Shisānshì

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Stephanie Kaiser

Shisānshì / shásānshì (chin.: 十三勢) bezeichnet die „dreizehn grundlegenden Bewegungsarten“ im quánfǎ, bzw. tàijíquán.

Die shisānshì stellen das Grundtechniksystem des tàijíquán dar. Früher hat man die Grundtechniken auf ein Minimum beschränkt und durch verschiedene Methoden verschlüsselt und geheimgehalten. Das sollte das spezifische Konzept davor bewahren, kopiert oder von nicht Eingeweihten verändert zu werden. Da die Philosophie das tàijíquán am meisten vom Daoismus beeinflusst wurde, bediente man sich auch daoistischer Grundlagen zur Verschlüsselung. Die bāmén wǔbù (fünf Schrittarten) wurden mit den wǔxíng (五行 - fünf Wandlungsphasen) kombiniert. Die acht Trigramme (bāguà - 八卦) wurden zur Verschlüssellung der bāmén („acht Pforten“) benutzt. Diese Techniken sind in verschiedenen Varianten und Kombinationen in den Bewegungen der Formabläufe enthalten.

Shisānshì - 13 Bewegungsarten im Tàijíquán

Die shisānshì bestehen aus fünf Schrittarten (wǔbù), in Verbindung mit den Fünf Wandlungsphasen, und acht Handbewegungen (bāmén), in Verbindung mit den acht Trigrammen.

Wǔbù 五步 - fünf Schrittarten

  • Jin (shuĭ 水 - Wasser) - vordringen
  • Tui (huŏ 火 - Feuer) - zurückweichen
  • Gu (jīn 金 - Metall) - nach links wenden
  • Pan ( 木 - Holz) - nach rechts wenden
  • Ding ( 土- Erde) - stabilisieren

Die Fünf Schrittarten stellen die natürlichen Bewegungsmöglichkeiten jedes Menschen dar. Jede ist einer Wandlungsphase und ein oder zwei Trigrammen zugeordnet. Die Acht Handtechniken (bāmén) können je nach Situation sinnvoll mit ihnen kombiniert werden.

  1. Jin - Vordringen: Das Vordringen wird mit den Eigenschaften des Wassers (shuĭ - 水) verbunden. Man kämpft nicht gegen unüberwindbare Hindernisse an, sondern sucht sich Lücken und Schwachstellen. In diese setzt man dann eine Technik mit einem Vorwärtsschritt, um den Gegner zu erreichen. Der Gegner ist dabei passiv, d.h., wir machen einen Angriff oder einen entscheidenden Konter. Man darf das aber nicht mit Weichheit gleichsetzen, denn das Vordringen muss entschlossen sein. Der Gegner muss überrumpelt und zurückgedrängt werden; das erfordert einen festen Stand. Der Kommentar des zugehörigen Trigramms kǎn (☵) besagt: „Der Geist ist durchdringend, dies zeigt sich in der starken Mittellinie. Diese Aktion ist groß, Vordringen bringt Erfolg.“ Das Vordringen erfolgt meist im Vorwärtsstand.
  2. Tui - Zurückschreiten: Das Trigramm (☲) stellt das kurzzeitige Zurückweichen dar. Unmittelbar nach tui muss jin, das Vordringen, erfolgen. Tui bezeichnet das Zurückweichen in einem ganzen, halben, gezogenen Schritt oder das Zurückweichen mit dem Gewicht und nur dem vorderen Bein. Das Nachgeben nach hinten ist aber eine Falle für den Gegner, da nach einem Zurückweichen ein überraschender Angriff nach vorne folgt. Lí symbolisiert weiterhin das dāntián und macht uns darauf aufmerksam, dass beim Zurückweichen ein abgesenktes dāntián besonders wichtig ist, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
  3. Gu - Nach links wenden: Gu bedeutet wörtlich „Nach links sehen“ und meint alle Drehungen nach links. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, die Beine zu setzen. Das Drehen des Körpers nach links eignet sich für Abwehrtechniken und Ausweichbewegungen.
  4. Pan - Nach rechts wenden: Auch Pan bedeutet eigentlich „Nach rechts sehen“ und meint die Drehung des Körpers nach rechts. Alle Formen des Beinsetzens sind möglich. Auch im Stand können Hüfte und der Oberkörper nach rechts gedreht werden, um einem Schlag oder Tritt auszuweichen.
  5. Ding - Zentralisieren: Ding bezeichnet das Solide, den unveränderbaren Stand. Im tàijíquán nennt man das „Verwurzelung mit der Erde“. Dazu stellt man sich vor, die Füße wären mit langen Wurzeln in der Erde befestigt. Ding wird nicht nur in den Zwischenbewegungen, d.h. im Wechsel einer Bewegung in die andere, eingenommen, sondern stellt das Prinzip der uneinnehmbaren Stellung überhaupt dar. Eigentlich versteht man unter ding die gleichgewichtete Stellung, aber das Prinzip muss in allen anderen Techniken genauso geübt werden. Ding erfordert viel Übung und wird erst nach Jahren entwickelt. Dann aber wird die Stellung so sicher, dass niemand sie einfach verschieben oder den Körper vom Boden lösen kann. Später kann man durch den sicheren Stand auch dann Angriffe neutralisieren, wenn man die Hüfte gar nicht bewegt, das nennt man „Angriffe annehmen“.

