Wakō

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Als wakō 倭寇,倭冦,和寇 oder 和冦 (jap) bezeichnet man die japanischen Seepiraten des Pazifiks, die fast über die gesamte Geschichte Japans eine enorme Seemacht darstellten, denen kaum ein shōgun gewachsen war.


Die Geschichte der ostasiatischen Seepiraten begann im 13. Jahrhundert in Japan, wo sie als wakō (倭寇) bezeichnet wurden. In Japan gebrauchte man für sie auch die Begriffe bafan (bahan) oder pofan (Lumpengesindel), die mit den kanji für Hachiman (八幡, Kriegsgott) geschrieben werden. In China bezeichnete man sie als wōkòu (japanische Banditen), in Korea als waegu.<br.>Bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts plünderten sie die Handelsschiffe auf den ostasiatischen Meeren und die Küstenbereiche von China, Korea und den Philippinen. Die Methoden der japanischen wakō begannen im frühen 13. Jahrhundert, wahrscheinlich auf der Insel Tsushima und in der Provinz Hizen. Später schlossen sich die daimyō der Provinzen Satsuma, Higo und Nagato dem lukrativen Geschäft an und ihre Provinzen wurden zu den wichtigsten Brutstätten der japanischen Seepiraten. Kurz darauf kamen die Provinzen Ōsumi, Chikuzen, Chikugo, Hyuga, Settsu, Harima und die Insel Tanegashima dazu. Bewohner der Provinzen Buzen, Bungo und Izumi nahmen nur gelegentlich an Überfällen teil, zumeist unter den Satsuma. Nach dem Zhouhai Tubian waren aber die Provinzen Satsuma, Higo und Nagato die wichtigsten Zentren der japanischen Seepiraten in diesem Zeitalter.<br.>Die Piraterie wurde im Hintergrund von den Machthabern (daimyō) aus dem Süden Japans organisiert. Die Seepiraten waren zum größten Teil direkte Soldaten der daimyō, (bushi), herrenlose Krieger rōnin oder Gefolgschaften der Händler (shōnin).<br.>Die japanische Piraterie war anfangs illegal, bald jedoch wurden ihre Praktiken auch von vielen japanischen daimyō zum eigenen Vorteil genutzt. Ihre Krieger verbanden sich mit den wakō und nahmen an deren Raubzügen teil. Durch die Vielzahl solcher genehmigten Praktiken durch die südlichen Landesfürsten (daimyō), wurde die Piraterie immer mehr zu einer gesammtstaatlichen Organisation, so dass das Shōgunat (japanische Militärregierung) unter erheblichen politischen Druck aus Korea und China geriet. Nachdem 1263 die wakō von Tsushima Ungjin plünderten, wurden ihre Aktivitäten in Japan vorübergehend verboten.<br.>Im Jahre 1302 begannen sich die Überfälle der wakō erneut auf China zu konzentrieren. Im Jahre 1358 und 1363 plünderten sie die Gebiete der gesamten chinesischen Ostküste, besonders aber die Gegend von Shandong. Zu Ende der Yuan-Dynastie erhöhte sich die Bedrohung durch die wakō und setzte sich in der Ming-Dynastie (1368-1644) fort. Der erste Überfall der wakō in der Ming-Dynastie fand 1369 in der Provinz Zhejiang statt. Zwischen 1369 und 1466 überfielen die wakō 34 mal Zhejiang (durchschnittlich alle 3 Jahre einmal).<br.>Bereits 1369 wollte China mit Japan verhandeln, doch der "Kaiserliche General des westlichen Befriedungskommandos" (征西将軍宮, seisei shōgun no miya) von Kyūshū, Prinz Kananaga (懐良親王) vom Südhof (nanbokuchō - Nord-/Südhof) ließ den chinesischen Gesandten hinrichten. Nachdem China mit der Invasion Japans und harten Wirtschaftssanktionen drohte, erzielte man 1370 eine Einigung. Trotzdem löste sich das Problem der Piraterie nicht. Im Jahre 1419 startete eine Piratenflotte (30 Schiffe) von Tsushima aus ins Gelbe Meer wurde aber von der chinesischen Flotte in Liaodong aufgefangen und vernichtend geschlagen. Danach hielten sie sich von Liaodong fern, überfielen aber andere Regionen Chinas. In der Zeit von 1523 bis 1588 verübten sie 66 Überfälle, also jedes Jahr einmal. Den Koreanern gelang es das Problem zu beheben, indem sie die für die Piraterie verantwortlichen daimyō bestachen.<br.>Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Aktivitäten der wakō in Japan von Oda Nobunaga gewaltsam beendet. Die Piraterie verlagerte sich in den darauffolgenden Jahrhunderten nach China.





