Genpei-Krieg

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der Genpei-Krieg (genpei kassen 源平合戦, genpei no kassen 源平の合戦, jishōjuei no ran 治承寿永の乱 oder genpei no ran, 源平の乱) bezeichnet einen Machtkrieg in den letzten Jahren (1180-1185) des japanischen heian jidai (794-1192) zwischen den Adelshäusern Minamoto (Genji) und Taira (Heike). Er gilt als Entscheidungskrieg zwischen den beiden Klans und entschied sich am Ende in der Seeschlacht von Dan no Ura zu Gunsten der Minamoto. Letztere gründeten darauf die Gegenhauptstadt bukufu zum Kaiser (tennō), ein militärisches Machtzentrum des shōgun, das im kamakura jidai als kamakura bakufu die wahre politische Macht in Japan inne hatte.

Etymologie des Begriffes

Die Bezeichnung genpei no kassen (源平の合戦) oder genpei no ran (源平の乱) entstammt der sino-japanischen Lesung der kanji für Minamoto (Genji, 源氏) und Taira (Heike, 平家). Der Begriff wurde durch eine Elision der Anfangssilben gen (源) und hei (平) gebildet und beruht auf der sino-japanischen Deutung der chinesischen Begriffe für die Namen Minamoto und Taira. Die Alternativbezeichnung jishōjuei no ran (治承寿永の乱) benennt die erste Ära (jishō, 1177-1181) und die letzte Ära (juei, 1182-1184), über deren Zeitdauer sich der Krieg erstreckte. Die Bezeichnung ran bedeutet „Unruhen“ oder „Aufstände“ (siehe sen und kassen).

Vorgeschichte des Genpei-Krieges

Am Ende des heian jidai (794-1192) gab es am Kaiserhof von Heian-kyō nur noch zwei bedeutende Familien (Taira und Minamoto), die um Macht und Einfluss stritten. Davor standen die japanischen tennō (Kaiser) unter der Vormundschaft der Fujiwara, mussten regelmäsig abdanken (insei) und als Mönch-Kaiser (hō´ō-tennō) aus einem Kloster regieren. Diese Situation schwächte ihre politische Macht und ermöglichte den emporstrebenden Adelsfamilien immer größeren Einfluss auf die Regierungsgeschäfte.<br.>Die Söhne (Go-Shirakawa-Tennō und Sutoku-Tennō) des Mönch-Kaisers (dajō ho´ō) Toba-Tennō hatten untereinander ein angespanntes Verhältnis, das 1156 zur Hōgen-Rebellion (hōgen no ran, 保元の乱) führte. In diesem Konflikt unterstüzte der Klan der Taira den Go-Shirakawa-Tennō, die Fujiwara und Minamoto standen auf der Seite des Sutoku-Tennō, der in diesem Krieg aber unterlag. Die Fujiwara verloren dadurch ihren Einfluss und gerieten ins Abseits, die Minamoto aber konspirierten weiter gegen die Taira, verloren aber in der Heiji-Rebellion (heiji no ran, 平治の乱, 1159-1160) erneut den Krieg gegen die Taira. Taira no Kiyomori ließ in Folge Go-Shirakawa-Tennō verhaften, das Oberhaupt der Fujiwara (Fujiwara no Nobuyori) sowie den Minamoto-Anführer Minamoto no Yoshitomo und seine beiden ältesten Söhne töten. Land und Vermögen der Minamoto wurde beschlagnahmt und alle weiteren Minamoto ins Exil verbannt. Taira no Kiyomori gründete damit die erste Militärregierung Japans.<br.>Doch zwei Söhne von Minamoto Yoshitomo - Minamoto no Yoshitsune und Minamoto no Yoritomo waren seinem Beseitigungssystem entgangen. Nachdem er Go-Shirakawa-Tennō aus der Geißelhaft entlassen musste und dieser erneut als insei tennō aus dem Kloster heraus regierte, beschloss der Kaiser um 1180 gegen die Taira vorzugehen, denn Kiyomoris Verhalten am Hof wurde unerträglich. Da er selbst zu schwach war, bat er die ins Exil verbannten Führer der Minamoto um Unterstützung, und viele weitere Familien schlossen sich unter Yoritomo und Yoshitsune zusammen, um die Macht der Taira zu brechen.<br.>Taira no Kiyomori beherrschte Japan inzwischen mit militärischer Gewalt und seine Macht schien unantastbar. Am 22. April 1180 setzte er seinen zweijährigen Enkel Antoku-Tennō auf den Thron und regierte das Land als Regent. 1180 forderte Minamoto no Yorimasa (Seitenlinie der Minamoto) die Taira in der Schlacht von Uji (erste Schlacht des Genpei-Krieges) heraus. Noch blieb Minamito no Yoritomo unbeteiligt, fernab der Hauptstadt in seinem Exil (Provinz Izu) und wartete auf seine Chance. Er hatte 1160 die Rache der Taira als Kind überlebt und war zum Vergeltungskampf bereit.