Bāmén 八門 - acht Handbewegungen

Man unterscheidet die vier gerade ausgerichteten Handbewegungen (sizheng) von den vier in die Ecken gerichteten Techniken (siyu). Die bāmén werden nicht nur mit den acht Trigrammen (bāguà -八卦), sondern auch mit den Himmelsrichtungen, von denen es in China acht gibt, in Verbindung gebracht. Das bedeutet nicht, dass sie nur in diese Richtung ausgeführt werden, sondern dass sie die Qualität des entsprechenden Trigramms mit der zugeordneten Himmelsrichtung darstellen. Die geraden Handbewegungen werden vor allem in den tuīshǒu geübt, während die Übung der schrägen Handbewegungen getrennt davon gesehen wird und im dalü geübt wird.

  • Sizheng (vier gerade Bewegungen)
Péng 掤 (parieren, abwehren) - nach Süden (qián)
Lǚ 履 (zurückgleiten, zurückrollen) - nach Westen (kūn)
Jǐ 挤 (擠) (vordrängen, pressen, drücken) - nach Osten (kǎn)
Àn 按 (stoßen) - nach Norden (zhèn)
  • Siyu (vier schräge Bewegungen)
Cǎi 採 (entwurzeln) - nach Nordwesten (gèn)
Liè 列 (spalten) - nach Südosten (duì)
Zhǒu 肘(Ellbogenstoß) - nach Nordosten ()
Kào 靠 (Schulterstoß) - nach Südwesten (xùn)

