Kōan no eki

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind


Die "Schlacht von Kōan" (弘安の役, kōan no eki) ist die Bezeichnung für die zweite Mongoleninvasion in Japan im Jahre 1281, in Fortsetzung von bun´ei no eki.

Vorgeschichte

Nach der ersten Niederlage der Mongolen war ein erneuter Eroberungsversuch des siegewohnten Kublai Khan, der inzwischen das größte Reich in der Geschichte der Menschheit gegründet hatte, unausweichlich. Im Mai 1275 schickte er eine Gesandtschaft in die Provinz Nagato auf Honshū und befahl dem "König von Japan" unverzüglich in die mongolische Hauptstadt zu kommen, um ihm zu huldigen. Der Kaiserhof in Kyōto war entsetzt, doch das kamakura bakufu unter Hōjō Tokimune reagierte gelassen und ließ die mongolischen Gesandten im Dezember 1275 durch das daizafu auf der Insel Kyūshū hinrichten.<br.>Durch seine Spione auf dem asiatischen Festland war das bakufu längst von den Invasionsabsichten der Mongolen unterrichtet. Zunächst erwog man einen Präventivschlag gegen das mongolisch besetzte Korea, durch den man sich eine Schwächung der Mongolen versprach. Der Plan wurde jedoch verworfen, da die finanziellen Mittel dafür nicht ausreichten. Mit dem vorhandenen Geld sollte statt dessen die japanische Verteidigungsstrategie verbessert werden. Infolgedessen entschied das kamakura bakufu, die spärlich vorhandenen Finanzen in erster Linie in die Landstreitkräfte zu investieren und weitere Militärposten an den strategisch wichtigsten Punkten von Kyūshū zu installieren. Zunächst baute man eine Verteidigungsmauer um die invasionsgefährdete Hakata-Bucht, in der man den Angriff der Mongolen vermutete. Gleichzeitig erging eine Aufforderung an alle Shintō-Schreine jinja, deren Priester zusammen mit dem ganzen Volk für den Sieg Japans beten sollten. Durch diese Initiative brachte man das gesamte japanische Volk in eine geschlossene Verteidigungsstimmung gegen die drohende Invasion der Mongolen.<br.>Zur selben Zeit richtete Kublai Khan in seinem riesigen Weltreich ein "Amt zur Züchtigung Japans" ein. Er wies Korea an, 1.000 Schiffe und 20.000 Soldaten zur Eroberung Japans bereitzustellen. Gleichzeitig mobilisierte er 50.000 mongolischen Soldaten auf 400 Schiffen. Die von den Mongolen beherrschte Song-Dynastie (sòngcháo) aus China stellte 100.000 Krieger auf ca. 3.000 Kriegsschiffen. Die drei Flotten sollten von verschiedenen Punkten aus ins Meer stechen und sich vor der japanischen Insel Iki zu einem gemeinsamen Angriff vereinen.

Kōan no eki - Kriegsverlauf

Die Schlacht von Kōan, im Jahre 1281 (japanisch kōan no eki, 弘安の役), war eine logische Folge auf die erste gescheiterte Mongolenivasion (bun´ei no eki) im Jahre 1274. Nach erneut erfolglosen Verhandlungen mit den Japanern befahl der Mongolenfürst Kublai Khan einen erneuten Angriff auf Japan und stellte im Verbund der Yuan-Dynastie eine Flotte von ca. 4.400 Kriegsschiffen bereit. Die bisher größte Flotte aller Zeiten sollte ins Meer stechen und das unbeugsame kamakura bakufu des Hōjō Tokimune unter die mongolische Herrschaft unterwerfen. Geplant war der Angriff auf Japan im Verbund der koreanischen, chinesischen und mongolischen Flotte für das Frühjahr 1281, mit ca. 4.400 Schiffen und 170.000 Kriegern. Eine Verteidigung Japans schien aussichtslos.

  • Koreaner - 1.000 Schiffe, ca. 20.000 Soldaten
  • Chinesen - 3.000 Schiffe, ca. 100.000 Soldaten (Befehlshaber Fan Wen Hu)
  • Mongolen - 400 Schiffe, ca. 50.000 Soldaten (Befehlshaber Antaha)

Doch die Koordination der Flottenteile zwischen den mongolischen, chinesischen und koreanischen Schiffe wies von Anfang an kriegsentscheidende logistische Mängel auf. Die Chinesen schafften es zunächst nicht, ihre Schiffe rechtzeitig zu besetzen. Danach mussten sie einen Aufstand ihrer Hafenarbeiter niederschlagen und schließlich starb einer ihrer hochrangigen Generäle. Deshalb konnten sie mit ihrer Flotte erst im Sommer 1281 auslaufen.<br.>Ungeduldig drängte Kublai Khan zur Einhaltung des Angriffstermins und befahl den Koreaner, im Frühling 1281 einen Angriff auf die japanische Insel Tsushima durchzuführen.

