Shizoku (Japan)

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Artikel von: Werner Lind<br.>Nachbearbeitet von:

Der Begriff shizoku (士族) bezeichnet in Japan (vergl. Shizoku (Okinawa)) zunächst die Kriegerfamilien in einem doppelten Sinn (Shizoku (Begriffsklärung)):

  • Altertum und Mittelalter - alte Bezeichnung für Familien und Mitglieder des Kriegerstandes (bushi und buke);
  • Meiji-Zeit - neuere Bezeichnung in der Meiji-Zeit für die aristokratische Gesellschaftsklasse der alten Kriegerabstammungen; vergl. kizoku und kazoku (kaiserlicher Adel).

Nach den langen Bürgerkriegen leitet schließlich die Herrschaft der Tokugawa (1600-1868) eine 250 Jahre währende, von Frieden begleitete Epoche ein. In der Genroku-Zeit (1688-1704) kann sich, aufgrund der neu gewonnenen Stabilität des Landes, eine regelrechte Kulturblüte entwickeln, mit der eine kulturelle Umgestaltung innerhalb der Gesellschaft einhergeht.

Durch den Frieden verändert sich der Alltag der Menschen und es ziehen mehr und mehr Kaufleute und Handwerker in die Stadt um, woraufhin vor allem um Ōsaka, Edo und Kyōto große Ballungszentren entstehen. Dadurch kommt nicht nur ein vielfältiges Angebot an Waren und Dienstleistungen auf, sondern auch ein neuer Reichtum der städtischen Kaufleute und Handwerker (chōnin), die damit für eine Umgewichtung in der japanischen Gesellschaft sorgten und schließlich das industrielle Zeitalter Japans einleiteten.

Der Begriff shizoku wurde erst am Ende des tokugawa jidai gebraucht und bezeichnete zunächst den adeligen Stand der Krieger (buke), der in der japanischen Gesellschaft zunehmend an Bedeutung verlor. Trotz dieser sich längst entwickelnden Problematik in den Gesellschaftsstrukturen erhielt das Regime der Tokugawa die alten Adelsstände der Krieger aufrecht.

Ein Jahr nach der Meiji-Restauration (meiji isshin, 1868) wurde der bisher in buke (Kriegeradel) und kuge (Hofadel) geteilte Adelsstand Japans definitiv aufgehoben. In dem neuen System brachte man die Titel der kuge und der buke zusammen und vereinigte sie unter dem Begriff kazoku (Adelige). Gleichzeitig (1869) wurde von der Meiji-Regierung das feudale Ständesystem der Krieger (shi), Bauern (), Handwerker () und Kaufleute (shō) aufgehoben und in neue Status-Kategorien der Gesellschaft reformiert: 1.) kazoku (bestehend aus den ehemaligen kuge (Hofadel) und daimyō (Feudalherren), 2.) shizoku (einst bushi, mittelständige Kriegerfamilien), und 3.) heimin (Bürgerliche). Der tennō und seine Familie bildete eine gesonderte, vierte Kategorie, s. kōzoku.

SHIZOKU - kriegerischer Adel
Kōzoku - kaiserliche Familie
Kazoku - Kriegeradel
Kuge - Adel am Kaiserhof
Daimyō - kriegerische Feudalherren
Shizoku - Stand der Krieger
Heimin - Bürgerliche

Durch die Meiji-Regierung wurden die shizoku ab 1869 nach und nach ihrer einstigen Privilegien, die ihnen während der Tokugawa-Zeit als bushi zugebilligt wurden, enthoben. Auch Bürgerliche (heimin) konnten nun z.B. Haori-Jacken tragen (ein früheres Vorrecht der samurai als Rang-Kennzeichnung) und durften sogar in den Stand der shizoku einheiraten. Das „Recht zum Töten“ (kirisute gomen) wurde verboten und schließlich - als härteste Maßnahme - wurden sie ihrer Monopolstellung als Krieger entledigt, indem ein Beitritt in den Militärdienst nicht mehr von einer adligen Abstammung abhängig gemacht, sondern von der Regierung für alle Klassen gleichermaßen geöffnet wurde.

Ab 1882 war die japanische Kriegerklasse von all ihrer ehemaligen Privilegien enthoben. Seit 1914 wird die Gesellschaftskategorie shizoku auf offiziellen Dokumenten dem Familiennamen (mon) nicht mehr beigefügt oder verwendet.

Studien Informationen

Siehe auch: Japan | Japanische Gesellschaft

Literatur

  • George H. Kerr: Okinawa. The History of an Island People. North Clarendon 2000.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK-Studie 2009.
  • Werner Lind: Okinawa Karate. Sportverlag Berlin 1998.
  • James L. Mc Clain: Japan: A Modern History. New York 2002.
  • Miyagi Eishō: Rrūkyū no rekishi. Tōkyo 1977.
  • Takie Sugiyama (Edit.): Japanese Social Organization. Honolulu 1992.
  • Takara Kurayoshi, Dana Masayuki (u.a. Hg.): Ryūkyū ōkoku. Tōkyō 1993.

Weblinks