Wōkòu

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der chinesische Begriff wōkòu (倭寇) bezeichnet die ostasiatischen Seepiraten, in Japan wakō (倭寇), in Korea waegu (왜구 / 倭寇). Die Pinyin-Bezeichnung wōkòu ist eine Kombination aus (倭 - Japaner) und kòu (寇 - Bandit), was auf die mittelalterliche Piraterie der Japaner verweist.<br.>Die Piraterie der Japaner wurde schließlich von Oda Nobunaga im 16. Jahrhundert gewaltsam beendet. Nahtlos übertrugen sie sich in die chinesische Gesellschaft (wōkòu).

Piraterie in China

Hauptartikel:

Über viele Jahrhunderte wurden Handelsschiffe in den ostasiatischen Meeren und deren angrenzende Küstengebiete von militärisch organisierten Seepiraten geplündert. Diese waren zwischen dem 13. und 16. Jhr. zunächst Japaner (wakō) und im folgenden 16. bis zum 19. Jhr. Chinesen (wōkòu). Korea und die Philippinen waren lediglich davon betroffen, hatten aber keine eigenen Seepiraten. In Korea wurden sie waegu genannt.<br.>Die Piraterie der Japaner und Chinesen ist schwer zu deuten. Sie war nie eine offizielle staatliche Instanz, trotzdem griff die Politik immer wieder auf sie zurück. Je nach der politischen Lage war sie mal lästig und wurde bekämpft oder sie war willkommen und wurde gefördert. Ähnlich den Praktiken der Briten, die über viele Jahrhunderte den Großteil der Welt plünderten, verliefen auch die Methoden der ostasiatischen Seepiraten.

Wōkòu

Die von japanischen Piratenüberfällen am meisten betroffenen Gebiete zur Zeit der Ming-Dynastie (1368-1644) waren die chinesischen Provinzen Jiangsu und Zhejiang. Die frühen Herrscher dieser Provinzen, Fang Guo Zhen und Zhang Shi Cheng, errichteten Befestigungen auf mehreren Küsteninseln gegen die japanische Pirateninvasion. Obwohl die diplomatischen Bemühungen Chinas und Koreas mit den shōgun im Ashikaga-Muromachi jidai (1333-1568) zunächst erfolgreich schienen, konnten sie das Problem der Seepiraten nicht lösen. Je mehr die Piraterie in Japan abnahm, desto mehr stieg ihre Aktivität in China. Die neuen Piraten waren allerdings keine Japaner, sondern chinesische Banditen und Schmuggler. Das Schriftzeichen 倭寇 (wōkòu - japanische Banditen) blieb jedoch erhalten.<br.>Zunächst wurden Verhandlungen mit den wōkòu aufgenommen, womit das neue chinesische Piratentum fiktiv in die Staatspolitik integriert wurde. In der späten Ming-Dynastie wurden die wōkòu sowohl innen- als auch außenpolitisch zunehmend mehr toleriert. Sie kontrollierten im Auftrag der Ming-Gesetzgebung die verbotene Auswanderung der Chinesen und leisteten wertvolle Dienste in der Erfüllung der chinesischen Tributforderungen.<br.>Nachdem Oda Nobunaga die Piraterie in Japan unterband, entstanden immer mehr Piraten-Organisationen in China, die ab dem 16. Jahrhundert die Kontrolle über alle ostasiatischen Meere übernahmenen.<br.>Die späten Ming-Kaiser Jia Jing (1507-1567) und Wan Li (1563-1620) waren schwache Herrscher und ermöglichten endgültig die Verlagerung der Piraterie von Japan ins eigene Land. Die Piraten-Organisationen wurden von chinesischen Händlern und Kaufleuten betrieben, die Mannschaften meist in den verarmten südchinesischen Fischerdörfern rekrutiert. Sie unternahmen Raubzüge entlang der großen Flüsse und segelten auf diesen bis tief ins chinesische Hinterland.<br.>Mit dem Beginn der Qing-Dynastie (1644-1911) errichteten manche chinesische Kaufleute Piraten-Dynastien mit großen Flotten und beeinflussten selbst die chinesische Staatspolitik. Bis ins 19. Jahrhundert konnten sie ihre Macht halten und beeinflussten auch die Rebellionen von Hu Weiyong und Liu Xian.

Die Wōkòu (chin.: 倭寇; japanische Aussprache: wakō; koreanische Aussprache: 왜구 waegu, mit der angenäherten Bedeutung: „japanische Banditen-Wichte“) waren Piraten, die vom 13. Jahrhundert an die Küsten von China und Korea heimsuchten. Sie bestanden zu großen Teilen aus japanischen Soldaten, rōnin, und Händlern – später auch aus chinesischen Banditen und Schmugglern.

Die Frühphase der Aktivitäten der Wōkòu begann im 13. Jahrhundert und erstreckte sich bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts. Japanische Piraten konzentrierten sich auf die koreanische Halbinsel und breiteten sich über das Gelbe Meer nach China aus. Die zweite Phase lag im frühen bis mittleren 16. Jahrhundert. In dieser Zeit änderten sich Zusammensetzung und Führung der Wōkòu beträchtlich. Während ihrer Blütezeit in den 1550er Jahren operierten sie in den Meeren Ostasiens und segelten sogar Flusssysteme wie den Jangtse aufwärts. Die Dschunke und das Schildkrötenschiff waren die bevorzugten Schiffstypen der Wōkòu.