Sizheng - Gerade Handbewegungen

  1. Péng 棚 (Abwehren) - das Trigramm qián ist reines yáng und steht für Stärke, Biegsamkeit und Festigkeit. Das entspricht der Qualität der Abwehr, die zwar entspannt und flüssig, aber auch Hart und unnachgiebig sein muss. Wird Druck auf sie ausgeübt, gibt sie langsam nach und gibt dann den Druck zurück. Gibt der Gegner nach, so folgt sie ihm. Péng hat also auch die Bedeutung der Anpassung an den Gegner, so dass er nicht mehr frei kommt. „Der Himmel in Bewegung entspricht der Stärke; der Edle zwing sich folglich zur ununterbrochenen Aktivität“ (Kommentar zu qián aus dem yìjīng) péng bedeutet eigentlich „Köcherdeckel“ und soll verdeutlichen, dass mit den Armen der Körper, wie mit einem Deckel geschützt wird. Péng bezeichnet also alle Abwehrbewegungen des tàijíquán und das nachfolgende „Ankleben“ an den Gegner mit den Handgelenken oder den Unterarmen. Damit sind keine Blocktechniken gemeint, sondern nur ableitende Techniken. Zuerst klebt man eine oer beide Hände an den Genger und versucht seine Kraftquelle und die Richtung seiner Technik zu finden. Sobald man sie hat, führt man den Gegner durch sanftes Ableiten oder Ausweichen ins Leere, so dass seine Kraft wirkunslos bleibt und wir in eine optimale Position für einen Konter gelangen. In den tuīshǒu wird diese Technik z.B. geübt, wenn der Unterarm sich vor dem Körper befindet. Untrennbar davon ist die richtige Hüft- und Ganzkörperbewegung. Der Angriff kann zu beiden Seiten, nach unten und nach oben abgeleitet werden. Das Trigramm qián besteht aus drei durchgehenden Linien (☰), was die absolute Unnachgiebigkeit darstellt und wird durch den Himmel (天 - tiān) symbolisiert.
  2. 履 (Zurückgleiten, Zurückrollen) - Das entsprechende Trigramm kūn symbolisiert das reine yīn, ist also absolute Ruhe und Passivität. Die Technik ist absolutes Nachgeben gegen den Gegner. Werden wir gedrückt, so weichen wir mit dem Gewicht auf das hintere Bein zurück und drehen dann ganz zum Schluss die Hüfte so, dass der Gegner wieder ins Leere stößt. Das nennt man auch „neutralisieren“. „Wer zuerst sein will, der irrt; wer folgt, der erreicht etwas. Man sucht Freunde aus Südwesten und verliert sie nach Nordosten“ (Kommentar zu kūn). Der Gegner soll die eigene Gewichtsverteilung möglichst nicht erkennbar sein und das Ausweichen muss so plötzlich und überraschend für ihn kommen, dass er keine Zeit mehr zum Reagieren hat. Wenn man Kraft aus Süd-Westen aufnimmt, so soll man sie nach Nordosten abgeben, was der Verlängerung des Angriffs entspricht. Das Trigramm besteht aus drei unterbrochenen Linien (☷), was das Haltlose, die Falle zeigt. Es wird verkörpert durch die Erde (地 - ). Das Zeichen gibt es in keinem Lexikon, es ist ein Fachausdruck in den Kampfkünsten und bedeutet „Den Mittelweg ausführen und der Aktion folgen“. Auch hier versucht man zuerst das Handgelenk an den Gegner „anzukleben“ und leitet dann den Angriff mit einer Hüftdrehung ins Leere. So versucht man den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, indem man seine Kraft weiterführt, oder ihn in die schwache Richtung stößt. Natürlich ist diese Reaktion nur auf einen Angriff möglich. Klassisch wird eine Hand vor den Körper gehalten, bis der Gegner zu nahe kommt, dann hilft man mit der anderen Hand am Ellbogen des Gegners nach und zieht ihn. Diese Technik kann auch nach einer Abwehrbewegung (wie péng) ausgeführt werden. Die Technik wird auch mit dem „Öffnen der Tore, um die Räuber zu begrüßen“ verglichen, da sie, wenn sie falsch angewendet wird, die Kraft des Gegners direkt auf sich selbst führt. Deshalb muss das Neutralisieren besonders gut geübt werden.
  3. 擠 (Stoßen) - das Trigramm kǎn besteht aus einer durchgehenden Linie, die von zwei durchbrochenen umgeben ist (☵) und wird durch Wasser (水 - shuǐ) symbolisiert. Das bedeutet Härte oder Heftigkeit, die im Weichen verborgen ist. Kǎn wird mit dem Wasser gleichgesetzt. Ein Arm wird horizontal vor den Körper gehalten, die andere Hand drückt auf der Innenseite des Handgelenks, um Unterstützung zu geben. Kǎn ist eine Kontertechnik, die sofort nach einer Abwehr einzusetzen ist. Man drückt mit dem gesamten Unterarm auf den Gegner, so das er nach hinten fliegt. Trotzdem soll keine Körperkraft eingesetzt werden. Die Technik wird dann sofort wieder zurückgezogen und bleibt nicht lange in der Endposition.
  4. Àn 按 (Pressen) - Das Trigramm zhèn besteht aus zwei unterbrochenen und einer durchgehenden Linie (☳) und wird dargestellt durch den Donner (雷 - léi). Es hat die Bedeutung von „entschlossener Hitzigkeit, erschütternder Bewegung und vor Angst nachgeben“. Zuerst wird wieder eine Hand oder beide an den Gegner angeheftet, dann wird der Stoß, mit lockeren Handgelenken ausgeführt. Dazu sollte man kaum Körperkraft verwenden, sondern die Wirkung aus dem Schnappen der Handgelenke kommen lassen. Benutzt man nur eine Hand, dann sollte wenn die rechte Hand stößt, das linke Bein belastet werden und umgekehrt. Vor der Technik muss man mit den Fingerspitzen und der Handinnenflächen den Gegner erfühlen. Die Stoßtechniken werden gerne auf Vitalpunkte gerichtet, da sie eine enorme Kraft auf einer kleinen Fläche erzeugen können und so auch die inneren Organe verletzen.

