Sane

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der Begriff sane (札) bezeichnet längliche Panzerplättchen und Panzerplatten, die aus Leder (kawa), Eisen (tetsu) oder aus alternativen Materialien wie Stroh (shikoro) und Bambus (take) hergestellt, zu einem japanischen Schuppenpanzer (sanedō) zusammengebunden wurden. Sane ist die allgemeine Bezeichnung für Panzerplättchen und Panzerplatten, die zur Herstellung von japanischen Rüstungen, insbesondere für den Leibpanzer () verwendet wurden. Die Platten waren unterschiedlich groß, bestanden aus verschiedenen Materialien und wurden auf unterschiedliche Weisen konstruiert.

Allgemeines über Sane

Seit dem kofun jidai (300-710) bis einschließlich dem edo jidai (1603-1868) wurden japanische Rüstungen yoroi, katchū, gusoku) überwiegend aus Plättchen und Platten (sane) hergestellt, deren Gestalt, Material und Verknüpfungstechnik sich durch die Jahrhunderte immer wieder veränderte und stets den neuesten Kriegstaktiken anpasste. Doch alle sane, gleich ob klein (kozane) oder die vergrößerten Mantelplättchen (kozaneita) oder und (itazane) entsprachen denselben Herstellungsprinzipien.<br.>Alle sane bezeichnen unterschiedlich große Platten und Plättchen, die aus Leder, Eisen oder kombinierten Materialien hergestellt und durch verschiedene Bindetechniken (shitagarami) zu einem vollständigen Schuppenpanzer (sanedō) zusammengesetzt wurden. Sie waren anfangs zwischen 5 und 8 cm groß und wurden in Form von Papierstreifen angefertigt, in die je nach Verwendungszweck eine bestimmte Anzahl von Löcher gestanzt wurde, so dass sie untereinander mit Schnüren (kumihimo) zu einem Rüstunsteil (rokugu) verknüpft werden konnten. Das daraus entstandenen Ensamble wurde mit Scharnieren (chōtsugai) zu einer vollständigen Rüstung zusammengefügt.<br.>Die sane wurden aus Leder (kawazane), Eisen (tetsuzane) oder aus einer Kombination beider Materialien (kanamaze) gefertigt. Die teuersten Rüstungen wurden aus vergoldeten Plättchen (koganezane) hergestellt. Die billigen Rüstungen bestanden aus Stroh- (shikorozane) oder Bambusplättchen (takezane).

SANE - Panzerplättchen

Plättchengruppen - Form und Gestalt

  • Sane (札) / Keikōzane (挂甲札) - Rüstungsplättchen
Kozane (小札) - kleine Rüstungsplättchen
- Namizane (並札) - Plättchen mit zwei Lochreihen
- Mitsumezane (三目札) - Plättchen mit drei Lochreihen
- Iyozane (伊予札) - Plättchen mit zwei bis vier Lochreihen
Kozaneita (小札板) - kleine Mantelplättchen
- Honkozane (本小札) - Plättchen nach namizane, mitsumezane
- Honnuinobe (本縫延) - Plättchen nach iyozane
- Tsutsumikozane (包小札) - Plättchen nach itazane
Itazane (板札) - vergrößerte Mantelplättchen
- Kiritsukekozane (切付小札) - Platten mit geradem Rand
- Meinobe (縫延) - Platten mit Einkerbungen am Rand

Technische Bearbeitung

  • Sane (札) - alle Versionen
- Hirakozane (平小札) - einfach lackierte Plättchen
- Moriage kozane (盛上小札) - hochwertig lackierte Plättchen
- Karakozane (空小札) - Plättchen mit eingehämmertem Muster

Konstruktion

  • Typ Iyozane (伊予札) - Plättchenformen
- Yahazu (矢筈) - Plättchen mit Einkerbungen am Rand
- Goishi (碁石) - Plättchen mit abgerundetem Rand
- Ichimonji (文字) - Plättchen mit geradem Rand
- Mimizane (耳札) - Plättchen am Rand einer Rüstung

Materialien zur Herstellung

  • Sane (札) - aus verschiedenen Materialien
- Tetsuzane (鉄札) - Eisenplättchen
- Kawazane (革札) - Lederplättchen
- Kanamaze (鉄交) - kombinierte Plättchen aus Leder und Eisen
- Koganezane (黄金札) - vergoldete (gelbe) Plättchen
- Shikorozane (シコロ札) - Strohplättchen
- Takezane (竹札) - Bambusplättchen

Bindetechniken

- Chōtsugai (蝶番) - Scharniere zum Kombinieren der rokugu
- Kumihimo (組紐) - Schnüre zum Binden der Einzelteile

Bezeichnung wichtiger Plättchengruppen

Durch die Jahrhunderte entstand in Japan eine große Vielfalt von Panzerplättchen und -platten (sane), die zu Herstellung japanischer Rüstungen verwendet wurden. Die obenstehende Tabelle versucht eine Klassifizierung, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn jeder veränderte Blickpunkt lässt andere Einteilungsmöglichkeiten zu. Dennoch kann man in einem allgemeinen Überblick mehrere Modelle klassifizieren.

