sich ständig verändernden Welt. So bewegt sich alles von ''yáng'' zu ''yīn'' und umgekehrt. Dieser ständige Fluss des „geordneten“ Wandels wird als ''[[tàijí]]'' bezeichnet und in dem bekannten Tàijí-Zeichen, den zwei umkreisenden Fischen, dargestellt.
 
''Yīn'' und ''yáng'' sind keine festen Größen oder Maße, sondern nur Momentaufnahmen in einer sich ständig verändernden Welt. So bewegt sich alles von ''yáng'' zu ''yīn'' und umgekehrt. Dieser ständige Fluss des „geordneten“ Wandels wird als ''[[tàijí]]'' bezeichnet und in dem bekannten Tàijí-Zeichen, den zwei umkreisenden Fischen, dargestellt.
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ALLGEMEIN
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Das Zeichen für Yang stellt die sonnenbeschienene Seite eines Berges dar, während Yin die schattige Seite ist. Das zeigt die Untrennbarkeit von Yin/Yang und die Wechselhaftigkeit. Durch das Wechselspiel entsteht das gesamte Universum. Yin/Yang sind die Erscheinungen des Dao oder des Taiji. Ihre konkrete Erscheinungen sind der Himmel (Yang) und die Erde (Yin). Aus Yin und Yang sind die fünf Wandlungsphasen (Wuxing) entstanden, und aus diesen sind alle Dinge hervorgegangen. Ursprünglich wurde die Yin/Yang Philosophie von dem sagenhaften chinesischen Kaiser FU XI (2852 v.Chr.) gegründet und später hauptsächlich im Daoismus gelehrt.
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Mit Yin/Yang werden die beiden Urkräfte des Dao bezeichnet, die durch ihr ineinandergreifendes Wirken die sichtbaren Erscheinungsformen verändern. Yin/Yang symbolisiert die gegensätzlichen, jedoch sich jeweils ergänzenden Pole allen Seins. Im ewigen Wechselspiel dieser Kräfte entsteht die Veränderung, der alles unterliegt (Taiji). Yang bezeichnet die positive Kraft des Universums, der Attribute wie männlich, aktiv, hell, stark usw. zugehören, während Yin das negative Prinzip darstellt, in dem sich die Attribute verkehren. Diese Gegensätze, deren Ursprung im Dao liegt, werden graphisch in einem Zeichen dargestellt, das man das Yin/Yang Symbol (auch Taiji-Monade) nennt. Yang Symbole sind Sonne, Feuer, Drache, Rot, Süden, Quecksilber und gerade Zahlen. Yin Symbole sind Mond, Wasser, Wolken, Tiger, Schildkröte, Schwarz, Norden, Blei und ungerade Zahlen.
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Der Kreis steht für das allumfassende Dao. In ihm ist Yin und Yang in Form von zwei stilisierten Fischen gezeichnet, die sich ständig umkreisen. Der dunkle Fisch bezeichnet das Yin, und der helle Fisch steht für Yang. Ihre Körper enthalten jeweils einen Kreis mit der Farbe ihres Gegenübers, wodurch angezeigt werden soll, daß es nichts gibt, was nur Yin oder nur Yang ist, sondern daß in dem einen das andere immer mitenthalten ist. Jedes Extrem, beginnt sich am stärksten Punkt, in sein Gegenteil zu verwandeln.
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Yin und Yang ist eine Möglichkeit, alle Beobachtungen in einem System einzuordnen. Dabei ist so eine Zuordnung keineswegs als absolut zu verstehen. In der chinesischen Medizin z.B. ist die obere Hälfte des menschlichen Körpers Yang, die untere Yin. Der Bauch aber ist Yin und der Rücken Yang. Die Oberfläche, die Haut, ist wiederum Yang, während die Innenseite, die Organe, Yin sind. Auch die innere Energie des Menschen muß im Gleichgewicht von Yin und Yang bleiben, um Gesundheit zu garantieren. Entsteht ein Mangel oder Überfluß einer der beiden Pole droht Krankheit. Diese kann verhindert oder wiederhergestellt werden durch Akupunktur, Qigong, Ernährungstherapie (Changming), Kräuterheilkunde (Caoyao) usw.
