Japanische Sprachen

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind | Julia Sigges

Der Begriff nihongo (日本語 - japanische Sprache) oder kokugo (国語 - Landessprache) ist die Bezeichnung für die gegenwärtige Amtssprache der Japaner. Geschichtlich und territorial enthält sie mehrere Sprachgruppen (nihon gozoku), die sich voneinander unterscheiden und sich jeweils in unzählige Dialekte (hōgen) unterteilen. Davon unabhängig wird heute in allen geografischen Gebieten Japans nihongo als offizielle Landessprache anerkannt. Diese Sprache entwickelte sich zunächst unter Einflüssen vom asiatischen Kontinent und bildet die Grundlage zur heutigen japanischen Sprache. Geschichtlich kann man ihre Entwicklung entsprechend der untenstehenden Kategorien unterscheiden:

Japanische Sprache - nihongo

Die japanische Sprache (nihongo), die auch die Grundlage zur aktuellen Landessprache (kokugo) bildet, entwickelte sich über Jahrtausende in verschiedenen Etappen unter verschiedenen Einflüssen und wird heute von ca. 25 Millionen Menschen gesprochen. Geschichtlich kann man sie in fünf aufeinanderfolgende Entwicklungsstufen einteilen, die vom Altertum (kodai) bis in die Neuzeit (gendai) reichen. Obwohl stets in Abhängigkeit zu der Gruppe altaische Sprachen, entwickelte sich die japanische Sprache dennoch weitgehend eigenständig, zunächst auf dem Kernland der japanischen Hauptinseln. Geschichtlich kann sie:

Jōko nihongo - Altjapanisch

Der Begriff bezeichnet Altjapanisch, eine Sprache, die bis zum nara jidai (710 n.Chr.) verwendet wurde. Über den vorausgegangenen Sprachgebrauch der Japaner gibt es nur Vermutungen. Sicher ist, dass das frühe Japanisch phonetisch, morphologisch und syntaktisch mit den Sprachen aus den alten Staaten Koreas (Goguryu, Gaya und Baekje) und mit den Sprachen aus dem Altai (vor allem mit Alt-Türkisch) Ähnlichkeiten aufweist. Von den meisten Sprachwissenschaftlern wird heute angenommen, dass sich sowohl die koreanische als auch die japanische Sprache aus der altaischen Proto-Sprache (Makro-Altaisch - später getrennt in turkische Sprachen, mongolische Sprachen und tungisische Sprachen) abspaltete und sich danach gegenseitig beeinflusste. Der Grund für diese Annahme begründet sich in der Geschichte. Genetisch sind die Japaner ein Produkt von hauptsächlich zwei großen Einwanderungswellen die in zeitlichem Abstand vom asiatischen Kontinent stattfanden:

  • Erste Einwanderungswelle im jomon jidai (7.500 v.Chr - 300 v.Chr), in dem jedoch keinerlei Erkenntnisse über die Sprache gesichert werden konnten. Es gibt umstrittene wissenschaftliche Theorien, in denen diese Sprache mit der Ainu-Sprache (ainugo) in Verbindung gebracht wird.
  • Zweite Einwanderungswelle im yayoi jidai (300 v.Chr.-250 n.Chr.), in dem die alte japanische Sprache gesicherte Schriftzeugnisse zu liefern begann. Der amerikanische Sprachforscher Riley erläutert in einer Dokumentation (2003) die in diesem Zeitalter existierende intensive Verbindung zur alten koreanischen Sprache des Staates Goguryu und darüber hinaus vermutet man Sprachverwandtschaften der Japaner auch mit den koreanischen Staaten Gaya und Baekje. Sicher ist, dass sich die verschiedenen koreanischen und japanischen Volksgruppen und ihre Sprachen miteinander vermischten.

Chūko nihongo - Klassisches Japanisch

Der Begriff chūko nihongo bezeichnet die klassische japanische Sprache (Klassisches Japanisch) zwischen dem asuka jidai und dem heian jidai. Nachdem das koreanische Königreich Silla zwischen 57 v.Chr bis 654 n.Chr. politische Machtansprüche über seine Nachbarn (Goguryu, Gaya und Baekje) geltend machte und im gesamten koreanischen Raum eine eigene Sprache (koreanische Sprache) durchsetzte, entfernten sich die Bewohner der japanischen Inseln von dieser neuen Kreation und begannen mit der Entwicklungen einer eigenen Sprache. Die Trennung vom Koreanischen begann schleichend im asuka jidai (ab 552 n.Chr.) und vollzog sich endgültig spätestens im heian jidai (ab 794).