Kozane - kleine Plätchen

Der Begriff kozane (小札) bezeichnet kleine, längliche Plättchen (sane), die vertikal und horizontal mit verschiedenen Bindetechniken (kumihimo) zu einem japanischen Schuppenpanzer (sanedō) zusammengebunden wurden. Die daraus entstandenen komplexen Rüstungseinheiten (rokugu) wurden mit Scharnieren (chōtsugai) untereinander kombiniert.<br.>Die kozane wurden hauptsächlich aus Eisen (tetsuzane), Leder (kawazane) oder kombinierten Plättchen aus Leder und Eisen (kanamaze) hergestellt. Ihre Bindetechnik entspricht den namizane (Bindung mit zwei Lochreihen), den mitsumezane (Bindung mit drei Lochreihen) und iyozane (Bindung mit zwei bis vier Lochreihen).

Keikōzane - alte Rüstungsplättchen

Mit keikōzane (挂甲札) bezeichnet man unterschiedlich große Plättchen (sane), die in der altertümlichen Rüstung (kawara) zu einem Panzer () des Types keikō zusammengefügt wurden. Bereits im japanischen Altertum (kofun jidai) wurden unterschiedlich große Plättchen (keikōzane, zumeist aus Eisen (tetsuzane) zur Herstellung der Rüstung keikō verwendet, die am Rande ebenfalls mit Löchern versehen wurden, so dass sie mit Schnüren (kumihimo) zu einem Schutzpanzer () zusammengebunden werden konnten. Auf Grund des eisernen Materials der keikōzane lieferten sie zwar einen guten Schutz gegen Angriffe, waren jedoch auch entsprechend schwer und unflexibel für den Träger. Diese alten Konstruktionen dienten als Ausgangspunkt zur Entwicklung der späteren vielfältigen Rüstungstypen in Japan.

Kozaneita - Mantelplättchen

Mit kozaneita (小札板) bezeichnet man kleine Schutzplättchen (sane), die auf einer Grundlagenplatte (ita) aufgebracht wurden. Der Begriff ita bezeichnet eine der Rüstungskonstruktion zugrunde gelegte und dem Körper angepasste „Platte“, hergestellt aus Materialien wie Leder oder Pappe. Der Begriff kozane bezeichnet kleine Plättchen, die darauf befestigt und zusätzlich miteinander durch Schnüre (kumihimo) verbunden, den Schutz des Kriegers gewährleisten sollten. Die dazu verwendeten Plättchen entsprechen der üblichen Gestalt der namizane (Plättchen mit zwei Lochreihen: 6-7), mitsumezane (Plättchen mit drei Lochreihen: 6-6-7) oder iyozane (Plättchen mit zwei Lochreihen: 7-7, in seltenen Fällen auch 3 oder 4 Lochreihen).

Itazane - vergrößerte Mantelplättchen

Mit itazane (板札) bezeichnet man ebenfalls eine Grundlagenplatte (ita), auf deren Oberfläche vergrößerte Schutzplättchen (sane) angebracht wurden. Der Begriff ita bedeutet wörtlich „Brett“, „Planke“ oder „Diele“ und bezeichnet unter anderem auch die Unterkonstruktion eines japanischen Brustpanzers () auf der der Rüstungsplättchen (sane) in verschiedener Form und Herstellung montiert wurden.

Iyozane - Plättchen mit Lochreihen

Die iyozane (伊予札) sind kleine Plättchen (kozane) aus Metall (tetsuzane), Leder (kawazane) Stroh (shikorozane), Bambus (takezane) oder kombinierten Materialien (kanamaze), die mit Schnüren (kumihomo) zu einer japanischen Rüstung zusammengebunden wurden. Sie unterscheiden sich von den beiden anderen Plättchentypen (namizane - Plättchen mit zwei Lochreihen: 6-7, mitsumezane - Plättchen mit drei Lochreihen: 6-6-7) der kozane, indem an ihrem Rand zwei, drei oder vier Lochreihen (7-7) eingestanzt wurden. Gewöhnlich wurden sie auf eine Unterlage (ita) montiert, und in diesem Fall itazane genannt. Sie sind Teil des Konzeptes sane (Plättchen), und bilden die Grundlage zur Konstruktion eines japanischen Plättchenpanzers (sanedō).

