Tennō

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Artikel aus: Lexikon der Kampfkünste<br.>Nachbearbeitet von: Werner Lind

Der Begriff tennō (天皇) steht für einen himmlischen Herrscher (auch tenshi oder tenson - Himmelssohn) in Japan und ist eigentlich erst seit Jitō-Tennō (ab 690) die Bezeichnung für einen amtierenden japanischen Kaiser. Ein japanischer tennō gilt als mystischer Nachfahre von Ninigi no Mikami (Enkel der Sonnengottheit Amaterasu). Ähnliche legendäre Herkunftsbescheinigungen für Regenten finden sich auch in der chinesischen Mythologie und bezeichnen dort den ältesten mystischen Herrscher Chinas (Huangdi).

Allgemeines

Der Mythologie (nihonshoki(日本書紀) und kojiki (古事記)) zufolge ist der tennō ein Nachkomme der obersten Shintō-Gottheit (Amaterasu), der seine Herrschaft nach dem Zeitalter der Götter (jindai) Kraft eines himmlischen Mandates (jingi, legitimiert durch drei göttliche Amtsinsignien sanshū no jingi) ausübt und einer ununterbrochenen Geschlechterfolge entstammt. Das japanische Kaiserhaus (kōshitsu, tennōke und kōzoku) führt seine Ahnenlinie bis in das Jahr 660 v.Chr. zurück, in dem laut mythologischer Überlieferung Jinmu-Tennō von seinem göttlichen Großvater (Ninigi no Mikoto) auf die Erde gesandt wurde, um das Zeitalter der Menschen (nindai) einzuleiten. Tatsächlich aber wurde die Bezeichnung tennō erst ab ca. 690 von der Kaiserin Jitō-Tennō nach chinesischem Vorbild eingeführt. Bis dahin bezeichnete man die „Himmlischen Herrscher“ Japans mit den Begriffen sumera mikoto oder mikado (erlauchtes Tor), die vage mit „Kaiser“ übersetzen werden können. Vor der Zeitwende bezeichnete tennō lediglich eine Erblinie von Herrschern über das Land Wa (siehe Yamatai und Yamato); ab 690 geändert in Nippon (verwestlicht Japan), die teilweise unterschiedlich ethnischen Gruppen entstammten.<br.>Die alten Bezeichnungen mikado, tenshi oder sumera mikoto werden heute nicht mehr gebraucht. Statt ihrer verwendet man für den Kaiser den Begriff tennō, für seine nächste Verwandtschaft die Begriffe kōzoku und kōshitsu und für vom Kaiserhaus abgespaltene, verwandte Klans den Begriff kazoku (vergl. mit shizoku). Der Kaiser wird heute mit heika (Majestät) oder Heika-Tennō (seine Majestät, der Kaiser) angeredet.<br.>Alle altertümlichen und neuzeitlichen Anreden sollen auf die göttliche Herkunft des tennō verweisen. Der tennō war und ist in Japan die Personifizierung einer göttlichen Macht und wird aus diesem Grund hoch verehrt. Seine wirkliche Regierungsgewalt war jedoch fast immer eingeschränkt.

TENNŌ - Bezeichnungen und Begriffe

Bezeichnungen für den Tennō

Sumera mikoto (天朝 / 皇尊) - himmlischer Herrscher
Mikado (御門) - allerhöchste Pforte (Ehrentitel für einen tennō)
Tenshi / Tenson (天子) - Himmelssohn (Ehrentitel für einen tennō)
Heika (陛下) - Majestät (Ansprache für den tennō)
Heika-Tennō (陛下天皇) - kaiserliche Majestät (Ansprache für den tennō)
Konjō-Tennō (陛下) - Ansprache als dritte Person für den tennō
Sonderformen im Insei (院政)
Hō´ō-Tennō / Hōwō (法皇天皇) - Mönch-Kaiser
Dajō-Tennō / Jōkō (太上天皇) - abgedankter Kaiser
Dajō-Hō´ō (太上法皇) - in ein Kloster zurückgezogener abgedankter Kaiser
Insei-Tennō (院政天皇 ) - aus einem Kloster regierender Kaiser
Regenten für Tennō und Shōgun
Kanpaku (関白) - stellvertretende Regent für einen Tennō
Sesshō (摂政) - stellvertretender Regent für einen Kind-Kaiser
Taikan Tandai (探題) - stellvertretender Regent für einen Shōgun
Shikken (執権) - stellvertretender Regent der Hojo für einen Shōgun
Tairō (大老) - Vorsitzender des Ältestenrates (Tokugawa)
Verwandte Begriffe
Teisei (帝政) - Herrschaftszeit des Tennō
Tennōsei (天皇制) - Regierungssystem des Tennō
Tennōke (天皇家) - Haus / Familie - Institution des Tennō
Kōshitsu (皇室) - Zimmer - persönliche Familie des Tennō
Kōzoku (皇族) - kaiserliche Verwandtschaft ersten Grades
Kazoku (華族) - kaiserlich verwandter Adel weiterer Generationen

