Okinawanische Kampfkunst

Aus Budopedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
120px-Qsicon Ueberarbeiten.svg.png Der Inhalt dieser Seite ist nicht vollständig und muss überarbeitet werden.

Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Die okinawanischen Kampfkünste entwickelten sich über viele Jahrhunderte von einheimischen kriegerischen Systemen (Okinawanische Kampfsysteme) bis zu den heutigen Systeme der okinawanischen Kampfkünste. Stets waren sie Einflüssen aus China und Japan ausgesetzt, verbesserten sich jedoch ständig, indem sie sowohl vom chinesischen quánfǎ, als auch vom japanischen bujutsu lernten. Untenstehend sind sie in geschichtlicher Reihenfolge aufgelistet:

Vorgeschichte

Tegumi und Te

Vom Ende der chinesischen Tang-Dynastie (907 n.Chr.) bis zum Anfang der Ming-Dynastie (1368) lag über 450 Jahre zunächst ein unerklärliches Schweigen über der Entwicklung der Kriegskultur auf den Ryūkyū, obwohl die Inseln bereits ab 605 mit China (erste China-Expedition nach Okinawa) und ab 698 mit Japan in Verbindung standen. Über diese Zeit gibt es keine Schriften und keine mündlichen Überlieferungen. Es steht lediglich fest, dass vor allem die chinesische Kampfkunst quánfǎ während der Sui-Dynastie (581-618) nach Okinawa kam und Einfluss auf die dort existierende Kampfmethode tegumi und te nahm. Doch auch Japan hatte einen Anteil an der Entwicklung der okinawanischen Kriegskultur.<br.>Im 7. und 8. Jahrhundert entstand aufgrund eines internen japanischen Konfliktes zwischen den rivalisierenden Taira und den Minamoto ein interessenbedingter Reiseverkehr zwischen Japan und Okinawa. Viele Reisende waren Mitglieder der japanischen Kriegerkaste (samurai), kampfgewandte buddhistische Wanderpriester, Gelehrte und Mönche. 1165 hielt sich Minamoto no Tametomo mit seinen Truppen auf Okinawa auf und rekrutierte auch okinawanische Krieger, die er in verschiedenen japanischen Kriegstechniken ausbildete. Man vermutet, dass in diesem Zusammenhang das tegumi entstand, das auf die spätere Entwicklung der okinawanischen Kampfkünste Einfluss nehmen sollte.<br.>Die ursprünglichen Inhalte des okinawanischen Kampfsystems sind heute jedoch weitgehend unbekannt. Man nimmt an, dass das te als eine rein einheimische Kampfkunst auf Okinawa entstand, ein starkes eigenes Element beibehielt und vom quánfǎ und bujutsu lediglich beeinflusst wurde. Gerschichtsforscher stellten fest, dass diese Systeme mit den traditionellen okinawanischern Tänzen (odori) seit altersher eng verbunden waren.

Tōde

In früher Zeit (ca. 900 bis 1300) existierte auf der Insel Okinawa eine Selbstverteidigungsmethode, die man te (auch ti oder de) nannte. Wahrscheinlich wurde sie aus dem japanisch beeinflussten tegumi abgeleitet oder zumindest von diesem beeinflusst.<br.> Mündliche Überlieferungen besagen, dass am Anfang des 14. Jahrhunderts auf Okinawa überall karateähnliche Kampfmethoden geübt wurden. Diese wurden stark von den chinesischen Gesandten angeregt, die der Ming-Kaiser Chu Yuen Cheang ab 1372 in Abständen von zwei Jahren nach Okinawa (Kumemura) schickte. Aus der daraus entstandenen Kombination bildete sich auf Okinawa das Konzept des tōde.<br.>Tōde war ein kombiniertes Kampfsystem aus den einheimischen Kampfmethoden Okinawas und den aus China importierten Systemen. Es entstand während der chinesischen Ming-Dynastie, in deren Zeitraum (1368-1644) ein intensiver Kontakt zwischen China und Okinawa stattfand. China installierte auf Okinawa die Enklave Kumemura und der okinawananische König Sato ließ auf dem chinesischen Festland in der Provinz Fukien eine okinawanische Siedlung errichten, in der diejenigen Landsleute von ihm wohnen konnten, die in China studierten oder Handel trieben. Durch diese Verbindung kamen viele chinesische Kunstwerke und chinesische Gebräuche zu den Inseln zurück. In dieser Zeit entstand die große Verehrung der chinesischen Kultur durch die Okinawaner und auch die Überzeugung, dass alle Dinge, die von China kamen, der okinawanischen Kultur überlegen waren. Dieser kulturelle Einfluss hielt 500 Jahre an.