Materialien zur Herstellung

Die Materialien zur Herstellung der Plättchen für japanische Panzer wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder in Frage gestellt, perfektioniert und verändert. Wechselweise verwendete man Metallplätchen (tetsuzane), Lederplättchen (kawazane), kombinierte Leder/Metallplättchen (kanamaze), durchaus aber auch die alten Strohplättchen (shikorozane) und Bambusplättchen (takezane).

Tetsuzane - Metallplättchen

Mit tetsuzane (鉄札) bezeichnet man Panzerplättchen (sane) aus Eisen, die mit Schnüren (kumihimo) zu einem Schuppenpanzer zusammengebunden wurden.

Kawazane - Lederplättchen

Ab dem 9. Jahrhundert wurde zur Herstellung von sane vorrangig Leder benutzt (kawazane, 革札) - Lederplättchen), wodurch sich die Gestaltungsform der sane im Vergleich zu den keikōzane änderte. Die Löcher zur Verbindung der einzelnen Plättchen waren nicht mehr einfach am Rand angeordnet, sondern bildeten zwei parallel verlaufende Linien (namizane), so dass die einzelnen sane übereinander gelegt und überlappend miteinander verbunden werden konnten. Durch diese Doppelschichtung entstand nicht nur ein besserer Schutz, sondern auf Grund des neuen Materials auch eine größere Flexibilität und Bewegungsfreiheit für den Träger.<br.>Im japanischen Mittelalter war dickes Leder jedoch häufig Mangelware und entsprechend teuer, so dass sich die Materialwahl änderte. Infolgedessen wurden sane zu dieser Zeit aus dünnerem Leder hergestellt, gleichzeitig aber auch um eine Reihe an Löchern ergänzt (mitsumezane), so dass eine dreifache Schichtung bei der Anordnung der einzelnen Plättchen entstand und dadurch wiederum die Dicke und Schutzkraft gleichwertig ausgeglichen wurde.

Kanamaze - Kombination Leder/Metall

Der Begriff kanamaze (鉄交) bezeichnet aus Leder und Eisen kombinierte Plättchen (sane), die auf unterschiedliche Weise mit Schnüren (kumihimo) zu einem Schuppenpanzer (sanedō) zusammengebunden wurden.

Koganezane - vergoldete Plättchen

Hochgestellte bushi (Krieger) trugen Rüstungen aus vergoldeten Plättchen (sane). Diese nannte man koganezane (黄金札 - vergoldete oder „gelbe“ Plättchen).

Shikorozane - Strohplättchen

Die einfachsten und billigsten Rüstungen bestanden aus Strohplättchen. Diese Plättchen (sane) nannte man shikorozane (シコロ札). Sie waren auch für die unteren Krieger erschwinglich und konnten im Selbstverfahren hergestellt werden.

Takezane - Bambusplättchen

Eine andere Methode, billige Rüstungen herzustellen, war die Konstruktion eines Schuppenpanzers aus Bambusplättchen. Diese Plättchen (sane) nannte man takezane (竹札).

Studien Informationen

Siehe auch: Japanische Rüstungen | Yoroi | Gusoku

Literatur

  • Sasama Yoshihiko: Nihon katchu daizukan. Tokyō 2007.
  • Teru Akiyama: Japanese Helmets and Armour. in Japan Picture Vol. 5, Tokyō 1937.
  • Arai Hakuseki: The Armour Book in Honcho Gunkiko. Tōkyō 1964.
  • Willis Hawley: Oyoroi, the Great Harness. Hollywood 1977.
  • J. Hopson: The Armour of Feudal Japan, Chitora Kawasaki - Military Costume of Old Japan. Tōkyō 1893.
  • Oscar Ratti & Adele Westbrook: Secrets of the Samurai. Tuttle 1973.
  • Mitsuo Kure: Samurai, der Weg des Kriegers. Stocker-Schmid AG, Zürich 2006.
  • TStephen hurnbull: Geschichte der Samurai. Stocker-Schmid AG, Zürich 2005.
  • Sasama Yoshiko (2003): Nihon Budō-Jiten.' Tōkyō 2003.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK 2009.

Weblinks