Geschichte der japanischen Kaiser

Hauptartikel: Japan | Japanische Geschichte

Die Geschichte der japanischen tennō ist eine Mischung zwischen Mythos und Wahrheit und erstreckt sich über alle Zeitalter Japans.

Genshi (Frühzeit, 10.000 v.Ch bis 300 n.Ch.)

Der Ursprung der japanischen Kaiser führt angeblich bis in das Jahr 660 v.Chr. zurück, als Jinmu-Tennō, ein Urenkel der Sonnengottheit Amaterasu, den Thron bestieg und nach mehreren Eroberungskriegen das Herrschaftgebiet Yamatai gründete. Dieses Datum wird im nihonshoki und kojiki (7. Jh.) rückwirkend zum amtlichen Gründungstag des japanischen Reiches (Yamato und Japan), des Kaisergeschlechtes (tennōke) und zum Beginn der japanischen Zeitrechnung (reki und nengō) erklärt.<br.>Bis ca. 250 n.Chr. wurden die japanischen Regenten von den Klanoberhäuptern (uji und ujigami) gewählt oder putschten sich durch Kriege an die Macht. Man bezeichnete sie als „Herrscher über das Land Wa“: Es gab keine kontinuierliche Erbschaftsfolge, denn die Regenten kamen aus verschiedenen Ethnien (oft Koreaner). Erst mit dem Beginn des yamato jidai (ca. 250 n.Chr.) etablierten sich zunehmend die Klans aus dem gleichnamigen Gebiet Yamato und gründeten ab ca. 400 n.Chr. eine kontinuierliche Herrschaftsfolge.

Kodai (Altertum, 300-1192)

