Kama
Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von:
Kama (jap.: 鎌) ist eine kurzgriffige Sichel, im ganzen südostasiatischen Raum, als Bauerngerät zum Schneiden von Korn, Reis oder Zuckerrohr verwendet. In allen Ländern Südostasiens aber vor allem in Japan und auf Okinawa wurde die kama zur Waffe des kobujutsu umfunktioniert. Heute wird der Umgang mit dieser Waffe im kobudō gelehrt.<br.>Auf Okinawa begründen sich die Systeme der kama (kamajutsu) auf bis zu 350 Jahre alten kama kata. In Japan entwickelte sich die Waffe auf eigene Weise.<br.>Obwohl sich die japanischen und okinawanischen Systeme unterscheiden, gibt es intensive Verbindungen zwischen den japanischen und okinawanischen Kama-Systemen.
Inhaltsverzeichnis
Die okinawanische Kama
Die okinawanische kama hat eine scharfe gebogene Klinge, die rechtwinklig an einem Holzgriff befestigt ist. Sie ist 15-17 cm lang, hat ein spitzes Ende und ist sehr scharf. Die Länge des Holzgriffs ist abhängig von dem Unterarm des Benutzers. Er sollte so lang sein, dass er ein Stück hinter dem Ellbogen endet. Sie war eine der wenigen Klingengeräte, die den okinawanischen Bauern nicht von den Satsuma weggenommen wurde, da man sie für die Ernte brauchte.<br.>In Folge entwickelte die kama auf Okinawa mehrere Modelle und Systeme. Die wichtigsten werden unten aufgeführt:
- Kama - einzelne kurzgriffige Sichel.
- Nichōgama - zwei kurzgriffige Sicheln.
- Rokushakugama - Sichel an einem langen Stock.
- Kamagusari - Kettensichel.
Verschiedene Techniken und Haltungen mit Kama (Bild)
Bereits früh erkannten die okinawanischen Bauern, dass die kama auch eine sehr wirkungsvolle Waffe gegen die Satsuma sein konnte. So entwickelten sie schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts verschiedene Kampfsysteme und verschiedene Varianten der kama. Es gab Formen, bei denen man eine kama an einem Ende eines langen Stocks befestigte (rokushakugama), andere, bei denen zwei kama durch eine Schnur oder Kette verbunden wurden (nichōgama), wieder andere, bei denen eine kama an einem Seil oder einer Schnur befestigt wurde (kamagusari), und Varianten, bei denen die kama an ein kurzes Stück Schnur gebunden und am Handgelenk des Benutzers befestigt wurde (nichōgama). Mit all diesen Varianten wurden die Techniken des tōde verbunden, wodurch eine tödliche Kampfmethode entstand.<br.>Die kama konnte auch mit großer Genauigkeit geworfen werden. Daraus entstand die Gewohnheit, zwei, oder sogar drei kama mit sich zu führen. Die dritte kama wurde dann hinter dem Rücken in den Gürtel gesteckt. Ein fähiger Kobudō-Experte konnte gleichzeitig zwei kama in verschiedene Ziele werfen. Wurde nur eine kama geworfen und der Wurf verfehlte sein Ziel, stand noch immer eine Waffe zur Verfügung. Auch konnte man beide gleichzeitig im Kampf einsetzen, z.B. eine zur Abwehr und die andere zum Kontern. Band man eine kama ans Handgelenk, war man sicher, dass man sie nicht verlor, wenn sie von der Waffe des Gegners getroffen wurde. Wurde man von mehreren Gegnern angegriffen, konnte man eine kama an der Schnur herumwirbeln lassen, während man mit der anderen wirkungsvolle Techniken ausführte.<br.>Die alten Kobujutsu-Meister entwickelten wirkungsvolle und gefährliche Kama-Techniken gegen das Schwert, den Speer und andere weitreichende Waffen. Diese hoch entwickelten Kampftechniken fügten sie zu kama kata zusammen, von denen einige über 350 Jahre alt sind, jedoch heute meist geheim gehalten werden und deshalb nur noch wenigen okinawanischen Meistern bekannt sind. Da mit dieser Waffe bei der Übung oft Unfälle geschehen, ist sie die letzte der "Fünf grundlegenden Waffen" (bō, sai, nunchaku, tonfa und kama), die in den traditionellen okinawanischen Kampfkunstschulen gelehrt werden.
Die japanische Kama
Obwohl auch eine Sichel, entwickelte die japanische kama andere Abwandlungen und Techniken, da sie in Japan nicht gegen die samurai gerichtet war, sondern ihren Kampfstil unterstützte. Manche Arten wurden von einfachen Soldaten im Krieg gebraucht (ashigaru), andere dienten verschiedenen Gruppen des Bewachungspersonals von Eingangstoren, Brücken oder den Strassen der Stadt. Eng verwandt mit diesen Varianten ist die Kette (kusari) und der Speer (yari).
- Kama - einzelne kurzgriffige Sichel.
- Naigama - Sichel am ca. 2,10 m langen Stock.
- Sōgama - Sichel am Stock mit zwei Schneiden.
- Jingama - Waffe der ashigaru.
- Kusarigama - Sichel mit Kette und Gewicht.
Kama, verschiedene Sichelwaffen: zwei Varianten der nichōgama (BILD).
Studien Informationen
Siehe auch: Japanische Waffen | Okinawanische Waffen | Kobujutsu (Japan) | Kobujutsu (Okinawa) | Kama jutsu | Kama kata |
Nichōgama | Kusarigama | Naigama | Sōgama | Jingama | Rokushakugama | Kamagusari |
Literatur
- Sid Campbell - Weapons of Okinawa, Paladin Press 1987.
- Sid Campell - Kobudo and Bugei, Paladin Press
- Inoue Motokatsu - Kama, Tekko, Tinbe and Surujin, Seitosha 1987.
- Fumio Demura - Kama, Ohara, Obata Toshiro – Kama, Dragon Books,
Video
- Pat Hayley - Beginning Kobudo (bo, nunchaku, kama, tonfa, sai).
- Pat Heyley - Advanced Kobudo (sai, nunchaku, eiku, kama).
- Mikio Nishiuchi - Mastering the Kama
- Inoue Motokatsu - Ryūkyū Kobujutsu (bo, sai, tonfa, kama, ekku, timbe, tekko, suruchin).