Siyu - Schräge Handbewegungen

  1. Cǎi 採 (ziehen): Das Gèn-Trigramm zeigt eine Yáng-Linie über zwei Yīn-Linien (☶), es bedeutet „plötzliche Schnelligkeit“. Gèn steht für Berg (山 - shān) und zeigt so, dass bei dieser Technik der Stand fest mit er Erde verwurzelt sein muss, das Gleichgewicht muss unbedingt gehalten werden. Das Zeichen Cai bedeutet „Auswählen und Herausgreifen“. Das steht für das Erkennen des richtigen Augenblicks und das Finden des richtigen Punktes, an dem man zieht, um den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen. Der Technik geht ein Angriff des Gegners voraus, wie z.B. ein Stoß mit der Hand. Schon früh wird die eigene Hand an den Gegner angeheftet. Man fasst das Handgelenk und mit der anderen Hand die Schulter. Dann wird mit Einsetz des ganzen Körpers der Gegner nach unten gezogen. Man kann auch am Ellbogen fassen; fasst man im Genick des Gegners, kann besonders gut ein Wurf angesetzt werden. Bei dem Ziehen kann man die Hand oder den Unterarm am Ellbogen des Gegners dazu benutzen, ihn so zu hebeln, dass er aus dem Griff nicht herauskommt.
  2. Liè 列 (spalten): Dieses Schriftzeichen ist in keinem Lexikon vertreten, es bedeutet etwa: „eine den Gegner zerstörende Strategie mit einem Aufpalten seiner geistigen Konzentration“. Im Duì-Trigramm liegt eine Yīn-Linie auf zwei Yáng-Linien (☱) und steht für See (澤(泽) - ). Es bedeutet „hart in der Mitte, weich im Äußeren; Aufforderung zum Ertragen eines Risikos“. Wird man vom Gegner bedrängt und ist in Gefahr, so muss man eine Schlagtechnik (lieshǒu - „Schlagende Hand“) einsetzen. Das ist meist wenn der Gegner einen Schulter- oder Ellbogenstoß einsetzt. Man verwendet dann Schläge auf Vitalpunkte oder die Technik „Die Tigerhand verschließt den Hals“ (qinna). Das sind alles lebensbedrohende und sehr gefährliche Techniken. Zu der Technik Lie gehört auch das richtige Verhalten zum Vermeiden einer Auseinandersetzung. Lie wird erst dann eingesetzt, wenn der Gegner schon in Körperkontakt getreten ist, es ist eine absolute Befreiungstechnik und soll ent-scheident sein. Dazu muss man seine innere Ruhe besonders üben. Der Gegner wird absichtlich so weit an den Körper herangelassen, bis er nicht mehr zurück kann und der Reaktion hilflos ausgesetzt ist. Erst dann wird eine kampfentschei-dende Technik zur nächsten freien Stelle des Gegners auf einen Vitalpunkt gesetzt. Diese Technik muss sehr stark und treffsicher sein. Klassisch wird mit der linken Hand die Technik des Gegners blockiert und mit der rechten in sein Gesicht gestoßen.
  3. Zhǒu 肘 (Elllbogenstoß): Im Trigramm befindet sich eine Yīn-Linie zwischen zwei Yáng-Linien (☲). Das symbolisiert Feuer (火 - huǒ). Das Trigramm hat auch die Bedeutung von „aufrecht, stabil und geharnischt“. Der Ellbogenstoß wird angewendet, wenn der Gegner sehr nahe steht und eine kleine Blöße gibt. Nach einer Abwehr z.B. kann man mit dem Ellbogenstoß nachsetzen. Der Ellbogenstoß steht durch sein Aussehen auch für die Streckung in der Beugung oder für die Beugung der Streckung.
  4. Kào 靠 (Schulterstoß): Xùn besteht aus zwei Yáng-Linien unter der sich eine Yīn-Linie befindet (☴). Das Trigramm xùn symbolisiert den Wind (風(风) - fēng) als Bewegung. Es ist eine entschlossene, rasche Bewegung. „Das Harte dringt in die Mitte vor, und sein Wille setzt sich durch“ (Kommentar zu xùn). Man muss das Gleichgewicht des Gegners stören oder sogar brechen, ohne das man selbst aus dem Gleichgewicht kommt. Während des Schulterstoßes muss man Schnelligkeit, Geschmeidigkeit und Standfestigkeit bewahren. Das Zeichen kao bedeutet ursprünglich „Abhängigkeit“, aber im tàijíquán wird es als Schulterstoß verstanden. Ein Bein setzt man zwischen die Beine des Gegners, der Körper wird etwas seitlich gedreht, so dass man mit der Schulterseite stoßen kann. Der Arm der stoßenden Seite wird aus dem Weg vor den Körper gezogen. Der Stoß wird auf die Körpermitte des Gegners gerichtet, am besten auf den Solarplexus oder auf die Brustmitte. Um einen Gegenangriff zu vermeiden, wird die andere Hand schützend nach vorne gehalten. Der Schulterstoß ist eine der wichtigsten Techniken des tàijíquán, seiner Übung sollte der Fortgeschrittene besondere Aufmerksamkeit schenken. Er wird aber nur in aller nächster Distanz zum Gegner angewendet. Unter Umständen kann er wirkungsvoller sein als ein Ellbogenstoß. Im tàijíquán sollte der Schulterstoß stets eine entscheidende Technik sein.