Die Schiffe der Freibeuter hießen bahansen oder hachiman bune und waren mit 80-300 Mann bestezt. Bereits 862 plünderten sie die am Binnesee liegenden Provinzen, doch zwischen 931 und 937 erlebte die Branche einen dermaßen großen Aufschwung, der nicht mehr zu kontrollieren war. Fujiwara Sumitomo wurde von der Regierung zu ihrer Bekämpfung ausgeschickt, einigte sich jedoch mit den Räubern und wurde ihr Führer. Mit 1500 Schiffen beherrsche er das gesamte Binnenmeer, bis ihm 939 Ono Yoshifuru eine empfindliche Niederlage beibrachte.

Zur Zeit der Mongoleninvasionen (kamikaze) waren die Piraten, die sich für diese Zeit mit der Regierung verbanden, die besten Verteidiger ihrer Heimat. 1402 schickte der shōgun Yoshimitsu, auf Veranlassung der Chinesen, die sich über die Piraten beschwerten, seine Flotte aus und vernichtete einen großen Teil ihrer Schiffe. Doch sofort darauf nahm das Treiben auf den Meeren wieder zu und im sengoku jidai waren sogar die daimyō an der Beute beteiligt. Schließlich griffen sie die gesamte chinesische Küste an und unternahme Streifzüge bis zu 200 km ins Innere des Landes. Die chinesische Regierung reagierte darauf mit einem Handelsverbot gegen Japan, doch dadurch verarmten die Küstenbewohner aus China und Korea dermaßen und schlossen siche notgedrungen den Piraten an. Die Herrscher der Ming-Dynastie ließen daraufhin große Schiffe bauen, denen die Piratenflotte nicht gewachsen war. Daher wichen sie 1553 bis 1560 in den Süden des Pazifiks aus, überfielen die Philippinen, Siam, Jawa und gelangten bis in die Malakka-Straße. Dadurch entstanden dort dermaßen starke japanische Kolonien, dass die Räuber in Aman und Siam sogar den König bestimmten. Häufig beteiligten sie sich an den Kämpfen der rivalisierenden Fürsten in diesen Ländern.

Die Piraten waren in straffen Verbänden organisiert und in Japan ein geachteter Zweig des Kriegerhandwerkes. Einige daimyō nahmen sogar ganz offiziell den Titel kaizoku tai shōgun (Großer Seeräuber-Feldherr) an. Im 16. Jahrhundert wurde der Clan der Ōuchi vom bakufu amtlich mit der Vernichtung der wakō beauftragt, stellte sich jedoch selbst an deren Spitze, denn die Eroberungszüge der Räuber warfen beträchtliche Gewinne ab. Davon wurde ein großer Teil an die daimyō im Süden Japans verteilt, welche als die Beschützer der wakō galten. Die bedeutendsten waren die Fürsten im westlichen Hondō, sowie zahlreiche Feldherren auf Kyūshū und Shikoku. Durch die wakō gewannen sie ein Vermögen und im Laufe der Zeit entstanden blühende Städte.

Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde den wakō durch Oda Nobunaga und Toyotomi Hideyoshi ein Ende bereitet. Durch die darauffolgende Isolierung Japans von der Außenwelt mußten die wakō ihr Handwerk notgedrunge aufgeben.



1. Phase

Kamakura-Zeit

Der erste aufgezeichnete Wōkòu-Beutezug fand im Sommer 1223 an der Südküste von Goryeo statt. Das Goryeosa berichtet, dass "Japaner (Piraten) Gumju angriffen." Zwei kleinere Angriffe sind im Jahr 1226 belegt, andere fanden sporadisch über die nächsten 4 Jahrzehnte statt.