Chūsei nihongo - Mittelalterliches Japanisch

Der Begriff chūsei nihongo bezeichnet die japanische Sprache des Mittelalters (Mittelalterliches Japanisch) in den Zeitperioden kamakura jidai, ashikaga jidai bis zum tokugawa-jidai (1600)

Kinsei nihongo - Neujapanisch

Der Begriff kinsei nihongo (Neujapanisch) bezeichnet die Sprache der Japaner während dem edo jidai (auch tokugawa jidai, ab 1600) bis zum meiji jidai (1868)

Gendai hyōjungo - Gegenwarts-Japanisch

Seit dem meiji jidai gesprochenes Japanisch (nihongo), auch als Landessprache (kokugo) bezeichnet. Obwohl besonders die Schrift (hōji) als kanji aus China abgeleitet ist, unterscheidet sich die Aussprache und Grammatik des Japanischen grundlegend vom Chinesischen. Chinesisch ist eine isolierende Tonsprache, dargestellt nur durch Schriftzeichen mit ca. 1.600 Silben, während das agglutinierende Japanisch mit zusätzlichen Suffixen (Partikeln und Nomina) nur 150 Silben kennt. Abgesehen davon, dass sich auf den japanischen Hauptinseln viele territoriale Dialekte entwickelten, gibt es zwei zusätzliche Sprachen, die sich vom Japanischen erheblich unterscheiden. Sie stammen aus anderen Kulturkreisen, wurden später dem Japanischen angepasst und in die japanische Sprachguppe aufgenommen:

Japanische Sprachgruppen - nihon gozoku

Hauptartikel: Japanische Sprachgruppen

Die aktuelle Amtssprache (Landessprache) Japans (kokugo) beruht auf dem ursprünglichen Dialekt aus Edo (heute Tōkyō) und steht stellvertretend für das auf den Hauptinseln gesprochene Japanisch nihongo), mit all seinen unzähligen Dialekten (hōgen). Diese Sprache hat sich inzwischen im gesamtpolitischen Raum Japans durchgesetzt. Im geschichtlichen Zusammenhang der heute gesprochenen japanischen Sprache kann man jedoch zwei weitere Sprachgruppen unterscheiden, die das moderne Japanisch beeinflussten, aber kaum eine historische Bindung zu demselben aufweisen. Dementsprechend klassifiziert man heute in Japan drei voneinander getrennte Sprachgruppen (nihon gozoku):

NIHON GOZOKU
  • Nihongo - Sprache auf den japanischen Hauptinseln
  • Ryūkyūgo - Sprache auf den Ryūkyū-Inseln
  • Ainugo - Sprache der Ureinwohner

bildet sich hauptsächlich aus den Sprachgruppen (nihon gozoku) der japanischen Hauptinseln (hōgen), den spezifischen Sprachdialekten der südlichen Inselbewohner (ryūkyūgo) und aus der Sprache der Ureinwohner (ainugo). Geschichtlich sind auch strukturelle Verbindungen zu den altaischen Sprachen und zum Koreanischen vorhanden, worin es mancherlei Übereinstimmungen von grammatischen Strukturen und Partikeln gibt, jedoch kaum Gemeinsamkeiten im Wortschatz. Tatsächlich nachgewiesen ist nur die Verwandtschaft des Japanischen zu den Ryūkyū-Sprachen (ryūkyūgo), zur Sprache der ainu hingegen gibt es kaum Verbindungen. Entsprechend ist die Geschichte der japanischen Sprache in Bezug auf ihre Herkunft und Zugehörigkeit von vielen heutigen Sprachforschern umstritten. Ihre Erforschung wird vor allem durch die Tatsache erschwert, dass es bis zur Veröffentlichung des kojiki (8. Jahrhundert) keine greifbaren Sprachzeugnisse gibt. Dadurch besteht ihre vorausgegangene Historie nur aus Vermutungen und linguistischen Rekonstruktionen.

