Japanische Kriegskunst

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der Begriff „Japanische Kriegskunst“ (bujutsu 武術, vollständig nihon bujutsu) umfasst die gesamte Breite der kriegerischen Methoden Japans und lässt sich in die Kampfsysteme der professionellen Krieger (Bujutsu (Japan)), in die Selbstverteidigungssysteme des Volkes (Kobujutsu (Japan)) und in die Systeme der frühen japanischen Geheimagenten (ninjutsu) unterteilen.<br.>In der japanischen Kriegskultur gibt es bewaffnete Methoden (bukihō - Weg der Waffe), unbewaffnete Methoden (karahō - Weg der leeren Hand) und zusätzliche Kampfausbildungen. Auch unterstanden die japanischen Krieger einem strengen Kodex (bushidō).

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen den Kriegskünsten der Krieger (bujutsu, heute (budō), den Verteidigungsmethoden der Bevölkerung (kobujutsu, heute kobudō) und den Kampfmethoden der Geheimagenten (ninjutsu, heute ninpō). All diese übergeordneten Konzepte (bugei jūhappan) werden je nach ihren technischen Eigenheiten noch einmal in unterschiedliche Systeme (jutsu) unterteilt, die sich aus verschiedenen Stilen (ryū) zusammensetzen.

Bujutsu - Systeme der Krieger

Hauptartikel: Bujutsu (Japan)

Der Begriff bujutsu bezeichnet die gesamte japanische Kriegskultur der frühen Krieger (bushi) und ist eine Weiterentwicklung des vorausgegangenen bugei. Die Bezeichnung umfasst sowohl die technische Methode des Kampfes (jutsu), wie auch die psychologische Ausbildung des Kriegers im Sinne des bushidō. Alle Kriegerfürsten (daimyō) der Vergangenheit legten einen ausgesprochenen Wert auf eine gepflegte Kriegskultur und ließen ihre Krieger (bushi und samurai) in streng geheim gehaltenen Methoden (ryū) von ausgewählten Experten (sensei) ausbilden. Es entstanden große Strömungen wie kenjutsu, aikijutsu oder jūjutsu, die aber nicht wie heute isoliert betrachtet werden können, denn sie enthielten stets die gesamte Ausbildung der Krieger, mit Waffen (bukihō - Methode der Waffe) und ohne Waffen (karahō - unbewaffnete Methode). Die verschiedenen Systeme (jutsu), Stile (ryū) und Stilableitungen (ryū ha) des bujutsu wurden von ihren jeweiligen Lehrern (sensei) entweder selbständig oder in Abhängigkeit zum Hof eines daimyō oder shōgun gelehrt. Meist aber gehörten sie zu einem adeligen Klan (uji), der sie als persönliches Eigentum betrachtete und über Generationen vererbte. Ryū bezeichnet ein Hauptsystem, ryū ha ein Zweigsystem.

Jutsu und Ryū (Systeme und Stile)

Die klassischen japanischen Kriegssysteme (bugei jūhappan) entstanden und bestehen immer noch als richtungsweisende Kategorien (z.B. ken, yumi, yari, usw.) mit dem Suffix jutsu, unterteilten sich jedoch später in differenziertere Stile (ryū), die von der persönlichen Ansicht eines Lehrers (sensei) bestimmt wurden. Die ryū wurden innerhalb der Sippen meist nach dem Prinzip der Blutsverwandtschaft (sei) oder in Lehrertraditionen (dai) vom Lehrer auf den besten Schüler vererbt:

  • Sei - in den Übertragungslinien innerhalb der Sippen (uji) und Sippenverwandschaften (ie) war der sōke (Klanoberhaupt) auch oft der Vorstand des hauseigenen ryū, selbst wenn er nicht persönlich unterrichtete. Die meisten klangebundenen ryū führen ihre Herkunft auf einen mythischen Gründungsvater ihrer Sippe (ujigami) zurück, der als Ideal in der Vergangenheit liegt und als Beispiel in der Gegenwart wirkt. Auch die iemoto (Sippenvorstände von Klan-Abspaltungen) gehorchten diesem Prinzip.
  • Dai - bezeichnet die klassische Übertragung der Kampfkunstlehre vom Meister auf den Schüler. Dies geschah meist in unabhängigen Privatschulen (dōjō) der japanischen Großstädte, die keinem Lehensfürsten (daimyō) unterstanden.
Bukihō (bewaffnete Methoden)

Die japanischen Waffenkünste (bukihō - Weg der Waffe, oder buki no bu) sind die tragenden Elemente zur Ausbildung der Krieger (bushi und samurai), schließen aber auch den unbewaffneten Kampf (karahō) mit ein. Viele sind den chinesischen Waffen (bīngqì) und den chinesischen Kampfkünsten (quánfǎ) nachempfunden, unterliegen aber auch Einflüssen aus Korea. Um einen Kampf auf dem Schlachtfeld zu überleben war es dringend notwendig, mit und ohne Waffen kämpfen zu können und für den Kampf zusätzliche Kampfausbildungen (Reiten, Schwimmen, Fesseln u.s.w.) zu beherrschen.