Die meisten der Wōkòu stammten von der Insel Tsushima (von den Koreanern Insel-Wae genannt) und aus der Provinz Hizen. Unter diplomatischem Druck der Regierung von Goryeo machte das Kamakura-Shogunat Anstrengungen, seefahrende militärische Gruppen unter Kontrolle zu halten. 1227 ließ Mutō Sukeyori, der Vertreter des Shogunates in Kyūshū, 90 der Piraterie Verdächtige in Anwesenheit eines Gesandten aus Goryeo enthaupten. 1263, nachdem Wōkòu von Tsushima Ungjin plünderten, bestätigten japanische Verhandlungsführer die Politik, den Handel einzuschränken und die Piraterie zu verbieten.

Um die Zeit der Mongoleninvasionen in Japan herum verminderten sich die Aktivitäten der Wōkòu, auch wegen der besseren militärischen Vorbereitung auf Angriffe in Goryeo. Sie befestigten 1251 Gumju und 1265 wurden nach dem Beginn von Tributbeziehungen zu den Mongolen die kampfkräftige Armeen (三別抄, Sambyeolcho) in die südlichen Provinzen verlegt.

Das Kamakura-Shogunat wiederum steigerte seinen Einfluss in Kyushu und war besser in der Lage, frühere Wōkòu-Gruppen gegen die Bedrohung einer mongolischen Invasion zu mobilisieren.

Als sowohl das Kamakura-Shogunat als auch der Staat Goryeo in den Jahren nach den Mongoleninvasionen verfielen, wurden die Wōkòu wieder aktiv. 1323 fand zum Beispiel ein groß angelegter Raubzug in der Provinz Jeolla statt. Einzelne Überfälle wie dieser entwickelten sich zu Ende des 14. Jahrhunderts in militärisch organisierte Piratenangriffe.

Nanbokuchō-Zeit

1350 nahmen die Wōkòu ihre Aktivitäten in größerem Umfang wieder auf. Dies konnten sie machen, da diese Zeit vom Fehlen einer starken Regierungsmacht in Japan während der anfänglichen Muromachi-Zeit, gegeben als Folge der beiden Mongoleninvasionen in Japan, geprägt war.<ref>Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe für Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Korea"</ref> Für das nächste halbe Jahrhundert fielen sie vor allem von den Inseln Iki und Tsushima aus in der Südhälfte von Goryeo ein. Die schlimmste Zeit waren die Jahre 1376 bis 1385, als in Korea durchschnittlich 19 Piratenüberfälle im Jahr aufgezeichnet wurden. Bei einigen waren Banden von bis zu 3000 Piraten beteiligt, die tief in das Landesinnere vordrangen. Sie plünderten wiederholt die koreanische Hauptstadt Kaesŏng und gelangten gelegentlich nördlich bis an die Mündung des Taedong und das Gebiet um Pjöngjang. Sie plünderten Getreidelager und entführten Einwohner als Geiseln und Sklaven. Die durch die Wōkòu verursachten Probleme trugen erheblich zum Fall der Goryeo-Dynasty 1392 bei, auch wenn General Yi Song-gye einige Siege vorweisen konnte.

Goryeos König U ersuchte 1375 das Muromachi-Shogunat um Abhilfe und suchte die Zusammenarbeit mit dem Statthalter des Shogun in Kyūshū (Chinzei Tandai), Imagawa Ryōshun. 1377 wurde der große Staatsmann Chong Mong-Chu von Ryōshun herzlich empfangen. Mehrere hundert Gefangene der Wōkòu wurden nach Goryeo zurückgeschickt. Allerdings lag Kyūshū in der Einflusssphäre des Südlichen Hofes und trotz aller Versprechungen konnte weder das Shogunat noch der Tandai die Piraten wie verlangt unterdrücken. Beispielsweise erteilte 1381 das Muromachi-Shogunat eine Order, die den akutō (Gesetzlosen) der Provinzen untersagte, nach Goryeo überzusetzen und "Greueltaten zu begehen". 1389 und 1419 griffen die Koreaner die Piratenbasen auf Tsushima selbst an, wurden jedoch zum Rückzug gezwungen, ohne viel Schaden angerichtet zu haben.

Die Wōkòu-Banden waren auch in China aktiv, die ersten Aufzeichnungen über dortige Überfälle stammen aus dem Jahr 1302. Im Jahre 1358 und erneut 1363 setzten sich Überfälle entlang der gesamten Ostküste fort, besonders aber an der Küste des heutigen Shandong. Zum Ende der Yuan-Dynastie begann sich die Bedrohung durch die Wōkòu zu verstärken. Der erste Überfall der Wōkòu in der Ming-Dynastie geschah 1369 in der Provinz Zhejiang.