Chuǎimō 揣摸 - fünf Methoden zum Entwickeln von Gefühl

Die chuǎimō ergänzen die shisānshì um die Taktik. Sie schulen das Erkennen der gegnerischen Absichten. Chuǎi bedeutet wörtlich „schätzen, vermuten“, bedeutet unter anderem „studieren, forschen“. Die chuǎimō sind also Methoden des Erforschens und Abschätzens der nächsten Technik des Gegners. Dazu braucht man die Übung der Partnerübungen und eine geschulte Konzentration. Auch in den Formabläufen können diese Methoden weiterentwickelt werden.

  1. Tiē 贴 (貼) (ankleben): Diese Technik nennt man auch „Kontakt herstellen“. Zuerst soll man dem Gegner weich und nachgiebig erscheinen, das verleitet ihn zu einem Angriff. Die eigenen Hände sind schon früh an denen des Gegners, ändern aber nichts an der Richtung des Anngriffs. Sie erscheinen weich und nachgiebig. Wenn der Gegner stark drückt, dreht man den Körper und führt seine Technik weiter, so dass er das Gleichgewicht verliert.
  2. Nián 黏 (anhaften): Nián wird auch als „den Kontakt vertiefen“ bezeichnet. Egal, welche Bewegung der Gegner auch macht, die Hände haften immer fest an den seinen. So ergeben sich viele Kontermöglichkeiten, weshalb nián auch mit dem Vordringen verbunden wird.
  3. Suí 随 (隨) (nachfolgen): Suí nennt man auch „Das Zentrum des Gegners suchen“. Der Gegner beginnt die Aktion und wir wehren sie ab. Die ganze Zeit soll man ununterbrochen in Bewegung bleiben und dem Gegner möglichst keine Chance mehr zu einem Angriff geben. Entdeckt man eine Lücke in seiner Bewegung wird sofort ein entscheidender Konter angesetzt. Wichtig ist, dass man solange ständig in Bewegung bleibt. Suí umschreibt auch die Verbundenheit des Körpers, die Ganzkörperbewegung.
  4. Lián 连 (連) (mitbewegen): Wird auch „Das Zentrum des Gegners kontrollieren“ genannt. Lián bedeutet, den eigenen Widerstand aufzugeben und und völliges Nachgeben gegenüber dem Gegner. Die Basis dazu ist das vorrausschauende Denken, das Erfühlen, was die Absichten des Gegners sind. Keine seiner Bewegungen wird abgeblockt oder unterbrochen. So erkennt man jede Bewegung schon in ihrem Ansatz und kann den Körper aus ihrer Richtung wegbewegen. Durch lián kann man die Schwachpunkte des Gegners sowohl in seiner Psyche, als auch in seiner Technik finden.
  5. Bùdiūbùdǐng 不丢不顶 (不丟不頂) (nicht verlieren, sondern entsprechen): Wird auch „Statisches und dynamisches Gleichgewicht“ oder „Ohne Widerstand Kontakt bewahren“ genannt. Das Gleichgewicht aller Methoden soll gewahrt bleiben, sie werden miteinander verbunden. Das wichtigste dabei ist, den Geist immer ruhig und konzentriert zu halten. Verliert man den Kontakt, muss man das Anhaften länger üben; ist man zu hart und unnachgiebig, werden die Muskeln zu sehr beansprucht.

Studien Informationen

Siehe auch: Tàijíquán | Quánfǎ | Bāguà |

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studien 2010.