Durch verschiedene Gesetzgebungen im 7. Jh. (ritsuryō) wurde den Regenten aus Yamato der alleinige Besitzanspruch über das gesamte japanische Reich (über Grund, Boden und Volk) zugesichert. Diese Regenten wurden ab 690 als tennō bezeichnet, nachdem der Begriff von Regentin Jitō-Tennō eingeführt wurde. Danach gab es in Japan keinen Dynastiewechsel mehr. In dieser Zeit existierte im japanischen Reich eine einmalige und kurzfristig uneingeschränkte Machtausübung (teisei) der tennō, die sich jedoch bereits ab dem asuka jidai (ab 538) wieder verminderte. Die Regierungsmacht der tennō wurde immer stärker von mächtigen Hofbeamten (kazoku und kuge) anderer Klans beeinflusst (beginnend mit dem Geschlecht der Soga, gefolgt von den Fujiwara und Taira). Das dauerhafte Überleben der Institution tennō wurde schließlich durch die 712 und 720 veröffentlichten Reichschroniken (nihonshoki und kojiki) gesichert, die dem tennō einen göttlichen Status (Abstammung von der Sonnengottheit Amaterasu) zusprachen und rivalisierende Klans davon abhielten, ihn abzusetzen. Gleichzeitig wurden allerdings in der Geschichte Japans immer wieder Institutionen gegründet, durch die die göttliche Erbfolge des tennō zwar offiziell erhalten blieb, andere mächtige Klan-Oberhäuptern jedoch die eigentliche Regierungsgewalt ausübten (japanische Regenten).<br.>Beginnend mit dem heian jidai und im folgenden kamakura jidai dankten die tennō gezwungen oder freiwillig ab (hōwō tennō, dajō hōō - abgedankter Kaiser) und überließen die Regierungsgeschäfte einem kanpaku. Gelegentlich übertrugen sie die Regierungsgewalt ihrem minderjährigen Sohn, für den wiederum ein Vormund (sesshō) regierte. Mit seinem Erwachsenwerden wurde aber auch der Kind-Kaiser zum Abdanken gezwungen, um wie sein Vater ebenfalls ein entmachteter hōwō tennō zu werden.<br.>Die entmachteten tennō zogen sich in buddhistische Klöster zurück. Manche von ihnen entwickelten sich zu fanatischen „Mönchsknechten" während andere versuchten aus ihrer Klosterverbannung heraus weiter zu regieren, was im Laufe der japanischen Geschichte zu anhaltenden Kriegen mit den inzwischen eingesetzten sesshō (Vormund), kanpaku (stellvertretender Regent) und später shōgun (Militärdiktator) führte. Das kaiserliche Regierungssystem aus den Klöstern nannte man insei (Kloster-Regierung).<br.>Bei jeder Bemühung des tennō, die Regierungsmacht zurück zu gewinnen, mahnten ihn die mächtig gewordenen Hof-Adeligen (kuge und kazoku), sich um die „göttlichen Angelegenheiten“ (jingikan) im Kloster zu kümmern und die „irdische Regierung“ (daijōkan) seinen stellvertretenden Regenten auf Erden zu überlassen.<br.>Von allen weltichen Regierungskompetenzen getrennt, beschränkte sich der tennō notgedrungen darauf, nur noch religiöse und repräsentative Aufgaben (matsurigoto und matsuri) wahrzunehmen. Durch seine göttliche Abstammung war er unangefochten der höchste Shintō-Priester im Land und Glied einer unveränderbaren Erbfolge zukünftiger Kaiser-Generationen bis in die heutige Zeit. Politisch aber war er entmachtet. Mit dem Eintritt ins Mittelalter (chūsei) verloren die kuge (adelige Hofbeamte) die Macht an die buke (adelige Krieger), die eine militärische Gegenregierung gründeten.

Chūsei (Mittelalter, 1192-1603)

Beginnend mit dem Mittelalter begannen in Japan die kanpaku und shōgun zu regieren, die sich aus einem kaiserverwandten Kriegergeschlecht (shizoku und buke) etablierten. Sie gründeten ein zweites Machtzentrum mit eigener Hauptstadt (bakufu) als Gegenpol zur Kaiserstadt Kyōto. Von dort aus wurde der tennō entschieden angewiesen, sich um die himmlischen Probleme zu kümmern und staatspolitische Entscheidungen zu unterlassen. Abgesetzt wurde er jedoch nicht, da die neuen Militärdiktatoren (Minamoto, Ashikaga, Hōjō, u.a.) ihre eigene Macht auf der Basis seiner göttlichen Abstammung begründeten. Die Militärdiktatoren (shōgun) verbeugten sich stets vor dem tennō, diktierten aber aus ihren Machtzentren (bakufu) im Alleingang die Politik des Landes.<br.>Die militärische Diktatur der frühen shōgune überdauerte das von ununterbrochenen Kriegen geprägte japanische Mittelalter (chūsei, 1192-1603) in den Zeitperioden kamakura jidai (1192-1333), Ashikaga-Muromachi jidai (1338-1573) und Azuchi-Momoyama jidai (1573-1603) und setzte sich im Zeitalter der japanischen Frühmoderne (kinsei) fort.

Kinsei (Frühmoderne, 1603-1868)

Die Frühmoderne begann mit der Machtübernahme der Militärdiktatoren aus der Familie der Tokugawa (siehe auch tokugawa jidai und edo jidai). Ihr erster shōgun, Tokugawa Ieyasu unterwarf all seine potentiellen Rivalen, verlagerte den Sitz der Militärregierung (bakufu) nach Edo (Tōkyō) und degradierte den in Kyōto amtierenden tennō zu seinem Untertan. Die dominante Regierung der Tokugawa sicherte Japan einen langanhaltenden Frieden, endete jedoch 1868 in politischen Revolten, durch die die kaiserliche Macht restauriert (meiji isshin - Meiji-Restauration) werden konnte.