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Nach der chinesischen Mythologie entstand im Dao zuerst das Yang, das sich bis zu seinem äußersten Extrem veränderte und dadurch die Existenz des Yin bewirkte. Nun läuft dieser Prozeß umgekehrt ab, und im ewigen Rhythmus dieser Veränderungen entstehen und vergehen die Erscheinungsformen der Natur. Außer der ewigen Veränderung gibt es nichts, was beständig wäre. Dieses „Nichts“ (Wuji) ist daher der Ursprung aller Dinge.
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Die Lehre von Yin/Yang ist erstmals schriftlich im Yijing (Buch der Wandlungen) erwähnt, das vielleicht schon 12 Jahrhunderte v.Chr. entstanden ist. Danach wurde sie von LAOZI im Daodejing erneut aufgegriffen, der durch sie zum ersten Mal in der Geschichte den Weltzusammenhang ohne „Götterlehren“ erklärte. Darin ist das Dao das „Nicht Seiende“, dessen Einflußnahme sich auf die Veränderung in der Natur gerade durch das „Nicht Wirken“ (Wuwei) bemerkbar macht. Yin und Yang sind die beiden entgegengesetzten Pole, die allein durch ihre gegensätzlichen Tendenzen jene Bewegung erzeugen, die den Fluß der Dinge bewirkt.
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Die zentralen Begriffe des Daoismus sind: Dao (Weltgesetz), Yin/Yang (die Wirkungskräfte), Wuwei (Nicht Handeln) und De (vitale Kraft). In einem erheblichen Maß haben sie den Chan Buddhismus beeinflußt, der seinerseits in Japan dem Bushidō einen deutlichen Stempel aufdrückte.
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BEDEUTUNG
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Das Gesetz vom ewigen Wandel (Yin/Yang) ist in der asiatischen Denkweise ein zentrales Motiv geworden. Kein Individuum ist immer gleich. Das einzig Beständige an ihm ist sein ewiges Verändern, sein Werden zu dem, wohin es tendiert. Das durch das Werden provozierte Ungewisse, was den unreifen Menschen beunruhigt, ist genau das, was dem Daoisten Sicherheit gibt. Das Vertrauen in die Veränderung (denn sie ist sowieso nicht aufzuhalten) formt den Geist, der sich anpassen kann und dadurch dem Gesetz der natürlichen Ordnung gehorcht. Der Sinn des Menschen ist seine Wandlung und seine Perfektion, denn das Leben ist ein konstantes Fortschreiten zur Veränderung, das die Harmonie nur dann findet, wenn es ohne Auflehnung in dieses allumfassende Prinzip eingebunden ist.
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Auch auf die Kampfkünste hat die Theorie von Yin/Yang großen Einfluß genommen. Im Taijiquan z.B. werden mit den beiden polaren Symbolen so die Bewegungen beschrieben:
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• Yang - nach vorne gehen; nach vorne stoßen; Angreifen, Kontern, unbelastetes aktives Bein; erhobene oder vordere Hand.
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• Yin - zurückweichen; nach hinten ziehen; Abwehren, Ausweichen, Senken der Hand; belastetes passives Bein; hintere Hand.
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Yin und Yang beschreiben den Wechsel von Ein- und Ausatmung, den Fluß von Aktivität und Passivität und den Wechsel von Hart und Weich. Gleichzeitig steht Yang für die aktive körperliche Arbeit in den Techniken und das Entwickeln von Kampfkraft. Während Yin für die in der Bewegung und in den Bereitschaftstellungen (Kamae) zu entwickelnde innere Ruhe und Gelassenheit steht. Yin und Yang bilden so die harmonische Interaktion zwischen Bewegung und Meditation. Gleichzeitig steht Yang für das geistig-spirituelle, während Yin die Materie symbolisiert.
  