Sprache / Dialekte auf den japanischen Hauptinseln - nihongo

Hauptartikel: Japanische Dialekte

Wie oben erwähnt begründet sich das moderne Hochjapanisch (nihongo) auf die ursprüngliche Sprache aus Edo. Wie schon erläutert kann die Sprache auf den japanischen Hauptinseln (Honshu, Hokaidō, Kyūshū und Shikoku) historisch auf zeitliche Entwicklungen zurückgeführt werden und entwickelte sich in unterschiedliche Dialekte (hōgen). Die Dialekte der Hauptinseln entstanden aufgrund der geographischen Trennung der Inseln durch Meere und Bergketten und isolierten sich weitgehend voneinander.

Sprachen / Dialekte auf den Ryūkyū-Inseln - ryūkyūgo

Hauptartikel: Ryūkyū-Sprachen

Bezeichnung für die Sprachen auf den Ryūkyū, einer Inselgruppe südlich von Japan, die sich territorial mehrfach in eigene Dialekte unterteilt und heute von ca. 1 Million Menschen gesprochen wird. Bedeutend ist in dieser Gruppe die Sprache (uchināguchi) auf Okinawa, die im Vergleich zum Japanischen große Unterschiede aufweist.

Sprache der Ureinwohner (ainu) - ainugo

Hauptartikel: Sprache der Ainu

Bezeichnung für die Sprache des gleichnamigen Stammes der Ainu auf der nördlichen japanischen Insel Hokkaidō, die sich sowohl linguistisch als auch kulturell vom Japanischen unterscheidet. Die ainu gab es lange bevor die japanische Rasse entstand, doch sie wurden von diesen später erobert und dezimiert, was dazu führte, dass ihre alte Sprache heute fast ausgestorben ist. Die Sprache der ainu ist weder mit dem Japanischen, noch mit einer anderen asiatischen Sprache verwandt. Man bezeichnet sie deshalb als isolierte Sprache und siedelt sie in der Gruppe der paläosibirischen Sprachen an. Diese Sprachen wurden im sibirischen Raum noch vor dem Eindringen turkischer, tungusischer, uralischer und koreanischer Ethnien gesprochen, ist aber heute nicht mehr existent.

Hōji - japanische Schrift

Hauptartikel: Japanische Schrift

Die japanische Schrift verwendet Schriftzeichen (kanji), die aus dem Chinesischen abgeleitet sind und in Japan zwei zusätzliche Silbenschriften (kana) entwickelt haben. Davon ist das hiragana für den indigenen Wortschatz zuständig, während mit katakana Fremdwörter geschrieben werden. Durch die enge Schriftverwandtschaft des Japanischen mit dem Chinesischen (kanbun und bungo) entstand die Notwendigkeit der Trennung zwischen der chinesischen und japanischen Lesung der Schriftzeichen:

  • On-yomi 音読み - Klang-Lesung oder On-Lesung: Spricht die chinesischen Schriftzeichen mit den im Japanisch existierenden Aussprachemöglichkeiten aus und ahmt den Klang der chinesischen Aussprache (Sung- und Tang-Zeit) nach. Man spricht Chinesisch mit japanischen Lauten. Deshalb wird die On-Lesung auch sinojapanische Lesung genannt.
  • Kun-yomi 訓読み - Begriffs-Lesung oder Kun-Lesung: Ordnet einem chinesischen Schriftzeichen einem im Japanischen bereits bestehenden äquivalenten Begriff zu, d.h., chinesische Schriftzeichen werden mit japanischen Ausdrücken gelesen.

Studien-Informationen

Siehe auch:

Literatur

  • Ōno Susumu: Nihongo no kigen - Die Entstehung der Japanischen Sprache. Tokyo 1957.
  • Bruno Lewin: Abriß der japanischen Grammatik auf Grundlage der klassischen Schriftsprache. Wiesbaden 1959.
  • Roy Andrew Miller: Die japanische Sprache. Iudicium, München, 2000.
  • Jens Rickmeyer: Japanische Morphosyntax. Heidelberg 1995.
  • Eriko Sato: Japanese Demystified. 2008.
  • Barbara E. Riley: Aspects of the Genetic Relationship of the Korean and Japanese Languages. University of Hawaii, 2003.

Weblinks

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