Japanische Traditionen

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Dentō (jap. 伝統): Alle Systeme der japanischen Traditionen wurden innerhalb persönlicher Lehrer-Schüler Beziehungen (shitei) überliefert. Darin gab es früher und noch heute strikt zu beachtende Regeln, die das Lernen und Lehren einer Wegkunst () ermöglichen.

Überlieferung der Traditionen

Die japanischen Künste (gei) waren immer Meisterlehren (oshi), die in direkter Weise vom Lehrer (sensei) auf den Schüler (deshi) übrtragen wurden. Eine solche Lehre bestand aus einem vordergründigen Aspekt (omote) und der eigentlichen hintergründigen Lehre (ura):

Innen und Außen

  • Omote 表 - „Außen“, „Oberfläche“, die „offensichtliche Seite einer Angelegenheit“, Gegenteil von ura. Das Vordergründige (omote), wird zum Hintergründigen (ura) wenn man es zu durchdringen und auszudrücken vermag. Jede Kunst besteht aus offensichtlichen Formen (omote) die den inneren Kern (ura) des Künstlers ausdrücken.
  • Ura 裏 - „Innen“, „Kern“, „Wesen“, Gegenteil von omote. Alle Menschen sehen, doch sie sehen nicht dasselbe. Das omote einer Kunst ist das, was ein Betrachter mit seinem rationalen Erkenntnisvermögen erfassen kann. Ura verbirgt sich unter der Oberfläche und kann nur auf dem Weg () in einer Lehrer-Schüler Beziehung erfahren werden.

Arten der Überlieferung

Zur Übertragung der Lehre gebraucht man den Begriff den (Überlieferung, Weitergabe). Er bezeichnet die Übermittlung japanischer Meisterlehren (oshi), Traditionen (dentō) und Künsten (gei). Ihre Überlieferung fand mündlich (denshō) oder schriftlich (densho) statt:

  • Denshō 伝承 - „mündliche Überlieferung“ (den - übermitteln, überliefern; shō - zuhören oder etwas bekommen), aus einer traditionellen Meisterlehre.
  • Densho 伝書 - „geschriebene Überlieferung“ (den - übermitteln, überliefern; sho - Buch, Schriftstück geschriebener Text). Der Begriff bezeichnet ein vom Lehrer (sensei) überliefertes Schriftdokument, in der Form einer Schriftrolle (makimono), oder einer Urkunde (gaku), in dem er die Genehmigung zur Weiterführung seiner hintergründigen Systeminhalte (gokuhi) überträgt und bestätigt.

Grade der Überlieferung

Die Meister der japanischen Künste gaben die Hintergründe (ura) ihrer Lehren nicht in offensichtlichen Systemen (omote) preis, sondern bewahrten sie als gokuhi und überlieferten sie als hiden:

  • Shoden 初伝 - Meisterschüler in der Formausbildung
  • Chūden 中伝 - Meisterschüler in der intensivierten Formausbildung
  • Okuden 奥伝 - Weitergabe (den) des hinter der Form Versteckten (oku), Synonym zu hiden (Weitergabe des Geheimen), Bezeichnung für die Übermittlung der hintergründigen Inhalte in einer Meisterlehre.
  • Kaiden - Initiierung zum sensei, Einweihung in die Tradition

Weitere Begriffe

  • Gokuhi 極秘 - „strenges“ (goku) „Geheimnis“ (hi). Im bujutsu steht der Begriff für die hintergründige Lehre (ura) eines Stils (ryū), die dem Übenden (deshi), wenn er seine Kampfkunst als Weg () in einer persönlichen Vertrauensbeziehung (shitei) zu einem Lehrer (sensei) übt, zugänglich werden kann. Die Überlieferung der gokuhi nennt man hiden.
  • Hiden 秘伝 - Der Begriff bezeichnet mit hi ein Geheimnis und mit den eine Überlieferung. Überlieferte Geheimnisse (hi - Geheimnis; den - Überlieferung). Zusammengefasst bedeutet hiden die Überlieferung von Geheimnissen.

Die Lehrer aller japanischen Traditionen versuchten immer ihre vordergründige Lehre (omote) durch ihre hintergründige Lehre (ura) zu erklären. Das omote einer Kunst ist das, was ein Betrachter mit seinem rationalen Erkenntnisvermögen erfassen kann, ura ist das unter der Oberfläche Verborgene. Die Überlieferung nennt man okuden.