Sandan

Aus Budopedia
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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Ursel Arnold | Werner Lind

Der sandan (三段 oder 参 段) ist der 3.dan im Gürtelrangsystem kyūdan des budō. Er bezeichnet den dritten Grad des Übenden in der Stufe der yūdansha (Personen mit dan) im Lehrabschnitt okuden, mit Zugang zu den Hintergründen (ura) des budō. Er berechtigt zum Tragen des kuro obi (Schwarzgurt), entspricht aber nicht der Meisterschaft eines ryū, sondern einem hohen Schülergrad, der „am Anfang des Weges“ () steht.

Definition des sandan

Der sandan wird als „Grad des anerkannten Wegschülers“ (uchi deshi) in einem ryū bezeichnet und steht für jene Fortschrittsstufe, auf der der Übende unwiderruflich dazu entschlossen ist, den Weg () der Kampfkünste bis an sein Lebensende zu gehen. Während der shodan die Voraussetzung in sich gründet, den Weg der Kampfkünste gehen zu können, und der nidan darüberhinaus erfahren hat, welches der Weg der Kampfkünste ist, befindet sich der sandan auf einer Stufe, auf der es keine Rückkehr mehr gibt. Sowohl beim shodan als auch beim nidan besteht die Möglichkeit, dass sie, aus welchen Gründen auch immer, den Weg der Kampfkunst irgendwann verlassen werden. Ein sandan hingegen ist dieser Gefahr nicht mehr ausgesetzt und darf von seinem Lehrer nicht graduiert werden, ehe jede diesbezüglichen Zweifel ausgeräumt sind. Der sensei erkennt ihn durch diese Graduierung als echten Wegschüler und als uchi deshi an.<br.>Die Entscheidung dazu trifft der sandan nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen und bekundet sie nicht durch Worte, sondern durch seine Haltung. Der sandan ist kein Verdienst oder ein erreichbares Niveau, sondern eine seit jeher bestehende Berufung im Menschen, die durch die Übung des budō sichtbar wird. Für den sandan gibt es keine Hindernisse mehr, die ihm im Wege stehen. Auf dieser Stufe beginnt der Schüler seinen „Inneren Meister“ zu spüren, er ruft ihn an und bringt ihn zum Vorschein. Er weiß, dass es sein eigener Innerer Meister ist, der ihn zum Suchen veranlasst, der ihn drängt und nie mehr loslässt.<br.>Hier erreicht der Übende eine gewisse Unabhängigkeit von allen Umständen. Die Kunst verändert sich, die Beziehung zum leibhaftigen Meister wird frei von Verbindlichkeiten und daher intensiver und reiner. Gesetze und Regeln verlieren ihre Macht und werden durch die rechte innere Haltung (shisei) gegenüber allen Dingen ersetzt. Erst dieses Niveau erlaubt den Eintritt in die Stufe ha. Nicht durch die Technik, sondern allein durch die Haltung (shisei) hat der sandan seine Wegrichtung entschieden.

Aus dem BSK-Prüfungsprogramm

Hauptartikel: BSK-Prüfungsordnung

Inzwischen ist für dich klar, dass du den Weg der Kampfkünste zu deinem Lebensweg machen wirst. Erst jetzt bist du ein vom sensei anerkannter Schüler. Dein technisches Niveau ist hoch, und du hast verschiedene und anerkennenswürdige Niveaus im budō gemeistert. Doch dein gesamtes Wissen über die Zusammenhänge im budō ist von aufwendigen Erklärungen und Demonstrationen abhängig, für die du notwendiger als bisher deinen sensei brauchst.<br.>In den Kampfkünsten nennt man dieses Niveau „Initiierung“. Ob du daran teilhaben wirst, hängt nicht von deinen bisherigen Verdiensten ab, sondern ausschließlich davon, ob du bereit bist, den Budō-Gedanken deiner Gemeinschaft mit zu tragen, mitzuempfinden und für alle sichtbar zu verwirklichen. Vielleicht mag es dir undemokratisch erscheinen - aber über all das, was du hier verwirklichst, entscheidet alleine dein sensei.<br.>Den 3.dan hast du von deinem sensei erhalten, weil du in den vorausgegangenen Graden die erforderlichen Standards erfüllt hast. Doch auf dieser Stufe geht es um eine neue Dimension: „Finde das richtige Verhältniss zwischen Lernen und Lehren.“ Das ist nicht einfach, denn hier ist deine Persönlichkeit gefragt. Mit Ego, Eigensinn und Gewalt geht hier überhaupt nichts. Entweder du bist von deinen Lehrern und Schülern als Autorität anerkannt oder du hast ein tatsächliches Problem. Dein sensei wird nicht auf deine Technik sehen, sondern einfach nur darauf, wer du bist. Allein dadurch entscheidet sich den weiterer Weg.

Studien Informationen

Siehe auch: Kyūdan | Yūdansha | BSK-Prüfungsordnung | BSK-Graduierungen | Budō

Literatur

  • Werner Lind - Karate Grundlagen, Kihon, Kata, Kumite, BSK 2005.
  • Francis Didier - Karate dō - L´Esprit Guerrier, Sedirep 1988.
  • Werner Lind - Budo - Der geistige Weg der Kampfkünste, O. W. Barth 1993.

Weblinks