Kindai (Moderne, 1868-1989)

Die japanische Moderne beginnt 1868, nachdem durch Revolten und politische Reformen die Regierungsgewalt des tennō erneut eingerichtet und der shōgun entmachtet wurde. Diese turbulenten Jahre nennt man meiji isshin (Meiji-Restauration, Meiji-Renovation oder Meiji-Revolution - die Begriffe werden beide gebraucht).<br.>Das Zeitalter von 1868 bis 1912 bezeichnet man als meiji jidai. Im Laufe seiner fortschreitenden Entwicklung begann sich unter verschiedenen Einflüssen und Interessen allmählich ein imperialer japanischer Nationalstaat abzuzeichnen, in dem der tennō erneut eine zentrale Position inne hatte. Staat, Gesellschaft und Politik wurden neu definiert.<br.>Die alte Unterteilung des Adels in kuge (Hofadel) und buke (Kriegeradel) wurde aufgehoben und 1876 zu einem Einheitssystem (shinsenshō jiroku) zusammengeführt. Doch bereits 1884 wurde dieses Konzept mit dem Modell des europäischen Adelsystems (kazoku - Blütensippen) ersetzt, das sich am britischen Peerage-System orientierte.<br.>Im Jahre 1889 wurde eine erste japanische Verfassung (dai nihon teikoku kenpō) ins Leben gerufen, die dem tennō uneingeschränkte Regierungsgewalt einräumte. Diese neue Verfassung (kenpō) orientierte sich am Vorbild des preußischen Königreiches und konzentrierte die gesamte Macht in der Person des Kaisers. Das Parlament hatte wenig Befugnisse, die Regierung wurde ausschließlich vom tennō ernannt.<br.>Die japanische Gesellschaft sollte im darauf folgenden taishō jidai (1912-1926) eine in sich geschlossene große Familie mit Anspruch auf die Weltherrschaft werden, deren göttlicher Übervater und Beschützer der tennō sein sollte. Kein japanischer Bürger durfte diese Ideologie in Zweifel ziehen, weil sich darauf die imperialistische Machtpolitik des tennō aufbaute, die sich ab dem shōwa jidai (1926-1989) in diktatorischen Reformen, nationalistischen Gesinnungen und mehreren Eroberungskriegen darstellte. Dieser Machtwahn gipfelte schließlich im Zweiter Weltkrieg, den die Japaner mit hohen Verlusten (Hiroshima und Nagasaki) verloren.<br.>Demzufolge geriet Japan ab 1945 unter die Herrschaft der amerikanischen Besatzung, die den tennō all seiner politischen Funktionen enthob, wobei seine Institution jedoch nicht abgeschafft wurde, da ein nach wie vor starker national-religiöser Kaiserkult in Japan weiterlebte. Die Amerikaner setzten mit Druck eine neue Verfassung durch (nihon koku kenpō), die eine parlamentarische Monarchie vorsah, in der der tennō nur noch repräsentative Aufgaben wahrnehmen durfte. Eine endgültige Absetzung des „göttlichen“ tennō hätte zu erheblichen Unruhen im Land und zu einer tiefen Demütigung des japanischen Volkes geführt. Ein entmachteter tennō, der mit den Besatzern eng zusammen arbeitete, war den Amerikanern wichtiger, als eine höchstwahrscheinlich eintretende Revolte in der Gesellschaft. Der tennō rief notgedrungen kurz nach dem Krieg in einer Rundfunkansprache (gyokuon hōsō) sein Volk zum Gehorsam gegenüber den amerikanischen Besatzern auf.

Gendai (Gegenwart, ab 1989)

Der Begriff bezeichnet das Japan der Gegenwart, in dem sich der Status des tennō in der japanischen Gesellschaft erheblich veränderte. Japan ist heute politisch eine parlamentarische Demokratie, während gleichzeitig jedoch das gesellschaftliche Bewusstsein im Mythos seiner „göttlichen Kaiser“ nach wie vor verhaftet ist. Obwohl politisch längst entmachtet, hat der tennō auch heute noch eine symbolische Rolle im nationalen Selbstverständniss aller Japaner (kōshitsu).