BUKIHŌ - bewaffnete Methoden

Bujutsu - Japanische Kriegssysteme

- Kenjutsu - Systeme mit dem Schwert
- Iaijutsu - Systeme des Schwertziehens
- Tantōjutsu - Systeme des Messerkampfes
  • Japanische Stoß- & Hiebwaffen (yari)
- Sōjutsu - Systeme mit dem Speer
- Naginatajutsu - Systeme mit der Naginata
- Nagamakijutsu - Systeme mit der Hellebarde
- Hokojutsu - Systeme mit der Hellebarde
- Onojutsu - Systeme mit der Streitaxt
  • Japanische Schusswaffen
Alte Schusswaffen (yumi / ya)
- Kyūjutsu - Systeme mit Pfeil und Bogen
- Kyōdojutsu - Systeme mit der Armbrust
Moderne Schusswaffen (arkebuse und teppō)
- Hōjutsu - Systeme mit Feuerwaffen

Kobujutsu - Japanische Volkssysteme

  • Japanische Stockwaffen
Fester Stock ()
- Bōjutsu - Systeme mit langem Stock
- Jōjutsu - Systeme mit mittlerem Stock
- Hanbōjutsu - Systeme mit kurzem Stock
- Tessenjutsu - Systeme mit dem Tessen
- Tetsubōjutsu - Systeme mit der Eisenstange
Unterbrochener Stock
Nunchakujutsu - zweigeteilter Stock
Sanchakujutsu - dreigeteilter Stock
Yonsetsukon - viergeteilter Stock
Chigirikijutsu - Systeme mit Morgenstern
Surujinjutsu - Systeme mit Ketten
Kusarigamajutsu - Systeme Kettensicheln
Manrikigusari - Kettensystem
Kyōketsu shogi - Systeme mit kyōketsu shogi
  • Japanische unkonventionellen Waffen
Shurikenjutsu - Systeme mit dem Wurfstern
Jittejutsu - Systeme mit der Jitte
Saijutsu - Systeme mit den Sai
Timpejutsu - Systeme mit dem Timpe
Tonfajutsu - Systeme mit der Tonfa
Kamajutsu - Systeme mit der Kama
Tekkōjutsu - Systeme mit Tekko
Tessenjutsu - Systeme mit dem Fächer
Karahō (unbewaffnete Methoden)

Die unbewaffneten japanischen Kampfkünste (karahō, auch taijutsu oder toshu no bu) waren zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte von den bewaffneten Kampfsystemen (bukihō) getrennt, sondern bildeten lediglich einen Zusatz in der Ausbildung der professionellen Krieger (bushi). Im heutigen budō trennt man aus politischen Gründen diese Praktiken und gründet damit abgegrenzte Systeme. Doch eine solche Trennung ist auch für die moderne Selbstverteidigung weitgehend unrealistisch und nur in sportlichen Wettkämpfen zu verwenden.

KARAHŌ - unbewaffnete Methoden
Zusätzliche Kampfausbildungen

In der Grundausbildung der bushi waren eine Reihe zusätzlicher Praktiken integriert, die den Kriegern zum Überleben im Kampf verhalfen. Doch all diese Techniken funktionierten nicht, wenn die geistige Komponente (shin) fehlte.

Zusätzliche Kampfausbildungen (Japan)
Bushidō - Philosophie der Krieger

In einem großem Maß wurde die Philosophie der japanischen Krieger (bushidō) von den existierenden Glaubensrichtungen (Japanische Religion) geprägt.

BUSHIDŌ - Philosophie der Krieger

Japanische Waffen (buki)

Hauptartikel: Japanische Waffen

Mit dem Begriff buki bezeichnet man die Waffen der japanischen Krieger. Unter dem Begriff japanischen Waffen sind alle japanischen Waffen aufgeführt, klassifiziert und beschrieben. In diesem Abschnitt werden nur die wichtigsten Waffen benannt<br.>Seit dem Altertum entwickelte praktisch jede Waffe ihre eigenen Methode. Diese benannte man, indem man der Waffenbezeichnung (z.B. ken) das Suffix jutsu (Kunst, Technik) anhing. Daraus entstand kenjutsu (Schwerttechnik). Innerhalb dieser entwickelten sich vielfältige Stilrichtungen (ryū) und unzählige Unterstile (ryū ha).

