Zanshin: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Kategorie: Japanischer Buddhismus]]

Version vom 25. November 2012, 10:57 Uhr

Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Daniel Lorenz

Zanshin 残心(jap): verweilender Geist, Wachsamkeit, wörtlich „der Geist, der unbeweglich bleibt“ (s. heijō shin kore michi), meint im übertragenen Sinn die Geistesgegenwart und die rechte Aufmerksamkeit, die nicht nur in den aktiven Handlungen beibehalten werden soll, sondern während des gesamten Kampfgeschehens.

Zanshin in den Kampfkünsten

In den Kampfkünsten bedeutet zanshin der Zustand des Geistes, aus dem heraus man in der Lage ist, unbefangen und frei vom Ende einer Bewegung in die nächste überzugehen. In diesem Zustand konzentriert sich der Geist ganz in der Gegenwart. Wenn man in einer wirklichen Kampfsituation den Geist durch irgendeinen Umstand fixiert, bedeutet dies den sofortigen Verlust des zanshin und gleichzeitig auch die Niederlage. Man muss es lernen, sich so vollkommen auf seine Handlungen zu konzentrieren, dass man zur unstörbaren Einheit mit seinen Bewegungen wird. Eins mit der Bewegung zu sein, so dass keine Kraft von außen diese Einheit zerstören kann, das ist der Zustand von zanshin. Ein Ausdruck von zanshin ist es nicht, wenn sich der Körper in Wartesituationen ungeduldig verspannt oder wenn die Aufmerksamkeit nach der Handlung auf den Nullpunkt sinkt. Nach außen hin ist zanshin von neutralem Ausdruck und strahlt gelassene Ruhe aus. Die Aufmerksamkeit ist eine innere Bewegung, die ein Meister der Kampfkünste zulassen kann, um sich in die Bereitschaft zu versetzen, jede äußere Bewegung wahrnehmen und auf sie reagieren zu können. Zanshin drängt sich der Situation nicht auf, sondern ermöglicht dem Übenden die perfekte Anpassung an die Situation. Ein äußerer Ausdruck von aggressiver Ungeduld und Willensspannung ist das Gegenteil von zanshin.

Ursprung von Zanshin aus dem Zen-Buddhismus

Der Zen-Buddhismus oder zen zielt immer auf das Handeln im gegenwärtigen Augenblick, und umfasst auf diese Weise Gefühl, Denken und Empfinden. Dadurch ist eine der wichtigsten Aufgaben des Zen Schülers die fortgesetzte, vollständige und bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments, eine vollständige Achtsamkeit ohne eigenes Urteil. Diesen Zustand soll der Zen Schüler nicht nur während der Meditation (zazen), sondern in jedem Augenblick seines Lebens beibehalten.

Als im Jahr 12. Jahrhundert der zen nach Japan kam fand er besonders Anhänger unter den samurai, die mit zen lernten, nicht mehr um jeden Preis am Leben festzuhalten. Hierdurch floss das Wesen des zen in die Kampfkünste. Die Erkenntnis der absoluten Realität war somit auch eines der wichtigsten Lehrinhalte der samurai. Im zen nennt man diesen Zustand satorie. In den Kampfkünsten ist zanshin, mushin und isshin mit diesem Zustand verbunden. Die Verknüpfung all dieser drei Zustände trägt den Namen kokoro.

Zanshin im Alltag

Im Alltag zanshin zu bewahren bedeutet in allem was wir tun (arbeiten, essen, Geschirr spülen, in Beziehungen mit anderen usw.) gegenwärtig zu sein. Kein Gedanke verweilt in der Vergangenheit oder Zukunft. Man ist präsent. Im Hier und Jetzt. Durch diese Haltung gibt es keine Anhaftung mehr an Dinge, Personen oder Wunschvorstellungen. Der Geist ist leer (mushin). Man könnte auch sagen, dass zanshin ein Wächter über unsere Gefühle und Gedanken ist. Immer wenn wir von dem was wir tun abweichen, weil unsere Gedanken oder Emotionen uns vom Jetzt ablenken, ist er es, der uns aufweckt und zurück in die Präsenz bringt.

Der höchste Mensch gebraucht sein Herz wie einen Spiegel. Er geht den Dingen nicht nach und geht ihnen nicht entgegen; er spiegelt sie wider, aber hält sie nicht fest. Darum kann er die Welt überwinden und wird nicht verwundet. Er ist nicht der Sklave seines Ruhms; er hegt nicht Pläne; er gibt sich nicht ab mit den Geschäften; er ist nicht Herr des Erkennens. Er beachtet das Kleinste und ist doch unerschöpflich und weilt jenseits des Ichs. Bis aufs letzte nimmt er entgegen, was der Himmel spendet, und hat doch, als hätte er nichts. Er bleibt demütig.

Zitat aus: Wilhelm, Dschuang Dsi – Das wahre Buch vom südlichen Blütenland

Studien Informationen

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.
  • Julian Braun: Der ´gemeinsame Weg von Schwert und Pinsel´: Philosophie und Ethik japanischer Kriegskunst der Tokugawa-Zeit (1603-1868)

Weblinks