Legitimation eines Tennō

Neben den bekannten Mythologien aus dem kojiki (古事記), der „Aufzeichnung alter Begebenheiten“ und nihonshoki (日本書紀), der „Chronik Japans in einzelnen Schriften“, laut denen alle japanischen Herrscher direkt von den Göttern (kami) abstammen, wurden im Laufe der Geschichte mehrere Symbole entwickelt, die einen tennō legitimieren und ausweisen.

Thron-Insignien des Tennō

Den mythologischen Berichten im kojiki und nihonshoki zufolge wurde die vormenschliche Welt (jindai - „Zeitalter der Götter“) von Göttern regiert, die Ninigi no Mikoto (Enkel der Sonnengottheit Amaterasu) als Vertreter auf die Erde schickten, um das irdische Volk ins „Zeitalter der Menschen“ (nindai) zu führen. Als Zeichen seines göttlichen Auftrags auf Erden und zur Legitimation seiner irdischen Macht, schenkte ihm seine Großmutter Amaterasu die „drei Kostbarkeiten“ (sanshū no jingi, vereinfacht jingi). Diese übergab er später seinem Enkel Jinmu-Tennō, der 660 v.Chr. das erste japanische Reich (Yamatai) gründete, das sich zu Yamato weiterentwickelte. Die alten kaiserlichen Throninsignien sind bis heute gültig:

Kaiserliches Siegel
Kusanagi no tsurugi - Schwert
Yasakani no magatama - Juwelen
Yata no kagami - Spiegel

Siegel und Stempel des Tennō

Als kaiserliches Siegel (in, inji, gyoji und jirushi) gilt die stilisierte Chrysantheme mit 16 Blütenblättern. Sie wird auch heute noch als offizielles Symbol (Stempel) des japanischen Kaiserhauses (kōshitsu) verwendet und darf nur vom tennō selbst oder von ihm bevollmächtigten Familienmitgliedern (tennōke) gebraucht werden.

Wissenswertes über den japanischen Tennō-Kult

Der tennō wird seit altersher als göttliche Regierungsinstanz aller Japaner verehrt. Auch heute noch ist er Bezug für die geschichtliche Vergangenheit Japans, relevant und maßgeblich für die Entstehung des japanischen Volkes und seiner gesamten Entwicklung bis in die Neuzeit. Auch wenn seine politische Macht über die Jahrhunderte immer wieder zu Gunsten anderer Herrscher in Frage gestellt wurde und zeitweise schwand, blieb er im gefühlten Empfinden der Japaner stets die eigentliche Führungsperson der japanischen Nation.

Inthronisation (Krönung eines Tennō)

Obwohl das Gesetz der kaiserlichen Familie (皇室典範 kōshitsu tenpan) grundsätzlich Inthronisierungs-Zeremonien zulässt (Artikel 24), widerspricht es doch weitgehend der heutigen japanischen Verfassung, wenn diese Zeremonien religiöse Rituale enthalten. Die japanische Verfassung sieht im Artikel 20 eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion vor. Aus diesem Grund sind religiöse Inthronisationsrituale im modernen Japan umstritten.<br.>Im Wesentlichen gibt es zwei wichtige Zeremonien zur Inthronisation eines tennō. Die erste (皇室典範 soku no rei) bezeichnet die offizielle, staatliche Krönungszeremonie mit Thronbesteigung (高御座 takamikura) und Übernahme der kaiserlichen Amtsinsignien (sanshū no jingi) durch den tennō.<br.>Die zweite Zeremonie (大嘗祭 daijōsan oder onie no matsuri) ist ein shintōistisches Opferritual und unkonform zur japanischen Verfassung. Sie wird deshalb allein vom kaiserlichen Hofstaat ausgerichtet, bei dem politische Amtsträger nur als Privatpersonen teilnehmen dürfen.

Regierungsdevisen

Seit altersher bestimmt ein tennō mit seinem Amtsantritt eine neue Ära / Regierungsdevise (nengō). Vor dem meiji jidai (1868) wurden die nengō vor allem von Prinzregenten oder vom shōgun verkündet. Sie orientierten und veränderten sich stets nach wichtigen politischen Ereignissen, nach Naturkatastrophen oder nach besonderen astrologischen Konstellationen. So konnten während der Regierungszeit eines tennō durchaus mehrere nengō existieren.