BUKI - die wichtigsten Waffen der Samurai

Japanische Rüstungen (yoroi)

Über die Zeitalter entwickelten und veränderten sich die Kriegsmethoden und somit auch die jeweils gebrauchten Schutzausrüstungen (Japanische Rüstungen) der Krieger. Entsprechend wurden in Japan durch die Jahrhunderte verschiedene Begriffe für die Rüstung gebraucht. Bis zum muromachi jidai (1335-1573) verwendete man die Bezeichnung yoroi, die später von gusoku abgelöst wurde. In der Edo-Zeit (1600-1868) benutzte man als Sammelbegriff für alle Rüstungen die Bezeichnung katchū.

GUSOKU / YOROI - Rüstungen der Samurai
- Tankō - kurze Rüstung im kofun jidai
- Keikō - Mantelrüstung in Kofun und Nara
Yoroi - Rüstungen (12 bis 18. Jh.)
- Ōyoroi - große Kastenrüstung
- Dōmaru - runder Harnisch
- Hara ate - kleiner Brustharnisch
- Haramaki - Rüstung um den Bauch
- Okegawadō - Kübel-Plattenpanzer
- Nanbandō - europäischer Metallpanzer
- Hotokedō - Buddha-Rüstung
- Niōdō - Mönchs-Panzer
- Kusaridō - Kettenpanzer

Kobujutsu - Systeme des Volkes

Hauptartikel: Kobujutsu | Kobudō

Der durch die von der Gesetzgebung erlaubten Willkür (kirutsu gomen) der samurai begegnete das japanische Volk mit der Entwicklung eigener Methoden der Selbstverteidigung (goshin), die man als bewaffnete Kunst mit kobujutsu bezeichnet. Diese Methoden bestanden hauptsächlich in der Verwendung verschiedener Haushalts- und Arbeitsgeräte, die durch Übung zu Waffen (buki) umfunktioniert wurden. Den weiter unten aufgeführten Waffenbezeichnungen (, , hanbō usw.) hängte man das Suffix jutsu an und bezeichnete damit das übergeordnete System (bōjutsu, jōjutsu, hanbōjutsu usw.) im Umgang mit der jeweiligen Waffe, das sich untergeordnet noch einmal in persönliche Interpretationen der Lehrer (ryū) unterteilt. Den Begriff kobujutsu gab es auch auf Okinawa, doch im Vergleich zu Japan entwickelten sich dort weitgehend andere Methoden. Daher kann man die Systeme des kobujutsu in nihon kobujutsu und okinawa kobujutsu unterscheiden. In neuerer Zeit haben sich beide Systeme unter dem Begriff kobudō vereinigt.

Kobujutsu (Japan) - Nihon Kobujutsu

Hauptartikel: Kobujutsu (Japan) | Kobudō (Japan)

Seit altersher existierte in Japan eine bewaffnete Selbstverteidigungsmethode des Volkes (nihon kobujutsu), das sich mit zu Waffen (buki) umfunktionierten Haushalts- und Arbeitsgeräten gegen die Willkür der samurai zur Wehr setzte. Die gebräuchlichsten Waffen des nihon kobujutsu sind:

Buki - Waffen des nihon kobujutsu

Kobujutsu (Okinawa) - Okinawa Kobujutsu

Hauptartikel: Kobujutsu (Okinawa) | Kobudō (Okinawa)

Nachdem Okinawa 1603 von den japanischen samurai der Satsuma erobert wurde, entstand im Volk eine extrem militante Opposition gegen die Besatzer. Die Japaner verübten unvorstellbare Greueltaten am okinawanischen Volk und zwangen die Bewohner zu einer organisierten und persönlichen Selbstverteidigung mit unkonventionellen Waffen.

Buki - Waffen des okinawa kobujutsu

Ninjutsu- Systeme der Geheimagenten

Hauptartikel: Ninjutsu

Die ninja waren mittelalterliche Geheimagenten, die von jeder japanischen Machtinstanz bei Bedarf in Anspruch genommen wurden. Sie trainierten ihre Kampfsysteme (ninjutsu), um ihre Aufträge möglichst unauffällig und geheim ausführen zu können. Zur erfolgreichen Erledigung ihrer Aufträge mussten sie spezielle Taktiken und Techniken des bewaffneten und unbewaffneten Kämpfens entwickeln aber auch besondere Techniken der Spionage (chōhō), Informationsbeschaffung (johu kaishu) und des Entkommens (gotonpō, onshinjutsu, hensōjutsu).

NINJUTSU

18 Ninja-Methoden - Ninja jūhakkei

Ninja-Waffen - Ninja buki

Studien Informationen

Siehe auch: Japanische Kampfsysteme | Bujutsu | Kobujutsu | Budō |

Literatur

Weblinks

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