Veränderung zur Kampfkunst

drth

Okinawate und Kobujutsu (Okinawa)

Im 17. Jahrhundert bildeten sich drei führende Systeme des tōde, die man nach den Städten benannte, in denen sie haptsächlich ausgeübt wurden: shuri te, naha te und tomari te. Sie entwickelten sich etwa zur gleichen Zeit, jedoch unter verschiedenen Bedingungen. Die Stile aus Shuri und Tomari bezeichnete man als shōrin ryū. Der erste Name, der in Shuri genannt wird, ist der von Sakugawa. Ihm folgten in Reihenfolge Matsumura Sōkon, Itosu Yasutsune (Itosu Anko), Chibana Chōshin, Kyan Chōtoku u.a. In Tomari lebten Matsumora Kōsaku, Ōyadomari Peichin u.a. Die Kampfkunst aus Naha nannte man shōrei ryū. Der erste bekannte Name war Yara Chatan und Higashionna Kanryō, danach kam Miyagi Chōjun, der das gōjū ryū gründete.<br.>Bald darauf bezeichnete man das tōde als okinawa te, um seine okinawanische Eigenständigkeit besser zu verdeutlichen.<br.>Im Jahre 1905 wurde karate durch Meister Itosu Yasutsune als offizieller Teil des Unterrichtes an den Schulen Okinawas eingeführt. Wann der Begriff okinawa te durch karate (kara) ersetzt wurde, ist nicht genau bekannt. Erst 1936 wurden die alten Ideogramme durch die neuen ersetzt.

Karate

Im Jahre 1921 brachte Meister Funakoshi Gichin das okinawanische karate nach Japan. Danach kamen mehrere Meister Okinawas nach Japan (Miyagi Chōjun, Mabuni Kenwa, u.a.) und gründeten ihre eigenen Stile. In den fünfziger Jahren begann die weltweite Verbreitung des karate als Sport.

Karatedō und Kobudō (Okinawa)

Studien Informationen

Siehe auch: Okinawanische Kampfsysteme | Okinawanische Kriegskunst | Okinawa | Präfektur Okinawa | Nansei-Inseln | Ryūkyū-Inseln | Ryūkyū-Königreich

Literatur

  • George H. Kerr: Okinawa - The Hisory of an Island People. Tuttle 2000.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studie 2009.
  • Werner Lind: Okinawa Karate. Sport Verlag, Berlin 1998.
  • Werner Lind: Karate Kumite. Sport Verlag, Berlin 1998.
  • Shoshin Nagamine: The Essence of Okinawan Karate. Tuttle 1976.
  • Richard Kim: The Weaponless Warriors., Ohara 1974.
  • Morio Higaonna: Okinawa Goju ryū. Minamoto Research 1985.
  • Mark Bishop: Okinawan Karate. A & B Black 1989.
  • Pierre Portocarrero: Tode les origines du Karate do. Sedirep.
  • George W. Alexander: Okinawa Island of Karate. Yamazato 1991.
  • Kenji Tokitsu: Histoire du Karate do. SEM 1979.
  • Hokama Tetsuhiro: Timeline of Karate history. 2007.

Weblinks