Angriff auf Tsushima und Iki

Die Koreaner stachen mit 1.000 Schiffen und 20.000 Krieger ins Meer und nahmen Kurs auf Kyūshū. Doch sie waren auf sich selbst gestellt und wurden von der japanischen Verteidigungslinie aufgerieben. Erst im Sommer 1281 trafen Teile der inzwischen vereinigten mongolisch/chinesische Flotte ein und unternahm zusammen mit dem Rest der Koreaner zunächst erfolglose Angriffe auf Tsushima und Iki. Sie beabsichtigten über diese Inseln auf das Festland von Kyūshū vorzustoßen.

Schlacht in der Bucht von Hakata

Die zunächst erfolglose Flotte der Invasoren veränderte daraufhin ihre Position und ankerte im Seebereich zwischen Munakata und der Hakata-Bucht, vor der Küste der Provinz Hizen, nahe dem heutigen Fukuoka. Von dort aus versuchten ihre Streitkräfte, die Flanken der japanischen Verteidigung einzunehmen. Den Mongolen gelang es jedoch auch diesmal nicht, Raum auf dem japanischen Festland zu gewinnen, sie wurden jedes Mal zurückzuschlagen, die Japaner gingen sogar einige Male zum Gegenangriff über. Bis zum 14. August 1281 konnten sich die Japaner erfolgreich verteidigen, eine Niederlage war aber absehbar, da immer mehr Truppen der Invasoren nachrückten.<br.>Am 15. August zur Mittagsstunde geschah aus japanischer Sicht ein Wunder. Der Himmel verdunkelte sich und ein fürchterlicher taifun zog über die Küsten von Kyūshū. Als sich dieser am 16. August auflöste waren zwei Drittel der mongolisch/chinesischen Flotte zerstört. Die Koreaner waren erfahrene Seeleute, erkannten rechtzeitig die Zeichen der Natur und konnten zunächst drei Viertel ihrer Schiffe retten. Auf der Seite der Angreifer starben ca. 120.000 Krieger im Sturm. Der Rest ergriff die Flucht. Damit war die zweite mongolische Invasion auf Japan beendet.

Schlacht auf der Insel Taka

Der Rest der fliehenden Mongolenschiffe wurde von den Japanern verfolgt und auf der Insel Taka eingeholt. In einem brutalen Gemetzel wurden alle Krieger getötet. Lediglich drei Mongolen ließ man am Leben und schickte sie zu Kublai Khan, damit sie ihm berichten konnten, dass Japan ein von den Göttern beschütztes Reich ist. In der Tat schrieben die Japaner diesen Sieg der Hilfe ihrer Götter (kami) zu und waren davon überzeugt, dass der rettende taifun ein Zeichen ihrer Götter war.

Folgen der Invasion nach 1281

Am 23. September 1281 erreichte die Nachricht über den endgültigen Sieg über die Mongolen das bukufu der Hōjō in Kamakura. Das gesamte japanische Volk war inzwischen davon überzeugt, dass der Sieg über die Mongolen einem Wunder gleichkam und man schrieb ihn dem Beistand der Götter zu, der nur durch die Gebete in den Tempeln und Schreinen zustandegekommen konnte. Dadurch entstand die in die Zukunft reichende unumstößliche Gewissheit, dass Japan das "Land der Götter" (shinkoku, 神国) sei.