 
== Studien Informationen ==
 
== Studien Informationen ==

Version vom 15. September 2014, 20:30 Uhr

yīn und yáng
yīn und yáng Schriftzeichen
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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste, Karate Kumite<br.>Nachbearbeitet von: Stephanie Kaiser

Yīn (chin.: 阴 / 陰) und Yáng (阳 / 陽) sind sich ergänzende Gegensätze und ein philosophischer Begriff aus der chinesischen Weltanschauung (jap. s. in/yō). Er wurde später bei den meisten asiatischen Völkern zum zentralen Lebensgesetz.

Die beiden Begriffe beschreiben die sonnige (yáng) und die schattige (yīn) Seite eines Berges. Sie stellen keine festen Begriffe dar, sondern nur eine Möglichkeit, etwas im Vergleich zu etwas anderem einzuordnen. Dabei sind yīn und yáng immer relative Gegensätze, die sich ergänzen. Ohne das Eine gäbe es das Andere nicht.

Um sie einzusetzen, muss immer das „Maß“ bestimmt werden. Als Beispiel könnte man die Lichtqualität (Licht ist immer yáng) einer Kerze und einer Taschenlampe vergleichen. Dabei ist die Taschenlampe yáng, weil heller und die Kerze yīn, weil dunkler. Vergleicht man allerdings die Taschenlampe mit der Sonne so ist sie yīn und die Sonne yáng - es bleibt also nichts an sich yīn oder yáng, sondern ist von unserer Betrachtung abhängig.

Tendenziell spricht man yīn und yáng bestimmte Eigenschaften zu. So ist yáng eher aktiv, hell, groß und warm, während yīn passiv, dunkel, klein und kühl ist. Doch das sind keine Wertungen, sondern immer nur Relativitäten zu etwas anderem.

Yīn und yáng sind keine festen Größen oder Maße, sondern nur Momentaufnahmen in einer sich ständig verändernden Welt. So bewegt sich alles von yáng zu yīn und umgekehrt. Dieser ständige Fluss des „geordneten“ Wandels wird als tàijí bezeichnet und in dem bekannten Tàijí-Zeichen, den zwei umkreisenden Fischen, dargestellt.

ALLGEMEIN Das Zeichen für Yang stellt die sonnenbeschienene Seite eines Berges dar, während Yin die schattige Seite ist. Das zeigt die Untrennbarkeit von Yin/Yang und die Wechselhaftigkeit. Durch das Wechselspiel entsteht das gesamte Universum. Yin/Yang sind die Erscheinungen des Dao oder des Taiji. Ihre konkrete Erscheinungen sind der Himmel (Yang) und die Erde (Yin). Aus Yin und Yang sind die fünf Wandlungsphasen (Wuxing) entstanden, und aus diesen sind alle Dinge hervorgegangen. Ursprünglich wurde die Yin/Yang Philosophie von dem sagenhaften chinesischen Kaiser FU XI (2852 v.Chr.) gegründet und später hauptsächlich im Daoismus gelehrt. Mit Yin/Yang werden die beiden Urkräfte des Dao bezeichnet, die durch ihr ineinandergreifendes Wirken die sichtbaren Erscheinungsformen verändern. Yin/Yang symbolisiert die gegensätzlichen, jedoch sich jeweils ergänzenden Pole allen Seins. Im ewigen Wechselspiel dieser Kräfte entsteht die Veränderung, der alles unterliegt (Taiji). Yang bezeichnet die positive Kraft des Universums, der Attribute wie männlich, aktiv, hell, stark usw. zugehören, während Yin das negative Prinzip darstellt, in dem sich die Attribute verkehren. Diese Gegensätze, deren Ursprung im Dao liegt, werden graphisch in einem Zeichen dargestellt, das man das Yin/Yang Symbol (auch Taiji-Monade) nennt. Yang Symbole sind Sonne, Feuer, Drache, Rot, Süden, Quecksilber und gerade Zahlen. Yin Symbole sind Mond, Wasser, Wolken, Tiger, Schildkröte, Schwarz, Norden, Blei und ungerade Zahlen. Der Kreis steht für das allumfassende Dao. In ihm ist Yin und Yang in Form von zwei stilisierten Fischen gezeichnet, die sich ständig umkreisen. Der dunkle Fisch bezeichnet das Yin, und der helle Fisch steht für Yang. Ihre Körper enthalten jeweils einen Kreis mit der Farbe ihres Gegenübers, wodurch angezeigt werden soll, daß es nichts gibt, was nur Yin oder nur Yang ist, sondern daß in dem einen das andere immer mitenthalten ist. Jedes Extrem, beginnt sich am stärksten Punkt, in sein Gegenteil zu verwandeln. Yin und Yang ist eine Möglichkeit, alle Beobachtungen in einem System einzuordnen. Dabei ist so eine Zuordnung keineswegs als absolut zu verstehen. In der chinesischen Medizin z.B. ist die obere Hälfte des menschlichen Körpers Yang, die untere Yin. Der Bauch aber ist Yin und der Rücken Yang. Die Oberfläche, die Haut, ist wiederum Yang, während die Innenseite, die Organe, Yin sind. Auch die innere Energie des Menschen muß im Gleichgewicht von Yin und Yang bleiben, um Gesundheit zu garantieren. Entsteht ein Mangel oder Überfluß einer der beiden Pole droht Krankheit. Diese kann verhindert oder wiederhergestellt werden durch Akupunktur, Qigong, Ernährungstherapie (Changming), Kräuterheilkunde (Caoyao) usw. Nach der chinesischen Mythologie entstand im Dao zuerst das Yang, das sich bis zu seinem äußersten Extrem veränderte und dadurch die Existenz des Yin bewirkte. Nun läuft dieser Prozeß umgekehrt ab, und im ewigen Rhythmus dieser Veränderungen entstehen und vergehen die Erscheinungsformen der Natur. Außer der ewigen Veränderung gibt es nichts, was beständig wäre. Dieses „Nichts“ (Wuji) ist daher der Ursprung aller Dinge. Die Lehre von Yin/Yang ist erstmals schriftlich im Yijing (Buch der Wandlungen) erwähnt, das vielleicht schon 12 Jahrhunderte v.Chr. entstanden ist. Danach wurde sie von LAOZI im Daodejing erneut aufgegriffen, der durch sie zum ersten Mal in der Geschichte den Weltzusammenhang ohne „Götterlehren“ erklärte. Darin ist das Dao das „Nicht Seiende“, dessen Einflußnahme sich auf die Veränderung in der Natur gerade durch das „Nicht Wirken“ (Wuwei) bemerkbar macht. Yin und Yang sind die beiden entgegengesetzten Pole, die allein durch ihre gegensätzlichen Tendenzen jene Bewegung erzeugen, die den Fluß der Dinge bewirkt. Die zentralen Begriffe des Daoismus sind: Dao (Weltgesetz), Yin/Yang (die Wirkungskräfte), Wuwei (Nicht Handeln) und De (vitale Kraft). In einem erheblichen Maß haben sie den Chan Buddhismus beeinflußt, der seinerseits in Japan dem Bushidō einen deutlichen Stempel aufdrückte.