Piraterie am Übergang zwischen Ming- zur Qing-Dynastie

Neben der Zeit der Wōkòu im 13. Jahrhundert gilt die Übergangszeit zwischen der chinesischen Ming-Dynastie und der von dem Volk der Mandschu getragenen Qing-Dynastie als Blütezeit der chinesischen Piraterie. Geprägt wurde sie von Mitgliedern der Familie Zheng, angefangen bei Zheng Zhilong, der zunächst als Kaufmann in Macao und Manila wirkte und sich ab 1624 Piraten anschloss. Er überfiel chinesische und niederländische Schiffe und entwickelte sich für die geschwächte Ming-Regierung zu einer ernsten Bedrohung, verfügte er doch über eine größere Zahl von Dschunken und ging schließlich zur Schutzgelderpressung gegenüber anderen Kaufleuten über.

Die Machthaber der Ming-Dynastie zahlten ihm erhebliche Geldsummen und bewegten ihn 1628 dazu, der Regierung bei der Bekämpfung der Seeräuberei zu helfen. Er errang hierbei militärische Ehren und erhielt einen Adelstitel. Als die Ming-Regierung ihn jedoch aufforderte, seine Stützpunkte an der Küste zu verlassen, um sie bei der Verteidigung gegen die Mandschu im Landesinneren zu unterstützen, verweigerte er dies und verbündete sich mit der neuen mandschurischen Qing-Dynastie. Im Gegensatz dazu lieferte sich sein Sohn Zheng Chenggong – besser bekannt als Koxinga – mit der Qing-Dynastie lange Kämpfe, während derer er unter anderem zeitweilig die Mündung des Jangtse sperrte. Zwischen etwa 1650 und 1660 stellte er den stärksten Machtfaktor im Seegebiet zwischen Jangtse und Mekongdelta dar. Um 1655 verfügte er über 100.000 bis 170.000 Mann in der Provinz Fujian, die von ehemaligen Ming-Offizieren befehligt wurden. Mit diesen Kräften griff er Nanjing an, wurde dort aber 1659 schwer geschlagen. Er konnte sich zwar in der Küstenstadt Xiamen zunächst noch halten, zog sich 1661 aber mit 25.000 Mann auf 900 Schiffen nach Taiwan zurück, wo er die Niederländer vertrieb. Mit seinem Tod 1662 endete die Ära der Familie Zheng.

Zheng Qi und Zheng Yi-Sao

Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die Le-Dynastie in Vietnam durch die 1765 ausgebrochene Tay-Son-Rebellion gestürzt worden war und es zum Bürgerkrieg kam, bemühten sich die Tay-Son etwa ab 1792 um die Anheuerung von Kaperfahrern aus den südchinesischen Fischerdörfern, um ihre Macht zu festigen. Zheng Qi, der bereits 1786 in ihre Dienste getreten war, verfügte als ehemaliger Banditenführer und Pirat über hinreichende Erfahrungen, um eine Piratenflotte zu organisieren. Als die Tay-Son im Kampf gegen den von den Franzosen unterstützten Nguyễn Phúc Ánh immer mehr unter Druck gerieten, musste Zheng Qi 1801 aus Vietnam fliehen. Er versuchte im Jahre 1802, mit einer Flotte von 200 Dschunken die Tay-Son zu unterstützen, wurde jedoch geschlagen. Danach kam es zu erbitterten Kämpfen unter den Piraten, bis 1805 Zheng Yi, ein Vetter Zheng Qis, die Piratenführer der gesamten Provinz Guangdong zu einem Vertrag bewegen konnte, in dem sie sich unter seinem Kommando zusammenschlossen. Es handelte sich um sechs Flotten, wobei die größte etwa 300 Dschunken und 40.000 Piraten umfasste und die kleinste etwa 70 Dschunken. Diese Piratenorganisation war, im Gegensatz zu anderen Piratenorganisationen, streng hierarchisch gegliedert. Die Flotten wurden zu Geschwadern von jeweils bis zu 36 Schiffen mit 1.500 Besatzungsmitgliedern umorganisiert. Interessant war das System der Beuteverteilung – nur ein Fünftel erhielt das Schiff, das die Beute gemacht hatte, der Rest wurde in eigene Lagerhäuser überführt, verwertet und an alle Mitglieder ausgeschüttet. Hierdurch kam es zu einem erheblichen Zusammenhalt der Organisation.

Am 16. November 1807 verstarb Zheng Yi. Nachfolgerin wurden seine Frau Zheng Yi-Sao und ein Ziehsohn Zheng-Yis, Zhang Bao, der später Zheng Yi-Sao auch heiraten sollte. Zheng Yi-Sao führte einen Verhaltenskodex ein, dessen Missachtung mit erheblichen Strafen verbunden war. Sie konnte das Unternehmen so weit führen, dass ohne ein Schutzzertifikat der Piraten kaum ein Schiff an der chinesischen Küste unterwegs sein konnte. Die Schutzbriefe konnten gegen Schutzgeldzahlungen bei den Piratenkapitänen oder bei regelrechten Außenstellen an Land erworben werden. Auf dem Höhepunkt der Macht umfasste der Piratenbund über 1.000 Schiffe und umfasste 150.000 Seeräuber.

Militärische Mittel verfehlten die Wirkung gegen dieses Piratenunwesen, selbst der Einsatz von europäischen Schiffen brachte keine durchschlagenden Erfolge. Erst ein umfassendes Amnestieprogramm beendete diesen Piratenbund, nachdem er sich selbst durch innere Auseinandersetzungen geschwächt hatte.[22]

Studien Informationen

Siehe auch: Piraterie | Geschichte der Piraterie | Wakō (japanisch) | Waegu (koreanisch)

Literatur

  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste, BSK-Studien 2010
  • Zheng Ruohui: Zhouhai Tubian (籌海図編)

Weblinks