Bezeichnungen für den Tennō

Direkt angesprochen wird ein tennō öffentlich stets mit der Bezeichnung heika tennō (Kaiserliche Majestät). Als dritte Person spricht man von ihm immer als konjō tennō (der gegenwärtig amtierende Kaiser). Sein entsprechender Geburtsname (z.B. Hirohito) wird in Japan weder als Anrede, noch als Bezeichnung gebraucht, höchstens im engsten Kreise seiner Familie. Anders als in Japan bezeichnet man in der westlichen Welt einen japanischen tennō mit seinem Geburtsnamen (z.B. mit Hirohito-Tennō) - was in Japan eine unzulässige Bezeichnung darstellt. Traditionell wird ein tennō in Japan nach seinem Tod nicht mit seinem Eigennamen, sondern mit der Bezeichnung seiner Regierungsdevise (nengō) angeführt. Angebunden an das genannte Beispiel wird der 1989 verstorbene Kaiser Hirohito zum Shōwa-Tennō.

Funktionen eines Tennō

Seit altersher war der tennō ein Spielball abwechselnder politischer Mächte und hatte im Laufe der gesamten japanischen Geschichte (Japanische Geschichte) fast nie die direkte Regierungsgewalt inne. Die Institution tennō überdauerte die Jahrhunderte lediglich auf der Grundlage seines Mythos, laut dem er von den Göttern (kami) abstamme und von irdischen Instanzen nicht angetastet werden dürfe. Dies hielt die Menschen zwar nicht davon ab ihn zu entmachten, gleichzeitig aber verbeugten sie sich auch vor ihm.<br.>Aus diesem Grund bestand und besteht die Funktion des tennō nur aus Repräsentationen ohne politische Befugnisse. Im ersten Artikel der Nachkriegsverfassung (1946/47) erklärte man den tennō als „Symbol und Vater des japanischen Volkes“, und gestand den Mitgliedern seiner Familie (kōshitsu) ebenfalls Ehrenämter zu (geregelt in den kōshitsu tenpan - Gesetze für den Kaiser). Er durfte den Premierminister und den Präsidenten des Obersten Gerichtshofes benennen, das Parlament einberufen, neue Gesetze verkünden und die Außenpolitik gestalten. Doch all diese Zuerkenntnisse waren fiktiv, denn er hatte tatsächlich keine Entscheidungsgewalt.<br.>Auch wenn sich Hirohito während dem Zweiten Weltkrieg ungewöhnlich intensiv in die Kriegsführung einmischte (begründet in yamato damashi und yamato kokoro), verlor er nach der kriegerischen Niederlage alle Regierungskompetenzen. Als er 1989 (heisei jidai) starb und sein Sohn Akihito übernahm, war der Mythos über die göttliche Herkunft des tennō längst aufgehoben und durch offizielle Erklärungen seitens des Kaiserhauses (kōshitsu) revidiert. Doch im Volksglauben gilt auch heute nach wie vor der tennō als Identifikationsfigur mit der japanischen Seele (yamato damashi).

Bestattung eines Tennō

Bestattet wird ein tennō nach einem genau definierten Shintō-Ritus (大喪の礼 taisō no rei), der aber erst seit dem meiji jidai besteht. Davor gab es Bestattungsrituale, die sowohl buddhistische als auch shintōistische Zeremonien enthielten. Zuletzt wurde der Shōwa-Tennō Hirohito am 24. Februar, 1989 entsprechend bestattet. Dies führte zu weltweiten Kritiken und vor allem in Japan zu innenpolitischen Diskussionen, weil dadurch erneut eine Kollision mit der aktuellen Verfassung (Trennung von Religion und Staat) entstand.

Studien-Informationen

Siehe auch: Liste der Tennō | Japanische Geschichte |

Literatur

  • Takamori Akinori: Daijōsan, in Encyclopedia of Shinō. (Kokugaki in), Januar 2007.
  • Tanaka Nobumasa: The Imperial Succession and Japanese Democracy. übersetzt von Julie Higashi (Japan Focus).
  • Shōtoku Taishi: Tennōki. 620, Shōtoku Taishi - Kokki, 620.
  • Werner Lind: Lexikon der Kampfkünste. BSK, 2010.

Weblinks

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