BEDEUTUNG Das Gesetz vom ewigen Wandel (Yin/Yang) ist in der asiatischen Denkweise ein zentrales Motiv geworden. Kein Individuum ist immer gleich. Das einzig Beständige an ihm ist sein ewiges Verändern, sein Werden zu dem, wohin es tendiert. Das durch das Werden provozierte Ungewisse, was den unreifen Menschen beunruhigt, ist genau das, was dem Daoisten Sicherheit gibt. Das Vertrauen in die Veränderung (denn sie ist sowieso nicht aufzuhalten) formt den Geist, der sich anpassen kann und dadurch dem Gesetz der natürlichen Ordnung gehorcht. Der Sinn des Menschen ist seine Wandlung und seine Perfektion, denn das Leben ist ein konstantes Fortschreiten zur Veränderung, das die Harmonie nur dann findet, wenn es ohne Auflehnung in dieses allumfassende Prinzip eingebunden ist. Auch auf die Kampfkünste hat die Theorie von Yin/Yang großen Einfluß genommen. Im Taijiquan z.B. werden mit den beiden polaren Symbolen so die Bewegungen beschrieben: • Yang - nach vorne gehen; nach vorne stoßen; Angreifen, Kontern, unbelastetes aktives Bein; erhobene oder vordere Hand. • Yin - zurückweichen; nach hinten ziehen; Abwehren, Ausweichen, Senken der Hand; belastetes passives Bein; hintere Hand. Yin und Yang beschreiben den Wechsel von Ein- und Ausatmung, den Fluß von Aktivität und Passivität und den Wechsel von Hart und Weich. Gleichzeitig steht Yang für die aktive körperliche Arbeit in den Techniken und das Entwickeln von Kampfkraft. Während Yin für die in der Bewegung und in den Bereitschaftstellungen (Kamae) zu entwickelnde innere Ruhe und Gelassenheit steht. Yin und Yang bilden so die harmonische Interaktion zwischen Bewegung und Meditation. Gleichzeitig steht Yang für das geistig-spirituelle, während Yin die Materie symbolisiert.

Studien Informationen

Siehe auch: Tàijí | | Tàijíquán | Wǔxíng | Dào

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Werner Lind: Karate Kumite. BSK 2014.