Verlauf des Genpei-Krieges

Der Genpei-Krieg wurde 1180 von Minamoto no Yorimasa in der Schlacht von Uji eröffnet und schien sich anfangs zu Gunsten der Taira zu entwickeln. Wenig später schritt Minamoto no Yoritomo (Oberhaupt der Minamoto) mit seinen Truppen in der Ebene von Kantō ein, doch erst 1183 (Schlacht von Kurikawa) wendete sich das Kriegsglück zu seinen Gunsten. Ein Verwandter der Minamoto, Minamoto no Yoshinaka bestetzte inzwischen die Hauptstadt (Kyōto), doch Yoritomo vertraute ihm nicht und schickte seine beiden Brüder Minamoto no Yoshitsune und Minamoto no Noriyori gegen den erfolgreichen General zu Felde. Es gelang ihnen ihren Cousin in der Schlacht von Awazu (1184) zu besiegen und zu töten.<br.>Nun marschierte Minamoto no Yoshitsune als neuer General seines Bruders (Yoritomo) gegen die Taira. Nach mehreren erfolgreichen Landschlachten der Minatomo standen die Taira schließlich mit dem Rücken zum Meer. In der letzten Schlacht von Dan no Ura (1185) flohen die Taira auf ihren Schiffen ins Meer, wurden dort aber gestellt und vernichtend geschlagen. Der Kind-Kaiser Antoku-Tennō kam dabei ums Leben und eine der wichtigsten drei heiligen Amtsinsignien (sanshū no jingi), das Schwert kusanagi no tsurugi ging dabei unwiederbringbar verloren.

Schlachten des Gempei-Krieges

Der Genpei-Krieg zwischen den Minamoto und Taira erstreckte sich über fünf Jahre und fand in mehreren Etappen statt:

- Erste Schlacht von Uji (1180) - als Beginn des Genpei-Krieges wird die Schlacht von Uji genannt. Minamoto no Yorimasa verbündet sich mit den Mönchen des Byōdōin.
- Belagerung von Nara (1180) - die Taira zünden Tempel und Klöster an, um ihren Feinden den Nachschub abzuschneiden.
- Schlacht von Ishibashiyama (1180) - erste Schlacht des Minamoto no Yoritomo gegen die Taira.
- Schlacht von Fujigawa (1180) - die Taira halten einen Schwarm von Wasservögeln für einen Überraschungsangriff der Minamoto und ziehen sich kampflos zurück.
- Schlacht von Sunomata (1181) - die Taira verhindern einen nächtlichen Überraschungsangriff.
- Schlacht von Yahagigawa 1181) - die Minamoto auf dem Rückzug von Sunomata in der Präfektur Gifu stellen sich dem Feind.
- Belagerung von Hiuchi (1183) - die Taira greifen eine Festung der Minamoto an.
- Schlacht von Kurikawa (1183) - das Glück des Krieges wendet sich zu Gunsten der Minamoto.
- Schlacht von Shinowara (1183) -
- Schlacht von Mizushima (1183) - die Taira fangen eine Streitmacht der Minamoto ab, die nach Yashima in der Präfektur Kanagawa zieht.
- Belagerung von Fukuryuji (1183) - die Minamoto greifen eine Festung der Taira an.
- Schlacht von Muroyama (1183) -
- Schlacht von Hojujiden (1184) - während Minamoto no Yoshinaka in Kyōto feiert, wird er von Sympathisanten der Taira angegriffen
- Zweite Schlacht von Uji (1184) - in Reaktion auf Minamoto no Yoshinakas Fehlverhalten wird sein Cousin Minamoto no Yoshitsune beauftragt, ihn anzugreifen.
- Schlacht von Awazu (1184) - Minamoto no Yoshinaka wird von Yoshitsune und Noriyori besiegt und getötet.
- Schlacht von Ichi no Tani (1184) - die Minamoto greifen erfolgreich eine der Hauptfestungen der Taira an.
- Schlacht von Kojima (1184) - die Taira fliehen von Ichi no Tani nach Yashima, werden aber von den Minamoto unterwegs gestellt.
- Schlacht von Yashima (1185) - die Taira ziehen sich in die Festung Yashima zurück und werden von den Minamoto angegriffen.
- Seeschlacht von Dan no Ura (1185) - entscheidende Seeschlacht zu Gunsten der Minamoto.

Politische Folgen des Genpei-Krieges

Nachdem die Minamoto den Krieg gewannen, erhielt im Jahre 1192 Minamoto Yoritomo vom Gō-Toba-Tennō den Titel sei i tai shōgun. Damit begannen acht Jahrhunderte (1192-1868) der Militärherrschft der japanischen shōgun. Die Minamoto errichteten zunächst das erste bakufu in Kamakura (kamakura jidai, 1192-1333) das später durch den Klan der Ashikaga (Ashikaga-Muromachi jidai, 1333-1568) abgelöst wurde. Am Ende dieses Zeitalters entstand ein hundertjähriger Krieg zwischen den daimyō (Fürsten) untereinander (sengoku jidai, 1482-1568), der im folgenden Azuchi-Momoyama jidai (1568-1603) in eine strikten Militärdiktatur (Oda Nobunaga und Hideyoshi Toyotomi) mündete. Diese wurde im edo jidai (1603-1868) vom Klan der Tokugawa abgelöst, der das militärische Regime der shōgun fortsetzte.

Genpei-Krieg und Japanische Kultur

Der Genpei-Krieg wurde im 13. und 14. Jahrhundert in vielen Legenden, vor allem in dem Werk heike monogatari (Geschichte der Heike) beschrieben. In dem Epos wird vom Aufstieg und Fall der beiden Familien (Minamoto und Taira) berichtet. Das literarische Werk hat in der japanischen Geschichte einen hohen Stellenwert, aus ihm leiten sich auch die wichtigsten Verhaltensmuster der späteren bushi ab. Die Erzählungen lassen eine romantische Literatur entstehen (Japanische Literatur), die die Grundlage für das spätere und kabuki liefert. Die darin dukumentierten Heldentaten sind Vorlagen für weltweite Samurai-Filme und für japanische manga.

Studien Informationen

Siehe auch: Heike monogatari | Taira | Minamoto |

Literatur

  • Wolfgang Schwentker: Die Samurai. C.H. Beck, München.
  • Richard Storry, Werner Forman: The Way of Samurai. Orbish Publishing 1978.
  • Nobuko Albery: The House of Kanze. Zeami Holding Inc. 1985.
  • Shinoda Minoru: The Founding of the Kamakura Shogunate. New York 1960.

Weblinks