  • Gesellschaft - auch nach dem gewonnenen zweiten Krieg gegen die Mongolen, durften die japanischen Soldaten nicht in ihr bäuerliches Alltagsleben zurückkehren, da die Regierung einen dritten Mongolenangriff befürchtete. Tatsächlich war ein solcher für das Jahr 1283 von dem König von Goryeo (918-1392) vorgesehen, der einen japanischen Angriff auf sein Land erwartete. Doch die Mongolen waren inzwischen in der Eroberung von Europa gebunden (Mongolische Kriege) und unterstützen die koreanische Initiative nicht.<br.>Die Japaner konnten die Plänen der Mongolen nicht deuten und hielten ihre Truppen bis 1294 im Kriegszustand. Diese 20 Jahre belasteten das angeschlagene bakufu mit enormen Ausgaben. Die Tempel verlangten eine Belohnung für ihre Gebete zu den Göttern, die Vasallen forderten eine Entschädigung für ihre Ausdgaben. Da es keine Kriegsbeute gab, konnten die leeren Kassen des bakufu kaum Entschädigungen und Belohnungen leisten. Trotzdem zahlte man an die Tempel und Schreine große Summen (sie hatten einen großen Einfluss auf die Bevölkerung), der Hof- und Schwertadel musste sich zumeist mit Titeln und Zugeständnissen begnügen.<br.>Im Jahre 1294 verkündete das bakufu schließlich, dass man keine Entschädigungen mehr zahlen werde. Viele der verarmten Vasallen und Krieger verrichteten dennoch ihre Pflichten weiter. Dies geschah wohl hauptsächlich aufgrund ihrer hohen Disziplin, ihres Pflichtbewusstseins und der Angst vor einer dritten Invasion.
  • Politik - schon vor den Mongoleninvasionen befand sich das bakufu von Kamakura unter der Herschaft der Hōjō im Niedergang. Die Händler (shōnin) gewannen immer mehr an wirtschaftlicher Macht, nahezu alle aristokratischen Krieger (buke) waren maßlos bei ihnen verschuldet. Unzufrieden mit der Politik der Hōjō-Regenten shikken gab es ständig Versuche, ihre Autorität zu untergraben. Durch die Mongolenkriege stieg die finanzielle Belastung des bakufu zusätzlich, was u.a. 1333 zum Untergang der Hōjō und zum Aufstieg der Ashikaga führte.<br.>Nachhaltige Wirkung im Bewußsein der Japaner hatten die beiden taifun, die als "Götterwinde" (kamikaze) bezeichnet wurden und die Japaner bis in die heutige Zeit davon überzeugen, dass ihr Land unter dem besonderen Schutz der Götter (kami) steht. Das gesamte japanische Volk entwickelte dadurch ein Gefühl der Unüberwindbarkeit, das sich auch auf die Politik übertrug. In diesem Bewußtsein begegneten die japanischen Führer bereits im 15. Jahrhundert den Gesandtschften der Potugiesen und Holländern und im 19. Jahrhundert den englischen und französischen Besatzungsmächten, die sie als gaijin verachteten. Doch das kampfunfähige Japan wurde von diesen nur deshalb nicht erobert, weil die Europäer geringe wirtschaftliche Interessen in einem japanischen Protektorat sahen. Selbst im Zweiten Weltkrieg hoben die Japaner ihren Mythos von göttlicher Unbesiegbarkeit hervor und veranlaßten durch die bekannten Kamikaze-Praktiken unzählige Menschen zum Freitod, der die ganze Welt vor der japanischen angeblichen Tapferkeit in Erstaunen setzte.

Studien Informationen

Siehe auch: Mongoleninvasion in Japan | Japanische Kriege | Bunei no eki

Literatur

  • Shinoda Minoru - The Founding of the Kamakura Shogunate, New York 1960.
  • Song Lian (宋濂) - Geschichte der Yuan-Dynastie, 1370 veröffentlichte Dynastiegeschichte (24 Dynastiegeschichten), die die chinesische Darstellung des geschichtlichen Zeitraumes der Yuan-Dynastie (chin. yuán cháo, jap. genshi) zwischen 1206 und 1369 schildert. Auch koreanische Geschichtsereignisse werden behandelt.
  • Wolfgang Bockhold - Das Hachiman-gudōkun (I) als historische Quelle, insbesondere zu den Invasionen der Mongolen in Japan, Dissertation, München 1982.
  • Thomas D. Conlan - In Little Need of Divine Intervention: Takezaki Suenaga's scolls of the Mongol invasion of Japan, Cornell East Asia Series, New York 2001.
  • Jacques Gernet - Die chinesische Welt, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997.
  • Luther Carrington Goodrich und Ryūsaku Tsunoda (Hrsg.) - Japan in Chinese dynastic histories. Perkins, South Pasadena 1951.
  • John Whitney Hall, Kozo Yamamura (Hrsg.) - Cambridge History of Japan - Vol. 3: Medieval Japan, Cambridge University Press, New York 1990. ISBN 0-521-22354-7
  • Kyotsu Hori - The Mongol Invasions and the Kamakura Bakufu, University Microfilms Inc., Ann Arbor, Michigan 1967. (Dissertation)
  • James Murdoch - A History of Japan (Vol. 1), Routlegde & Kegan Paul Ltd., London 1949.
  • George Sansom - History of Japan (To 1334), Charles. E. Tuttle Company, Tōkyō 1974.
  • Nakaba Yamada - Ghenkō: the Mongol invasion of Japan, Smith, Elder & Co., London 1916.

Weblinks

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