Als Antwort darauf schickte Kaiser Hongwu seine Kommandeure aus, um eine Anzahl von Befestigungen entlang der Küste zu errichten und schickte zwei Gesandte zu Prinz Kanenaga (Vorlage:Lang, Kanenaga-shinnō, auch Kaneyoshi gelesen), dem "kaiserlichen General des westlichen Befriedungskommandos" (Vorlage:Lang, seisei shōgun no miya) des Südhofes in Kyūshū. Der erste Gesandte, im Jahre 1369, drohte mit einer Invasion Japans durch China, wenn die Wōkòu-Überfälle nicht gestoppt würden. Unbeeindruckt davon ließ Prinz Kanenaga den Abgesandten der Ming töten und weigerte sich, die Forderungen zu erfüllen. Als der zweite Gesandte 1370 eintraf und Japan mit harten Wirtschaftssanktionen drohte, unterwarf Prinz Kanenaga sich den Ming als „Untertan“. Er schickte im folgenden Jahr eine Gesandtschaft an den Kaiserhof der Ming in Nanjing, die mehr als 70 Chinesen zurückführte, die bei Mingzhou (Ningbo) und Taizhou gefangengenommen worden waren.

Tributsystem der Ming-Dynastie

1392 gründete General Yi Song Gye, der wegen einiger Siege über die Piraten Bedeutung erlangte, die Joseon-Dynastie, welches Goryeo als beherrschende Macht auf der Koreanischen Halbinsel ablöste. Im gleichen Jahr wurde der Konflikt zwischen dem Südhof und dem Nordhof in Japan durch Shogun Ashikaga Yoshimitsu gelöst.

Fang Guozhen und Zhang Shicheng, die Herrscher der Gebiete von Jiangsu und Zhejiang, errichteten Befestigungen auf den Küsteninseln und nahmen Verbindungen mit den Wōkòu auf. Eine Einflussnahme der Wōkòu bei den Rebellionen von Hu Weiyong und Liu Xian erscheint möglich.

Für die Ming waren die Wōkòu eine wichtige innen- und außenpolitische Angelegenheit. Die Ming verstärkten die Politik, den Chinesen das Verlassen des Landes zu verbieten und kontrollierten den Japanhandel durch ein Tributsystem. Beides zielte auf eine Monopolisierung des Handels und den Schutz gegen Piraterie ab.

Obwohl die diplomatischen Initiativen Chinas und Koreas dahingehend erfolgreich waren, die Zusammenarbeit mit dem Muromachi-Shogunate zu erreichen, lösten sie das Problem der Wōkòu nicht.

Die Wōkòu setzten ihre Überfälle in China bis mindestens 1419 fort. In diesem Jahr versammelte sich eine große Piratenflotte von mehr als 30 Schiffen bei Tsushima und bewegte sich nordwärts entlang der koreanischen Küste des Gelben Meeres. Ihr Zug wurde beobachtet, ihnen vor Wanghaiguo in Liaodong durch einen Militärkommandeur der Provinz ein Hinterhalt gelegt und schließlich wurde sie zerschlagen. Zwischen 700 und 1500 Piraten sollen getötet worden sein. Sie hielten sich in der Folgezeit von Liaodong fern, suchten sporadisch jedoch andere Regionen Chinas heim.

In Korea wurde das Problem der Wōkòu durch Aktionen von regionalen Machthabern im westlichen Japan behoben, die die Koreaner mit Konzessionen beeinflusst hatten.




Studien Informationen

Siehe auch: Japanische Gesellschaft | Japanische Frühmoderne | Waegu (koreanisch) | Wōkòu (chinesisch)

Literatur

  • Zheng Ruohui - Zhouhai Tubian (籌海図編)
  • Donn F. Draeger - Modern Bujutsu & Budo, Weatherhill 1974
  • Donn F, Draeger - Classical Budo, Weatherhill 1973
  • Donn F. Draeger - Comprehensive Asian fighting Arts, Kodansha 1980
  • Donn F. Draeger - Classical Bujutsu, Weatherhill 1973
  • Oscar Ratti/Adele Westbrook - Secrets of the Samurai, Charles E. Tuttle Company 1993.
  • Werner Lind - Budo Lexikon, BSK 2010.

Weblinks

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